Worauf sollte man beim Kauf des Schulranzens achten?
In diesem Jahr kommt meine Tochter in die Schule und mit ihr zusammen ungefähr 700.000 andere Kinder in Deutschland. Und natürlich beschäftigt mich (wie wahrscheinlich alle anderen Eltern auch) aktuell die Frage: Welcher Schulranzen ist für mein Kind eigentlich der beste und worauf sollte ich beim Kauf achten?
Ich bin hin- und hergerissen. Einerseits möchte ich natürlich an dieser Stelle nicht sparen. Schließlich wird mein Kind diesen Ranzen tagtäglich umher schleppen und daher kann eigentlich nur das Beste gut genug sein. Die Preise sind aber so unglaublich hoch, dass einem wirklich schwindlig wird - über 200 EUR kann man ohne weiteres ausgeben. Tut es nicht auch ein Ranzen vom Discounter? Worin unterscheiden sich die ganzen Modelle überhaupt? Was ist wichtig - was nicht? Wie wurden die Ranzen getestet?
In diesem - nicht gesponserten - Artikel möchte ich die Ergebnisse meiner Recherchen zusammenfassen und die Frage beantworten, wie man den besten Ranzen für sein Kind findet.
In diesem - nicht gesponserten - Artikel möchte ich die Ergebnisse meiner Recherchen zusammenfassen und die Frage beantworten, wie man den besten Ranzen für sein Kind findet.
Die Schulranzen-DIN-Norm 58124
In Deutschland gibt es eine Norm, die festlegt, wie ein "sicherer" Schulranzen aussehen soll: die Norm DIN 58124. Ist ein Ranzen nach dieser Norm zertifiziert, bedeutet das, dass er bestimmte Anforderungen an die Verkehrssicherheit, die Gebrauchstauglichkeit und die Gestaltung erfüllt.
Bei Ranzen, die dieser Norm entsprechen, sind zu mindestens 20 % (bzw. mindestens 50 Kubikzentimeter) der sichtbaren Fläche mit fluoreszierendem Material in den Farben gelb/orange-rot (Warnwesten-Farben) gestaltet. Weitere 10 % der Vorder- und Seitenflächen bestehen aus silbernem, retroreflektierendem Material (Katzenaugeneffekt).
Ranzen nach DIN-Norm mit 20 % fluoreszierendem Material (orange) und 10 % retroreflektierendem Material (silberner Streifen) |
Die DIN-Norm stellt außerdem Anforderungen an die Reiß-, Bruch- und Formfestigkeit. Ranzen mit dieser Kennzeichnung durchlaufen verschiedene Belastungstests, es wird außerdem getestet, ob die Verschlussteile ohne harten Kanten sind und sich keine Kleinteile lösen. Außerdem sind die Ranzen bis zu einem gewissen Grad wasserabweisend.
Was sollte man beim Kauf von Schulranzen beachten?
Ranzen sollte man unbedingt anprobieren
Für Ranzen gilt das gleiche, wie für Kindersitze - sie müssen einfach zum Kind passen. Es gibt kein Modell, das pauschal für alle Kinder gut geeignet ist. Daher sollte man vor dem Kauf unbedingt unterschiedliche Modelle ausprobieren. Wer keine Möglichkeit hat, das im Fachgeschäft vor Ort zu tun, kann verschiedene Modelle im Internet bestellen und in Ruhe zu Hause ausprobieren. Online-Händler sind verpflichtet, Waren innerhalb von 14 Tagen zurück zu nehmen und den Kaufpreis zu erstatten. Man trägt jedoch ggf. die Portokosten - hier lohnt ein Blick in die AGB des Händlers. Bei Amazon bspw. ist eine Rücksendung immer dann kostenfrei, wenn der Warenwert 40 EUR übersteigt - das ist bei Ranzen in der Regel der Fall.
Der Ranzen sollte mit und vor allem ohne Jacke ausprobiert werden, da der Tragekomfort sehr unterschiedlich sein kann. Leer ist fast jeder Ranzen bequem - die Unterschiede bemerkt man erst, wenn er gefüllt ist und ein paar Minuten getragen wird. Daher sollte man ruhig mal ein paar Bücher rein stecken, so zeigt sich schnell, ob vielleicht Gurte einschneiden oder ob der Ranzen dann auch optimal am Rücken anliegt.
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Die ideale Form

Der Ranzen sollte in der Breite nicht über den kindlichen Rücken hinausragen. Das ist bei schmaleren Kindern durchaus eine Herausforderung. Die Ranzen unterscheiden sich bezüglich der Breite z. T. gravierend - von 25 cm (Ergobag cubo) bis zu 40 cm (Scout Buddy) - das wirkt sich natürlich dann auf die Höhe aus. Es wird empfohlen, dass die obere Kante im Nacken und die untere über dem Po endet.
Riemen/Gurte
Die Gurte dürfen nicht am Hals einschneiden und sollten etwa 4 cm breit sein, damit sich das Gewicht ideal verteilt. Wichtig ist, dass sie nicht zu stark/dick gepolstert sind, weil sie sonst unflexibel werden und von den Kindern ungern und dann leider oft nur einseitig verwendet werden. Wichtig ist auch, dass sie stufenlos verstellbar und mindestens 50 cm lang sind.
Die Gurte dürfen aber auch nicht zu lang sein, da sie sonst auf der Erde schleifen, wenn das Kind den Ranzen in der Hand trägt. Die Stolpergefahr ist dadurch stark erhöht. Bei manchen Ranzen kann man die Enden der Riemen an den Gurten einhaken - das ist ein durchaus sinnvolles Feature - ob es letztendlich auch genutzt wird, ist eher fraglich.
Seitentaschen, Tragegriff und Deckel
An den Seiten des Ranzens sollten eine Trinkflasche und die Vesperbox Platz finden. Wenn die Flasche mal ausläuft, bleiben so Bücher und Hefte trocken.
Der Deckel sollte vom Kind gut allein geöffnet werden können und sich möglichst weit öffnen lassen. Wichtig ist auch, dass der Deckel offen bleibt und nicht ständig wieder zufällt.
Der Tragegriff sollte gepolstert sein und groß genug sein, damit ihn die Hand gut greifen kann. Er sollte oben mittig auf dem Deckel sein, so dass er beim Tragen nicht stört.
Das Gewicht des Ranzens - wie viel sollte er maximal wiegen?
Die offiziellen Empfehlungen (in der DIN-Norm) lauten, dass das Gesamtgewicht des Ranzens 10 bis 12,5 % des Körpergewichtes nicht überschreiten soll. Erstklässler wiegen zwischen 18 und 28 kg - durchschnittlich etwa 22 kg. Mit diesem Durchschnittsgewicht sollte der Ranzen also maximal etwa 2,2 bis 2,75 kg wiegen.
Diese Empfehlungen stammen jedoch ursprünglich noch aus dem Jahr 1915 und sie waren eigentlich für Tornister von Soldaten gedacht - die natürlich ganz anders gebaut sind und ganz andere Strecken zurücklegen mussten, als unsere Erstklässler heute. In der Realität zeigt sich, dass die Empfehlungen auch gar nicht eingehalten werden (können) - tatsächlich tragen Kinder durchschnittlich etwa 17,2 % ihres Körpergewichtes.
Ob zu schwere Ranzen in Zusammenhang mit Rückenbeschwerden stehen oder Haltungsschäden verursachen können, das haben mehrere Studien untersucht. Dabei gibt es sehr widersprüchliche Ergebnisse - einige wollen einen solchen Zusammenhang erkennen, die meisten konnten jedoch keinen feststellen. Einen deutlich höherer Einfluss auf die Rückengesundheit haben Sitzmöbel und der Umfang der Bewegung. Wirkliche Beeinträchtigungen wurden erst festgestellt, wenn Kinder über längere Zeit etwa ein Drittel ihres Körpergewichtes tragen. Einige Ärzte sagen sogar: ein schwerer Ranzen trainiert die Rückenmuskulatur regelmäßig.
Die oben empfohlenen Normwerte sind ohnehin etwas problematisch, weil sie eine Sicherheit vortäuschen. Kleine schwache Kinder können mit 12,5 % des Gewichtes schon vollkommen überfordert sein. Ob der Ranzen für das Kind zu schwer ist, lässt sich ganz gut testen, indem man den Schulweg mehrmals mit gefülltem Ranzen abgeht - das Kind sollte dabei die ganze Zeit völlig normal laufen und nicht seine Haltung ändern. Wirkt es irgendwann wie ein Packesel und krümmt den Rücken, dann ist der Ranzen definitiv zu schwer.
Bei der Frage, ob man sich bewusst für einen besonders leichten Ranzen entscheidet, sollte man nicht vergessen, dass sich ein geringeres Gericht zu Lasten der Stabilität auswirkt. Beim Stauraum ergeben sich jedoch kaum Unterschiede.
Die leichtesten Ranzen am Markt sind derzeit:
- DerDieDas
- Fliegengewicht XS, Ergo Flex und Superflash (je ca. 800 g)
- Fliegengewicht, Ergoflex XL (ca. 850 g)
- McNeill
- Ergo Light 912 (850 g).
Die normal schweren Ranzen wiegen etwa zwischen 1.100 und 1.300 g. Wenn man ein sehr leichtes Kind hat, dann kann es durchaus sinnvoll sein, einen extraleichten Ranzen zu kaufen. Sonst ist es meines Erachtens wenig sinnvoll, die Auswahl vom Gewicht abhängig zu machen. Ob der Ranzen nun 1.100 oder 1.300 g wiegt, ist eigentlich egal - denn ob nun dauerhaft das Gewicht von ein bis zwei Schokoladen mehr mit herum geschleppt wird oder nicht, darauf kommt es bei normal starken Kindern eher nicht an. Da würde ich persönlich mehr Wert auf die anderen Parameter legen.
Wie wird der Ranzen richtig gepackt und getragen?
Das Gewicht im Inneren sollten Kinder gut verteilen. Wichtig ist, dass die schweren Teile (Bücher) innen an die Seite gepackt werden, die beim Tragen am Rücken anliegt. Andernfalls kippt der Ranzen beim Tragen immer vom Rücken weg, so dass das Kind dies ständig ausbalancieren muss. Es gilt also: je schwerer ein Gegenstand ist, desto näher am Körper sollte er sich im Ranzen befinden.
Die Tragegurte werden so angezogen, dass der Ranzen möglichst körpernah getragen werden kann. Er sollte dabei an mehreren Stellen auf dem Rücken (vor allem an den Schulterblättern) aufliegen und nicht über die Schultern hinaus ragen. Brust und Bauchgurte entlasten die Schultern zusätzlich - werden aber im Alltag kaum genutzt. Gerade bei kleinen schmalen Kindern sollte jedoch auf ihre Verwendung hingewirkt werden.
Kinder neigen leider dazu, die Gurte eher zu locker einzustellen, da so das das An- und Abschnallen leichter ist. Leider hängt durch zu lockere Gurte der Ranzen viel zu tief und zieht das Kind ins Hohlkreuz. Der Rücken und die Schulterblätter werden dabei überlastet und es kann sogar zu einer Beeinträchtigung der Atmung kommen. Wichtig ist auch, dass immer beide Schultertragegurte verwendet werden - beim einseitigen Tragen wird die Wirbelsäule unnötig und sehr einseitig belastet.
Rucksack, Ranzen oder Trolley?![]()
Welcher Schulranzen bzw. Schulrucksack ist der beste?
Es gibt verschiedene Tests/Empfehlungen - das schwierige an der Sache ist, dass dabei sehr unterschiedliche Prioritäten gesetzt werden. Ich fasse einfach mal einige kurz zusammen und versuche am Ende herauszufiltern, welche Ranzen man zum Ausprobieren in die engere Wahl ziehen könnte.
Empfehlung für Ranzen der Aktion gesunder Rücken e. V.
Die Aktion gesunder Rücken e. V. hat folgende Modelle mit einem Gütesiegel versehen, da sie sie in Bezug auf ihre ergonomische Gestaltung als besonders geeignet einstufen:![]()
Sammies
Sammies
Coppenrath
Step by Step
Rucksäcke
Ergebnisse der Stiftung Warentest
Die Stiftung Warentest hat im Jahr 2013 Ranzen untersucht und den Fokus auf die Sichtbarkeit im Dunkeln und die Schadstoffe gelegt.
Es wurden zwölf Modelle getestet - acht bekamen ein "gut", vier ein "mangelhaft". Ausschlaggebend für die Wertung "mangelhaft" war ausschließlich das Fehlen der fluoreszierenden Flächen, wer keine hatte, fiel sofort durch, obwohl alle anderen Kriterien völlig in Ordnung waren. In Bezug auf die Schadstoffe erreichten alle Modelle eine Bewertung zwischen "sehr gut" und "befriedigend"
Hier die Sieger in den Unterkategorien:
- täglicher Gebrauch (50 %) "gut": Tatonka Starter Light und Scout Buddy Basic und Mega Basic
- optische Warnwirkung (20 %) "sehr gut": DerDieDas Fliegengewicht XS und Sammies Optilight
- Materialeigenschaften (25 %) "sehr gut": DerDieDas Fliegengewicht XS
- Schadstoffe (5 %) "sehr gut": McNeill Ergo Light 912 und Trecking, Step by Step Touch und Tatonka Starter light.
Die Hersteller bieten ihr Modelle übrigens häufig sowohl in der Version "DIN-Norm-gerecht" als auch "nicht DIN-Norm-gerecht an". Sie haben die Erfahrung gemacht, dass sich DIN-normierte Ranzen deutlich schlechter verkaufen und bieten daher die selben Modelle auch ohne die Leuchtflächen an. Daher sollte man beim Kauf genau darauf achten, dass man zu der DIN-normierten Ausführung greift, wenn einem das wichtig ist.
Ergebnisse von Ökotest
Im Jahr 2013 wurden auch bei Ökotest Schulranzen getestet - hier bekam kein Ranzen eine bessere Note als "befriedigend". Beurteilt wurden Handhabung (25 %), Sicherheit (50 %) und Verarbeitung/Schadstoffe (25 %).
Alle Ranzen fielen in Bezug auf die Schadstoffe mit "ungenügend" durch, da jeweils der Gehalt an Phtalaten und DBT erhöht waren, Ersatzweichmacher verwendet wurden und die Ranzen PAK, phosphororganische Verbindungen und optische Aufheller enthielten.
Testsieger war der DerDieDas Fliegengewicht XS, außerdem befriedigend wurden noch der Sammies Optilight und der Scout Buddy beurteilt.
Testsieger war der DerDieDas Fliegengewicht XS, außerdem befriedigend wurden noch der Sammies Optilight und der Scout Buddy beurteilt.
Was bleibt dann noch zum Ausprobieren übrig?
Laut Ökotest ja im Grunde nichts - nur braucht das Kind ja trotzdem einen Ranzen. Da dieser nun nicht auf dem nackten Rücken getragen wird und der Hautkontakt nur von kurzer Dauer ist, habe ich für mich resignierend beschlossen, die festgestellte Belastung billigend in Kauf zu nehmen.
Die Frage, ob unser Ranzen unbedingt die DIN-Norm erfüllen muss, kann ich für unsere Situation verneinen - unser Schulweg ist nicht sehr lang und mein Kind geht nur über eine einzige Straße, die eine Ampel hat. Da ich davon ausgehe, dass sie verlässlich auf dem Fußweg bleibt, ist die Leuchtkraft des Ranzens für mich nicht von primärer Bedeutung. Daher sind für mich eher die Haltbarkeit, Verarbeitung und die Handhabung bei der Kaufentscheidung wichtig.
Bereinigt man mal die Test-Ergebnisse um die Schadstoffbelastung und Sicherheit, gehen aus den Tests und Empfehlungen folgende Modelle ausnahmslos als empfehlenswert hervor:
DerDieDas Fliegengewicht XS |
Timeless |
Diese Modelle möchte ich in den nächsten Tagen gerne ausgiebig testen und einen gesonderten Artikel darüber schreiben. Empfehlenswert wäre auch der Optilight von Sammie gewesen - bei ihm läuft jedoch gerade die Lizenz aus, so dass das Modell (zumindest in der getesteten Ausführung) nicht mehr lange erhältlich sein wird. Er wird beim Test daher nicht dabei sein.
Optilight von Sammie |
Einige meiner Freundinnen waren ganz begeistert vom Ergobag Rucksack - daher habe ich auch diesen Hersteller angefragt, ob sie uns zum Vergleich ein Testmodell zusenden. Als sie erfuhren, dass wir einen Ranzentest machen, haben sie uns dann das neueste Modell - den Ergobag cubo zugesendet - diesen werden wir zusätzlich genau unter die Lupe nehmen und mit den anderen vergleichen.
© Danielle
Quellen
Bildnachweis![]()
Kind vor Schulranzen: Helene Souza/pixelio.de
Kind mit Schultüte: Ingrid Ruthe/pixelio.de
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