
Gründe für das Verhalten
Die Gründe für die Medizinverweigerung unserer Kinder sind leicht nachzuvollziehen. Evolutionsbiologisch ist es in uns quasi eingraviert, keine Dinge zu essen, die seltsam schmecken und die auch nicht von den anderen Familienmitgliedern gegessen werden. Seien wir mal ehrlich - egal, was die Werbung uns verspricht, Medizin schmeckt einfach scheußlich. Da mag in noch so großen Lettern angepriesen sein, dass es lecker nach "Orange" schmeckt, es schmeckt nicht lecker nach Orange. Es schmeckt bitter oder beißend, im besten Fall schmeckt es nur komisch, und nebenbei ist da eine leichte Note eines Geschmacks erkennbar, der vielleicht in einer anderen Situation als Orangengeschmack durchgehen könnte.
Und nun steht da unser krankes Kind, das nicht einmal gekochte Möhren verspeist (die ja nun wirklich lecker sind!) und bei dem man streng darauf achten muss, dass in der Tomatensauce für die Nudeln absolut kein Fitzelchen Gemüse erkennbar ist, weil sie sonst nicht angerührt wird. Dieses Kind soll nun gegen seinen Instinkt gehen und kooperativ Medizin einnehmen? Eher nicht.
Auch das einfache Nasenspray, oder auch die Nutzung des Pariboys bei Erkältungen fällt in die Kategorie der Verweigerung aus evolutionären Gründen. Das Nasenspray wirkt erst nach ein paar Minuten - für ein Kind es schwer nachvollziehbar, dass so ein unangenehmes Gefühl für die Nase (das Sprühen) ein wenig später helfen soll. Denn die freie Nase wird von unserem Kleinen dann nicht mehr als etwas Besonderes registriert (hier ist wieder unser Gehirn schuld - wie ich im ersten Artikel erklärte, werden "normale" Dinge schlicht übersehen und eine freie Nase gehört dazu). Für kleine Kinder ergibt sich hier also kein Ursache-Wirkungs-Lernen! Sie übersehen die Wirkung und verweigern deshalb die Ursache (das Sprühen in die Nase).
Das laute Brummen des Pariboys und der Dampf, der aus ihm heraus kommt, macht Kindern einfach Angst. Es geht gegen unseren Instinkt, etwas an den Mund und die Nase zu halten, das uns unbekannte Gase verströmt. Auch hier ist die positive Wirkung für Kinder nicht sofort erkennbar, deshalb ist es aus ihrer Sicht nicht sinnvoll, sich dieser potentiellen Gefahr auszusetzen. Wenn die Eltern feinfühlig reagieren, kann man ihre Angst gegen den Pariboy durchaus abbauen. Wird das Inhalieren in ein schönes Ritual eingebaut, z. B. vorlesen, lernen viele Kinder den Pariboy sogar lieben.
Selbst wir Erwachsenen nehmen doch nur Medikamente etc., weil wir wissen, wie wichtig das für unseren Körper ist. Und dieser Punkt, an dem die Vernunft über den Instinkt siegt, ist auch der Punkt, an dem es leichter wird, die Kinder dazu zu überreden, das Antibiotikum zu schlucken, das Nasenspray über sich ergehen zu lassen oder den Pariboy zu benutzen. Frühestens dürfte das mit 3 Jahren der Fall sein, eher jedoch dauert es bis zum 4. Geburtstag (oder manchmal noch länger, je nach Charakter des Kindes). Bis dahin müsst ihr euch einiges an Tipps und Tricks einfallen lassen, damit die Medizin doch noch im Kind landet...
Und nun steht da unser krankes Kind, das nicht einmal gekochte Möhren verspeist (die ja nun wirklich lecker sind!) und bei dem man streng darauf achten muss, dass in der Tomatensauce für die Nudeln absolut kein Fitzelchen Gemüse erkennbar ist, weil sie sonst nicht angerührt wird. Dieses Kind soll nun gegen seinen Instinkt gehen und kooperativ Medizin einnehmen? Eher nicht.
Auch das einfache Nasenspray, oder auch die Nutzung des Pariboys bei Erkältungen fällt in die Kategorie der Verweigerung aus evolutionären Gründen. Das Nasenspray wirkt erst nach ein paar Minuten - für ein Kind es schwer nachvollziehbar, dass so ein unangenehmes Gefühl für die Nase (das Sprühen) ein wenig später helfen soll. Denn die freie Nase wird von unserem Kleinen dann nicht mehr als etwas Besonderes registriert (hier ist wieder unser Gehirn schuld - wie ich im ersten Artikel erklärte, werden "normale" Dinge schlicht übersehen und eine freie Nase gehört dazu). Für kleine Kinder ergibt sich hier also kein Ursache-Wirkungs-Lernen! Sie übersehen die Wirkung und verweigern deshalb die Ursache (das Sprühen in die Nase).
Das laute Brummen des Pariboys und der Dampf, der aus ihm heraus kommt, macht Kindern einfach Angst. Es geht gegen unseren Instinkt, etwas an den Mund und die Nase zu halten, das uns unbekannte Gase verströmt. Auch hier ist die positive Wirkung für Kinder nicht sofort erkennbar, deshalb ist es aus ihrer Sicht nicht sinnvoll, sich dieser potentiellen Gefahr auszusetzen. Wenn die Eltern feinfühlig reagieren, kann man ihre Angst gegen den Pariboy durchaus abbauen. Wird das Inhalieren in ein schönes Ritual eingebaut, z. B. vorlesen, lernen viele Kinder den Pariboy sogar lieben.
Selbst wir Erwachsenen nehmen doch nur Medikamente etc., weil wir wissen, wie wichtig das für unseren Körper ist. Und dieser Punkt, an dem die Vernunft über den Instinkt siegt, ist auch der Punkt, an dem es leichter wird, die Kinder dazu zu überreden, das Antibiotikum zu schlucken, das Nasenspray über sich ergehen zu lassen oder den Pariboy zu benutzen. Frühestens dürfte das mit 3 Jahren der Fall sein, eher jedoch dauert es bis zum 4. Geburtstag (oder manchmal noch länger, je nach Charakter des Kindes). Bis dahin müsst ihr euch einiges an Tipps und Tricks einfallen lassen, damit die Medizin doch noch im Kind landet...
Lösungen für das Problem
1. Medikament wirklich nötig?
Die allererste Frage, die ihr euch stellen solltet ist, ob das Medikament wirklich, wirklich nötig ist. Ihr sollt natürlich nicht die Kompetenz eurer Kinderärztin in Frage stellen, aber ab und zu wird die Vergabe gerade von Antibiotika recht locker gesehen. Fragt am besten nach Alternativen oder Großmutters Tipps und Tricks. So ein Zwiebelsäckchen auf dem Ohr kann auch Wunder bewirken.
2. Medikament wechseln
Mein kleiner Sohn hatte im Alter von 6 Monaten engen Sabber-Kontakt mit einem anderen Baby, das, wie sich kurz darauf herausstellte, Keuchhusten hatte. Leider hatte er krankheitsbedingt noch keine Impfung dagegen intus, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als präventiv mit Kanonen auf die Krankheit zu schießen, bevor sie auch bei ihm ausbrach. Er musste also Antibiotika nehmen. Mehrere Wochen lang.
Da er mir vertraute, waren die erste 2-3 Portionen kein Problem. Dann wusste er allerdings, was kommt, wenn ich den Deckel der Medikamentenflasche öffnete und presste den Mund vehement zu, der kleine Schlaumeier. Ich konsultierte meine Kinderärztin, sie verschrieb ein anderes Antibiotikum, das ihm vielleicht besser schmecken würde. Das ging ein paar Tage gut, dann erbrach er sich davon - eine Nebenwirkung. Deshalb wechselten wir erneut. Diese Medizin schmeckte ihm zwar nicht wirklich, aber er konnte sie mit viel Geduld meinerseits soweit ertragen, dass wir sie jeden Tag in ihn hinein bekamen.
Mein erster Tipp ist also: Guckt, welches der Medikamente für eure Kinder am wenigsten eklig ist. Wie auch bei Brokkoli und Co sind Geschmäcker verschieden. Manch einer mag es, wenn der Geschmack der Medizin von Aroma übertüncht ist, ein anderer will das Ganze lieber möglichst geschmacklich neutral hinter sich bringen.
Selbst bei Nasentropfen gibt es eine Alternative. Eine meiner Töchter z. B. hasst Nasentropfen, findet aber Nasenspray total okay, während ich Nasenspray abartig finde und mit Tropfen gut klar komme.
Auch die Darreichungsform kann man variieren. Es gibt Zäpfchen, oder Saft, Tabletten oder Spritzen - wenn euer Kind ein Medikament verweigert, fragt eure Kinderärztin, was es als Alternative auf dem Markt gibt und probiert, ob es damit einfacher geht.
Selbstverständlich gilt beim Wechsel der Medikamente, dass es nur in Absprache mit der Kinderärztin geschehen sollte.
3. Spritze statt Löffel nutzen
Diesen Tipp kennt ihr sicherlich schon, aber mir hat er vor 5 Jahren, als die Mädchen noch Babys waren, wirklich sehr geholfen. Statt den Löffel zu nutzen, der meist bei den Medikamenten beiliegt, lasst euch in der Apotheke oder von der Kinderärztin eine Einmalspritze geben. Wichtig ist, dass sie sich leichtgängig schieben lässt, aber nicht zu leichtgängig. Lässt sie sich nämlich zu schwer zusammenpressen, dann drückt man und drückt und drückt, bis plötzlich mit einem Schwall alle Medizin in den Mund spritzt. Bei einer zu leichtgängigen Spritze habe ich auch Schwierigkeiten, das Medikament langsam und dosiert ins Kind zu träufeln, weil mein Daumen automatisch weiterdrückt. Es gibt ja aber unendlich viele Einwegspritzen - probiert einfach ein paar aus und findet die für euch passende. Die, die ihr dann zu viel gekauft habt, könnt ihr auswaschen und in den Arztkoffer eurer Kinder packen.
Dass selbstverständlich vorn keine Nadel auf der Spritze sitzen sollte, muss ich nicht erwähnen, richtig?
Wenn ihr nun die richtige Spritze habt, dann kommt der nächste Schritt: Nehmt euer Kind in den Arm, so, dass es ein wenig geneigt, aber noch fast aufrecht sitzt. Setzt (wenn das Kind euch lässt) die Spritze im Mundwinkel an und drückt langsam und mit Pausen die Medizin in die vordere Wangentasche des Kindes. In die Wangentasche deshalb, weil dort auch die Spucke sitzt, welche ja von uns Menschen fast unbemerkt automatisch geschluckt wird, am Tag viele hundert Male. Ist die Medizin nicht zu kalt, wirkt sie so für das Kind weniger als "Fremdkörper", als wenn sie direkt in die Mundhöhle gespritzt wird. Dass es langsam und mit Pausen vonstatten geht ist wichtig, damit das Kind nicht das Gefühl hat, zu ertrinken. Es muss selbst den Schluckvorgang steuern dürfen. Spritzt ihr zu weit nach hinten in die Wangentasche, wird zwar ein automatischer Schluckreflex ausgelöst (was ja an sich ganz nett ist, weil die Medizin dann auf jeden Fall runter geht), aber auch hier hat das Kind eher das Gefühl, die Menge des Trinkens nicht unter Kontrolle zu haben - es fühlt sich auch hier, als würde es ertrinken.
Zwischendurch (also in den Spritzpausen) ist es sinnvoll, dem Kind "leckeres" Trinken zum Nachspülen anzubieten. Bei Babys Muttermilch, bei größeren Kindern darf es durchaus ausnahmsweise auch Apfelschorle sein. Wenn Kinder älter sind, kann man viele von ihnen damit locken, dass sie die Spritze selbst bedienen dürfen. Wenn man sie nur für Medikamente heraus holt, bleiben sie besonders lange interessant.
4. Tabletten mit einem Bissen Essen runterschlucken
Ihr kennt das sicherlich von euch selbst: Soll man eine Tablette unzerkaut hinunterschlucken, kommt einem das vor, als wäre sie riesig. Selbst mit einem Schluck Wasser bleibt sie oft irgendwo hängen. Das ist irgendwie seltsam, wenn man mal bedenkt, wie klein so eine Tablette im Gegensatz zu einem Bissen Stulle oder Schnitzel ist, welchen wir ohne Probleme schlucken können. Der Trick ist, dieses komfortable Schlucken auch für die Tablette zu nutzen: Nehmt einen Haps Keks oder Kuchen oder was sonst gut schmeckt und kaut dieses Stück ganz normal im Mund. Wenn ihr das Gefühl habt, jetzt schlucken zu wollen, nehmt die Tablette mit der Zunge aus der Wangentasche, schiebt sie zum Essen und schluckt alles gleichzeitig herunter. Et Voliá.
Ich denke nicht, dass dieser Trick schon bei kleineren Kindern funktioniert, aber ihr könnt es bei 4-Jährigen sicher schon mal probieren.
5. Im Schlaf Ohrentropfen, Augentropfen und Nasentropfen verabreichen
Augen-, Ohren- und Nasentropfen lassen sich gut in einer Tiefschlafphase verabreichen. Sie sollten nicht zu kalt sein, damit der Temperaturunterschied das Kind nicht im Schlaf stört. Die Augentropfen könnt ihr, wenn das Kind auf dem Rücken liegt, in den zur Nase zeigenden Augenwinkel tropfen und dann kurz das untere Lid nach unten ziehen, damit der Tropfen sich im Auge verteilt. Liegen meine Kinder auf der Seite, dann ziehe ich das untere Lid nach unten und tropfe schnell direkt dort hinein. Dazu brauche ich aber eine Stirnlampe, weil das zackig und präzise vonstatten gehen muss.
Auch Nasen- und Ohrentropfen lassen sich im (Tief)-Schlaf verabreichen. Meine Kinder räkeln sich zwar meist etwas danach oder protestieren im Traum kurz, wachen aber nie auf. Es ist aber wichtig, keine REM-Phase zu erwischen, da so eine Manipulation am Ohr, Lid oder der Nase dazu führen kann, dass sie dann aufwachen.
Kurzer Exkurs: Bei Fräulein Chaos habe ich lange auch Finger- und Fußnägel im Schlaf geschnitten, weil sie sich im wachen Zustand so massiv dagegen gewehrt hat.
6. Vormachen
Wie ich oben schon andeutete: Evolutionsbiologisch ist in uns angelegt, unsere Stammesmitglieder zu imitieren. Wenn diese ein bestimmtes Lebensmittel essen, dass probiert das Kind normalerweise wenigstens einmal davon. Isst aber niemand anderes davon und es wird dem Kind aber immer wieder unter die Nase gehalten, dann wird es misstrauisch. Was ist daran faul?
Wenn ihr wollt, dass eure Kinder die Medikamente unvoreingenommen probieren, dann macht ihnen das Einnehmen vor. Bei Nasentropfen (nehmt Salzwasser!) und Pariboy ist das problemlos möglich, bei Antibiotikum nicht so. Da müsst ihr dann ein wenig in die Trickkiste greifen. Meine Töchter sollten, als sie klein waren, roten Fiebersaft nehmen. Ich mixte mir heimlich eine Erdbeer-Kaltschale und zog sie in eine große Einwegspritze auf. Vor den Augen meiner Töchter nahm ich dann wieder und wieder die Medizin, bis sie sich trauten, ihre eigenen Einwegspritzen in den Mund zu nehmen. Da dieser Fiebersaft gar nicht sooo schlecht schmeckte, war damit der erste positive Schritt geschafft.
Bei andersfarbigen Medikamenten wird es vielleicht schwieriger, ein geeignetes Placebo zu finden. Bei farblosen Antibiotika könnte das vielleicht Aga Aga sein. Ich hab das noch nicht ausprobiert - vielleicht könnt ihr mir in den Kommentaren hinterlassen, was bei euch gut funktioniert hat.
Auch beim Pariboy ist Vormachen das A und O. Alle meine Kinder hatten anfänglich Angst vor dem Ding, deshalb war die ersten Monate (!) erst einmal immer nur ich diejenige, die inhalierte, während ich ein (Erwachsenen)-Buch las. Die Kinder beobachteten mich argwöhnisch aus sicherer Entfernung. Irgendwann machte ihnen das laute Geräusch keine Angst mehr. Sie fingen an, am An/Aus-Knopf zu spielen und beobachteten den Dampf, der aus dem Mundstück kam. Ab und zu hielten sie das Mundstück ans Gesicht ihrer Puppe. Der nächste Schritt war, sie auf dem Schoß sitzen zu haben, das Gerät anzuschalten und den Dampf in etwa in ihre Richtung zu halten, während ich ein schönes Buch vorlas. Das genossen sie so sehr, dass es bald kein Problem mehr war, ihnen den Pariboy während des Vorlesens über Mund und Nase zu stülpen.
Auch beim Pariboy ist Vormachen das A und O. Alle meine Kinder hatten anfänglich Angst vor dem Ding, deshalb war die ersten Monate (!) erst einmal immer nur ich diejenige, die inhalierte, während ich ein (Erwachsenen)-Buch las. Die Kinder beobachteten mich argwöhnisch aus sicherer Entfernung. Irgendwann machte ihnen das laute Geräusch keine Angst mehr. Sie fingen an, am An/Aus-Knopf zu spielen und beobachteten den Dampf, der aus dem Mundstück kam. Ab und zu hielten sie das Mundstück ans Gesicht ihrer Puppe. Der nächste Schritt war, sie auf dem Schoß sitzen zu haben, das Gerät anzuschalten und den Dampf in etwa in ihre Richtung zu halten, während ich ein schönes Buch vorlas. Das genossen sie so sehr, dass es bald kein Problem mehr war, ihnen den Pariboy während des Vorlesens über Mund und Nase zu stülpen.
7. Arzt spielen
Dort könnt ihr dann Einwegspritzen oder leere Nasen- oder Augentropfflaschen hineinmachen, mit denen ihr dann im Spiel die Medikamenteneinnahme simuliert. Auch dem kleinen Pieks einer Impfung habe ich mit meinen Töchtern im Rollenspiel so den Schrecken genommen. Sie durften ihren Kuscheltieren und mir Impfungen, Ohrentropfen, Nasentropfen und Augentropfen geben und immer wieder wurde mir per Spritze "Zin!" in den Mund geträufelt.
Es ist nicht so, dass diese Methode Wunder wirkt, aber zumindest baut sie ein paar Ängste ab. Meine Kinder haben hinterher immer noch gemosert, wenn sie Ohrentropfen oder Antibiotika nehmen sollten, aber immerhin hatten wir im Spiel schon so oft über die Wichtigkeit der Medizin gesprochen, dass ich teilweise schon mit 3 Jahren an ihre Vernunft und Kooperation appellieren konnte.
8. Zum Arzt spielen gehen, um Angst abzubauen
Eng verwandt mit Trick Nummer 6 (Arztkoffer) ist dieser hier: Ich bin mit meinen Kindern öfter mal einfach so zum Arzt gegangen und habe sie dort mit Zustimmung der Ärztinnen im Wartezimmer spielen lassen. Das geht natürlich nur in den erkältungsarmen Monaten, denn meine Kinder sollen sich selbstverständlich nicht im Wartezimmer anstecken. Ich rufe oft vorher an, wann es günstig ist, vorbeizukommen. Unsere Ärztinnen habe spezielle Zeiten für die U-Untersuchungen, da sitzen dann immer nur gesunde Kinder im Wartezimmer.
Zum Spielen zu kommen war übrigens ein Vorschlag meiner Kinderärztinnen. Sie sagen, es hilft ihnen mehr, wenn sie ein Kind auch mal in netten Situationen sehen und nicht immer nur, wenn es dem Kind schlecht geht. Denn dann vertraut es ihnen mehr, wenn sie es später wirklich untersuchen müssen und weint nicht die ganze Zeit. So dürfen wir, wenn es leer ist, auch ab und zu ins Behandlungszimmer und unseren Arztkoffer zeigen oder die Ärztin "untersucht" den kranken Teddy - und baut gleichzeitig eine tragfähige Bindung zum Kind auf. Und wenn diese tolle Frau dann sagt, das Kind müsse eine bestimmte Medizin nehmen, um wieder gesund zu werden, dann "wiegt" ihre Meinung oft mehr, als die der Eltern und das Kind überwindet sich vielleicht, das bittere Antibiotikum doch zu schlucken.
P.S. Es kann sein, dass euer Kinderarzt nicht mitspielt. Das ist zwar schade, aber nicht zu ändern. Die meisten Ärzte sind auch ohne "Spielkinder" schon sehr überlastet. Aber fragen könnt ihr ja mal. Unsere Kinderärztinnen laufen übrigens manchmal über den naheliegenden Spielplatz und begrüßen ihre kleinen Patienten dort, um auch außerhalb der Praxis für die Kinder präsent zu sein. Ich liebe die beiden sehr.
9. Mit Bestechung arbeiten
Wann, wenn nicht an dieser Stelle, ist es sinnvoll, mit Bestechung zu arbeiten? Lässt das Kind sich überreden, die bittere Medizin zu nehmen oder die Nasentropfen auszuhalten, darf es hinterher ein Gummibärchen essen oder süßen Saft trinken. Das funktioniert nicht bei allen Kindern, aber wenn es klappt, sehe ich keinen Grund, es nicht zu tun. Vielleicht sollte man das Ganze nicht mit "Wenn - Dann" ankündigen, sondern einfach sagen: "Ich weiß, das Medikament schmeckt dir nicht. Ich gebe dir hinterher einen leckeren Bonbon, um den Geschmack wieder loszuwerden".
10. Medikamente unterschummeln
Es gibt Ärzte, die durchaus empfehlen, im Notfall Medikamente unter geliebtes Essen unterzumischen, so dass es wenigstens ansatzweise dort ankommt, wo es hin soll, nämlich ins Kind. Das geht natürlich nur, wenn das Medikament den Geschmack des Essens nicht zu sehr verfälscht, es nicht in Wechselwirkung mit dem Essen tritt und das Kind an sich genug isst, um auch genug von der Medizin einzunehmen. Ein sehr schwieriges Unterfangen also. Wenn Kinder gerne Obstmus aus Quetschtüten essen, dann kann man einen Teil des Inhaltes herausquetschen und mit einer Einwegspritze dann die Medizin einfüllen. Mit einem Holzstäbchen kurz umgerührt stehen die Chancen gut, dass das Kind die gewünschte Menge zu sich nimmt.
Die Ärztin, die uns in allen medizinischen Belangen in diesem Blog unterstützt, meint, ein kleines Glas Aprikosensaft eigene sich sehr gut zum Unterschummeln, da der Saft einen starken Eigengeschmack hat. Sie hat auch schon Schokopudding genutzt. Es stimmt, dass es einige Antibiotika gibt, die nicht zusammen mit Milch verabreicht werden sollten (also auch keinen Pudding, Joghurt etc.) - bei diesen kann man den Trick also nicht anwenden. Es sind aber nicht alle Arten von Antibiotika davon betroffen.
Unsere Serie zur kindlichen Kooperation
Dieser Artikel ist Teil unserer Serie zur kindlichen Kooperation. Im ersten Teil dieser Serie haben wir erklärt, warum Kinder nicht kooperieren wollen. Im zweiten Teil gingen wir darauf ein, wie wir unsere Kinder ganz allgemein wieder zum kooperieren bringen können. Ergänzt wurde dieser Text mit Teil 3 der Serie, in der Snowqueen tagebuchartig verbloggte, wie viel sie und ihre Kinder am Morgen kooperieren.
In den weiteren Artikeln haben wir alltägliche Situationen betrachtet, die früher oder später in fast allen Familien zu Konflikten führen:
© Snowqueen