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Harald Wanetschka / pixelio.de |
Das Immunsystem von Babys ist zunächst noch sehr anfällig - etwa zehn bis zwölf Mal im Jahr leiden Babys und Kleinkinder unter Infekten - der erste tritt meist zwischen dem 3. und 6. Monat auf. Die Infekte sind sehr wichtig, um die Abwehrkräfte zu stärken und das Immunsystem reifen zu lassen. Am anfälligsten sind die Atemwege, da die Nebenhöhlen und Rachengänge noch sehr eng sind, behindern auch kleinere Schwellungen schnell die Atmung. Wenn die Kinder dann hauptsächlich durch den Mund atmen, trocknet dieser schnell aus und die Rhinoviren lassen sich dort nieder. Sie lieben das feucht-warme Klima von 33°C der oberen Atemwege, so dass sich eine Infektion schnell ausbreitet. Das Baby schnieft, hustet und ist unleidlich - oft beginnt eine Woche mit wenig Schlaf und viel Gejammer.
Verstopfte Nase
Die verstopfte Nase stört Babys oft am meisten, da sie reine Nasenatmer sind. Weit verbreitet ist die Empfehlung, dem Baby Muttermilch in die Nase zu träufeln - diese wird jedoch auch kritisch diskutiert. Zwar enthält Muttermilch Antikörper, die zur Besserung der Symptome beitragen, durch den hohen Gehalt an Laktose, einem Zweifachzucker, kann es jedoch auch dazu kommen, dass die feinen Flimmerhärchen der Nase verkleben und den Schleim nicht mehr ausreichend abtransportieren können. Daher sollte eher eine isotonische Kochsalzlösung das Mittel erster Wahl sein. Diese befeuchtet die Schleimhäute, löst den Schleim und unterstützt die Funktion der Flimmerhärchen. Man kann die Kochsalzlösung fertig kaufen, es ist aber relativ unkompliziert, selbst eine solche Lösung herzustellen: auf einen Liter abgekochtes Wasser kommen 9 g Salz. In der Apotheke gibt es Pipettenflaschen - man kann aber auch ältere, ausgespülte Nasentropfenflaschen verwenden. Die Lösung hält sich ca. 48 Stunden im Kühlschrank und sollte dann neu hergestellt werden.
Ist die Nase stark verstopft, können Babys sehr schlecht trinken - in diesem Falle helfen meist nur noch abschwellende Nasentropfen. Es gibt Präparate für Babys (0-1 Jahr), Kinder (2-6 Jahre) und Schulkinder und Erwachsene (ab 7 Jahren).
Bei Babys haben sich Nasenspülungen bewährt - dazu wird eine Kochsaltzösung mittels Pipette in die Nase gegeben und kurze Zeit später abgesaugt. Dazu eignen sich verschiedene elektrische Systeme wie OLAF ("der elefantastische Nasensauger" - siehe Bild) oder ein der AngelVac-Nasensauger (siehe Video), der an einen Staubsauger angeschlossen wird und mit verminderter Saugleistung den Schnodder aus der Nase saugt. Das Ganze kann man auch mit dem eigenen Mund machen - z. B. mit dem Nosefrida. Mechanische Saug-Systeme mit Ballon zum drücken haben bei uns komplett versagt - wenn jemand gute Erfahrungen mit anderen Methoden hat, würde ich mich über einen Kommentar freuen.
OLAF Nasensauger |
Oft wird auch Majoranbutter für die Nase empfohlen - einen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit gibt es jedoch nicht. Auch Engelwurzbalsam ist wegen des Bestandteils Thymian nicht für Säuglinge geeignet (siehe unten - ätherische Öle).
Husten
Das bekannteste Hausmittel gegen Husten sind Zwiebeln - sie werden aufgeschnitten und in die Nähe des Babys gelegt. Stinkt bestialisch, hilft aber enorm. Ältere Kinder (ab einem Jahr) bekommen einen Hustenzwiebelsaft: Zwiebel klein schneiden, ein bis zwei Essöffel Zucker darüber streuen und abdecken - die Zwiebel gibt ihren Saft ab. Dieser kann löffelweise über den Tag verteilt gegeben werden. Viele Kinder mögen die Süße des Zwiebelsaftes, einige verabscheuen ihn trotzdem zutiefst. Bei uns half immer: Saft mit einer Spritze verabreichen - da wird er an den meisten Geschmacksnerven vorbei schon ein gutes Stück in Richtung Ziel transportiert (bitte in die hintere Wangentasche, nicht in den Rachen spritzen!).Auch aus schwarzem Rettich lässt sich ein guter Hustensaft für Kinder ab einem Jahr gewinnen: Den Rettich aushöhlen und ein paar Esslöffel Zucker oder Honig einfülllen und etwa 2 Stunden ziehen lassen. Sowohl Zwiebel- als auch Rettichsaft halten sich etwas 48 Stunden im Kühlschrank.
Wasserdampf öffnet die Atemwege und verbessert das Abhusten. Wegen der Verbrühungsgefahr sind Dampfbäder für Babys noch nicht geeignet. Man kann sich jedoch mit dem Kind ins Bad stellen und dort die längere Zeit Dusche heiß aufdrehen (Fenster und Türen sind geschlossen) - so steigt die Luftfeuchtigkeit im Raum schnell an. Zwar nicht ganz so umweltfreundlich, aber so kann das Kind bis zu 15 Minuten ungefährdet "inhalieren".
Eine weitere Möglichkeit, dem Kind Linderung zu verschaffen, sind Brustwickel. Ein Mulltuch wird gefüllt mit Magerquark, gehackten Zwiebeln oder klein gequetschten Pellkartoffeln (alles im Ofen/der Mikrowelle anwärmen - bitte Temperatur prüfen!) gefüllt und auf die Brust gelegt. Darüber kommt ein großes Frotteehandtuch. Der Wickel kann so lange angewendet werden, bis er ausgekühlt ist.
Honig wirkt entzündungshemmung, darf aber KEINESFALLS Kindern unter 12 Monaten gegeben werden (Vergiftungsgefahr durch Säuglingsbotulismus).
Auch wichtig: Auf keinen Fall in Kindernähe rauchen und viel frische Luft!
Ein kurzes Wort zu Hustensäften: Sie werden zwar gerne verschrieben, um den Eltern das Gefühl der Hilflosigkeit zu nehmen - fragt man jedoch mal explizit nach, sind viele Ärzte jedoch der Meinung, dass der Nutzen eher zweifelhaft ist. Keine einzige Studie zu dem Thema konnte den Nachweis erbringen, dass irgendein (schleimlösender) Hustensaft wirksam war. Hier ein Artikel aus der Welt, der sich mit dem Thema beschäftigt und der interessanten Zusammenfassung:
"Bis heute sei unklar, ob die konventionellen Hustenmittel irgendeinen Nutzen hätten. Die Empfehlung: "Einen Husten im Zusammenhang mit einer Infektion der oberen Atemwege kann man unbehandelt lassen." Mikrobiologe Kekulé sieht das ähnlich. Der Erkältungshusten gehöre zu den Bagatellerkrankungen – und für die "ist es immer noch am besten, auf Medikamente ganz zu verzichten."
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PeeF / pixelio.de |
Fieber
Erkältungen gehen oft auch mit Fieber einher. Dazu gibt es einen separaten Artikel in unserem Blog: Fieber - Warum Fieber wichtig ist und wann man es wie senken sollte.
Unterstützende Maßnahmen
Bei Erkältungen sollte man das Kind viel trinken lassen - das verflüssigt den Schleim. Erkältungslindernd wirkt beispielsweise ein Holunderblütentee - einen Teelöffel der Blüten mit 200 ml kochendem Wasser übergießen und auf Trinktemperatur abkühlen lassen.
Ist die Haut um die Nase gerötet, lindert übrigens Vaseline die Beschwerden.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Grundsätzlich gilt: Je jünger, desto schneller. Kinder, die jünger als 3 Monate sind und eine Erkältung haben, sollten immer eine Arzt vorgestellt werden. Danach kann man es von der Schwere der Symptome und dem Allgemeinbefinden abhängig machen - leider holt man sich in Kinderarztpraxen mit einer eigentlich harmlosen Erkältung dann oft noch einen gemeinen Magen-Darm-Infekt oder andere unangenehme Krankheiten.
Trinkt das Kind schlecht oder gar nicht, schreit es vermehrt oder wirkt es schlapp, ist ein Arztbesuch unumgänglich. Ebenso, wenn es schnell atmet, das Atmen Geräusche verursacht oder der Husten einen bellenden, harten Ton hat. Bei Atemnot (blaue Lippen, pfeifendes Einatmen, graue Haut) muss sofort eine Rettungsstelle aufgesucht werden.
Trinkt das Kind schlecht oder gar nicht, schreit es vermehrt oder wirkt es schlapp, ist ein Arztbesuch unumgänglich. Ebenso, wenn es schnell atmet, das Atmen Geräusche verursacht oder der Husten einen bellenden, harten Ton hat. Bei Atemnot (blaue Lippen, pfeifendes Einatmen, graue Haut) muss sofort eine Rettungsstelle aufgesucht werden.
Bei Fieber gibt es altersabhängige Empfehlungen: Für Kinder, die jünger als 3 Monate sind, ist Fieber bereits ab 37,7°C bedenklich, zwischen 3 und 6 Monaten sollte ab 38,2 °C ein Arzt aufgesucht werden, ab 6 Monaten ab 39,2 °C. Hat das Baby "nur" eine Erkältung, sollte diese nach spätestens 10 Tage abgeklungen sein - ist dies nicht der Fall, sollte ebenfalls eine ärztliche Untersuchung erfolgen.
Wenn sich das Baby vermehrt die Ohren reibt (das ist üblicherweise auch ein Anzeichen für Müdigkeit), kann eine Mittelohrentzündung vorliegen - dies sollte ebenso abgeklärt werden wie länger anhaltender Husten und wenn der ausgehustete Schleim grün, gelb oder braun gefärbt ist - dies ist ein Anzeichen für eine zusätzliche bakterielle Infektion, diese muss ggf. antibiotisch behandelt werden.
Vorsicht - ätherische Öle!
Ätherische Öle können schwere Reaktionen - von der Verkrampfung des Kehlkopfes bis hin zur Atemnot auslösen - das Bundesinstitut für Risikoforschung warnt daher vor ihrer Verwendung bei kleinen Kindern - sowohl am Körper als auch in der Raumluft. Für Kinder unter 3 Jahren sind insbesondere Kampfer, Eukalyptus, Thymian und Pfefferminz (=Menthol) problematisch. Daher sind streng genommen weder Babix, Wick Babybalsam (enthalten beide Eukalyptus) noch Engelwurzbalsam (enthält Thymian) für Babys geeignet. Grundsätzlich sollten für Baby alle Erkältungssalben und -bäder, die ätherische Öle enthalten, tabu sein. Auch Duft- und Lampenöle können übrigens solche Öle enthalten.