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Kinderschuhe - was sollte man beim Kauf beachten?

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Ich habe eine E-Mail von Sandra bekommen, in der sie sich das Thema Kauf von Kinderschuhen bei uns im Blog wünscht. Sie möchte insbesondere wissen, ob  man wirklich 50 EUR aufwärts pro Paar ausgeben muss und ob gebrauchte Kinderschuhe in Ordnung sind oder man in jedem Falle neue kaufen sollte.

 

Warum gut passende Kinderschuhe wichtig sind


Kinderfüße sind noch sehr viel weicher und biegsamer, als Erwachsenenfüße. Außerdem sind die Nerven darin noch nicht vollständig entwickelt. Deswegen merken Kinder häufig nicht, wenn ein Schuh eigentlich schon zu klein ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass fast ein Drittel aller Kinder zu kleine Schuhe trägt. Das kann gravierende Folgen haben! Neben Muskel- und Gelenkschmerzen drohen bleibende Schäden an den Füßen, den Knien und der Hüfte. Es kann darüber hinaus zu Haltungsschäden kommen. Etwa 96 Prozent der Kinder kommen mit gesunden Füßen zur Welt, die Quote bei Erwachsenen beträgt nur noch 38 %. Das beweist, wie wichtig wirklich passende Schuhe für Kinder (und natürlich auch Erwachsene) sind.
 

Ab wann braucht mein Kind Schuhe?


nackter KinderfußKinder benötigen erst dann festes Schuhwerk, wenn sie wirklich anfangen frei zu laufen. Damit sind nicht die ersten zögerlichen Laufversuche gemeint - die finden idealerweise ganz barfuß statt. Barfußlaufen ist für kleine Kinder absolut ideal - denn so trainieren sie am besten Gleichgewichtssinn und Koordination. Alle Sehnen und Muskeln werden beansprucht und trainiert. Das ist eine wichtige Voraussetzung für auf Dauer gesunde Kinderfüße. Erst etwa vier Wochen nach den ersten Schritten laufen Kinder nennenswerte Strecken selbst - der eine etwas früher, der andere etwas später. Bis dahin können die Füße mit gefütterten BabyschuhenBabystiefelchen oder einfach Socken warm gehalten werden. 

Wenn das Kind etwa 20 Schritte am Stück läuft oder draußen selbst laufen möchte, ist es Zeit für Schuhe. Zu früh Schuhe kaufen oder gar auf Vorrat, ist wenig sinnvoll, da Kinderfüße extrem schnell wachsen. Meine Tochter brauchte zum Laufenlernen Größe 18 - mein Sohn begann erst mit Größe 22.

AntirutschsockeLasst Euch nicht von den Vorgenerationen reinreden - Kinder brauchen beim Laufenlernen keine Schuhe - zumindest nicht im Haus. Hausschuhe sollten wirklich nur dann getragen werden, wenn es wegen der Temperaturen erforderlich ist. Viel besser sind dicke Socken mit gummierter Anti-Rutsch-Sohle (ich habe gute Erfahrungen mit denen von Sterntaler gemacht) geeignet. Sie halten Füße warm und lassen ihnen freien Bewegungsspielraum.

Sind wirklich feste Hausschuhe notwendig (bei uns wird das von der Kita vorgegeben) sollte besonderes Augenmerk auf die Qualität der Hausschuhe gelegt werden. Ich habe immer wieder beobachtet, dass die Kinder tolle, teure Draußenschuhe haben, mit denen sie teilweise ja auch zwei bis drei Stunden draußen sind - aber den Rest des Tages stecken sie in teilweise ungeeigneten Hausschuhen - dabei verbringen sie meist deutlich mehr Zeit in den Hausschuhen. Da Hausschuhe von den "guten Marken" oft nur ein Bruchteil im Vergleich zu ihren Draußen-Artgenossen kosten, würde ich hier nie sparen. Uneingeschränkt empfehlenswerte Marken sind bspw. Superfit, Rohde oder Giesswein.


Wie findet man die richtige Größe?


Kinderfüße vermessen lassen


WMS MessgerätElementar für das Finden des passenden Schuhs ist nicht nur die Größe, sondern auch die richtige Breite. Zwar haben die meisten Kinder normalbreite Füße, aber es gibt auch sehr schmalfüßige und sehr breitfüßige. Die Breite eines Fußes ermitteln sogenannte WMS-Messgeräte, die ich persönlich von Deichmann kenne. Dort kann nicht nur die Fußlänge (und damit die richtige Größe) abgemessen werden, sondern auch die Breite. Es gibt mittlerweile viele Hersteller, die ihre Schuhe auch in weiten und schmalen Versionen anbieten. Auch Reno bietet eine Vermessung von Kinderfüßen - hier wird elektronisch gemessen und ebenfalls die Breite angegeben.
 
Das Problem ist nur: an den Größenangaben kann man sich leider in der Regel nicht orientieren - bei einer Untersuchung der Universität Wien hatten gerade mal 3 % (!) der Schuhe tatsächlich die angegebene Größe. Insgesamt 45,8 % waren eine Größe zu kurz, weitere 36,9 % zwei Größen zu kurz. Drei Größen zu klein waren sogar noch 10 % der Schuhe. Ein Paar wich sogar 6 Größen von der angegebenen ab.
 
Das liegt daran, dass sich die Größe üblicherweise aus dem Leistenmaß ableitet, mit dem die Schuhe gefertigt werden. Dieses wird aber - je nach Schuh und Material sehr unterschiedlich gemessen. Nach der Herstellung schrumpfen die Schuhe auch noch häufig, so dass es wenig Sinn hat, sich auf Größen zu verlassen. Allenfalls bei den selben Schuhen (oder Marken) sind die Größen eine Orientierung. Reno wirkt dem entgegen, in dem dort "Echtgrößen" angegeben werden - nach meiner Erfahrung stimmt das auch einigermaßen.

Selbst die richtige Größe für Kinderschuhe herausfinden

 
Da man sich auf die Größen also so gut wie gar nicht verlassen kann, muss man nach dem Trial-and-Error-Prinzip vorgehen. Zwischen dem längstem Zeh (das muss nicht immer der große sein!) und dem Schuh sollte ein Freiraum von mindestens 1,2 cm und maximal 1,7 cm sein.

Es ist nicht sinnvoll, dies vorne an der Schuhspitze mit dem Daumen zu prüfen, da einige Kinder die Zehen anziehen. Wenn man diese Methode anwendet, sollte man die andere Hand über den Fußrücken legen um zu fühlen, ob die Zehen eingezogen werden. Auch der Test mit dem Finger zwischen Ferse und Schuh, bei dem noch ein fingerbreit Platz sein sollte, ist unzuverlässig, weil die Kinder die Zehen einziehen um Platz zu schaffen. Auch sehr ungenau ist es, den Fuß an die Außenseite der Sohle zu halten - bei den meisten Schuhen ist nicht erkennbar, wie viel Platz tatsächlich im Innenraum ist.

Kinder zu fragen, ob der Schuh passt, ist wenig hilfreich - sie können nicht verlässlich darüber Auskunft geben, ob die Schuhe zu klein sind. Und falls sie das dann doch tun - dann ist es vermutlich allerhöchste Eisenbahn, weil die Schuhe schon viel, viel zu klein sind. In der oben genannten Untersuchung der Universität Wien wurde festgestellt, dass Kinder vollkommen klaglos in Schuhen laufen, die bis zu 5 (!) Größen zu klein sind. Das Nervensystem meldet die Beeinträchtigung der Füße einfach nicht. Dadurch trugen nur ganze 22,7 % der Kinder passende Schuhe in der richtigen Größe - über zwei Drittel hatten zu kleine Schuhe. Bei den Hausschuhen war es noch verheerender - da passten gerade mal 9,5 % aller Schuhe richtig - hier trugen 88,4 % der Kinder zu kleine Schuhe.
 
Am einfachsten ist der Schuhkauf, wenn die Sohlen herausnehmbar sind, weil man dann den Fuß direkt darauf stellen und sehen kann, wie viel Platz tatsächlich noch vorhanden ist. Bitte stellt das Kind tatsächlich dabei hin - wenn man die Sohle nur im Sitzen an den Fuß hält, kann das das Ergebnis verfälschen, weil die Schwerkraft die Füße verbreitert.

Eine weitere Möglichkeit ist, den nackten Fuß (enge Socken können den Fuß verkleinern!) auf ein Stück Pappe zu stellen und zu umranden (und ggf. 1,2 - 1,7 cm vorne dazu malen). Wird die Fußschablone ausgeschnitten, kann man sie in verschiedenen Schuhen ausprobieren.

Sinnvoll ist es, das Kind im Geschäft eine Weile mit den Schuhe herum laufen zu lassen. Man sieht so recht gut, ob sie ausreichend Halt bieten. Der Fuß sollte nicht im Schuh umher rutschen und natürlich keinesfalls herausrutschen. Was für erwachsene Füße zutrifft, ist auch bei Kinderfüßen so - sie werden im Laufe des Tages größer - idealer Zeitpunkt für den Kauf ist daher der Nachmittag. Zu bedenken ist außerdem, dass der Schuhkauf meist dann erfolgt, wenn das aktuelle Paar schon recht klein ist. Es kann sein, dass Kinder die Füße daher im Schuh leicht einrollen. Misst man den Fuß sofort nach dem Ausziehen des Schuhs aus, kann es sein, dass er noch angespannt ist und damit kleiner wirkt, als er ist. Ein paar Minuten im Schuhgeschäft nur in Socken laufen sorgt dafür, dass die Größe ideal ausgemessen werden kann.
 

Schuhe und Füße selbst vermessen

 
Plus 12 Messgerät
Eine weitere Möglichkeit, die Grüße des Kinderfußes zu ermitteln und mit den Schuhen zu vergleichen, ist das Schuhmessgerät plus 12. Dabei handelt es sich um ein biegsames Maßband, mit dem Füße von Größe 18 bis 45 vermessen werden können. Der Abstand (also die plus 12 mm) der zwischen Zeh und Schuh sein soll, wird dabei schon automatisch berücksichtigt (das ist die rote Spitze auf dem Bild). Der Preis ist mit 12,90 EUR günstig - schließlich verwendet man das Fußmessgerät ein paar Jahre lang. Es ist schon etwas fummelig, aber wenn ich mal ausnahmsweise ohne Kind Schuhe kaufe, ist es für mich sehr hilfreich.
 
 

Worauf sollte man beim Kauf von Kinderschuhen achten?

 

Die Sohle sollte möglichst flexibel sein


In der Kinderabteilung im Schuhgeschäft kann man immer wieder beobachten, wie Eltern emsig Schuhe in die Hand nehmen und die Sohlen biegen. Man sollte beim Kauf der ersten Schuhe unbedingt mal ausprobieren, wie unterschiedlich biegsam die Sohlen sind. Während bei den Lauflernschuhen die Sohlen eigentlich bei fast allen Modellen sehr flexibel sind, gibt es bei den größeren Größen wirklich ganz eklatante Unterschiede! Eine flexible Sohle ermöglicht eine hohe Beweglichkeit und ein gutes Abrollen, was für die Entwicklung des Fußes von großer Wichtigkeit ist. Die Flexibilität der Sohle ist eines der wichtigsten Kriterien beim Schuhkauf! Außerdem sollte die Sohle natürlich rutschhemmend sein - gerade für Laufanfänger ist das immens wichtig.
 

Das ideale Obermaterial

 
Das Obermaterial sollte allem atmungsaktiv sein und vor Nässe schützen. Dies bietet vor allem Leder, aber auch sogenannte "Tex-Materialen". Mittlerweile gibt es auch wirklich gute synthetische Materialen, die ausgezeichnetenTragekomfort bieten. Wichtig ist vor allem, dass das Material weich und geschmeidig ist und möglichst viel Bewegungsfreiheit für den Fuß bietet.
 

Der Verschluss des Kinderschuhs

 
Schnürsenkel sind für Lauflernschuhe denkbar ungeeignet, da sie eine Stolperfalle sind. Sinnvoller sind Reißverschlüsse oder Verschlüsse mit Klett. Da die Kinder die Schuhe meist noch nicht selber öffnen, ist die einfache Handhabung bei den allerersten Schuhen noch nicht so vordergründig wichtig. Klett neigt jedoch zur Ermüdung - gerade bei günstigen Schuhen besteht die Gefahr, dass die Verschlüsse nach einer Weile nicht mehr richtig halten. Allerdings werden Kinderschuhe in der Regel nur so kurz getragen, dass das bei uns in der Praxis noch nie zu Problemen geführt hat.
 

Was in Bezug auf den Innenraum bei Kinderschuhen wichtig ist

 
Man sollte mit den Fingern den Innenraum abtasten - leider gibt es immer wieder Schuhe, die störende Nähte haben, die dann drücken können. Der Schuhinnenraum sollte keine spürbaren Erhebungen haben. Er sollte auch auch nicht spitz zulaufen - es muss genügend Bewegungsfreiheit für die Zehen bleiben, so dass sie nicht zusammengedrückt werden. Aber auch die Höhe des Schuhs im Zehenbereich spielt eine Rolle - einige Schuhe bieten vorne leider nicht genügend Platz.

Auch den Spann sollte Beachtung finden - einige Kinder haben einen sehr hohen Fußrücken. Entsprechend großzügig sollten ihre Schuhe dann auch geschnitten sein. Dass Schuhe ggf. zu eng sind, erkannt man daran, dass sich beim Tragen Abdrücke auf dem Spann bilden. Beim nächsten Paar sollte daher besonders auf den Schnitt des Schuhs geachtet werden.
 

Welches sind die besten Schuhe für Laufanfänger?


KinderschuhDiejenigen, die gut passen und die obigen Kriterien erfüllen. Und davon gibt es wirklich jede Menge. Ich persönlich habe in den ersten Monaten zu Schuhen von Elefanten und Naturino gegriffen. Aber auch Modelle von RicostaRichter und Superfit sind allesamt empfehlenswert. Wichtig ist aber nicht Marke und Preis, sondern wirklich Passgenauigkeit und Flexibilität.
 

Wie schnell wachsen Kinderfüße?


Das ist natürlich sehr individuell. Im Kleinkindalter wachsen Füße am schnellsten - bis zu 20 mm pro Jahr sind möglich. Danach sind es etwa ein Millimeter pro Monat. Das ist aber wirklich nur ein Durchschnittswert. Da Füße auch gerne mal schubweise wachsen, kann es sein, dass auch mal ein Jahr lang die gleiche Größe getragen wird und man dann sprungartig in wenigen Monaten drei Größen durchläuft. In den ersten drei Lebensjahren sollte man daher etwa alle zwei Monate die Schuhe überprüfen. Zwischen drei und vier Jahren sollte das alle vier Monate geschehen. Mit etwa 6 Jahren wachsen die Füße dann langsamer - es reicht dann aus, alle sechs Monate zu schauen, ob der Schuh noch passt.
 

Was ist mit Billigschuhen?


Was ist mit Schuhen für 10 EUR beim Discounter oder günstigen von großen Schuhketten? Meine persönliche Erfahrung ist: Wenn ich viel Geld ausgebe, dann kriege ich in der Regel auch vernünftige Schuhe. Das heißt aber nicht, dass die Billigschuhe automatisch nichts taugen. Zwar findet man selten wirklich gute, aber es ist mir tatsächlich schon bei LIDL oder Deichmann gelungen, günstige Schuhe zu finden, die mich absolut überzeugt haben - und meine Kinder auch. Die Winterstiefel von Cortina z. B. sind super bequem (tolle flexible Sohle), wasserfest und warm - und kosten gerade mal um die 13 EUR pro Paar. Die gibt es bei uns jedes Jahr als Zweitpaar für den Winter. Für das Hauptpaar greife ich etwas tiefer in die Tasche und kaufe Marken-Stiefel von Superfit oder diese wirklich tollen von Richter. 


Sind gebrauchte Kinderschuhe schädlich?


Omas und Eltern werden es nie müde, auf die Gefahren gebrauchter Schuhe hinzuweisen. Das Fußbett sei schon verformt, so dass es zu Fehlstellungen kommen wird. Auch wenn man es immer und immer wieder hört - nein - gebrauchte Schuhe sind nicht schädlich, wenn sie in einem guten Zustand sind, das sagen Spezialisten für Kinderfüße ganz klar. Damit ist weniger das Äußere gemeint, als die Sohle und das Fußbett. Entscheidend ist, dass die Schuhe nicht einseitig abgetreten sind - die Sohlen sollten sich in Bezug auf die Abnutzung also nicht unterscheiden. Wenn man ganz sicher gehen will, kann man neue Einlegesohlen kaufen.

Außerdem ist der Kauf gebrauchter Schuhe ökonomisch und ökologisch wirklich sinnvoll. Gute Schuhe bekannter Marken, die nur ein paar Monate getragen wurden, halten ganz sicher noch einen Nachfolger aus.

© Danielle



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Quellen

 
 

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