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"Familie - Eine Gebrauchsanweisung" Reinhard Winter und Claudia Stahl

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Heute möchten wir Euch mal wieder ein schönes Buch über Kinder vorstellen: "Familie - Eine Gebrauchsanweisung - Was Eltern und Kinder zusammenhält" von Reinhard Winter und Claudia Stahl.

Die Autoren sind Familienberater und wollen mit ihrem Buch zeigen, wie wichtig die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander sind und wie man sie respektvoll und verlässlich gestaltet, so dass die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden können. Das Buch möchte eine "Gebrauchsanweisung" für einen liebevollen Umgang miteinander sein, die Lust auf das Familiesein macht. Es besteht aus zwei Teilen - im ersten Teil geht es darum, was Familien heute ausmacht und was sie zusammenhält. Im zweiten Teil wird sich praxisnah mit den Faktoren befasst, die unser Familienleben verbessern können.

Teil 1 - Hauptsache Liebe


Familien waren lange Zeit Wirtschaftsgemeinschaften. Kinder bekam man, um seinen Lebensabend abzusichern. Man bekam viele Kinder, die zunächst ein Kostenfaktor, später eine billige Arbeitskraft waren. Der Zusammenhalt war oft wirtschaftlich bedingt und war patriarchalischdominiert. Das hat sich mittlerweile gewandelt - Familien leben nicht mehr zusammen, weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen - entsprechend kann man einen langsamen Wandel von Macht zu Kooperation beobachten.

Gründe für die Veränderungen des familiären Umfeldes sind die neue Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, die deutlich geänderten Arbeitsbedingungen und die fehlende Unterstützung aus der eigenen Familie. Die Familienzeit wird immer knapper und wertvoller und entsprechend steigt unser Anspruch an das Zusammensein. Wir wünschen uns einen Ort des Rückzuges und der Geborgenheit und empfinden Konflikte als außerordentlich belastend.

Die Liebe ist die größte Kraft in Familien - sie sorgt dafür, dass wir uns emotional miteinander verbinden. Fehlt die Liebe, verkümmern Kinder. Sie haben daher ein außerordentlich hohes Bindungsbedürfnis, das dafür sorgt, dass sie ihren Eltern in den ersten Jahren kaum von der Seite weichen. Neben Liebe ist aber auch Zeit ein wesentlicher Faktor. Gemeinsam verbrachte Zeit ist das Kostbarste, was wir Kindern geben können.

Die Liebe sollte nicht romantisiert werden - auch Konflikte und Grenzen sind ein Bestandteil davon. Die Liebe auf Positives zu reduzieren würde unseren Kindern signalisieren, dass wir sie nur dann lieben, wenn sie sich so verhalten, wie wir uns das wünschen. Stattdessen sollten wir Kinder annehmen, wie sie sind. Es geht außerdem um die Frage, ob es ein Zuviel an Liebe gibt und wo die Grenze zur Überbehütung ist. Es wird außerdem deutlich gemacht, dass die Liebe zum Kind selbstlos sein muss, da andernfalls eine nicht erfüllte Erwartungshaltung zu Enttäuschungen führt.

Auch das Thema "Nein!" aus Liebe wird eingehend betrachtet, denn etwas nicht zuzulassen ist für manche schwieriger, als keine Grenzen zu setzen. Es geht dabei nicht um Härte, Macht und Prinzipien, sondern Bedürfnisse von anderen, Schutz und das Aushalten von negativen Gefühlen.

In einem Kapitel wird beleuchtet, wie unterschiedlich die Familienmitglieder lieben und warum das auch gut so ist. Interessant fand ich vor allem den Gedanken, dass wir viele Liebesbekundungen unserer Kinder nicht als solche wahrnehmen - bspw. wenn sie in der Kita weinen, weil sie sich nicht von uns trennen wollen oder sich in Gesellschaft gut benehmen und dann schlechte Laune bekommen, wenn sie mit uns alleine sind (weil die Anspannung abfällt).

Auch die Liebe zu uns selbst und zu unserem Partner ist von hoher Bedeutung - wenn diese fehlt, dann ist es relativ schwer, ein authentisch liebendes Umfeld zu schaffen. Wichtig ist außerdem, die Ansprüche an sich selbst so zu gestalten, dass sie erfüllbar bleiben und dem Erwartungsdruck des Umfeldes keine allzu große Beachtung zu schenken.
Kristallkugel mit Händen umgeben

Ein weiteres Kapitel behandelt speziell die Liebe von Vätern. Unter anderem wird thematisiert, worin sich diese von der mütterlichen Liebe unterscheidet, warum gerade sie für Kinder auch außerordentlich wichtig ist und warum sich Väter besonders unter Druck setzen, zu lieben. Auch über unterschiedlich ausgeprägte Liebe zu Geschwistern wird kurz geschrieben.

Die elterliche Liebe wandelt sich im Laufe der Zeit - dass man Neugeborene noch nicht verwöhnen kann, wenn man sie mit Zuwendungsbekundungen quasi überschüttet, ist nachvollziehbar. Das Bedürfnis wahrgenommen und gesehen zu werden, wandelt sich jedoch im Laufe der Zeit, zunehmend spielen Rückhalt, Mitfühlen und Aufmerksamkeit immer differenziertere Rollen.

Ein Kapitel widmet sich am Ende des Theorieteils abschließend den Besonderheiten verschiedener Familienmodelle - von der klassischen Mutter-Vater-Kind(er)-Familie über gleichgeschlechtliche Regenbogenfamilien, Patchworkfamilien hin zur Alleinerzieher-Familie. 

Teil 2 - Zusammen Halt schaffen: zwölf Familienanker


Im zweiten Teil des Buches gibt konkrete Gebrauchsanweisungen, um die Familienliebe zu stärken.

Das erste Kapitel beschäftigt sich damit, wie man die Beziehungen untereinander nicht aus den Augen verliert. Dazu kann man immer wieder neu und aktiv entschließen, dass man sich gegenseitig Liebe zeigt. Es geht außerdem darum, wie sich kindliche Ängste überwinden lassen.

Vertrauen ist eine Bindungskraft, die für Kinder essentiell ist. Die Autoren regen an, Kinder durch Vertrauen, Achtung und Anerkennung wertzuschätzen. Thematisiert wird außerdem, wie man mit Vertrauensbrüchen umgeht und wie Eltern das Vertrauen ihrer Kinder in sie stärken. Passend dazu wird die Technik des Tonglen erklärt, welche in schwierigen Situationen die Grundstimmung entspannen kann.

In einem weiteren Kapitel geht es um familiäre Werte und Leitideen, in einem anderen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit und darum, wie man Kritik respektvoll formulieren kann.Für Kinder ist bedingungslose Liebe von großer Bedeutung - sie spüren die elterliche Enttäuschung sehr feinfühlig. Daher ist es wichtig, sich intensiv damit auseinander zu setzen, wenn sich das Kind anders entwickelt, als man sich das gewünscht oder es erwartet hat.
Familie mit drei Kindern 
Das Kapitel "Kinder haben Bedürfnisse - Eltern auch" greift auf, dass auch die elterlichen Bedürfnisse nicht vernachlässigt werden dürfen. Außerdem beschäftigt es sich mit der Konsum- und Wohlstandsfalle und zeigt, wie die Werbung uns manipuliert. Es wird angeregt, den eigenen Konsum zu überdenken, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das materielle Übermaß zu kürzen.

Anschließend geht es um Regeln im Familienleben und die Freiheit der Einzelnen. Um möglichst hohe Selbstbestimmung zu erreichen, ist es erforderlich, Vereinbarungen zu treffen und Regeln aufzustellen, welche Halt geben. Freiheit kann nur in einem stabilen Rahmen gelebt werden - diesen benötigen Kinder zudem zur Orientierung. In diesem Kapitel werden auch die Themen Liebesentzug und Konsequenzen beleuchtet.

Wie man eine möglichst friedliche Umgebung schafft und Konflikte so löst, dass alle Beteiligten zufrieden sind, das ist Thema des Kapitels "Familie als Friedensort". Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit Spiritualität und Zweckfreiheit. Was etwas esotherisch klingt ist jedoch die Beschäftigung mit der Frage, welche Ziele wir für unsere Kinder haben und ob diese Zweckorientierung sinnvoll ist.

Auch die Wichtigkeit von Gelasseheit wird thematisiert. Diese erlangt man, wenn man Perfektionismus die rote Karte zeigt und die eigene Familie möglichst nicht mit anderen vergleicht. Im Vordergrund sollte vielmehr stehen, im Hier und Jetzt die Zeit zu genießen.

Ebenso wichtig ist Unvollkommenheit - aus Fehlern lernt man und Kinder können beobachten, wie Eltern mit ihren Fehlern umgehen. Das erweitert den Horizont und macht deutlich, dass es in Ordnung ist, wenn mal etwas schief geht. Das bringt Entspannung und Gelassenheit und mindert den Erwartungsdruck.

Das letzte Kapitel heißt "Familie macht Spaß" und ermutigt uns, es unseren Kindern gleich zu tun, in dem wir einfach Spaß haben bei dem was wir tun. Abschließend gibt es ein paar Anregungen, wie man wieder häufiger gemeinsam lachen kann.

Das Buch ist wirklich rundum gelungen und führt dem Leser vor Augen, was im Zusammenleben mit Kindern wirklich wichtig ist. Es enthält jede Menge Anregungen, wie man im Alltag die Familienliebe immer wieder stärken kann.  

Verlosung


Der BELTZ-Verlag hat uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar des Buches zur Verfügung gestellt. Dieses möchten wir an Euch verlosen - wer gewinnen möchte, schreibt einen Kommentar mit seiner E-Mail-Adresse unter diesen Artikel (bitte ersetzt das @-Zeichen durch ein anderes Sonderzeichen, damit ihr nicht zugespammt werdet). Die Verlosung erfolgt am 09.02.2016. Viel Glück!

Wer das Buch kaufen möchte, unterstützt unseren Blog, wenn er es über diesen Link tut :-).

© Danielle

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