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Channel: Das gewünschteste Wunschkind
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Einkaufen und Geld zurück bekommen - Shoppen mit iGraal

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Seitdem ich Kinder habe, hat sich mein Einkaufsverhalten drastisch geändert. Früher liebte ich ausgiebige Shoppingbummel. Ich konnte stundenlang durch die Einkaufszone schlendern und hatte wirklich Freude daran, mir in Ruhe alles anzuschauen. Auf meine Elternzeit freute ich mich riesig - da würde ich viel Zeit haben, durch die Stadt zu streifen, in Cafés gemütlich Kaffee trinken und Freunde treffen. Doch als meine Tochter geboren wurde, platzten diese Wunschvorstellungen wie Seifenblasen. Stundenlang trug ich mein Schreikind durch die Wohnung und traute mich kaum vor die Tür, weil ich die genervten Blicke der anderen fürchtete. Wenn man jedoch so ein kleines Baby im Haus hat, dann fallen einen plötzlich ganz viele Dinge ein, die man unbedingt noch braucht - vom Kinderwagenschaukler über mehr Spuckwindeln hin zum Sonnensegel für den Kinderwagen. Wenn man (wie ich) nicht in einer Großstadt lebt, hat man nur eine Alternative: mein erstes Kind machte mich unfreiwillig zum passionierten Online-Shopper bei Babymarkt, Babywalz oder MyToys.

Zwar traue ich mich schon seit langer Zeit wieder mit meinen Kindern raus, aber so richtig Spaß macht es leider auch nicht, mit Kindern einkaufen zu gehen. Man muss dabei auch Prioritäten setzen - wenn die Laune noch gut und die Motivation hoch ist, geht es in den Schuhladen, um schon wieder neue Schuhe für die Schnellwachsfüße zu kaufen (meine Tochter ist bei der 15. Größe in 6 Jahren). Maximal ein weiteres Geschäft schafft man, danach haben die Kinder einfach keine Lust mehr. 

Alleine oder gar in Ruhe einkaufen gehen ist auch nicht mehr möglich - meine Freizeit beginnt üblicherweise um 20 Uhr - die der Verkäuferinnen im Einzelhandel jedoch auch. Wir kommen daher nur noch schwerlich zusammen und das wird auf absehbare Zeit auch noch so bleiben, so dass ich weiter hauptsächlich online mein Geld ausgeben werde. Das Internet hat neben den flexiblen Öffnungszeiten auch noch einen anderen entscheidenden Vorteil: man kann kräftig sparen. Und das nicht nur durch Preisvergleiche, sondern durch spezielle Anbieter, bei denen man für jeden Einkauf bares Geld, also "Cashback", zurück bekommt.

Als ich das erste Mal von dem Konzept las, konnte ich es kaum glauben. Kein Punktesammeln, kein Couponabgeben - einfach nach jedem Einkauf eine Gutschrift auf das Kundenkonto erhalten und sich auszahlen lassen. Genau so funktioniert iGraal. Das Portal hat über 1.500 Partner-Shops - kauft man dort ein, bekommt man einen bestimmten Prozentsatz des Kaufpreises zurück. Das System ist recht einfach und für alle Beteiligten lukrativ: Der Shopanbieter zahlt eine Provision an iGraal und iGraal gibt diese (bis auf einen kleinen Eigenanteil) an die Käufer weiter. 

Das Ganze funktioniert ganz einfach: zunächst müsst Ihr Euch anmelden - das ist innerhalb von einer Minute erledigt, da lediglich Name und E-Mail-Adresse angegeben werden müssen. Jeder, der sich anmeldet, bekommt sogar einen 5-Euro-Start-Gutschein. Wenn Ihr Euch entscheidet, das Angebot auszuprobieren, bekommt ihr über unseren Blog sogar 10-EUR-Startbonus (dazu später mehr).

Bei iGraal findet man wirklich fast alle Online-Shopping-Anbieter. Von myToys und Otto über Saturn, Zooplus, DHL, Zalando und Lidl bis hin zur Galeria Kaufhof, Bonprix und Deichmann - hier ist die komplette Liste.


    Im Onlineportal von iGraal gibt es außerdem über 1.000 Gutscheine für die Partnershops - diese werden redaktionell gepflegt uns sind somit immer aktuell (was ja bei Gutscheinen im Netz immer so eine Sache ist).

    Cashback und Gutscheine sind  grundsätzlich miteinander kombinierbar. Galeria Kaufhof bspw. bietet aktuell einen Rabattgutschein von 12 % und 10 % Cashback. Kauft ihr also für 100 EUR ein, wird zuerst ein Rabatt von 12 EUR abgezogen. Vom übrigen Kaufpreis in Höhe von 88 EUR bekommt ihr dann noch 8,80 EUR zurück - ihr bezahlt also über 20 % weniger. Das lohnt sich doch!

    Wenn ihr keine Lust habt, jedes Mal erst über die iGraal-Seite zum Anbieter zu klicken, dann installiert Euch einfach den Cashback-Melder (dafür gibt es gleich noch einen Euro Gutschrift) und die Partnershops werden beim Surfen automatisch erkannt. Ich habe den Cashbackmelder gestern intensiv ausprobiert - das klappt wirklich einwandfrei. Sobald ich eine Partnerseite (hier myToys) besuche, erhalte ich im Browser folgende Meldung:



    Sobald ich dann auf "Aktivieren" klicke, wird mir gemeldet, dass ich (hier) 4,5 % meines Einkaufswertes zurück bekomme:


    Die Leiste sieht dann wie folgt aus:



    Sie lässt sich auch minimieren, so dass auf den Seiten der Partnershops dann nur noch der kleine grüne Kreis mit dem "G" angezeigt wird. Super praktisch ist außerdem, dass ich mir immer die aktuellen Gutscheine und Rabatte für diese Seite einblenden lassen kann. Wer am liebsten mobil im Internet unterwegs ist, für den ist die iGraal-App ideal.

    Ich habe für Euch eine Übersicht erstellt, welche Shops bei iGraal vor allem für uns Eltern interessant sind und wie viel Cashback man dort aktuell erhält:


    Die Nutzung von iGraal ist absolut kostenfrei - man hat also keinerlei Risiko. Sobald ihr 20 EUR zusammengespart habt, könnt Ihr Euch das Geld dann auf Euer Bankkonto überweisen oder an eine Paypal-Adresse schicken lassen.

    Wenn Ihr das Cashback-Shoppen mit iGraal ausprobieren wollt, haben wir etwas ganz Besonderes für Euch - iGraal spendiert allen unseren Leser den doppelten Willkommensbonus! Wenn Ihr Euch mit Klick über das folgende Bild anmeldet, dann erhaltet Ihr statt der üblichen 5 EUR Willkommensgutschrift ganze 10 EUR geschenkt!

     
    Viel Spaß beim Ausprobieren und Shoppen wünscht

    Danielle

    PS: Über Eure Erfahrungen freuen wir uns in den Kommentaren!

    Mein Kind läuft ständig weg - was kann ich dagegen tun?

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    Kinder wollen kooperieren. Dieser Satz, so nonchalant von Familientherapeut Jesper Juul in fast jedem seiner Interviews dahingeworfen, bringt uns Eltern nicht selten an den Rand der Verzweiflung. Denn ausgerechnet unsere Kinder scheinen eben nicht kooperieren zu wollen, ja, sie scheinen es sich sogar in den Kopf gesetzt haben, genau das Gegenteil vom dem zu tun, was wir uns wünschen. Da werden Teller vom Tisch gefegt, Spielzeuge gefährlich in der Wohnung umhergeworfen, im dichten Straßenverkehr weggelaufen und sich morgens partout nicht allein angezogen.

    Warum das so ist, haben wir im ersten Teil unserer Serie zur kindlichen Kooperation ausführlich erklärt. Im zweiten Teil gingen wir darauf ein, wie wir unsere Kinder ganz allgemein wieder zum kooperieren bringen können. Ergänzt wurde dieser Text mit Teil 3 der Serie, in der ich tagebuchartig verbloggte, wie viel ich und meine Kinder am Morgen kooperieren. In den folgenden Artikeln wollen wir alltägliche Situationen betrachten, die früher oder später in fast allen Familien zu Konflikten führen:
     
     
    Wir haben einige Tipps und Tricks aufgeschrieben, die unseren Kindern die Kooperation im Alltag ein wenig zu erleichtern. Dazu beschreibe ich zunächst typische Probleme, gehe auf ihre möglichen Gründe ein und schlage ein paar praktische Lösungen vor, die euch helfen könnten.
     

    Mein Kind rennt immer weg

     
    Eine der gefährlichsten unkooperativen Verhaltensweisen ist das Weglaufen. In klassischen Ratgebern wird dazu meist geraten, konsequent zu sein und das Kind bei Regelverstoß an die Hand zu nehmen bzw. in den Buggy zu setzen. Wem man nicht vertrauen kann, der büßt eben mit Freiheitsentzug. Ich möchte diese Lösung nicht verurteilen, weil sie ultimativ ja das Kind schützt - und das ist natürlich das Wichtigste. Ich denke aber, dass es auch hier freundlichere Alternativen gibt, die das Zusammenleben in der Familie vielleicht nicht so zum Kampf machen. Denn selbstverständlich wehren sich die meisten Kinder dagegen, zwangsweise an der Hand laufen oder im Buggy sitzen zu müssen. Oft sehen sie gar nicht ein, dass sie etwas "falsch" gemacht haben. Doch schauen wir zunächst auf mögliche Gründe, warum ein Kind wegläuft.
     

    Gründe für das Verhalten

     
    Viele Kinder sehen das Weglaufen als Spiel an. Man sieht sie dann kichernd vor den besorgten Erwachsenen fortlaufen, die warnenden Rufe nicht hörend. Sie sind im Spielmodus und sehen keine Gefahr. Andere Kinder haben einen sehr ausgeprägten Jagdinstinkt - vielleicht ein Überbleibsel unserer Vergangenheit als Jäger und Sammler. Wenn diese Kinder eine Katze sehen oder auch eine Taube, einen tollen Fußball etc., dann rennen sie ohne Rücksicht auf Verluste einfach los und jagen hinterher. Dabei sind sie so fokussiert, dass auch sie keine Rufe der Erwachsenen mehr hören. Sie sind kleine Raubtiere und sehen nur noch ihre Beute.  


    Hinzu kommt, dass die menschliche Ohrmuschel eher nach vorn gerichtet ist. Wir hören von vorn und von der Seite gut, nicht jedoch von hinten. Rufen die Erwachsenen also von hinten und aus einer relativ großen Entfernung, dann erreichen die Schallwellen kaum noch das Ohr - das Kind hört tatsächlich nur wenig. Ist es dann noch auf etwas anderes konzentriert, filtert das Gehirn dieses Geräusch als nebensächlich weg - und das Kind hört gar nichts mehr von unseren Rufen. Denn so ist unser Gehirn aufgebaut. Unsere Ohren nehmen tagtäglich sehr viel mehr Geräusche auf, als das Gehirn dann verarbeitet. Zu unserem Schutz filtert es in wichtig und unwichtig - dabei passieren eben leider auch Fehler. (Es gibt auch Kinder, deren Gehirn nicht richtig filtert, diese sind dann permanent überreizt, weil sie zu vielen Dingen Aufmerksamkeit geben müssen. Zu viele Reize erreichen sie.)
     
    Als letzter Grund für ein Weglaufen von Kindern sei noch genannt, dass Erwachsene sich oft (unbewusst) nicht präzise genug ausdrücken. Oft sagen sie zum Beispiel: "Lauf nur so weit, wie ich dich noch sehen kann." Doch wie weit ist das denn genau? Wie soll das Kind einschätzen, wie weit ein Erwachsener sehen kann, zumal in einem Alter, in dem es kognitiv noch nicht eine Situation aus den Augen eines anderen betrachten kann? Für unsere Kinder sind wir in dem Alter, in dem sie normalerweise weglaufen, doch noch Superhelden, die ALLES können. Sie können einfach noch nicht einschätzen, dass wir sie durch die Hecke oder hinter den Autos nicht mehr sehen können! Damit ist das Weglaufen dorthin, wo die Eltern es nicht mehr sehen können, keine böse Absicht, sondern schlicht und einfach das Ergebnis der Annahme, dass wir Eltern unfehlbar sind. Sie denken, wir können kilometerweit und um die Ecke gucken - dass dem nicht so ist, ist unseren Kindern nicht bewusst.

     

    Lösungen für das Verhalten

     

    1. Fange spielen vermeiden

     
    Meine Töchter sind mittlerweile 5 Jahre alt und ich spiele mit ihnen gerne Fange. Auf dem Spielplatz rase ich ihnen hinterher und bin das große Krümelmonster, dass die beiden kleinen leckeren Kekse da vor mir essen will. Dabei wird ausgiebig gekichert und ich komme mit meinen fast 40 Jahren ziemlich aus der Puste. Hallo Körper? Du warst doch mal echt sportlich? Tja nun... Wenn ihr uns so auf der Wiese beobachten könntet, würdet ihr euch vielleicht wundern, wenn ich euch erzähle, dass ich, bis die Mädchen 3 Jahre alt wurden, niemals, wirklich nie Fange gespielt habe. Ganz bewusst habe ich speziell dieses Spiel gemieden. Und auch bei meinem eineinhalbjährigen Sohn vermeide ich tunlichst, ihm hinterherzurennen.
     
    Das liegt daran, dass ich nicht möchte, dass er dieses Spiel mir im Straßenverkehr spielt und vor mir wegrennt, wenn es gefährlich ist. Denn er kann noch nicht zwischen den Situationen "Fange spielen erlaubt", "Fange spielen gefährlich" unterscheiden. Für ihn ist der Ort egal, an dem er kichernd davontorkelt, um sich wieder einfangen zu lassen. Für ihn ist es ein Spiel, egal, ob er dabei auf die Straße rennt, oder auf dem sicheren Spielplatz. Es wäre eine Überforderung, von ihm zu verlangen, erst abzuwägen, ob das Fangespiel gerade situativ und ortstechnisch passend ist.
     
    Ich renne ihm also niemals hinterher, und ich greife ihn auch nicht von hinten am Arm oder der Jacke. Wenn es vorkommt, dass er einen anderen Weg einschlägt, als ich, renne ich zwar manchmal schnell hinter ihm her, solange er sich nicht umsieht, schlendere aber sofort betont langsam, wenn ich in sein Blickfeld gerate. Ich überhole ihn dann mit großen Schritten, aber nicht hektisch, drehe mich zu ihm um und beuge mich herunter, um ihn von vorn zum Stoppen zu bewegen. So kommt bei ihm niemals das Gejagt-werden-Gefühl auf, das ja bekanntlich der Initialzünder für das spielerische Weglaufen ist. Ich jage ihm nicht hinterher - ich stelle mich ihm von vorn in dem Weg und habe dann auch gleich seinen Augenkontakt, um seine Aufmerksamkeit und sein Zuhören zu sichern.
     
    Es mag euch schade vorkommen, das schöne Fange-Spielen zu unterlassen und ich kann das verstehen. Aber es ist ja nicht für immer verboten, sondern schlicht nach hinten verschoben. Ab etwa drei Jahren (das kann von Kind zu Kind variieren - entschiedet das für euer Kind selbst) sind unsere Kinder kognitiv in der Lage zu verstehen, dass Fange-Spielen auf dem Spielplatz prima ist, aber im Straßenverkehr nicht. Dann könnt ihr immer noch so viel hinter euren Kindern herrennen, wie eure Puste zulässt.
     

    2. Verkehrstraining

     
    In dem Moment, in dem eure Kinder Laufen lernen, sind sie bereit für Verkehrstraining. Das fängt zunächst sehr simpel an. Wenn ihr mit euren Einjährigen an eine Straße kommt, haltet ganz bewusst an, zeigt auf den Bordstein und sagt: "Stopp! Das ist eine Straße. Hier darfst du nur mit Mama oder Papa rüber". Dann nehmt ihr euer Kind an die Hand. Immer. (Es sei denn, natürlich, es sitzt im Buggy oder in der Trage.) Kommt ihr an eine Ampel, dann zeigt auf die Ampelfarbe und sagt: "Die Ampel ist rot. Wir müssen anhalten. Stopp!, sagt die Ampel." Ich mache dabei auch immer eine Stopp-Gebärde und singe die erste Strophe des Ampellieds. Wenn die Ampel auf Grün umspringt, sage ich betont erfreut: "Daaaa! Die Ampel ist grün! Nun können wir gehen. Nun halten die Autos an". 


    Der Sinn hinter diesem sehr frühen Verkehrstraining ist, dass unsere Kinder mit etwa 12 Monaten noch nicht in Frage stellen, was wir ihnen sagen. Die Autonomiephase hat noch nicht begonnen. Sie orientieren sich stark an uns, um die Welt überhaupt einmal zu begreifen und imitieren uns deshalb gern. Was wir sagen, wird von ihnen als unumstößliche Gegebenheit angenommen. Wird ihnen von uns in diesem Alter gezeigt, dass es wichtig ist, an Straßen zuverlässig anzuhalten, bei Rot nicht über die Straße zu gehen und auf die elterliche Hand zur Überquerung zu warten, dann prägt sich das so fest ein, dass es auch später, wenn sie ihre eigenen Wege gehen wollen, abgerufen wird. Sie werden auch mit 2 oder 3 Jahren an der Straße anhalten. Weil sie es immer schon so gemacht haben.
     
    Zum Verkehrstraining gehört übrigens auch, euren (auch etwas älteren) Kindern nicht alle Entscheidungen abzunehmen. Ein Kind, dass immer nur mitläuft, fängt nämlich irgendwann an zu träumen. Es ist nicht mehr konzentriert auf die Gefahren der Straße. Das mag an eurer Seite nicht schlimm sein, denn ihr passt ja auf - aber wenn es das immer so macht, dann gewöhnt sich das Gehirn daran, dass es im Straßenverkehr in den Tagtraummodus gehen kann und das könnte bedeuten, dass das Kind, wenn es allein zur Schule unterwegs ist, auch träumt, statt aufzupassen. Ich sage nicht, dass ihr ständig und überall eure Kinder auf Gefahren aufmerksam machen sollt. Was ich meine ist, sie an kleineren Straßen entscheiden zu lassen, wann ihr alle hinübergehen könnt oder sie zu bitten, euch den Weg vom Kindergarten nach Hause oder von zuhause zum Spielplatz zu zeigen. Besprecht mit ihnen, in welcher U-Bahn ihr fahrt, an welcher Station ihr normalerweise aussteigt usw. Zeigt ihnen einfach, dass es wichtig ist, im Verkehr aufmerksam zu bleiben - dann fängt ihr Gehirn nicht an, in wichtigen Situationen zu träumen.
     

    3. Klare Absprachen treffen - vorher

     
    Wie ich oben bereits erklärte, denken unsere Kinder, dass wir Superhelden mit Superkräften sind. Ihnen ist einfach nicht klar, wie weit wir gucken können und wie weit "so, dass ich dich noch sehen kann" ist. Deshalb ist es wichtig, mit Kindern klare Absprachen zu treffen, und zwar bevor sie losrennen, denn sonst hören sie uns nicht mehr gut. Ihr könntet zum Beispiel sagen: "Du darfst bis zur nächsten Laterne laufen". Im Park eignen sich Kurven als Markierung: "Du kannst bis zur nächsten Kurve rennen. Dahinter sehe ich dich nicht mehr, also bleib stehen". Auf dem Spielplatz ist es sinnvoll, eine imaginäre Linie mit den Kindern abzulaufen: "Im Gebüsch kann ich dich nicht sehen - du darfst bis hier spielen, damit ich dich immer im Blick habe. Hier vor dem Gebüsch ist die Linie, ja?"
     
    Oft werde ich von verzweifelten Zweifachmüttern angesprochen, wie sie das denn machen sollen, wenn ihr großes Kind mit dem Laufrad vorfahren will, sie aber mit dem Kleinkind oder Baby nicht schnell genug hinterher können. Die Großen würden dann anfangen, sich zu langweilen und dann doch schon weiter wegfahren (also weglaufen...). Die Antwort ist so einfach, dass sich die meisten Mütter dann an die Stirn klatschen, wenn ich sie ihnen vorschlage. Sagt zu eurem großen Kind: "Du darfst bis zum .... vorfahren. Wenn dir langweilig ist, weil wir zu langsam sind, dann fahr wieder zu mir zurück, ok? Du kannst immer hin und her fahren, bis ich mit dem Baby den Weg auch geschafft habe". Normalerweise ist das eine Lösung, die alle Beteiligten gut gefällt und deswegen problemlos klappt. Langeweile ist ein großer Risikofaktor fürs Weglaufen, deshalb werde ich weiter unten noch etwas ausführlicher darüber schreiben.
     

    4. Im Notfall: Leinenrucksack

     
    Es gibt, wie ich oben schon schrieb, Kinder mit ausgeprägtem Jagdinstinkt, bei denen der Impuls, loszurennen, jegliche antrainierte Verhaltensweisen überschreibt. Selbst, wenn sie ausgiebiges Verkehrstraining hatten, kann es sein, dass diese Kinder nicht anhalten, wenn eine Straße kommt oder sie viel zu weit weg von den Eltern sind. Auch bei Zwillingen gibt es manchmal das Problem, dass Eltern, die allein mit den beiden unterwegs sind, mächtig ins Schwitzen kommen, weil der eine hierhin und der andere dorthin strebt. Wem sollen sie folgen? Und warum rennen die nicht mal in eine Richtung?!
     
    Für solche Notfälle würde ich einen Leinenrucksack nutzen. Ich weiß, dass diese umstritten sind und selbstverständlich sind unsere Kinder keine Hunde. Aber ganz ehrlich? Ich möchte lieber in der Lage sein, mein Kind an der Leine von der Straße zu reißen, als mit ansehen zu müssen, wie es unter ein Auto gerät, weil ich nicht schnell genug hinterher konnte.

    Liebe imaginäre Leserin, die du jetzt gern einen bissigen Kommentar schreiben willst, wie schlimm Leinenrucksäcke für ein Kind sind: Ich finde es bewundernswert, dass du es bei deinen acht Kindern ohne geschafft hast. Und dass sie immer ganz brav im Straßenverkehr gehört haben. Und doch - lauf doch erst einmal selbst in den Schuhen von Zwillingseltern oder kleinen Jägern, bevor du dir ein Urteil erlaubst. Ein Leinenrucksack ist kein Foltermittel und auch nicht demütigend (also zumindest nicht, wenn das Kind nicht schon 5 Jahre alt ist), sondern eine zusätzliche Sicherheit, wenn Kinder sich rigoros weigern, an der Hand zu laufen oder sich in den Buggy setzen zu lassen. Punkt.
     
    Normalerweise nehmen die Kinder diese Rucksäcke nicht als Leine wahr. Für sie ist es ein lustiges Tier mit langem Schwanz, das sie da auf dem Rücken tragen. Anders als Mamas Hand oder der Buggy bewerten sie den Rucksack auch nicht als Einschränkung ihrer Freiheit, es sei denn, er wird zu oft genutzt. Die Eltern sollten wirklich nur an viel befahrenen Straßen den Leinenschwanz in die Hand nehmen und das Kind ansonsten frei mit Rucksack laufen lassen. Wichtig ist, auch trotz der Sicherung das Verkehrstraining mit den Kindern durchzuführen.
     

    Wann nicht wegzulaufen zu viel verlangt ist

     
    Ich bin von einer Mutter eines Zweijährigen gefragt worden, was sie machen solle. Ihr Sohn würde auf Spielplätzen immer nur kurz mit den Geräten spielen und dann einfach weglaufen, vom Spielplatz herunter. Sie würde sich gern einfach mal wie andere Eltern auf eine Bank setzen und ausruhen, während ihr Kind auf dem Spielplatz spielt. Aber das ginge bei ihrem Sohn gar nicht. Sie fragte mich, wie sie ihrem Sohn das Weglaufen abgewöhnen könne, denn das wäre ja ein wirklich problematisches Verhalten, weil er natürlich außerhalb des Spielplatzes auf eine Straße rennen könne.
     
    Wenn wir uns diese Situation genauer angucken, dann kollidieren hier zwei Bedürfnisse miteinander: Das Bedürfnis des Jungen, zu laufen, und das Bedürfnis der Mutter, sich auszuruhen. Und so sehr ich die Mutter verstehen kann - ich denke, dass sie ihr Bedürfnis in diesem Moment zurückstecken muss. Problematisch das das Verhalten des Kindes nämlich ganz und gar nicht. Er ist eben ein Kind, das lieber läuft, als auf dem Spielplatz zu spielen. Problematisch ist nur das Umfeld, in dem er sich befindet: Der Spielplatz ohne Eingrenzung und die Straßen drum herum. Es muss sich also nicht das Kind ändern, sondern sein Umfeld! Wenn die Mutter mit ihrem Sohn in den Park geht, kann er so viel vorlaufen, wie er will, denn es kann ihm nichts passieren. Auch auf einem eingezäunten Spielplatz wäre das möglich, allerdings denke ich, dass es ihm dort schnell langweilig werden würde, da er nun einmal kein Spielplatzkind ist. Viel besser wären wilde, unbebaute Flächen mit vielen Steinen und Stöckern - ich denke, dass er dort genug zum Spielen finden würde und die Mutter sich vielleicht sogar mal kurz hinsetzen könnte.
     
    Von diesem Läufer-Kind zu verlangen, auf einem Spielplatz nicht wegzurennen, ist eindeutig zu viel verlangt! Sein Bedürfnis spricht dagegen. Diesem wird er immer folgen. Bestehen wir als Eltern darauf, dass er auf dem Spielplatz zu bleiben hat und bringen ihm bei, dass er dort nicht wegzulaufen hat (indem wir mit ihm schimpfen, wenn er es tut z. B.) machen wir einen gravierenden Fehler. Denn dann suggerieren wir dem Kind, dass etwas an ihm nicht in Ordnung ist, dass er eigentlich in der Lage sein müsste, wie alle Kinder auf dem Spielplatz zu spielen. Wir prägen sein Selbstbild auf negative Weise. Denn eigentlich ist er ja vollkommen in Ordnung, so, wie er ist. Er ist halt ein anderer Spieltyp, als die anderen Kinder, aber das ist doch okay. Es müssen nur die äußeren Umstände stimmen, schon ist sein Spielverhalten nicht mehr problematisch, sondern toll. Er ist ein Entdecker und konzentriert sich dann am besten, wenn er durch den Park stiefelt und Steinchen sucht. Schafft es seine Mutter, auf sein Bedürfnis zu hören und die Spielbedingungen für ihn zu verändern, kann er mit einem anderen Selbstverständnis aufwachsen: Dass er gut so ist, wie er ist.
     
    Es gibt noch eine zweite Situation, in der das Nicht-Weglaufen zu viel verlangt ist: Wenn Kinder warten sollen. Eine Freundin von mir war mit ihrer 4-Jährigen einmal im Hotel. Auf dem Hotelgang fiel ihr ein, dass sie etwas im Frühstücksraum vergessen hatte und sagte zu ihrem Kind: "Warte hier, ich bin gleich wieder da. Nicht weggehen!". Als sie nach etwa 10 Minuten wieder oben war, war ihre Tochter doch weg. Ihr könnt euch ihren gewaltigen Schreck vorstellen. Tausende Gedanken rasten in ihrem Kopf, sie hatte eine Höllenangst. Panisch rannte sie durch die Gänge, zu den Treppen und zum Fahrstuhl und rief immer wieder nach ihrer Tochter. Am Ende fand sie sie in der Lobby. Das Mädchen sagte: "Ich habe dich gesucht, Mama!" Was war geschehen? Warum hatte das Kind nicht einfach dort gewartet, wo ihre Mutter sie stehen gelassen hatte?
     
    Zunächst einmal hatte die Tochter sehr wohl gewartet. Fünf Minuten hatte sie in etwa ausgehalten. Dann hatte sie die Angst gepackt in diesem Hotelflur und sie wollte ihre Mutter wieder sehen. Also lief sie ihr die Treppen hinunter entgegen, da sie wusste, dass die Mutter in den Frühstücksraum wollte. Damit verpasste sie ihre Mutter haarscharf, denn diese war mit dem Fahrstuhl nach oben gefahren.
     
    Das Problem an der Situation war, dass die Mutter das Mädchen "in den Leerlauf" geschickt hatte. "Leerlauf" sind Zeitabschnitte, in denen Kinder keine andere Handlungsanweisung haben, außer "warten". Warten kann ein Kind aber nur sehr kurz, denn es hat keine gute Zeitvorstellung - manche Minuten kommen ihm vor wie Stunden, manche Stunden wie Minuten. Soll ein Kind also ohne Beschäftigung warten, passieren zwei Dinge: Entweder, es bekommt Angst und will zu seinen Eltern (in unbekannten Umgebungen) oder ihm wird langweilig und es sucht sich eine Beschäftigung (in bekannten Umgebungen). In beiden Fällen läuft das Kind scheinbar weg - es verlässt den Ort des Wartens.
     
    Möchtet ihr, dass euer Kind irgendwo kurz wartet, dann vermeidet "Leerlauf" und gebt klare Handlungsanweisungen, bevor ihr geht. "Ich bin 5 Minuten weg. Du kannst hier im Hotelflur hoch und runter laufen und zählen, wie viele Schritte du brauchst. Ich komme gleich wieder mit dem Fahrstuhl hoch". "Warte hier, ich hole kurz Brötchen und bin gleich wieder draußen. Das dauert zwei Minuten. Du kannst hier auf der Wiese so lange Blumen pflücken". "Ich muss nochmal was aus der Wohnung holen. In fünf Minuten bin ich wieder da. Willst du in der Zeit vom Treppenabsatz springen? Du kannst mir dann zeigen, wie hoch du dich traust". Ganz wichtig ist natürlich, dass die vorgeschlagene Beschäftigung genauso lange anhält, wie ihr weg seid. Ist die Beschäftigung zu langweilig, gerät das Kind wieder in den Leerlauf und könnte auf die Idee kommen, sich etwas anderes zu suchen.
     
    Für die Junglehrer unter euch gilt dieser Punkt übrigens auch - sobald eure Schüler in den Leerlauf geraten, weil sie keine Aufgaben haben, werden sie unruhig und es kommt zu Unterrichtsstörungen. Ihr müsst daher darauf achten, dass eure Schüler immer genau wissen, was sie als nächstes tun können, auch, wenn sie mal warten müssen, weil ihr zum Beispiel etwas an die Tafel schreibt....
     

    Ausblick

     
    In den letzten Wochen haben wir im Rahmen unserer Kooperationsserie die Themen allein Anziehen, Essen herunter werfen und Treppen allein hochlaufen behandelt.
     
    Wenn ihr daran interessiert seid, können wir noch über weitere Situationen schreiben, die euch persönlich beschäftigen. Schreibt und einfach einen Kommentar, womit wir euch helfen können oder auch gerne, welche Tricks bei euch in bestimmten Situationen gut geholfen haben.
     
    © Snowqueen

    Weihnachtsshooting für Familien in Berlin

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    Ich weiß gar nicht, ob ich euch das schon erzählt habe, aber ich habe vor den Kindern eine ganze Weile in London gelebt. Ich bin dort nach dem Abi als Au-Pair gestrandet, in einer tollen, kultur-liebenden Familie, die mich sehr geprägt hat. Später lebte ich als Nanny auf eigenen Beinen, hatte aber immer noch engen Kontakt mit "meiner" Familie.  Die Engländer verschicken zum Weihnachtsfest gern Karten - viele, viele Karten - und vor allem Jahresbriefe, in denen sie all ihren Freunden erzählen, was sie so die letzten 12 Monate erlebt haben. Ich fand diese Tradition sehr schön, deshalb habe ich sie, als ich meine britischen Zelte abbrach, mit nach Berlin gebracht und schreibe seither jedes Jahr einen langen Brief an all meine Liebsten.

    Als dann die Kinder geboren wurden, fragten natürlich alle nach Fotos von den Kleinen. Das erste Weihnachtsfest nach der Geburt verlief für mich dementsprechend wahnsinnig stressig, denn ich stellte mich, wie hunderttausend andere am 20. Dezember bei DM an den Fotodrucker an. War das eine Prozedur! Nicht nur hatte ich eine Schlange von zehn Leuten vor der Nase, nein, die druckten alle auch noch 50 Bilder aus! Zum Verzweifeln. Also - natürlich hatte ich ebenfalls eine Druckauftrag von 50 Bildern, aber hey, ich war Neumutter, meine Zeit war knapp! Ich war froh, dass ich die beiden winzigen Bündel für eine Stunde von meiner Brust abpfropfen konnte - und dann das. Warum waren die ganzen anderen Menschen denn nicht schon vor Wochen am Fotodrucker gewesen? Hä? Hä? Tsss. Sie da - sie sind doch Rentner! Warum drucken sie denn erst jetzt? Was? Keine Zeit vorher? Also wirklich. Leute gibt's.

    Dieses erste Weihnachtsfest hatte mich also einiges gelehrt. Erstens: Wenn man Kinder hat, wollen die Leute Fotos von den Kindern sehen. Zweitens: Nutze keine Fotodrucker vor Weihnachten. Drittens: Fang im Oktober an zu planen, denn Eltern haben niemals Zeit.
     
    Seither läuft es etwas besser mit mir und meiner Planung. Ich hatte euch ja schon verraten, dass wir einen Haus- und Hoffotografen haben, den ich niemals wieder hergeben werde. Zu diesem gehen wir meistens Ende Oktober und lassen uns als gesamte Familie fotografieren: Captivation ist ein kleines Fotostudio in der Schliemannstraße 29 im Herzen  Prenzlauer Bergs in Berlin. Solltet ihr in Berlin oder auch im Berliner Umland wohnen und Familienfotos brauchen, lohnt sich für euch ein Besuch dort in jedem Fall, auch dann, wenn ihr eigentlich total ungern fotografiert werdet.
     

    Es ist nämlich so, dass ich seit den Schwangerschaften ein paar Kilos zu viel auf den Hüften habe. Sie stören mich im Alltag nicht, aber seither mag ich Fotos von mir nicht sonderlich. Meine Kinder sind natürlich immer absolut zuckersüß auf allen Fotos (okay, außer, sie haben einen grünen Schnodderfaden unter der Nase), aber wenn ich auf Fotos mein Doppelkinn sehe, kriege ich die Krise. Deshalb gehe ich wirklich, wirklich gern zu Captivation, denn Mark und Jule schaffen es irgendwie immer, dass ich mich ziemlich akzeptabel bis eigentlich doch ganz schön auf den Bildern finde. Schleicht sich doch mal ein Doppelkinn aufs Bild ein, wird das von den beiden hinterher einfach digital am PC nachbearbeitet. Auch Herpesbläschen oder fette Pickel oder doofe Grieskörner am Auge, die nun ausgerechnet zum Shooting-Termin mein holdes Antlitz verunstalten mussten, sind schon retuschiert worden. "Natürlich aussehen" gut und schön, aber so etwas muss ja nun echt nicht für die Ewigkeit festgehalten werden. 
     
    Auch für meine Kinder sind die Shootings übrigens jedes Mal ein riesen Spaß, weil man im Studio, anders als bei anderen Fotografen, rennen, hüpfen und laut schreien darf. Still stehen müssen die Kinder wenn, dann nur ein paar Sekunden. Meist werden sie aufgefordert, so schnell sie können, von einer Wand zur anderen zu rennen, oder durch einen Tunnel zu krabbeln, von einem Hocker zu springen oder einen Ball zu schießen. Auch Dreirad oder Bobby Car darf man im Studio fahren. Vor allem wird viel gelacht. Mark und Jule arbeiten oft gemeinsam und eine/r der beiden macht Quatsch, während der/die andere den Finger auf dem Auslöser hat und das Strahlen der Kinderaugen einfängt. So schaffen es die beiden, wunderbar natürliche, bewegte Bilder von unseren Kindern einzufangen. Meine Töchter sind im Studio übrigens nicht zimperlich und gehen total in den Quatsch-Modus, wenn wir dort sind. Mark und Jule haben das immer sehr souverän unter Kontrolle, aber ich bekomme jedes mal Angst, dass sie zu wild sind und es deshalb nur verschwommene Fotos vom Hinterkopf oder einem Bein geben wird. Das ist natürlich noch nie vorgekommen. Im Gegenteil - die Bilder spiegeln einfach total den Charakter meiner Kinder wider, anders als die Fotos bei andere Fotografen, bei denen sie still auf einem Stuhl sitzen und auf einen Punkt in der Ferne starren mussten.
     
    Was vielleicht ein bisschen abschreckt, wenn man nicht so fotoaffin ist, wie ich, ist der Preis. Das Shooting allein kostet schon 125 Euro, darin inbegriffen ist aber eine hochauflösende digitale Datei eures Lieblingsbildes. Das habt ihr also schon mal sicher. Nach dem Shooting dauert es ein paar Tage, bis ihr eine Diashow aller Bilder zugeschickt bekommt, aus der ihr dann eure Favoriten auswählen könnt. Bei mir sind das leider immer so viele, dass ich hinterher etwa 300 Euro bezahle. Da ich von mir als Kind nur eine Handvoll Fotos besitze, ist es mir das locker wert, aber ich kann durchaus verstehen, wenn ihr sagt, dass euch das zu teuer ist. Ich dachte das auch und habe zwischenzeitlich andere Fotografen der Stadt ausprobiert. Komischerweise landete ich auch bei denen am Ende meist bei einem Preis von etwa 200-300 Euro und war dann noch nicht einmal zufrieden mit den Fotos. Reuig kehrte ich im folgenden Jahr zu Captivation zurück und werde vermutlich bis ins hohe Alter dort Portrait sitzen: Dann werde ich mit meinem Rollator durchs Studio fetzen und hinterher meine Lachfalten-Fotos im Weihnachtsbrief meinen Enkeln und Urenkeln schicken....

    Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, eure Familienfotos auch bei Captivation machen zu lassen, dann habe ich eine vorweihnachtliche Überraschung für euch. Alle, die bei der Buchung angeben, wegen des Gewünschtesten Wunschkindes in die Schliemannstraße zu kommen, können exklusiv einen Rabatt von 10% auf ein Familienshooting bekommen. Ich würde sagen: Macht schnell einen Termin, denn es sind nur noch acht Wochen bis Weihnachten!

    © Snowqueen 

    Mein Kind kommt am Abend ständig wieder aus seinem Zimmer heraus

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    Kinder wollen kooperieren. Dieser Satz, so nonchalant von Familientherapeut Jesper Juul in fast jedem seiner Interviews dahingeworfen, bringt uns Eltern nicht selten an den Rand der Verzweiflung. Denn ausgerechnet unsere Kinder scheinen eben nicht kooperieren zu wollen, ja, sie scheinen es sich sogar in den Kopf gesetzt haben, genau das Gegenteil vom dem zu tun, was wir uns wünschen. Da werden Teller vom Tisch gefegt, Spielzeuge gefährlich in der Wohnung umhergeworfen, im dichten Straßenverkehr weggelaufen und sich morgens partout nicht allein angezogen.

    Warum das so ist, haben wir im ersten Teil unserer Serie zur kindlichen Kooperation ausführlich erklärt. Im zweiten Teil gingen wir darauf ein, wie wir unsere Kinder ganz allgemein wieder zum kooperieren bringen können. Ergänzt wurde dieser Text mit Teil 3 der Serie, in der ich tagebuchartig verbloggte, wie viel ich und meine Kinder am Morgen kooperieren. In den folgenden Artikeln wollen wir alltägliche Situationen betrachten, die früher oder später in fast allen Familien zu Konflikten führen:
     
     
    Wir haben einige Tipps und Tricks aufgeschrieben, die unseren Kindern die Kooperation im Alltag ein wenig zu erleichtern. Dazu beschreibe ich zunächst typische Probleme, gehe auf ihre möglichen Gründe ein und schlage ein paar praktische Lösungen vor, die euch helfen könnten.
     

    Mein Kind kommt am Abend ständig aus seinem Zimmer


    Kind reibt sich das AugeViele Eltern kennen das: Man hat den Nachmittag und Abend mit den Kinder verbracht, gespielt, vorgelesen, wieder gespielt, nochmal vorgelesen, Abendbrot gemacht und gegessen, beim Abendprogramm geholfen, ein letztes Mal vorgelesen und nun soll das Kind endlich einschlafen, denn die Eltern-Zeit ist angebrochen. Leider denkt das Kind nicht ans Einschlafen. Stattdessen tappert es gefühlt hundert Mal aus seinem Zimmer raus ins Wohnzimmer und verlangt noch ein Glas Wasser oder es muss zur Toilette oder da ist ein Monster unterm Bett oder es ist zu heiß oder zu kalt oder das Kuscheltier ist plötzlich weg oder es muss unbedingt noch eine Geschichte aus dem Kindergarten erzählt werden.
     
    Zunächst ist man als Elternteil noch geduldig und bringt das Wasser oder sucht das Kuscheltier, aber nach einer Weile wird man echt sauer, denn erholsam ist so ein unterbrochener Erwachsenenabend nun nicht gerade. Erst, wenn die Eltern richtig laut werden und schimpfen, scheint das Kind ein Einsehen zu haben, bleibt endlich liegen und schläft dann doch recht schnell rein. Warum geht das nicht mit mehr Kooperation? Warum müssen die Eltern scheinbar erst laut werden, damit das Kind nicht wieder aus seinem Zimmer kommt?

    Gründe für das Verhalten


    Um den (guten!) Grund für das Verhalten unserer Kinder zu sehen, müssen wir einen kleinen Abstecher in die Bindungstheorie machen. Wie ihr wisst, sind unsere Kinder schon gleich nach der Geburt auf der Suche nach einem verlässlichen Bindungspartner und finden diesen normalerweise bei Mama und Papa (bzw. Co-Mama). Im ersten Lebensjahr vertieft sich diese Bindung sehr stark. Die Eltern werden zum sicheren Hafen. Nach und nach kommen neue Bindungspersonen dazu - die Erzieherin im Kindergarten, Oma und Opa, Onkel und Tante, Pateneltern, Babysitter. An der Spitze der Bindungspyramide bleiben jedoch normalerweise die Eltern, d. h. bei ihnen fühlen sich die Kinder am sichersten und am wohlsten. Mit ihnen  wollen sie (je nach Alter natürlich) am liebsten 24 Stunden zusammen sein. Je älter ein Kind wird, desto stärker löst es sich von den Eltern, aber zumindest in den ersten drei Jahren hätten unsere Kinder nichts dagegen, uns immerzu zur Verfügung zu haben. Wenn das nicht geht, weichen sie problemlos auf andere Bindungspersonen aus, aber ihre Vorliebe gilt weiterhin uns.
     
    In der Literatur wird die Bindung zwischen den Eltern und dem Kind häufig mit einem Gummiband verglichen. Dieses wird in verschiedenen Situationen probehalber "gedehnt". Ein gut gebundenes Baby zum Beispiel würde im Krabbel-Kurs von der Mutter wegkrabbeln und seine Umgebung untersuchen, dann aber nach ein paar Minuten wieder zu ihrem Schoß zurückkommen, um dort über Körperkontakt wieder Kraft zu sammeln. Das Signal, nun aber wieder zurückzukrabbeln, erhält das Kind aus seinem Inneren heraus. Es "fühlt" eine akute Sehnsucht nach den Eltern, welche schnell gestillt werden soll. Man sagt, das Bindungsband war in "gespanntem Zustand" und wie ein Gummiband, das nicht ewig gedehnt sein möchte, wird das Kind durch das Bindungsband zurückgeführt. Der folgende Körperkontakt mit den Bindungspersonen verringert den inneren Stress des Abenteuers, welches es gerade erlebt hat (das muss kein schlechter Stress sein!), weil nun das Glückshormon Oxytocin ausgeschüttet wird.
     
    Im Gehirn passieren dabei zweierlei Dinge: Das Kind wird durch den Hormonwirbel einerseits für seinen Mut belohnt, ein fremdes Gebiet erobert zu haben und erlebt sich als selbstwirksam,  andererseits fühlt es bei seinen Bindungspersonen eine wohlige Wärme durch seinen Körper strömen und eine enge Verbundenheit mit den Seinen, die beruhigend wirkt. Da haben wir also die Wurzeln und Flügel, die wir unseren Kindern geben sollen: Verbundenheit einerseits und Selbstwirksamkeit andererseits.
     
    Nun ist das allein Einschlafen im eigenen Bett keine so andere Situation, wie das Herumkrabbeln im Kurs-Raum. Es ist ein Wagnis. Denn unser noch immer urzeitliches Gehirn verbindet Einschlafen noch immer mit Gefahr. Unser Stammhirn weiß nicht, dass es in unserem Kinderzimmer keine Säbelzahntiger und Höhlenlöwen gibt. Sobald das Licht aus ist, reagiert das Gehirn so, wie es vor tausenden von Jahren reagiert hat - mit Stress. Und wie reagiert ein gestresster kindlicher Körper? Genau, das Bindungsband wird aktiviert - das Gummiband schnellt zurück zum sicheren Hafen.  Das Kind wird von seinen eigenen Impulsen geradezu aus dem Bett gerissen, hinein zu uns ins Wohnzimmer. Dass es, um den inneren Stress loszuwerden eine Ausschüttung von Oxytocin braucht, weiß das Kind natürlich nicht. Es weiß nicht, warum es immer wieder aufsteht, um zu uns zu laufen. Es fühlt nur, dass es muss. Es weiß aber auch, dass wir das nicht mögen. Dass wir gerade unsere Ruhe haben wollen und Störungen ohne guten Grund missbilligen. Deshalb merkt es sich Ausreden, auf die wir in der Vergangenheit nicht ganz so genervt reagiert haben. Okay, Durst? Das kann ja wirklich sein - also geben wir dem Kind Wasser. Auf Toilette? Na gut, dass es ins Bett pullert, wollen wir auch nicht, also okay, geh aufs Klo! Hunger? Man, aber es gab doch Abendbrot. Na gut, dann kriegt es noch eine Stulle. Wie - Monster? Puh... okay - kindliche Ängste soll man unbedingt ernst nehmen, ich hole also das Monsterspray....

    Kleines Mädchen ist sehr müde
    
    Es ist keine absichtliche Schikane vom Kind - es wird getrieben von seiner Bindung zu uns. Rein kognitiv ist den Kindern bewusst, dass ihr im Nebenzimmer seid und ihnen nichts passiert, doch diese Bindungssehnsucht sucht sich ihren Weg trotzdem. Aber es merkt natürlich, dass es immer unwillkommener wird. Spätestens, nachdem wir richtig sauer geworden sind und es angeranzt haben, es soll nun endlich schlafen, fängt es an, das gespannte Band in seinem Inneren zu ignorieren. Das geht - Kinder sind Meister im verbiegen, um ihren Eltern zu gefallen. Aber schön ist so ein Einschlafen nicht.

    Die Bindungshierarchie erklärt übrigens auch, warum unsere Kinder in der Nacht bei so oft bei uns im Bett landen, statt weiter in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Sie sind dann eben aufgewacht (was normal ist), haben das gespannte Band in ihrem Inneren gespürt und sind zu ihrem sicheren Hafen getappst, um durch Körperkontakt dieses unangenehme Ziehen loszuwerden. Die Theorie lässt uns auch verstehen, warum unsere Kinder bei Babysittern oder Oma und Opa so viel schneller und problemloser einschlafen, als bei uns. Da diese Personen eine etwas tiefere Position in der Bindungspyramide haben, sind sie logischerweise nicht der sichere Hafen, der angesteuert wird. Das Bindungsband schnellt nicht automatisch in ihre Richtung zurück, das Kind fühlt sich von ihnen nicht so stark angezogen, wie von Nummer 1 und Nummer 2. Sind die Eltern nicht zugegen, dann ist das Kind also sowieso auf "Sparprogramm", d. h. es reißt sich (trotz liebevoller Umsorgung!) zusammen, bis Mama und Papa wieder da sind. Wenn also keine schnelle Oxytocin-Ausschüttung zu erwarten ist von demjenigen, der da im Wohnzimmer sitzt und aufpasst (je tiefer die Position in der Bindungspyramide, desto länger dauert das Trösten), braucht der Körper auch keine Impulse aktivieren, dorthin zu kommen. Da ist es für Körper und Geist energieeffizienter, einfach liegen zu bleiben und schnell einzuschlafen. Das bedeutet nicht, dass wir als Eltern darauf verzichten sollten, abends wegzugehen, nein. Ein Kind kann solche Abende problemlos aushalten. Oft sind es ja sowieso nur wenige Abende, an denen ein Babysitter da ist. Und selbst wenn nicht - bringt die Oma oder der Babysitter das Kind regelmäßig jeden Abend ins Bett, dann bildet sich zu ihm ja automatisch eine sehr enge Bindung und er/sie wird zum sicheren Hafen.

    Lösungen für das Verhalten


    Ich möchte gleich vorweg schreiben, dass meine Lösungen für das Verhalten euch und eurer Familie vielleicht nicht helfen werden. Vielleicht seid ihr auch enttäuscht, wenn ihr sie lest, weil ihr von mir großartige Neuerungen erwartet habt. Das Ding ist - Generationen von Eltern haben dieses Problem schon gehabt und es befassen sich unzählige schlaue Ratgeber mit seiner Lösung. Hätte ich sie gefunden, käme das dem Finden des Heiligen Graals gleich. Ich würde nicht nur reich, sondern sehr berühmt werden: Snowqueen - Retterin der Abende aller Eltern. Ich kann euch nur über unseren Weg berichten - der am Ende dazu führt, dass sich alle wohl fühlen.

    1. Einschlafbegleitung


    Die denkbar einfachste Lösung für das Problem ist die Einschlafbegleitung. Liegt ihr neben eurem Kind, muss es nicht zu euch heraus kommen und den Erwachsenenabend stören, denn sein Bindungsband ist ja nicht gedehnt. Es ist ganz nah bei euch, sein Gehirn braucht keine Angst vor Höhlenlöwen zu haben und kann sich zur Ruhe begeben. Für euer Kind ist dies normalerweise die kuschligste und schönste Möglichkeit, einzuschlafen.

    Nun begleite ich seit mehr als 5 Jahren Kinder in den Schlaf und kann ehrlich sagen, dass es für Erwachsene durchaus schönere Möglichkeiten gibt, den Abend zu verbringen. Es gab auch Abende - und nicht wenige - da war ich super genervt davon, in diesem Bett neben diesen Kindern quasi "gefangen" zu sein. Das merkten sie natürlich und kamen noch weniger zur Ruhe. Je wichtiger es mir war, raus zu kommen, weil ich beispielsweise noch einen Blogpost zuende schreiben wollte oder Freunde im Wohnzimmer saßen, um mit mir zu quatschen, desto länger dauerte es, bis die Kinder schliefen.

    Geholfen haben mir zwei Dinge. Erstens: Mein Smartphone. Das Telefon ist meine Verbindung zur Außenwelt. Ich kann twittern, Kommentare im Blog beantworten oder mit Freunden via Threema oder Signal quatschen. Danielle hat einen Kobo Glo - einen E-Book-Reader mit Hintergundbeleuchtung - der hat zusätzlich den Vorteil, dass er so eintönig und unbunt ist, dass die Kinder keinerlei Interesse daran zeigen. So nutzt sie die Einschlafbegleitung als feste Lesezeit und ist oft so versunken im Buch, dass sie noch lange weiter liest, obwohl das Kind längst schläft.

    Zweitens: Der Gedanke, dass diese Zeit der Einschlafbegleitung endlich ist. Unsere Kinder sind nicht ewig klein, sie wollen nicht ewig unter unseren Fittichen liegen. Wie viel Zeit bleibt einem als Elternteil? Als Baby schliefen sie vielleicht drei Monate lang auf meiner Brust - ZACK, war das vorbei. Und wie ich es vermisse! Dieses kleine, warme, schlafschwere Kindchen auf mir, der winzige haarbekranzte Kopf kurz unter meiner Nase, der Geruch meines Babys direkt bei mir. Hach. Auch die anderen Phasen gehen rasend schnell vorbei, wenn man das im Rückblick betrachtet. Plötzlich sind sie 6 Jahre alt und viel zu cool, um noch eine Einschlafbegleitung zu wollen. Und dann sitzen wir Eltern im Wohnzimmer und überlegen: Haben wir die Zeit, so ewig lang sie uns währenddessen vorkam, wirklich gut ausgenutzt? Haben wir die Gelegenheiten genug ausgeschöpft, unseren Kindern richtig nah zu sein?

    Schlafendes KindDenn ab hier streben sie immer weiter von uns weg. Sie bleiben mit uns verbunden, klar, aber ihr Weg führt nach den ersten 6 Jahren unaufhörlich von uns fort. Es fängt mit der ersten Übernachtung bei der Kindergartenfreundin an und endet mit dem Auszug in die erste eigene Wohnung. Sagen wir also, es bleiben uns etwa 60 Jahre, die wir gemeinsam mit unseren Kindern auf der Erde sind. - Haben wir die ersten 6 (vielleicht 10, wenn wir Glück haben), in denen sie uns nah sein wollen, weil wir ihre uneingeschränkten Helden sind, wirklich nachhaltig genossen?

    Wisst ihr, bei meinen ersten beiden Töchtern hetzte ich im Babyjahr von Meilenstein zu Meilenstein. Ich wartete immerzu auf das, was sie bald können würden und verpasste so viele wunderbare Momente im Jetzt und Hier. Deshalb war es so ein Geschenk, dass wir doch noch ein drittes Kind bekamen. Beim Babybub wusste ich endlich, dass es total schnuppe ist, wann er sich zum ersten Mal dreht oder ob er mit 12 Monaten schon läuft. Wichtig war, es zu genießen. Ich habe jeden einzelnen Moment seines ersten Jahres ganz bewusst wahrgenommen und in meinem Herzen abgespeichert. Ich wollte nicht schon wieder so viel übersehen. Und deshalb liege ich auch heute noch fast jeden Abend neben meinen Kindern und begleite sie beim Einschlafen, lausche ihren Atemzügen und halte ihre kleinen Händchen. Damit ich mir nicht später selbst vorwerfen muss, es verpasst zu haben.

     

     2. Selbstbestimmtes Zubettgehen


    Ich habe es schon öfter in diesem Blog erwähnt - meine Töchter können wählen zwischen Einschlafbegleitung und selbstbestimmtem Zubettgehen. Bei letzterem dürfen sie in ihrem Zimmer so lange (leise) spielen, wie sie wollen. Erst, wenn sie sich wirklich müde fühlen, gehen sie dann selbständig ins Bett und machen das Licht aus. Normalerweise schlafen sie dann auch tatsächlich innerhalb einer Minute ein. Dieses Arrangement klappt erstaunlich gut und gibt mir die Möglichkeit, abends die Küche etwas gründlicher aufzuräumen oder wichtige Papiere zu bearbeiten. Was man halt als Erwachsener so tun muss.

    Meine Töchter versinken in dieser Zeit in ihrem Spiel und kommen deshalb nicht aus ihrem Zimmer. Sie sind wirklich fokussiert aufs Spielen. Es mag sein, dass sie Glück haben, weil sie zu zweit sind und deshalb gemeinsam spielen können. Aber auch Danielles Tochter spielt abends allein im Zimmer, seit sie 3 Jahre alt ist (und gerät dabei fast immer in den Flow). Meine Töchter entscheiden sich auch oft unterschiedlich: Eine bleibt auf und malt und bastelt noch eifrig, während die andere in einem anderen Zimmer schon neben mir liegt und versucht, einzuschlafen. Auch das klappt gut. Es gibt natürlich auch Abende, an denen sie doch zu mir in die Küche kommen oder sich auch streiten - dann ist es klar, dass ich doch eine Einschlafbegleitung machen soll, weil sie sich "falsch" entschieden haben. Dann legen wir uns eben gemeinsam ins Bett und machen das Licht aus.

    Ich werde oft gefragt, ob meine Kinder nicht am nächsten Tag müde sind, wenn sie allein ins Bett gehen. Doch, das kommt vor, aber es ist nicht die Regel. Sie können sich sehr gut einschätzen und da sie nicht durch einen Fernseher oder ein Smartphone wach gehalten werden (wie wir Erwachsenen), hören sie die Signale ihres Körpers ziemlich gut. Selbst unser Eineinhalbjähriger kann schon sehr genau benennen, wann er schlafen gehen möchte und ist dann sehr kooperativ, wenn ich vorher noch schnell die Windel wechseln und die Zähne putzen möchte.

    Natürlich muss man Kindern erst einmal eine "Eingewöhnungszeit" zugestehen, wenn man das Konzept des selbstbestimmten Schlafengehens einführt. Sicherlich werden fast alle Kinder erst einmal so lange aufbleiben wollen, wie sie schaffen, aber das reguliert sich nach ein paar Tagen von ganz allein. Auch für die Schule stellt dieses Konzept normalerweise kein Problem dar, solange das Kind nicht fernsieht oder Playstation spielt. Die Schulkinder, die in meinem Bekanntenkreis selbstbestimmt ins Bett gehen, tun das früh genug, weil sie von der Arbeit in der Schule so geschafft sind, dass sie gern einschlafen.

    3. Geschwisterbett


    Ich bin ein großer Fan von Geschwisterbetten, weil sie einerseits die Loslösung von den Eltern begünstigen, andererseits aber eben immer noch eine Bindungsperson im Bett ist, mit dem in der Nacht gekuschelt werden kann (nämlich das Geschwisterkind). Meine Töchter haben ein Geschwister-Bett von 140x200 Metern und schlafend darin gut ein, ohne, dass sie besonders oft zu uns Eltern rauskommen würden - weder beim Einschlafprozess, noch in der Nacht.

    Ein Problem eines Geschwisterbettes ist das Toben kurz vorm Einschlafen. Ich will euch nicht verheimlichen, dass das durchaus vorkommt, wenn zwei kleine Kinder zusammen schlafen. Ich habe aber festgesellt, dass das Toben ein natürlicher Prozess ist, der kurz vorm ultimativen Einschlafen auftaucht und Letzteres sogar begünstigt, wenn man der Natur den freien Lauf lässt. Ein Abend sieht dann so aus: Kinder spielen im Kinderzimmer, das Licht ist an. Sie spielen ruhig und vertieft. Sie werden müde, wollen aber noch nicht schlafen. Das Konzentrieren auf das ruhige Spiel gelingt nicht mehr. Sie machen Quatsch miteinander und ringen im Bett oder hüpfen. Das dauert etwa 5-10 Minuten, dabei werden sie alle Energie los, die sich vorher durch das ruhige, konzentrierte Spiel aufgestaut hat. Das Toben flaut von allein ab. Manchmal weint eins der Kinder, dann muss ich trösten kommen. Oft genug aber machen sie dann einfach das Licht aus und legen sich hin. Ein wenig reden sie manchmal noch, aber eigentlich nicht viel. Nach spätestens 5 Minuten schlafen sie.
     
    Zwei Geschwister in einem Bett

    Ich habe am Anfang versucht, das Toben zu unterbinden, was nur mit Schimpfen klappte und das nicht einmal effektiv. Es war eine wirklich unangenehme Zeit, bis ich endlich so genervt war, dass ich sie habe "einfach machen lassen". Ich resignierte. Und da entdeckte ich endlich, dass das Toben gar nichts ist, gegen das man  als Erwachsener kämpfen muss. Die aufgestaute Energie hält die Kinder nur vom Schlafen ab, sie macht Hummeln im Hintern. Ist die Energie abgebaut, schlafen sie entspannt ein.

    Zur Beachtung: Geschwisterkinder müssen ausreichend alt sein, um beieinander schlafen zu dürfen. Ein Baby hat nichts im Geschwisterbett verloren. Erst, wenn es alt genug ist, sich notfalls wegzurollen, die Decke wegzuziehen und bescheid zu geben, dass es zu eng ist, sollte das kleinere Geschwisterkind beim großen schlafen.

    4. Immer wieder selbst hereinkommen


    Da ihr nun wisst, dass eure Kinder immer wieder aus ihrem Zimmer kommen, weil eine Bindungssehnsucht sie überfällt, könnt ihr dem Herauskommen natürlich zuvorkommen, indem ihr regelmäßig zu ihnen hinein geht. Wenn ihr es schafft, die Abstände eures Nach-ihnen-Guckens so zu gestalten, dass ihr Bindungsband nicht zu weit gedehnt ist, dann werden sie im Bett liegen bleiben und einschlafen, ohne euch im Wohnzimmer zu stören.
     
    Ich habe diese Lösung in Zeiten genutzt, in denen ich zu genervt für Einschlafbegleitung war (ja- das kommt vor). Sie waren zu diesem Zeitpunkt älter als drei Jahre und verstanden rein kognitiv, dass ich gern noch etwas arbeiten würde und die Zeit nicht im Bett verbringen wollte. Also wurschtelte ich draußen im Rest der Wohnung herum, räumte auf, tippte auf dem Rechner etc., so dass meine Töchter mich immer hören und manchmal auch sehen konnten. Zwischendurch ging ich immer wieder zu ihnen hinein und kurz vorm echten Einschlafen blieb ich meist bei ihnen auf der Bettkante sitzen. Richtig gut passt diese Lösung jedoch nicht zu uns, deshalb kommt sie nicht oft zum Einsatz. Aber vielleicht wäre sie etwas für eure Familie?

    Ausblick

     
    In den nächsten Wochen werden wir im Rahmen unserer Kooperationsserie die Themen "Mein Kind hasst Situationswechsel", "Mein Kind verweigert die Medikamenteneinnahme" und "Mein Kind will nicht die Windeln gewechselt bekommen" behandeln.
     
    Wenn ihr daran interessiert seid, können wir noch über weitere Situationen schreiben, die euch persönlich beschäftigen. Schreibt und einfach einen Kommentar, womit wir euch helfen können oder auch gerne, welche Tricks bei euch in bestimmten Situationen gut geholfen haben.
     
    © Snowqueen

    In eigener Sache: Werbung, Anfragen und Unterstützung

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    Liebe Leserinnen und liebe Leser,


    heute möchten wir uns mal ganz persönlich an Euch wenden. Euch ist sicher in den letzten Wochen aufgefallen, dass nun auch gelegentlich werbliche Artikel bei uns erscheinen. Wir wollen heute kurz erklären, warum das so ist.

    Außerdem wird uns immer wieder die Frage gestellt, wie man unsere Arbeit unterstützen kann. Das ist auf ganz vielen Wegen möglich - wir wollen Euch diese heute kurz vorstellen.  
     
     

    Warum wir uns entschieden haben, auch Werbung zu veröffentlichen

     
    Seit etwa 3 Jahren gibt es Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten - wir schreiben hier über die Dinge, die uns sehr am Herzen liegen. Unser Ziel war es von Anfang an, die Welt für Kinder ein klitzekleines bisschen besser zu machen, indem es uns gelingt, Eltern davon zu überzeugen, dass sie ihre Babys nicht verwöhnen, wenn sie sie viel tragen, mit ihnen gemeinsam schlafen oder liebevoll auf ihre Bedürfnisse eingehen.  Durch Eure zahlreichen Kommentare und Nachrichten wissen wir, dass wir mittlerweile ganz, ganz viele Eltern erreichen und bewegen. Darüber freuen wir uns riesig und es macht uns sehr dankbar und außerordentlich zufrieden. Unsere Arbeit macht uns wirklich großen Spaß - aber es ist auch wirklich Arbeit.

    Und die ist deutlich zeitintensiver, als es auf den ersten Blick erscheinen mag. Für unsere meist sehr umfangreiche Recherche, das Schreiben, die Bildersuche, die Verlinkung und das Korrekturlesen verschlingt ein Artikel - je nach Umfang und Thema - zwischen 5 und 50 Arbeitsstunden. Das ist Zeit, die wir uns sehr gerne nehmen, die uns aber auch an anderen Stellen einfach fehlt, denn auch unsere Tage haben leider nur 24 Stunden.
    Weil man im Leben aber immer möglichst viel von dem tun soll, was einem wirklich Spaß macht, haben wir unsere persönlichen Prioritäten neu sortiert - ein Stück weg von unserer "klassischen Arbeit" hin zu unserem heißgeliebten Wunschkind.

    Diese Freiheit will jedoch auch finanziert werden - aus diesem Grund haben wir uns dazu entschieden, nun auch werbliche Inhalte zu veröffentlichen.


    Werbung auf unserer Seite bedeutet für uns: Mehr Zeit zum Schreiben.

     
    Zeit ist ein kostbares Gut, das zunehmend knapper wird - denn offline gibt es fünf wunderbare Kinder und ein spannendes und herausforderndes Familienleben. Wir müssen daher abwägen, wie wir unsere Zeit sinnvoll nutzen.

    Wir schreiben ausschließlich über die Dinge, die uns wirklich überzeugt haben - ihr könnt Euch also darauf verlassen, dass wir nur Produkte und Dienstleistungen vorstellen, die uns auch wirklich überzeugen. Das Produkt erhalten wir üblicherweise kostenlos zum Testen, manchmal bekommen wir auch eine zusätzliche Vergütung. Damit alles absolut transparent bleibt, versehen wir solche Produktvorstellungen mit dem Zusatz "Werbung".

     

    Die Beantwortung von Fragen und Kommentaren

     

    Unsere stetig zunehmende Reichweite freut uns natürlich sehr - sie führt jedoch auch dazu, dass der nicht sichtbare Aufwand um eine Webseite herum ebenso stetig steigt. Zum Einen erfordert höherer Traffic eine bessere (und damit leider teurere) technische Infrastruktur, zum anderen fließt immer mehr der Zeit in die Beantwortung von Fragen, Kommentaren und anderen Anfragen.

    Wir freuen uns über jeden einzelnen Kommentar unter unseren Artikeln! Wir lesen auch jeden einzelnen und bemühen uns sehr, alle Fragen zu beantworten. Bitte seht uns nach, wenn wir das nicht immer schaffen. In den letzten Monaten haben auch zunehmend mehr unserer Leser/innen die Möglichkeit genutzt, uns eine E-Mail zu schreiben. Neben ganz viel Lob für unsere Arbeit gab es viele, viele, viele Fragen. Auch hier haben wir uns stets bemüht, diese Fragen möglichst ausführlich zu beantworten und uns sehr darüber gefreut, dass wir so vielen Eltern weiter helfen können.

    Mittlerweile müssen wir uns jedoch zutiefst bedauernd eingestehen: Wir schaffen das nicht mehr. Das tut uns von Herzen leid, aber es ist mittlerweile unmöglich, weiterhin qualitativ hochwertige Artikel zu schreiben und zusätzlich alle Fragen so ausführlich zu beantworten, wie sie es verdient hätten. Wir wollen Euch für Fragen jeder Art unser wirklich großartiges Forum empfehlen, in dem ihr ganz viele Eltern treffen könnt, denen eine bedürfnis- und beziehungsorientierte Erziehung wichtig ist - sie haben in allen Lebenslagen ein offenes Ohr und einen klugen Rat. Wenn ihr Euer Problem in unserem Forum kurz beschreibt, erhaltet Ihr ganz sicher fundierte Antworten aus verschiedenen Perspektiven.


    Aufgrund unseres Zeitmangels wird es uns zwar leider in Zukunft auch nicht mehr möglich sein, im Forum regelmäßig Fragen zu beantworten. Wir werden daher leider den Bereich "Fragen an Danielle und Snowqueen" schließen - aber ihr seid dort bei den anderen Mädels wirklich sehr, sehr gut aufgehoben! Und wann immer wir dazu kommen, werden wir natürlich auch vorbei schauen und uns beteiligen.

    Wenn Ihr dennoch ganz unbedingt von uns persönlich beraten werden wollt, bieten wir diese Möglichkeit grundsätzlich an, können dies jedoch nicht mehr unentgeltlich tun. Wenn ihr ein kleineres Problem habt, das sich vergleichsweise unaufwändig beantworten lässt, berechnen wir dafür zukünftig 20 EUR. Bei komplexeren Fragestellungen, die eine sehr ausführliche Antwort erfordern, stellen wir 50 EUR in Rechnung. Wenn ihr davon Gebrauch machen möchtet, schickt uns eine E-Mail an squeennow@gmail.com. Gerne schätzen wir vorab den Aufwand für die Beantwortung ab.
     
     

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    Vielen Dank!
    Snowqueen und Danielle

    Mein Kind ist trödelt und bummelt ständig und ist oft langsam

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    Kind spielt auf einem Baumstamm mit AutosKinder wollen kooperieren. Dieser Satz, so nonchalant von Familientherapeut Jesper Juul in fast jedem seiner Interviews dahingeworfen, bringt uns Eltern nicht selten an den Rand der Verzweiflung. Denn ausgerechnet unsere Kinder scheinen eben nicht kooperieren zu wollen, ja, sie scheinen es sich sogar in den Kopf gesetzt haben, genau das Gegenteil vom dem zu tun, was wir uns wünschen. Da werden Teller vom Tisch gefegt, Spielzeuge gefährlich in der Wohnung umhergeworfen, im dichten Straßenverkehr weggelaufen und sich morgens partout nicht allein angezogen.
     
    Warum das so ist, haben wir im ersten Teil unserer Serie zur kindlichen Kooperation ausführlich erklärt. Im zweiten Teil gingen wir darauf ein, wie wir unsere Kinder ganz allgemein wieder zum kooperieren bringen können. Ergänzt wurde dieser Text mit Teil 3 der Serie, in der ich tagebuchartig verbloggte, wie viel ich und meine Kinder am Morgen kooperieren. In den folgenden Artikeln wollen wir alltägliche Situationen betrachten, die früher oder später in fast allen Familien zu Konflikten führen:
     
    Wir haben einige Tipps und Tricks aufgeschrieben, die unseren Kindern die Kooperation im Alltag ein wenig zu erleichtern. Dazu beschreibe ich zunächst typische Probleme, gehe auf ihre möglichen Gründe ein und schlage ein paar praktische Lösungen vor, die euch helfen könnten.

    Mein Kind trödelt und bummelt


    Es gibt Kinder - und gar nicht mal so wenige! - die können nicht gut damit umgehen, wenn eine Aktivität endet und eine neue beginnen soll. Diese Kinder ziehen sich zum Beispiel total ungern an, weil das bedeutet, dass sie aus ihrem schönen warmen Schlafanzug in kalte Tagessachen schlüpfen müssen. Sie gehen auch ungern aus dem Haus, weil sie sich dann von ihren Spielzeugen loseisen müssen, um Schuhe und Jacke anzuziehen. Sind sie erst einmal angezogen und draußen, ist alles prima und sie haben totalen Spaß, aber bis die Eltern sie erst einmal dort hin bugsiert haben, leisten sie meist inaktiven Widerstand. Sie brauchen für alles gefühlt ewig und machen die Erwachsenen mit ihrer scheinbaren Antriebslosigkeit und ihrem Bummeln kirre. Dabei sind sie gar nicht per se antriebslos - sie können, wenn sie erst einmal in der neuen Situation angekommen sind, wunderbar spielen, sind fröhlich, kreativ und anstrengungsbereit. Nur bei den Übergängen zwischen den Situationen stockt es massiv.
     

    Gründe für das Verhalten

     
    Um das gleich klar zu stellen: dieses Verhalten ist total normal und bis ins Grundschulalter hinein auch altersgerecht. Je jünger die Kinder sind, desto schwieriger fallen ihnen meist die Situationswechsel und um so mehr bummeln sie.

    Das liegt daran, dass das Gehirn in jüngerem Alter noch nicht sehr flexibel auf spontane Wechsel reagieren kann. Im Kopf der Kinder spulen sich kleine Programme ab und wenn diese nicht Schritt für Schritt abgearbeitet werden, gerät das Gehirn in die Krise. Meine Tochter Fräulein Ordnung kann zum Beispiel wirklich schlecht damit umgehen, wenn sie die Treppe hinunterlaufen soll, bevor sie den Reißverschluss ihrer Jacke zugezogen hat. Es gehört für sie einfach fest zum Programm, dass sie sich noch oben vollständig anzieht, bevor wir losgehen. Wenn wir es morgens eilig haben und ich mir wünsche, dass sie einfach die Jacke überwirft und dann z. B. an einer roten Ampel schließt, damit wir ein wenig Zeit sparen, dann bringt sie das jedes mal völlig aus dem Konzept.

    Das kann auch anders herum passieren - wenn das Kind z. B. denkt, dass ein bestimmtes Programm gestartet wurde, das dann aber gar nicht abläuft: Es kann zum Beispiel sein, dass ein Erwachsener zuhause einen wärmeren Pullover anzieht, weil ihm kalt ist. Das Kind sieht das und erwartet nun, dass sie gleich raus auf den Spielplatz gehen, weil Papa diesen Pullover immer dann anzieht, wenn es raus geht. Der Erwachsene hat aber gar nicht die Absicht, rauszugehen. Das Kind erwartet aber, dass er nun auch die Schuhe anzieht und dem Kind die Jacke reicht. Passiert das nicht, obwohl diese Schritte im kindlichen Kopf vorgegeben sind (das Programm "Auf den Spielplatz gehen" wurde gestartet), kann es sein, dass das Kind aus für den Vater heiterem Himmel einen Wutanfall bekommt, weil das Gehirn nicht flexibel auf den Programmwechsel (geht doch nicht auf den Spielplatz) reagieren kann. Das ist allerdings nur bei sehr kleinen Kindern der Fall, also etwa vom ersten bis zweiten Lebensjahr. Ältere Kinder müssten schon in der Lage sein, dieser Art von Missverständnis mit Ruhe zu begegnen.

    Ein spontanes Reagieren auf Gegebenheiten ist eine kognitive Leistung, die erst nach und nach erlernt wird - das sollten wir Großen immer im Hinterkopf behalten.

    Ein weiterer Grund, gerade bei etwas älteren Kindern (ab ca. 4 Jahren) ist ein Phänomen, das sich Schwellenangst nennt. Damit ist nicht die Phobie gemeint, über Türschwellen zu treten. Kinder, die Schwellenangst haben, verweigern oft erst einmal neue Dinge/Situationen/Aufgaben, selbst, wenn diese schön sind. Sie möchten "die Schwelle" zur neuen Aufgabe nicht überschreiten und schieben diese lange vor sich her bzw. suchen sich Taktiken, diese ganz vermeiden zu können - zum Beispiel indem sie Bummeln. Einige dieser Kinder schaffen es sogar, krank zu werden, also beispielsweise echtes Fieber zu bekommen! Oft sind das sehr korrekte Kinder mit einem hohen Grad an Perfektionismus, oder aber Kinder, die schon oft in ihrem kurzem Leben gescheitert sind. Auch Erwachsene leiden noch an Schwellenangst, bei ihnen wird es aber gern Prokrastination genannt (was nicht ganz korrekt ist, denn das Aufschieben ist ja das Ergebnis der Angst).  Es erfordert ein großen Maß an Feinfühligkeit, Kindern über ihre Schwellenangst hinwegzuhelfen, aber es geht. Je mehr positive Erlebnisse sie dabei haben, desto einfacher wird es.

    Lösungen für das Verhalten

     

    1. Übergänge regelmäßig ankündigen


    Im Alltag kommt es sehr, sehr häufig zu Phasenwechseln. Nehmen wir zum Beispiel die Zeit, nachdem ihr euer Kind aus dem Kindergarten abgeholt habt. Der erste Phasenwechseln dabei ist schon mal das Abholen. Die Kinder spielen gerade so schön im Garten, ihr kommt an und wollt sie holen, sie ziehen einen Flunsch oder rennen sogar weg, weil sie noch nicht mitkommen wollen. Habt ihr es geschafft, geht es sicherlich noch auf den Spielplatz. Oft maulen die Kinder dort erst einmal ein Weilchen, bis sie ins Spiel gefunden haben - der zweite Phasenwechsel (zwischen Abholphase und Spielplatz). Wollt ihr dann nach einer Stunde endlich nach Hause, maulen die Kinder schon wieder - sie wollen noch weiter spielen und trödeln. Denn auch hier gibt es einen Phasenwechsel - der vom Spielplatz zur Nachhause-Geh-Situation. So geht das unendlich weiter, bis die Kinder endlich im Bett sind. Ihr seht, das Leben besteht aus einem Strom an Situationswechseln. Habt ihr ein Kind, das mit diesen schlecht umgehen kann, dann kann das schon sehr belastend für die gesamte Familie sein, vor allem, wenn alle anderen Mitglieder aus einem anderen Holz geschnitzt sind.

    Eltern, die selbst sehr zackig unterwegs sind und tausend Sachen auf einmal schaffen, werden kirre mit einem so scheinbar phlegmatischen Kind. Diese Zuschreibung ist aber sehr unfair dem Kind gegenüber, denn es kann ja nichts dafür, dass sein Gehirn so aufgebaut ist, wie es aufgebaut ist. Es wäre schade, ihm ein verqueres Selbstbild einzureden. Denn hätte es Eltern, die ebenfalls gemütlicher unterwegs sind und Situationswechsel auch nicht so mögen, dann würde es die Rückmeldung bekommen, gut so zu sein, wie es ist.
     
    Wie könnt ihr euren Kindern nun also helfen? Indem ihr die Phasenwechsel regelmäßig ankündigt und einen Ausblick auf Kommendes gebt. Ich bin sicher, das macht ihr schon - dieser Tipp ist nicht neu.
     
    Bewährt hat sich die 5-3-1-Regelung. Man kündigt dabei dem Kind an: "In 5 Minuten gehen wir los zur Kita". "In drei Minuten gehen wir los zur Kita". "In einer Minute gehen wir los zur Kita". Das allein reicht bei "leichteren Fällen" schon, den Übergang zu erleichtern. Wichtig ist übrigens, tatsächlich die korrekte Zeit einzuhalten, also nicht "5 Minuten" anzukündigen und dann erst in 10 oder 15 Minuten loszugehen. Denn sonst bekommen unsere Kinder unterschwellig eine falsche Vorstellung von Zeit. Für Kleinkinder kann man auch die "Ein (zwei/drei) Mal noch und dann fertig"-Regel anwenden. Diese ist leichter zu verstehen, als die Minutenangabe. Also: "Drei Mal Rutschen noch, dann gehen wir los." Ihr kennt und nutzt das sicher schon.

    Wichtig ist auch, den Phasenübergang verbal aufzuschlüsseln. Wenn ihr also sagt: "In 3 Minuten gehen wir los", dann müsstet ihr danach kurz sagen, was ihr von dem Kind dann erwartet: "Du sollst dann bitte deine Schuhe und Jacke anziehen". So weiß das Kind nicht nur, wann der Situationswechsel passieren wird, sondern auch, was es dann genau machen soll. Es ist immer wichtig, Erwartungshaltungen klar zu verbalisieren und nicht einfach anzunehmen, der andere wüsste schon, was man von ihm will. Das gilt für Kinder genauso wie für Partner und Kollegen.
     

    2. Einen Wecker stellen

     
    Es gibt Kinder, die brauchen ein akustisches Signal einer "zeitlichen Autorität", um in die Puschen zu kommen. Für diese eignen sich Zeitwächter-Uhren. Ein normaler Wecker reicht natürlich auch, den muss man dann aber immer wieder neu einstellen.
     
    Ich habe gute Erfahrungen mit dem ultra-teuren Time-Timer gemacht (sowohl zuhause, als auch an der Schule), weil dort die Kinder gut ablesen können, wie weit die Zeit schon verflossen ist. Ich liebe den echt und wenn ihr das Geld zufällig übrig habt, dann kauft den! (Wenn nicht, kann man es auch mit einem günstigeres Modell versuchen - nach den Bewertungen zu urteilen mit leichten Qualitätseinbußen).

    Es gibt aber von Jako-O auch eine Morgenmuffel-Uhr, bei der man verschiedene Uhrzeiten einstellen kann, so dass sie morgens die verschiedenen Phasen einläutet (Aufstehen, Frühstück, Losgehen). Das gleiche kann man auch beim Handy einstellen - meins hat eine Weile 7 Uhr, 7.15 Uhr, 7.30 Uhr und 8 Uhr geklingelt zum Aufstehen, Anziehen und Zähneputzen, Frühstücken und Losgehen.

    Auch hilfreich, allerdings ohne Ton, sind einfache Sanduhren. Wir haben ein Set (gibt es ganz groß und eher klein), die verschiedene Zeiten angeben: 1 Minute, 3 Minuten, 5 Minuten und 10 Minuten. Meine Kinder mögen es gern, diese umzudrehen und der Zeit beim herunterrieseln zuzugucken. Allerdings fehlt das akustische Signal oft. Wenn man durch Spielen abgelenkt ist, dann kann es sein, dass man den Zeitpunkt verpasst, an dem die Sanduhr durchgelaufen ist.
     
    Probiert es einfach aus - vielleicht hilft ja dieser Tipp bei euren Kindern.

     

    3. Ein Fotobuch basteln


    Dies ist der beste Tipp, den ich euch geben kann. Für immer wiederkehrende Rituale, z. B. die Zeit vor dem Schlafengehen, eignen sich selbst gebastelte Fotobücher am allerbesten. Ihr fotografiert euer Kind dabei in allen Situationen, die es jeden Abend durchläuft.

    Bei uns waren das: Abendbrot, Hände und Mund waschen, spielen, ausziehen, duschen/baden, neue Windel, Zähne putzen, Schlafanzug anziehen, Schlafsack anziehen, ins Bett gehen, Buch vorgelesen bekommen, stillen, einschlafen. Zu jedem dieser Punkte gab es eine Seite mit entsprechendem Foto. So konnten sich meine Töchter schon sehr früh (ab etwa 11 Monaten) zeitlich orientieren, was als nächster Schritt kommen wird und das Abendritual verlief plötzlich viel stressfreier.

    Zunächst guckten wir uns das selbstgebastelte Buch jeden Tag gemeinsam an, wie andere Bücher auch. Dann fing ich an, vor jedem Schritt, der gemacht werden sollte, das Buch zu "befragen". Was kommt als nächstes? Schauen wir mal nach? Ach ja, Zähne putzen! Beim Abendritual wurde das Buch als von Station zu Station mitgenommen und immer eine Seite umgeblättert. Weil es den Kindern eine Menge Verhaltenssicherheit gab, schon im Voraus zu wissen, was als nächstes von ihnen verlangt wird, hatten sie dieses Buch wirklich gern. Nach einiger Zeit fingen sie an, stolz anzukündigen, was auf der nächsten Seite zu sehen sein wird, d. h. die Abfolge der Schritte hatte sich so gut eingeprägt, dass sie das Buch eigentlich nicht mehr benötigt hätten. Es blieb trotzdem eine lange Zeit unser treuer Begleiter und schlummert nun als Erinnerung in ihrer Lebenskiste.

    Foto von spielendem KindFoto von sich waschendem KindFoto: Kind wird Schlafanzug angezogen

    Auf die Idee mit dem Fotobuch bin ich übrigens gekommen, als ich bei Jako-O im Katalog kleine Schildchen entdeckte. Auf dem einen abgebildet war die Reihenfolge, in der ein Kind eine Toilette benutzen soll: Pipi machen, spülen, mit der Klobürste säubern, Toilettendeckel zumachen, Händewaschen. Auf dem anderen war zu sehen, was ein Kind tun soll, wenn es nach Hause kommt: Jacke ausziehen und aufhängen, Schuhe ausziehen und wegstellen, Hausschuhe anziehen. Um Abläufe zu ritualisieren und Situationswechsel zu erleichtern eignen sich diese beiden Schildchen gut. Allerdings glaube ich, dass sie nur bei etwa 1- bis höchstens 3-Jährigen Kindern wirklich funktionieren. Alle, die älter sind, verstehen die Bildchen zwar, werden sich aber vermutlich nicht so akribisch daran halten, wie die Kleinsten.
     
    Für ältere bummelnde Kinder (ab 3), die gerne strukturelle Hilfen in Anspruch nehmen, könntet ihr Ritualpläne aufhängen. Bitte nicht mit Verstärkerplänen verwechseln! Auf den Ritualplänen sind die einzelnen Schritte des Abendprogrammes (oder auch Morgen - egal, was) aufgemalt und das Kind kann jeden schon erreichten Schritt abkreuzen. Es erhält keine Belohnung dafür, dass es die Punkte abarbeitet. Es geht wirklich nur darum, das Ritual für größere Kinder visuell aufzuschlüsseln und damit Verhaltenssicherheit und Hilfe für die Phasenübergänge bereit zu stellen: Was habe ich schon geschafft? Was liegt noch vor mir? Was ist der nächste Schritt? Dieser Tipp eignet sich nicht für alle Kinder (das Fotobuch schon), sondern wirklich nur für solche, die gern visuell alles im Überblick behalten. Ein bisschen wie Erwachsene, die gern Listen schreiben und dann ein befriedigendes Gefühl haben, wenn sie darauf etwas durchstreichen können.

     

    4. Tschüss sagen


    Vor allem sehr kleine Kinder können sich bei Situationswechseln nur schwer damit abfinden, bestimmte Dinge oder Personen zurückzulassen. Das hängt wieder mit den "Programmen" im Kopf zusammen, die eben für das Kind noch nicht vollständig abgearbeitet wurden. Deshalb ist dieses Phänomen eigentlich eher bei Kleinkindern (bis maximal 3,5 Jahre) zu finden. Neben dem "Zeit geben", das ich schon im zweiten Teil dieser Serie über die Erhöhung der Kooperationsbereitschaft beschrieben habe, ist es in einer solchen Situation hilfreich, dem Gegenstand "Tschüss" zu sagen. "Tschüss, großes Müllauto, morgen sehen wir uns wieder!", "Tschüss, Kindergarten. Morgen kommen wir wieder!", "Tschüss, Dreirad! Du wartest hier im Fahrradraum auf uns". Mit diesem definitiven Abschluss endet auch das Programm im Kopf eindeutig und es fällt den Kindern leichter, zu gehen. Ich nehme an, unter anderem deshalb mögen Kleinkinder auch die Bobo-Siebenschläfer-Geschichten so gern. Der Kleine schläft ja am Ende jeder Geschichte ein - wenn das kein eindeutig definiertes Ende ist, dann weiß ich auch nicht...

    5. Etwas aus der Situation mitnehmen


    Eng verwandt mit dem "Tschüss sagen" ist das Mitnehmen. Wenn es bei meinem kleinen Sohn nicht ausreicht, dem Spielzeugmüllauto im Hof "Tschüss" zu sagen, dann schlage ich meist vor, dass er die beiden Mülltonnen mitnehmen kann, damit er sich nicht endgültig trennen muss. Diesen Trick habe ich schon bei den Mädchen damals angewendet. Bei ihnen ging es morgens meist darum, dass sie nicht in den Kindergarten wollten, weil sie gerade so schön mit ihren Püppchen spielten. Also durften sie die Puppen mitnehmen und sie auf dem Weg im Arm halten. Im Kindergarten angekommen, waren dann aber immer andere Dinge wichtiger, so dass die Püppchen von mir problemlos wieder mitgenommen werden konnte (und selbst, wenn nicht, dann warteten sie in der Garderobe, auch kein Problem).

    Meine Töchter sind nun 5 und sie nehmen morgens trotzdem oft gern noch etwas mit, wenn es in Richtung Kita geht. Ich meine nicht das Spielzeug, dass sie dort benutzen wollen, sondern alltägliche Sachen, wie einen Stift oder ein Stück Garn. Ich kann mich erinnern, dass ich das selbst als Kind auch gemacht habe. Eine meiner ersten Erinnerungen ist, wie ich fertig angezogen an der Wohnungstür stehe und schnell noch eine Puppentasse in meine Jackentasche packe. Meine Mutter sagt: "Aber heute wolltest du doch nichts mitnehmen?" und ich antworte: "Oh, stimmt" und packe die Tasse wieder aus. Witzigerweise habe ich genau diese Tasse noch heute, in meiner Lebenskiste. Sie ist überhaupt nichts besonderes und damals hatte ich auch keinerlei emotionale Verbindung damit. Es war einfach nur ein Gegenstand aus meinem heimischen Umfeld, das mir über den Tag helfen sollte. Eine kleine Nabelschnur sozusagen.

    6. Für Kinder mit Schwellenangst: Große Aufgaben kleinschrittig gestalten


    In der Schule hilft man Kindern mit Schwellenangst, indem man ihnen ihre Aufgaben möglichst kleinschrittig darbietet. Ein ganzes Blatt mit Matheaufgaben würde von ihnen sofort von sich geschoben werden und niemals bearbeitet werden. Knickt man das Blatt aber so, dass nur die erste Aufgabe zu sehen ist und gibt man ein wenig Anschwung, indem man das Kind z. B. fragt: "Hier steht, du sollst 2+3 rechnen, weißt du, wie das geht?" (man überschreitet die Schwelle also gemeinsam mit dem Kind), dann fangen sie doch mit der Aufgabe an und schaffen diese normalerweise Stück für Stück problemlos.
     
    Kind macht Schulaufgaben

    Genauso kann man das im Alltag gestalten. Es nützt keinem, wenn ihr eurem Kind (selbst, wenn es schon 5 ist) morgens sagt: "Zieh dir den Schlafanzug aus und leg ihn aufs Bett, such deine neuen Sachen raus und zieh dich bitte an. Ich warte in der Küche auf dich". Das wird nie und nimmer klappen, wenn ihr ein Kind mit Schwellenangst habt und nur zu Frust auf beiden Seiten führen, weil das Kind lieber bummelt, weil die Aufgabe viel zu groß erscheint. Daher wird es nicht damit beginnen, sondern sich lieber hinsetzen und mit der Brio-Bahn spielen. Das Kind kann das alles zwar allein und vom Alter her könnte man als Eltern darauf pochen, dass es sie auch allein macht, aber es würde unglaublich viel Druck ausgeübt werden müssen, bis das Kind tatsächlich anfängt. Der Druck der Eltern (meckern, nörgeln, erinnern...) müsste nämlich zunächst den inneren Druck der Schwellenangst überschreiben. Das geht. Aber: Es macht das Miteinander sehr unfreundlich, bringt Stress und schlechte Laune bei allen Beteiligten und hilft auf lange Sicht gesehen nicht, die Schwellenangst zu besiegen.

    Gliedert deshalb diese große Aufgabe (selbst, wenn sie euch klein erscheint), in kleine Schritte auf:

    1. "Zieh deinen Schlafanzug aus",
    2. "Leg deinen Schlafanzug aufs Bett",
    3. "Such dir Sachen aus dem Schrank"
    4. "Zieh dich an"(für sehr schwere Fälle könnte man auch das Anziehen nochmal unterteilen...),
    5. "Komm zum Frühstück in die Küche".

    Ihr seht, das ist nichts anderes, als das Blatt mit den Matheaufgaben günstig zu falten.

    Nun kommt noch ein weiterer Schritt hinzu - der Hilfe zur Überschreitung der Schwelle. Bei jedem dieser 5 Schritte müsstet ihr am Anfang dabei sein. Nicht, um das Kind zu überwachen, sondern, um dem Kind notfalls den Rücken zu stärken. Ihr könnt zum Beispiel helfen, das Schlafanzugoberteil über den Kopf zu ziehen. Oder ihr drückt den Kindern den Schlafanzug in die Hand, damit sie ihn aufs Bett bringen können. Ihr geht mit dem Kind gemeinsam zum Schrank und öffnet diesen... Dann müsste eigentlich jeweils die Schwelle überschritten sein und euer Kind von selbst in die Gänge kommen. Dann wiederum ist es wichtig, euch aus dem Geschehen zurückzuziehen und es selbst machen zu lassen, sonst wird es mit der Zeit unselbständig, weil es sich darauf verlässt, dass Mama das schon macht. Es geht wirklich nur darum, die neuen Situationen für das Kind ins Rollen zu bringen, nicht, ihm die gesamte Arbeit abzunehmen.

    Ich sehe Michael Winterhoff bei diesen Zeilen förmlich mit den Augen rollen und mich eine Helikoptermutter in Symbiose mit meinen Kindern nennen, deshalb möchte ich noch erwähnen, dass es Kinder mit echter Schwellenangst eher selten gibt. An meiner Schule habe ich natürlich mehrere solcher Kinder, einfach, weil diese überdurchschnittlich oft im Leben scheitern, aber im "Leben da draußen" fällt mir eigentlich nur ein Junge einer anderen Blog-Mutter ein, der vermutlich daran leidet.

    Es ist für diese Kinder kein Spaß, Schwellenangst zu haben, denn es blockiert ja eine Menge Lebensenergie und nimmt ihnen oft die Möglichkeit, neue Dinge auszuprobieren (und Selbstbewusstsein zu entwickeln). Außerdem wird ihnen immer wieder vorgeworfen, zu langsam zu sein oder zu viel zu trödeln. Deshalb halte ich es für wichtig, sensibel mit der Problematik umzugehen. Am besten ist es, diese kleine Eigenheit einfach anzunehmen, nicht anzusprechen und als Teil des Kindes zu akzeptieren. Wenn euer Kind schlecht sieht, bekommt es automatisch eine Brille und keiner guckt schief deswegen. Ist euer Kind so perfektionistisch, dass es lieber gar nicht neue Aufgaben ausprobiert, dann sollte es selbstverständlich sein, dass ihm - wie mit der Brille - ein Hilfsmittel zur Verfügung gestellt wird! Denn je öfter ein Kind mit Schwellenangst erfolgreich neue Aufgaben meistert, desto schneller verliert sich diese Blockade. Sie kann völlig verschwinden. Deshalb ist es eben auch so wichtig, ihm nicht die gesamte Aufgabe abzunehmen, sondern nur für den kurzen Moment des Phasenwechsels Hilfe anzubieten, denn erfolgreich bedeutet eigentlich "allein gemeistert". Je öfter ihr ohne großes Trara über die Schwelle helft, desto leichter wird es eurem Kind fallen, es ein anderes Mal ohne Druck allein zu versuchen.

    Ausblick

     
    Das waren situationsbezogene Tipps und Tricks für Eltern, deren Kinder Situationswechsel hassen.  In den nächsten Wochen geht es um die Kooperation beim Medikamente nehmen und beim Windel wechseln und möglicherweise gibt es noch einen tagebuchartigen Text zu den Abenden in meiner Familie.

    Wir sind dann am Ende der Kooperationsserie angekommen und hoffen, all eure offenen Fragen beantwortet zu haben.
     
    © Snowqueen

    Mein Kind will keine Medikamente nehmen

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    Bunte Pillen und TablettenWenn unsere Kinder Medizin nehmen sollen, aber an diesem Punkt die Kooperation verweigern, ist das für uns Eltern besonders schlimm, denn wir sorgen uns natürlich sehr um die Gesundheit unserer Kleinen. Gerade bei wichtigen Antibiotika überlegen nicht wenige Eltern, ob sie sich nicht über die Totalverweigerung der Kinder hinwegsetzen und einfach die Medizin "reinzwingen" sollten. Leider klappt dieses Zwingen meist überhaupt nicht. Die Kinder wehren sich, als würden sie gerade zum Schafott geführt. Ich kenne Familien, in denen es schon vorgekommen ist, dass ein verzweifeltes Elternteil Hände und Füße des Kindes festhielt, während der andere dem sich heftig windenden Kind die wichtige Medizin in den Mund zu tröpfeln versuchte. Oft genug spucken die Kinder das gleich wieder aus oder müssen sich sogar erbrechen. Wer hier an Foltermethoden aus dem Krieg denken muss, liegt nicht so falsch - genauso fühlt es sich für alle Beteiligten an.
     

    Gründe für das Verhalten


    Die Gründe für die Medizinverweigerung unserer Kinder sind leicht nachzuvollziehen. Evolutionsbiologisch ist es in uns quasi eingraviert, keine Dinge zu essen, die seltsam schmecken und die auch nicht von den anderen Familienmitgliedern gegessen werden. Seien wir mal ehrlich - egal, was die Werbung uns verspricht, Medizin schmeckt einfach scheußlich. Da mag in noch so großen Lettern angepriesen sein, dass es lecker nach "Orange" schmeckt, es schmeckt nicht lecker nach Orange. Es schmeckt bitter oder beißend, im besten Fall schmeckt es nur komisch, und nebenbei ist da eine leichte Note eines Geschmacks erkennbar, der vielleicht in einer anderen Situation als Orangengeschmack durchgehen könnte.

    Und nun steht da unser krankes Kind, das nicht einmal gekochte Möhren verspeist (die ja nun wirklich lecker sind!) und bei dem man streng darauf achten muss, dass in der Tomatensauce für die Nudeln absolut kein Fitzelchen Gemüse erkennbar ist, weil sie sonst nicht angerührt wird. Dieses Kind soll nun gegen seinen Instinkt gehen und kooperativ Medizin einnehmen? Eher nicht.

    Auch das einfache Nasenspray, oder auch die Nutzung des Pariboys bei Erkältungen fällt in die Kategorie der Verweigerung aus evolutionären Gründen. Das Nasenspray wirkt erst nach ein paar Minuten - für ein Kind es schwer nachvollziehbar, dass so ein unangenehmes Gefühl für die Nase (das Sprühen) ein wenig später helfen soll. Denn die freie Nase wird von unserem Kleinen dann nicht mehr als etwas Besonderes registriert (hier ist wieder unser Gehirn schuld - wie ich im ersten Artikel erklärte, werden "normale" Dinge schlicht übersehen und eine freie Nase gehört dazu). Für kleine Kinder ergibt sich hier also kein Ursache-Wirkungs-Lernen! Sie übersehen die Wirkung und verweigern deshalb die Ursache (das Sprühen in die Nase).

    Das laute Brummen des Pariboys und der Dampf, der aus ihm heraus kommt, macht Kindern einfach Angst. Es geht gegen unseren Instinkt, etwas an den Mund und die Nase zu halten, das uns unbekannte Gase verströmt. Auch hier ist die positive Wirkung für Kinder nicht sofort erkennbar, deshalb ist es aus ihrer Sicht nicht sinnvoll, sich dieser potentiellen Gefahr auszusetzen. Wenn die Eltern feinfühlig reagieren, kann man ihre Angst gegen den Pariboy durchaus abbauen. Wird das Inhalieren in ein schönes Ritual eingebaut, z. B. vorlesen, lernen viele Kinder den Pariboy sogar lieben.

    Selbst wir Erwachsenen nehmen doch nur Medikamente etc., weil wir wissen, wie wichtig das für unseren Körper ist. Und dieser Punkt, an dem die Vernunft über den Instinkt siegt, ist auch der Punkt, an dem es leichter wird, die Kinder dazu zu überreden, das Antibiotikum zu schlucken, das Nasenspray über sich ergehen zu lassen oder den Pariboy zu benutzen. Frühestens dürfte das mit 3 Jahren der Fall sein, eher jedoch dauert es bis zum 4. Geburtstag (oder manchmal noch länger, je nach Charakter des Kindes). Bis dahin müsst ihr euch einiges an Tipps und Tricks einfallen lassen, damit die Medizin doch noch im Kind landet...
     

    Lösungen für das Problem


    1. Medikament wirklich nötig?


    Die allererste Frage, die ihr euch stellen solltet ist, ob das Medikament wirklich, wirklich nötig ist. Ihr sollt natürlich nicht die Kompetenz eurer Kinderärztin in Frage stellen, aber ab und zu wird die Vergabe gerade von Antibiotika recht locker gesehen. Fragt am besten nach Alternativen oder Großmutters Tipps und Tricks. So ein Zwiebelsäckchen auf dem Ohr kann auch Wunder bewirken.

     

    2. Medikament wechseln

     
    Mein kleiner Sohn hatte im Alter von 6 Monaten engen Sabber-Kontakt mit einem anderen Baby, das, wie sich kurz darauf herausstellte, Keuchhusten hatte. Leider hatte er krankheitsbedingt noch keine Impfung dagegen intus, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als präventiv mit Kanonen auf die Krankheit zu schießen, bevor sie auch bei ihm ausbrach. Er musste also Antibiotika nehmen. Mehrere Wochen lang.
     
    Da er mir vertraute, waren die erste 2-3 Portionen kein Problem. Dann wusste er allerdings, was kommt, wenn ich den Deckel der Medikamentenflasche öffnete und presste den Mund vehement zu, der kleine Schlaumeier. Ich konsultierte meine Kinderärztin, sie verschrieb ein anderes Antibiotikum, das ihm vielleicht besser schmecken würde. Das ging ein paar Tage gut, dann erbrach er sich davon - eine Nebenwirkung. Deshalb wechselten wir erneut. Diese Medizin schmeckte ihm zwar nicht wirklich, aber er konnte sie mit viel Geduld meinerseits soweit ertragen, dass wir sie jeden Tag in ihn hinein bekamen.
     
    Mein erster Tipp ist also: Guckt, welches der Medikamente für eure Kinder am wenigsten eklig ist. Wie auch bei Brokkoli und Co sind Geschmäcker verschieden. Manch einer mag es, wenn der Geschmack der Medizin von Aroma übertüncht ist, ein anderer will das Ganze lieber möglichst geschmacklich neutral hinter sich bringen.
     
    Selbst bei Nasentropfen gibt es eine Alternative. Eine meiner Töchter z. B. hasst Nasentropfen, findet aber Nasenspray total okay, während ich Nasenspray abartig finde und mit Tropfen gut klar komme.
     
    Auch die Darreichungsform kann man variieren. Es gibt Zäpfchen, oder Saft, Tabletten oder Spritzen - wenn euer Kind ein Medikament verweigert, fragt eure Kinderärztin, was es als Alternative auf dem Markt gibt und probiert, ob es damit einfacher geht.
     
    Selbstverständlich gilt beim Wechsel der Medikamente, dass es nur in Absprache mit der Kinderärztin geschehen sollte.
     

    3. Spritze statt Löffel nutzen


    Einwegspritze aus Kunststoff
    Diesen Tipp kennt ihr sicherlich schon, aber mir hat er vor 5 Jahren, als die Mädchen noch Babys waren, wirklich sehr geholfen. Statt den Löffel zu nutzen, der meist bei den Medikamenten beiliegt, lasst euch in der Apotheke oder von der Kinderärztin eine Einmalspritze geben. Wichtig ist, dass sie sich leichtgängig schieben lässt, aber nicht zu leichtgängig. Lässt sie sich nämlich zu schwer zusammenpressen, dann drückt man und drückt und drückt, bis plötzlich mit einem Schwall alle Medizin in den Mund spritzt. Bei einer zu leichtgängigen Spritze habe ich auch Schwierigkeiten, das Medikament langsam und dosiert ins Kind zu träufeln, weil mein Daumen automatisch weiterdrückt. Es gibt ja aber unendlich viele Einwegspritzen - probiert einfach ein paar aus und findet die für euch passende. Die, die ihr dann zu viel gekauft habt, könnt ihr auswaschen und in den Arztkoffer eurer Kinder packen.
     
    Dass selbstverständlich vorn keine Nadel auf der Spritze sitzen sollte, muss ich nicht erwähnen, richtig?
     
    Wenn ihr nun die richtige Spritze habt, dann kommt der nächste Schritt: Nehmt euer Kind in den Arm, so, dass es ein wenig geneigt, aber noch fast aufrecht sitzt. Setzt (wenn das Kind euch lässt) die Spritze im Mundwinkel an und drückt langsam und mit Pausen die Medizin in die vordere Wangentasche des Kindes. In die Wangentasche deshalb, weil dort auch die Spucke sitzt, welche ja von uns Menschen fast unbemerkt automatisch geschluckt wird, am Tag viele hundert Male. Ist die Medizin nicht zu kalt, wirkt sie so für das Kind weniger als "Fremdkörper", als wenn sie direkt in die Mundhöhle gespritzt wird. Dass es langsam und mit Pausen vonstatten geht ist wichtig, damit das Kind nicht das Gefühl hat, zu ertrinken. Es muss selbst den Schluckvorgang steuern dürfen. Spritzt ihr zu weit nach hinten in die Wangentasche, wird zwar ein automatischer Schluckreflex ausgelöst (was ja an sich ganz nett ist, weil die Medizin dann auf jeden Fall runter geht), aber auch hier hat das Kind eher das Gefühl, die Menge des Trinkens nicht unter Kontrolle zu haben - es fühlt sich auch hier, als würde es ertrinken.
     
    Zwischendurch (also in den Spritzpausen) ist es sinnvoll, dem Kind "leckeres" Trinken zum Nachspülen anzubieten. Bei Babys Muttermilch, bei größeren Kindern darf es durchaus ausnahmsweise auch Apfelschorle sein. Wenn Kinder älter sind, kann man viele von ihnen damit locken, dass sie die Spritze selbst bedienen dürfen. Wenn man sie nur für Medikamente heraus holt, bleiben sie besonders lange interessant.
     

    4. Tabletten mit einem Bissen Essen runterschlucken

     
    Ihr kennt das sicherlich von euch selbst: Soll man eine Tablette unzerkaut hinunterschlucken, kommt einem das vor, als wäre sie riesig. Selbst mit einem Schluck Wasser bleibt sie oft irgendwo hängen. Das ist irgendwie seltsam, wenn man mal bedenkt, wie klein so eine Tablette im Gegensatz zu einem Bissen Stulle oder Schnitzel ist, welchen wir ohne Probleme schlucken können. Der Trick ist, dieses komfortable Schlucken auch für die Tablette zu nutzen: Nehmt einen Haps Keks oder Kuchen oder was sonst gut schmeckt und kaut dieses Stück ganz normal im Mund. Wenn ihr das Gefühl habt, jetzt schlucken zu wollen, nehmt die Tablette mit der Zunge aus der Wangentasche, schiebt sie zum Essen und schluckt alles gleichzeitig herunter. Et Voliá.
     
    Ich denke nicht, dass dieser Trick schon bei kleineren Kindern funktioniert, aber ihr könnt es bei 4-Jährigen sicher schon mal probieren.
     

    5. Im Schlaf Ohrentropfen, Augentropfen und Nasentropfen verabreichen

     
    Augen-, Ohren- und Nasentropfen lassen sich gut in einer Tiefschlafphase verabreichen. Sie sollten nicht zu kalt sein, damit der Temperaturunterschied das Kind nicht im Schlaf stört. Die Augentropfen könnt ihr, wenn das Kind auf dem Rücken liegt, in den zur Nase zeigenden Augenwinkel tropfen und dann kurz das untere Lid nach unten ziehen, damit der Tropfen sich im Auge verteilt. Liegen meine Kinder auf der Seite, dann ziehe ich das untere Lid nach unten und tropfe schnell direkt dort hinein. Dazu brauche ich aber eine Stirnlampe, weil das zackig und präzise vonstatten gehen muss.
     
    Auch Nasen- und Ohrentropfen lassen sich im (Tief)-Schlaf verabreichen. Meine Kinder räkeln sich zwar meist etwas danach oder protestieren im Traum kurz, wachen aber nie auf. Es ist aber wichtig, keine REM-Phase zu erwischen, da so eine Manipulation am Ohr, Lid oder der Nase dazu führen kann, dass sie dann aufwachen.
     
    Kurzer Exkurs: Bei Fräulein Chaos habe ich lange auch Finger- und Fußnägel im Schlaf geschnitten, weil sie sich im wachen Zustand so massiv dagegen gewehrt hat.

    6. Vormachen


    Wie ich oben schon andeutete: Evolutionsbiologisch ist in uns angelegt, unsere Stammesmitglieder zu imitieren. Wenn diese ein bestimmtes Lebensmittel essen, dass probiert das Kind normalerweise wenigstens einmal davon. Isst aber niemand anderes davon und es wird dem Kind aber immer wieder unter die Nase gehalten, dann wird es misstrauisch. Was ist daran faul?

    Wenn ihr wollt, dass eure Kinder die Medikamente unvoreingenommen probieren, dann macht ihnen das Einnehmen vor. Bei Nasentropfen (nehmt Salzwasser!) und Pariboy ist das problemlos möglich, bei Antibiotikum nicht so. Da müsst ihr dann ein wenig in die Trickkiste greifen. Meine Töchter sollten, als sie klein waren, roten Fiebersaft nehmen. Ich mixte mir heimlich eine Erdbeer-Kaltschale und zog sie in eine große Einwegspritze auf. Vor den Augen meiner Töchter nahm ich dann wieder und wieder die Medizin, bis sie sich trauten, ihre eigenen Einwegspritzen in den Mund zu nehmen. Da dieser Fiebersaft gar nicht sooo schlecht schmeckte, war damit der erste positive Schritt geschafft.

    Bei andersfarbigen Medikamenten wird es vielleicht schwieriger, ein geeignetes Placebo zu finden. Bei farblosen Antibiotika könnte das vielleicht Aga Aga sein. Ich hab das noch nicht ausprobiert - vielleicht könnt ihr mir in den Kommentaren hinterlassen, was bei euch gut funktioniert hat.

    Auch beim Pariboy ist Vormachen das A und O. Alle meine Kinder hatten anfänglich Angst vor dem Ding, deshalb war die ersten Monate (!) erst einmal immer nur ich diejenige, die inhalierte, während ich ein (Erwachsenen)-Buch las. Die Kinder beobachteten mich argwöhnisch aus sicherer Entfernung. Irgendwann machte ihnen das laute Geräusch keine Angst mehr. Sie fingen an, am An/Aus-Knopf zu spielen und beobachteten den Dampf, der aus dem Mundstück kam. Ab und zu hielten sie das Mundstück ans Gesicht ihrer Puppe. Der nächste Schritt war, sie auf dem Schoß sitzen zu haben, das Gerät anzuschalten und den Dampf in etwa in ihre Richtung zu halten, während ich ein schönes Buch vorlas. Das genossen sie so sehr, dass es bald kein Problem mehr war, ihnen den Pariboy während des Vorlesens über Mund und Nase zu stülpen.

    7. Arzt spielen


    Mit etwa einem Jahr fangen unsere Kinder an, die Dinge, die sie um sich herum bei Erwachsenen und Kindern sehen, zu imitieren. In diesem Alter fangen sie auch an, gern mit der Kinderküche zu spielen, mit einem Besen oder aber mit einem Arztkoffer. Wenn ihr also wollt, dass eure Kinder sich daran gewöhnen, dass Medizineinnahme manchmal sein muss und "zum Leben" dazu gehört, dann schenkt ihnen doch einen kleinen Arztkoffer (mit diesem haben wir die besten Erfahrungen gemacht).

    Dort könnt ihr dann Einwegspritzen oder leere Nasen- oder Augentropfflaschen hineinmachen, mit denen ihr dann im Spiel die Medikamenteneinnahme simuliert. Auch dem kleinen Pieks einer Impfung habe ich mit meinen Töchtern im Rollenspiel so den Schrecken genommen. Sie durften ihren Kuscheltieren und mir Impfungen, Ohrentropfen, Nasentropfen und Augentropfen geben und immer wieder wurde mir per Spritze "Zin!" in den Mund geträufelt.

    Es ist nicht so, dass diese Methode Wunder wirkt, aber zumindest baut sie ein paar Ängste ab. Meine Kinder haben hinterher immer noch gemosert, wenn sie Ohrentropfen oder Antibiotika nehmen sollten, aber immerhin hatten wir im Spiel schon so oft über die Wichtigkeit der Medizin gesprochen, dass ich teilweise schon mit 3 Jahren an ihre Vernunft und Kooperation appellieren konnte.

    8. Zum Arzt spielen gehen, um Angst abzubauen


    Eng verwandt mit Trick Nummer 6 (Arztkoffer) ist dieser hier: Ich bin mit meinen Kindern öfter mal einfach so zum Arzt gegangen und habe sie dort mit Zustimmung der Ärztinnen im Wartezimmer spielen lassen. Das geht natürlich nur in den erkältungsarmen Monaten, denn meine Kinder sollen sich selbstverständlich nicht im Wartezimmer anstecken. Ich rufe oft vorher an, wann es günstig ist, vorbeizukommen. Unsere Ärztinnen habe spezielle Zeiten für die U-Untersuchungen, da sitzen dann immer nur gesunde Kinder im Wartezimmer.

    Zum Spielen zu kommen war übrigens ein Vorschlag meiner Kinderärztinnen. Sie sagen, es hilft ihnen mehr, wenn sie ein Kind auch mal in netten Situationen sehen und nicht immer nur, wenn es dem Kind schlecht geht. Denn dann vertraut es ihnen mehr, wenn sie es später wirklich untersuchen müssen und weint nicht die ganze Zeit. So dürfen wir, wenn es leer ist, auch ab und zu ins Behandlungszimmer und unseren Arztkoffer zeigen oder die Ärztin "untersucht" den kranken Teddy - und baut gleichzeitig eine tragfähige Bindung zum Kind auf. Und wenn diese tolle Frau dann sagt, das Kind müsse eine bestimmte Medizin nehmen, um wieder gesund zu werden, dann "wiegt" ihre Meinung oft mehr, als die der Eltern und das Kind überwindet sich vielleicht, das bittere Antibiotikum doch zu schlucken.

    P.S. Es kann sein, dass euer Kinderarzt nicht mitspielt. Das ist zwar schade, aber nicht zu ändern. Die meisten Ärzte sind auch ohne "Spielkinder" schon sehr überlastet. Aber fragen könnt ihr ja mal. Unsere Kinderärztinnen laufen übrigens manchmal über den naheliegenden Spielplatz und begrüßen ihre kleinen Patienten dort, um auch außerhalb der Praxis für die Kinder präsent zu sein. Ich liebe die beiden sehr.

    9. Mit Bestechung arbeiten


    Wann, wenn nicht an dieser Stelle, ist es sinnvoll, mit Bestechung zu arbeiten? Lässt das Kind sich überreden, die bittere Medizin zu nehmen oder die Nasentropfen auszuhalten, darf es hinterher ein Gummibärchen essen oder süßen Saft trinken. Das funktioniert nicht bei allen Kindern, aber wenn es klappt, sehe ich keinen Grund, es nicht zu tun. Vielleicht sollte man das Ganze nicht mit "Wenn - Dann" ankündigen, sondern einfach sagen: "Ich weiß, das Medikament schmeckt dir nicht. Ich gebe dir hinterher einen leckeren Bonbon, um den Geschmack wieder loszuwerden".
     

    10. Medikamente unterschummeln

     
    Es gibt Ärzte, die durchaus empfehlen, im Notfall Medikamente unter geliebtes Essen unterzumischen, so dass es wenigstens ansatzweise dort ankommt, wo es hin soll, nämlich ins Kind. Das geht natürlich nur, wenn das Medikament den Geschmack des Essens nicht zu sehr verfälscht, es nicht in Wechselwirkung mit dem Essen tritt und das Kind an sich genug isst, um auch genug von der Medizin einzunehmen. Ein sehr schwieriges Unterfangen also. Wenn Kinder gerne Obstmus aus Quetschtüten essen, dann kann man einen Teil des Inhaltes herausquetschen und mit einer Einwegspritze dann die Medizin einfüllen. Mit einem Holzstäbchen kurz umgerührt stehen die Chancen gut, dass das Kind die gewünschte Menge zu sich nimmt.

    Die Ärztin, die uns in allen medizinischen Belangen in diesem Blog unterstützt, meint, ein kleines Glas Aprikosensaft eigene sich sehr gut zum Unterschummeln, da der Saft einen starken Eigengeschmack hat. Sie hat auch schon Schokopudding genutzt. Es stimmt, dass es einige Antibiotika gibt, die nicht zusammen mit Milch verabreicht werden sollten (also auch keinen Pudding, Joghurt etc.) - bei diesen kann man den Trick also nicht anwenden. Es sind aber nicht alle Arten von Antibiotika davon betroffen.
     

    Unsere Serie zur kindlichen Kooperation

     
    Dieser Artikel ist Teil unserer Serie zur kindlichen Kooperation. Im ersten Teil dieser Serie haben wir erklärt, warum Kinder nicht kooperieren wollen. Im zweiten Teil gingen wir darauf ein, wie wir unsere Kinder ganz allgemein wieder zum kooperieren bringen können. Ergänzt wurde dieser Text mit Teil 3 der Serie, in der Snowqueen tagebuchartig verbloggte, wie viel sie und ihre Kinder am Morgen kooperieren.
     
    In den weiteren Artikeln haben wir alltägliche Situationen betrachtet, die früher oder später in fast allen Familien zu Konflikten führen:
     
    © Snowqueen

    Mein Kind will sich nicht die Windel wechseln lassen

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    Baby liegt auf dem WickeltischAls wir euch im Rahmen unserer Kooperationsserie baten, in den Kommentaren zu posten, welches Thema euch dringend unter den Nägeln brennt, kam immer wieder das Problem zu Sprache, dass viele Kinder sich ungern wickeln lassen. Gerade Windeln mit Stuhl-Inhalt scheinen von einigen Kindern vehement "verteidigt" zu werden - sie verweigern schlicht ihre Kooperation beim Windelwechseln. Das hat nicht selten zur Folge, dass es zu regelrechten Wickelkämpfen zwischen Eltern und Kind kommt. So soll es natürlich nicht sein. Deshalb schauen wir heute hinter dieses weit verbreitete Phänomen auf die möglichen Gründe der Verweigerung und versuchen, praktikable Lösungen zu finden. Ich werde dabei das Rad nicht neu erfinden können, aber vielleicht gibt es ja den ein oder anderen Trick, den ihr noch nicht kennt.

    Gründe für das Problem


    Es gibt viele individuelle Gründe für die Wickelverweigerung. Manche Kinder wollen einfach nicht im Spiel unterbrochen werden. Sie fürchten, dass sie, einmal aus ihrer Spielsituation herausgerissen, nicht mehr dorthin zurück zu können, weil die Eltern nach dem Wickeln vielleicht Abendbrot essen oder zur Kita losgehen wollen. Deshalb "verheimlichen" sie, dass sie groß in die Windel gemacht haben und antworten meist auch mit einem "Nein", wenn sie direkt darauf angesprochen werden.
     
    Schon ab dem 11. Lebensmonat gibt es einige Kinder, die es hassen, auf dem Rücken gewickelt zu werden. Sie schreien, als gäbe es Reißzwecken auf der Wickelkommode und wehren sich mit Händen und Füßen. Bei diesen Kindern hat die Wickelverweigerung nichts mit den Ausscheidungen zu tun, sondern mit der hilflosen Position, in der sie sich darin befinden. Lässt man ihnen die Autonomie über ihren Körper und findet eine andere Wickelposition, ist oft schon das größte Problem aus dem Weg geräumt. 
     
    Anderen Kindern ist es schlicht unangenehm, gewickelt zu werden, weil es ihnen zu kühl vorkommt. Unser Bad ist eigentlich sehr gut geheizt, aber mein kleiner Sohn erschaudert doch jedes Mal, wenn ich mit einem Feuchttuch seinen Po abwische. Ich merke, dass ihn die Kälte stört und er deshalb, ginge es nach ihm, lieber die warme Kotwindel anbehalten würde.
     
    Auch psychologische Gründe kann es geben. Der Kot ist etwas, das Kinder bewusst von sich "hergeben" in einem kognitiven Stadium, in dem er noch als Teil ihres Körpers verstanden wird. Wie Haare- und Nägelschneiden ist das Hergeben der eigenen (festeren) Ausscheidungen bei einigen Kindern eben ein Schritt, dem über eine lange Zeit der furchteinflößende Aspekt genommen werden muss. Für uns Erwachsene ist klar, dass der Kot in die Toilette muss und die Haare und Nägel regelmäßig abgeschnitten werden müssen, um nicht ungepflegt auszusehen, aber unseren Kindern erscheint es eher, als müssten sie jedes Mal einen wichtigen Teil ihres Körpers abgeben.

    Mini-Fissuren sind schmerzhafte Einrisse am After, die manchmal auftreten, wenn zu harter Stuhl abgesondert wurde. Diese Fissuren sind so klein, bzw. sitzen auf der Innenseite, so dass man sie mit bloßem Auge kaum oder nicht erkennen kann. Sie sind aber trotzdem für das Kind mächtig unangenehm, sowohl beim Ausscheiden, als auch beim Saubermachen, so dass es mit Wickelverweigerung (und schlimmstenfalls mit Einhalten) reagiert.
     

    Lösungen für das Verhalten

     
    Je nachdem, welcher Grund - oder welche Kombination von Gründen - bei eurem Kind vorliegt, sind verschiedene Lösungsansätze möglich.
     

    1. Klar sein

     
    Wenn wir Eltern den bedürfnisorientierten Weg einschlagen, kommen wir ab und zu ins Straucheln, weil wir nicht gut unterscheiden können, was nun Wunsch und was Bedürfnis ist. Und selbst wenn es ein Bedürfnis ist - was, wenn wir als Eltern ein gegensätzliches Bedürfnis als das Kind haben? Bei einer Wickelverweigerung kommt es oft zu so einem klassischem Missverständnis. Wenn das Kind sich vehement weigert, die Kot-Windel herzugeben, lassen einige Mamas und Papas es gewähren, weil sie nicht in seine Autonomie eingreifen wollen. Sie sind dann aber meist unglücklich über die Situation. Nicht nur wird der Po des Kindes schnell wund, es ist auch für die Umwelt eine geruchliche Zumutung, die schwer auszuhalten ist. Hier kollidieren der Wunsch/das Bedürfnis des Kindes (Windel anbehalten) mit den Bedürfnissen der Eltern (Kind schützen und geruchsneutrales Miteinander). Immer, wenn das geschieht, sollte abgewogen werden. Welches Bedürfnis wiegt mehr? Wer kann zurückstecken? Bei einer vollen Kotwindel empfinde ich das als gar keine Frage: Die Familie sollte den Kot-Geruch aus der Windel nicht tolerieren müssen. Es ist außerdem für das Kind bzw. die Haut an seinem Po besser, schnell gewickelt zu werden, daher wiegen für mich hier klar die Bedürfnisse der Eltern mehr als die des Kindes. Mit dieser Gewissheit im Rücken, können wir unseren kleinen Wickelverweigerern klarer begegnen. Wir fragen nicht, ob wir jetzt die Windel wechseln können, wir bestimmen es freundlich, aber eindeutig.
     
    Ich sage nicht, dass es dadurch einfach wird, eurer Kind zum Wickeln zu bewegen. Höchstwahrscheinlich wird es sich trotzdem verweigern. Aber dieser Punkt des Klar-Seins ist zunächst für euch wichtig: Ihr müsst die innere Gewissheit haben, dass es okay ist, hier euer Bedürfnis in den Vordergrund zu stellen. Eure eigene Klarheit macht es den Kindern einfacher, die unangenehme Situation zu akzeptieren. Ihr tretet euren Kindern weniger als Bittsteller entgegen, als wenn ihr sie immer wieder um ihre Kooperation bittet - es gibt ihnen tatsächlich Verhaltenssicherheit, wenn eure Entscheidung innerlich nicht in Frage stellt, wie ich in Teil 2 der Kooperationsserie schon ausführlich erklärt habe.
     

    2. Feinfühlig Agieren

     
    Ich bin sicher, ihr macht das schon, aber der Vollständigkeit halber will ich es hier noch einmal aufschreiben: Es ist wichtig, dass der Wickelprozess von Anfang an feinfühlig durchgeführt wird, mit Respekt. Es ist leider noch gang und gäbe, dass Babys und Kleinkindern öffentlich am Po geschnüffelt wird, um zu eruieren, ob ein Windelwechsel nötig wird - ich finde das respektlos dem kleinen Menschlein gegenüber. Mir ist klar, dass die Eltern einfach nur gucken wollen, ob ein Windelwechsel nötig ist, aber es gibt da sicher andere Wege. Es ist außerdem wichtig, die Kinder nicht einfach hochzuheben und aus der Situation zu reißen, sondern vorher anzukündigen, was nun ansteht und die Schritte sprachlich zu begleiten. Auch langsames, zärtliches Agieren und Streicheleinheiten sind ein wichtiger Schritt für ein schönes Wickelerlebnis. Susanne Mierau vom Blog Geborgen Wachsen hat in diesem Artikel zusammengefasst, wie Eltern ihre Kinder möglichst achtsam wickeln und so Wickelkämpfe vermeiden können. Schaut mal bei ihr vorbei, es lohnt sich.

    Baby hält Mamas Finger
     

    3. Warme Umgebung schaffen


    Achtet darauf, dass euren Kindern beim Wickel wirklich warm ist. Dreht die Heizung auf, nutzt einen Heizstrahler. Mittlerweile lege ich kurz vor dem Wickeln auch die neue Windel und ein paar Feuchttücher auf die Heizung, damit es sich für meinen Sohn angenehmer anfühlt. Seitdem scheint seine Abneigung nicht mehr ganz so stark ausgeprägt zu sein.

     

    4. Im Stehen wickeln


    Ich habe bei mich bei meine Töchtern damals nur getraut, Pipiwindeln im Stehen zu wechseln, einfach, weil ich dachte, ich schaffe die nötige Koordination bei Kot-Windeln nicht ohne Desaster. Mein kleiner Sohn hat sich allerdings schon früh gegen das Wickeln auf dem Rücken gewehrt, so dass ich nun Expertin für das Wickeln im Stehen bin. Was soll ich sagen, mit ein bisschen Übung schafft man auch Kot-Windeln ohne Sauerei zu wechseln, selbst solche mit Stillstuhl oder Magen-Darm-Durchfall. Für flüssigen Stuhl eignen sich übrigens Stoffwindeln mehr, weil dort die Flüssigkeit besser einsickert. Bei Wegwerfwindeln habe ich das Gefühl, dass die Saugschicht erst einmal aktiviert werden muss, so dass flüssiger Stuhl zunächst in der Kuhle zwischen den Beinbündchen schwimmt, bis auch dort die Flüssigkeit eingesaugt wird. Das erschwert das Wickeln etwas, geht aber auch. Man muss nur aufpassen, die Windel beim abnehmen möglichst gerade zu halten und dann erst einmal auf dem Boden abzulegen. Voraussetzung ist allerdings, dass das Kind kooperiert, indem es stehen bleibt. (Ich kenne auch Eltern, die Windeln beim weglaufenden oder -krabbelnden Kind wechseln können - Hut ab, ihr seid die Elite!) Um ein Stehenbleiben zu sicherzustellen, kann man dem Kind ein interessantes Wickelspielzeug in die Hand geben. Dazu mehr im nächsten Unterpunkt.
     
    Mein Sohn steht übrigens beim Wickeln auf dem Boden im Bad, es gibt aber auch wunderschöne Wickelkommoden mit Geländer (Pikler-Wickelplätze), auf die ich schon seit Jahren neidisch schiele, die ich mir aber nicht leisten kann. Bei drei Kindern hätte sie sich zwar locker amortisiert, leider wusste ich damals noch nicht, dass sie so wichtig ist. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, hätte ich gleich bei der Geburt der Mädchen das Geld darin investiert. So mancher Wickelkampf hätte sich wohl von selbst erledigt.
     

    4. Wickelspielzeug bereit halten

     
    Wie ich unter Punkt 2 geschrieben habe, ist eine schöne Wickelroutine sehr zuträglich. Dazu gehört, als Eltern das Kind beim Wickeln anzuschauen, mit ihm zu sprechen und es in den Wickelprozess einzubinden, indem es die Feuchttücher aus der Box ziehen oder eine neue Windel heraussuchen darf. Ist man so in engem Kontakt mit dem Kind und mag das Kind diese exklusive Zweisamkeit, dann eignet sich der folgende Tipp nicht. Wenn euer Kind aber schon größer ist und lieber wieder spielen gehen möchte, als euch beim Wickeln tief in die Augen zu schauen, dann könnte es helfen, ihm ein ablenkendes Spielzeug in die Hand zu drücken, um die Abneigung gegen den ganzen Prozess etwas abzumildern.

    Damit das Spielzeug spannend  bleibt, sollte es nur zum Wickeln gereicht und öfter mal ausgetauscht werden. Ich bin an sich keine Freundin von blinkendem Spielzeug, aber beim Wickeln würde ich tatsächlich eine Ausnahme machen. Alles, was das Wickeln erleichtert, ist erlaubt. Das Kind will euer Handy? Okay, warum nicht? Vielleicht hilft es sogar, einen Spiegel über der Wickelkommode anzubringen, so dass das Kind zugucken kann, wie ihm die Windel gewechselt wird. Bei uns war eine Zeit lang (wie gesagt, wir wickeln im Stehen) ein Tip Toi Buch samt Stift sehr interessant, momentan sind es ein kleiner Bagger und ein Frontlader, mit dem auf dem Hocker gespielt wird, während ich ihn säubere.

    5. Quatsch machen


    Der Sohn unserer Blog-Ärztin Laetizia mochte das Windelwechseln wirklich überhaupt nicht, was für sie vor allem als ihr zweiter Sohn frisch geboren war und immer im Tuch vor ihrer Brust hing, sehr anstrengend war. Aus dieser Zeit stammt ihr Trick, das Windelwechseln für den Großen mit sehr viel Quatsch zu verbinden. Nun ist Laetizia im Herzen selbst Kind geblieben, das Herumalbern mit ihren Kindern fällt ihr wunderbar leicht. Sie hat jedes Mal, wenn ihr Sohn in die Windel gemacht hat, ihn darauf neugierig gemacht, wie der Kot denn wohl aussehen könnte? Sind es kleine Hasenköttel? Ein großer Elefantenball? Ein Kuhfladen? Ein Fliegenpünktchen oder eine Hundewurst? So brachte sie ihn dazu, sich die Windel abnehmen zu lassen. Sie begutachteten ausführlich den Windelinhalt und während sie sich unterhielten, machte Laetizia den Po des Sohnes schnell sauber. Sie machte, O-Ton, ein "waaaahnsinniges Tamtam" um den Windelinhalt. Ihre Strategie ging gut auf - sie hat es immer geschafft, dass ihr Sohn freiwillig zum Windelnwechseln kam.

    Geholfen haben ihr die Bücher Was hast du in deiner Windel? und "Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat, in denen es um die Konsistenz des Kots verschiedener Tiere geht.
     

     

    6. Kinder sich erkunden lassen


    Alle Kinder erkunden gern ihren Körper - es ist natürlich und schön und sollte von uns Erwachsenen nicht unterbunden werden. Gerade Jungs bemerken schon sehr früh, dass ihnen der Penis angenehme Gefühle bereiten kann. Ist die Armkoordination mit etwa 6 Monaten so ausgereift, dass sich das Baby in den Schritt fassen kann, ist der Zeitpunkt gekommen, an welchem Jungs beginnen, an ihrem Penis zu ziehen und zu zerren. Diese Phase geht sehr, sehr lange. Sie hat tatsächlich auch einen Sinn, denn die Verklebung der Vorhaut wird so vom Kind selbst Stück für Stück ohne Schmerzen gelöst. (Dass die wickelnden Eltern die Vorhaut eines Babys nicht zum Saubermachen zurückziehen sollte, wisst ihr, oder? Aus dieser zu frühen Manipulation kann eine Vorhautverengung entstehen, die meist operativ korrigiert werden muss.)
     
    Es ist wichtig, den Kindern beim Wickeln Gelegenheit zu geben, sich selbst anzufassen - dann bekommt der gesamte Wickelprozess vielleicht für das Kind einen schönere Konnotation. Der (leider von mir schon oft von anderen Eltern gehörte) Satz: "Hör auf, dran zu ziehen, sonst fällt er noch ab!" sollte dringend vermieden werden.

    7. Um 180 Grad drehen


    Es gibt Kinder, die gerne treten, wenn sie auf dem Wickeltisch liegen. Das machen sie meist nicht aus böser Absicht oder um den Eltern weh zu tun, sondern einfach aus Bewegungsfreude und vielleicht auch, um zu schauen, was dann passiert. Wie reagiert der Papa? Wie die Mama? Reagieren beide immer gleich? Es ist ein Ursache-Wirkungs-Experiment. Da das treten aber natürlich weh tut, können Eltern einen kleinen Trick anwenden. Dreht das Kind um 90° oder 180°, so dass es seitlich oder mit dem Kopf zu euch auf dem Rücken liegt. Es mag ein wenig gewöhnungsbedürftig sein, das Kind in dieser Position zu wickeln, aber man gewöhnt sich recht schnell daran. Probiert es mal aus.

    8. Kind wieder zurückbringen


    Es ist wichtig, eure Kinder nach dem Wickeln wieder dorthin zurückzubringen, wo ihr sie abgeholt habt. Wurden sie aus dem Spiel mit der Eisenbahn gerissen, dann bringt sie hinterher genau dorthin wieder zurück und lasst sie unbedingt weiterspielen. Auch, wenn es nur ein paar Minuten sind, weil ihr eigentlich los müsst. Denn die Kinder sollten darauf vertrauen können, dass das ungeliebte Wickeln ihr Spiel zwar unter- aber nicht abbricht! Sobald sie das verstanden haben, lässt bei vielen Kindern der Kampf ums Wickeln merklich nach.
     

    9. Abhalten und/oder nackt herumlaufen lassen


    Schon ganz frisch geborene Babys geben deutliche Zeichen, wenn sie mal müssen. Schaffen es Eltern, diese Zeichen zu deuten bzw. die Zeiten zu bemerken, an denen das Kind normalerweise in die Windel macht, können sie das Abhalten probieren. Über die Methode "Windelfrei" gibt es einen Gastartikel bei uns.
     
    Am Anfang ist es häufig so, dass der Stuhl beim Stillen abgesetzt wird (dafür gibt es kleine Töpfchen). Direkt nach dem Schlafen oder wenn das Baby aus der Trage genommen wird, pullert es normalerweise kurze Zeit später. Ist das Baby in der Nacht besonders unruhig und wälzt den Körper hin- und her, ohne sich vom Stillen oder Nuckel beruhigen zu lassen, steht aller Wahrscheinlichkeit das große Geschäft an. Manchen Kindern läuft ein Schauer über den Rücken, bevor sie Pipi machen, andere bekommen einen abwesenden Blick, wieder andere ziehen sich sogar schon in eine Ecke zurück. In all diesen Fällen lohnt es sich, abzuhalten, sofern das Kind sich nicht dagegen wehrt.
     
    Ich habe es bei meinem Sohn eine Weile praktiziert und es ist schon sehr, sehr angenehm, den Kot einfach runterzuspülen, statt verschmiert vom Po zu wischen. Allerdings hat sich mein Knirps mit etwa 11 Monaten gegen das Abhalten gewehrt und auch das Windelfrei-Töpfchen wollte er nicht mehr in seiner Nähe haben. Im Sommer habe ich ihn aber viel nackt herumlaufen lassen (im Garten), so dass er ein Gespür für seine Ausscheidungen bekommen konnte. (Tipp: Hundekottüten bereit halten.) Auch im nächsten Sommer werde ich das wieder so handhaben - mit der Nacktheit fällt nämlich auf jeden Fall das Windelwechseln weg.

    10. Fissuren behandeln

     
    Wenn ihr vermutet, dass euer Kind das Windelwechseln wegen Fissuren am After verweigert, dann solltet ihr diese behandeln. Man kann dafür Zinksalbe wie zum Beispiel Mirfulan nutzen, oder auch sehr fetthaltige Creme wie Kaufmanns Kindercreme oder Bepanthen.
     
    Der wichtigste Punkt ist jedoch, unbedingt für weichen Stuhl zu sorgen, da die Miniverletzungen sonst bei jedem "Drücken" schlimmer werden. Es ist wichtig, dass das Kind genügend Wasser trinkt und nahrungsfaserreiche Kost zu sich nimmt. Das sind natürlich Vollkornprodukte, wie dunkles Brot, Getreidewaffeln, Haferflocken, Müsli, Hirse, Vollreis, aber auch rohes Gemüse wie Möhren, Kohlrabi, Gurke, Paprika usw. Auch rohes, gut durchgereiftes Obst hilft bei der Verdauung. Achtet darauf, dass euer Kind möglichst keine Kerne (Apfelkerne, Weintraubenkerne) mitisst, weil diese beim Passieren an den Fissuren vorbei für Schmerzen sorgen können. Die Nahrungsfasern quellen zusammen mit genügend Wasser auf und bilden einen weichen Stuhl.
     
    Milchzucker hat eine leicht abführende Wirkung und kann ebenfalls helfen, den Stuhl weich zu machen. Er ist in normaler Kuhmilch enthalten, in Joghurt, Buttermilch und Kefir.
     
    Als letzten Punkt solltet ihr auf ausreichende Bewegung achten, da diese die Darmtätigkeit anregt. Lasst euer Kind viel rennen, klettern, Treppen steigen, radfahren und rollern. Das hilft nicht nur, Verstopfung entgegenzuwirken, sondern ist natürlich allgemein gesund.
     

    Unsere Serie zur kindlichen Kooperation

     
    Dieser Artikel ist Teil unserer Serie zur kindlichen Kooperation. Im ersten Teil dieser Serie haben wir erklärt, warum Kinder nicht kooperieren wollen. Im zweiten Teil gingen wir darauf ein, wie wir unsere Kinder ganz allgemein wieder zum kooperieren bringen können. Ergänzt wurde dieser Text mit Teil 3 der Serie, in der Snowqueen tagebuchartig verbloggte, wie viel sie und ihre Kinder am Morgen kooperieren.
     
    In den weiteren Artikeln haben wir alltägliche Situationen betrachtet, die früher oder später in fast allen Familien zu Konflikten führen:

    "Gelassen durch die Trotzphase" - Annette Kast-Zahn

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    Im August erschien eine Neuauflage des Buches Gelassen durch die Trotzphase von Annette Kast-Zahn. Frau Kast-Zahn erlangte (traurige) Berühmtheit als Autorin des wohl am meisten gehassten Erziehungsratgebers Jedes Kind kann schlafen lernen, in dem geraten wird, dass nicht allein einschlafende oder nicht durchschlafende Kinder durch gezieltes Schreien lassen bis zur Resignation frustriert werden. Ich war außerordentlich neugierig, was Frau Kast-Zahn in Bezug auf die Trotzphase empfiehlt. Der GU-Verlag hat mir freundlicherweise (und wahrscheinlich auch das letzte Mal) ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, so dass ich meine Neugier befriedigen konnte. Leider war mir eine sachliche Rezension nicht möglich - Euch erwartet vielmehr eine kritische Auseinandersetzung.

    Das Buch


    Das Buch ist unterteilt in Theorie- und Praxisteil. Im Theorieteil geht es zunächst um die Meilensteine der Entwicklung. Es wird kurz darauf eingegangen, dass sich Kinder in der Trotzphase (wie die Autonomiephase durchgehend genannt wird) oft sprachlich nicht ausreichend ausdrücken können und die Wut daher anders ausgedrückt werden muss. Mit der Entdeckung des eigenen "Ich" beginnt zudem eine Phase, in der Kinder immer wieder ausprobieren, welche Folgen ihre Handlungen haben. Erst wenn das Kind in der Lage ist, sich in andere einzufühlen, wird es unerwünschte Handlungen aufgrund von Einsicht unterlassen.

    Unter der Überschrift "Die Kunst, dem Kind zu geben, was es braucht", wird die Wichtigkeit liebevoller Zuwendung als außerordentlich wichtig hervorgehoben. Um die Wichtigkeit zu unterstreichen gibt es den etwas seltsam anmutenden Tipp:
    "Jeden Tag braucht ihr Kind mindestens einmal Ihre ungeteilte positive Aufmerksamkeit".
    Ich weiß nicht, wie es Euch geht - meine Kinder brauchen durchaus eher öfter und nicht nur "einmal am Tag"ungeteilte Aufmerksamkeit - vor allem in der Autonomiephase. Zwar steht da "mindestens einmal" - aber die Formulierung suggeriert dennoch, dass (nur) "einmal" auch völlig in Ordnung wäre.

    Anschließend wird erklärt, dass auch Verlässlichkeit, Schutz, Gelegenheiten zum Lernen und Spielen sowie "starke Eltern" das sind , was sich Kinder wünschen. Und Eltern, die Grenzen setzen, wenn das Kind etwas möchte, das ihm nicht gut tut. Was Kindern "nicht gut tut", wird sogleich näher erläutert: Gefährliches, Unangemessenes und Unsinniges (bspw. so vermessen zu sein, statt des blauen Bechers lieber den roten und danach dann doch den gelben haben zu wollen). Eltern müssten unbedingt Regeln aufstellen und durchsetzen. Um das genauer zu erläutern, beschreibt Frau Kast-Zahn zwei "Trotzkisten" - die "Ich will - aber ich darf nicht"-Kiste und die "Ich muss - aber ich will nicht"-Kiste. Ein etwas schwurbeliges Konzept, das umständlich erklärt, warum Kinder üblicherweise trotzen - wenn sie etwas nicht dürfen oder etwas tun müssen, worauf sie keine Lust haben

    Es gibt aus Sicht der Autorin grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten, mit einem Wutanfall umzugehen: den Anfall persönlich zu nehmen, selbst laut zu werden, zu schreien, zu schimpfen und dem Kind Vorwürfe zu machen. Das sei jedoch nicht sinnvoll, (nicht etwa, weil es entwürdigend und respektlos sei, sondern) weil das Kind dabei lerne, dass Schreien und Schimpfen in Ordnung sind.

    Die andere (und damit vermeintlich einzig richtige) Möglichkeit ist, den Anfall nicht persönlich zu nehmen, ruhig und gelassen zu bleiben, aber unbedingt darauf zu bestehen, dass das Kind trotzdem tun muss was es soll oder nicht tun darf, was es will. Das ermögliche dem Kind wichtige Erfahrungen, die für seine Entwicklung hilfreich seien. So lernt es nach und nach, bestimmte Regeln und Pflichten zu akzeptieren. Belohnt man Trotzanfälle nicht mit Aufmerksamkeit, würden sie von allein immer seltener.

    Generationen von Eltern können bestätigen können, dass das Ignorieren von Wutanfällen ganz sicher nicht dazu führt, dass Kinder seltener welche haben - sie werden vielmehr noch lauter und noch wütender - und selbst wenn sie aufhören zu weinen, dann doch nur aus Verzweiflung, weil ihnen ohnehin keiner zuhört oder sich gar vorsätzlich abwendet. Offenbar hat Frau Kast-Zahn ein pädagogisches Patent-Konzept für alle Lebenslagen: Man muss Kinder einfach nur bis zur Resignation ignorieren - dann werden sie ihr Verhalten schon wunschgemäß anpassen.

    Das war es dann auch schon zur Theorie - den Abschluss dieses Buchteils bilden zwei Test, bei denen ich meinen Augen kaum traute. In fünf verschiedenen Bereichen soll man sein Kind einschätzen. Es werden verschiedene Sachverhalte aufgezählt - macht das Kind etwas gar nicht, dann gibt es 0 Punkte, macht es etwas sehr oft, gibt es 3 Punkte. Hier ein Auszug aus den Fragen:

    Mein Kind:
    • wirkt beim Spielen zufrieden und freut sich über Erfolge
    • erzählt bereitwillig von seinen Erlebnissen
    • kann in aller Ruhe stiller Beschäftigung nachgehen
    • nimmt mit Kindern oder außerhalb der Familie Blickkontakt auf
    • kann ein Nein akzeptieren
    • kann warten ohne zu quengeln
    • erledigt Pflichten zügig und ohne zu trödeln
    • folgt bereitwillig den Anweisungen der Eltern
    • schläft ohne Probleme ein
    • bleibt beim Essen sitzen
    • akzeptiert das, was auf den Tisch kommt, ohne zu jammern

    Kind verschränkt trotzig die ArmeDer Fragebogen soll dazu dienen, die positive Entwicklung des Kindes zu zeigen und "Ecken und Kanten im Verhalten" zu bestimmen. Wenn ich den Bogen für meinen dreijährigen Sohn ausfüllen müsste, würde ich wahrscheinlich geschockt sein, welche eklatante Schwächen mein Kind hat. Natürlich meckert er, wenn es abends wieder mal Brot gibt oder er Erbsen auf seinem Teller findet. Warten findet er total blöd, auf meine Frage, wie es in der Kita war, bekomme ich die Standardantwort "Schön!" und bereitwillig, zügig und ohne zu trödeln "folgt" er nur dann, wenn er eigene Interessen verfolgt. Vom allein Einschlafen träume ich seit knapp vier Jahren. Dennoch halte ich mein Kind nach wie vor für vollkommen normal entwickelt und finde es altersgerecht, wenn ein Kind in der Trotzphase eben nicht bereitwillig den Anweisungen der Eltern folgt oder bei seinen Verrichtungen trödelt.

    Die Auswertung des Tests ist dann auch noch vollkommen nichtssagend - wenn das Kind wenige Punkte bei "sozialem Verhalten" hat, soll  man sein Kind bei positivem Verhalten Aufmerksamkeit schenken (warum das nicht sinnvoll ist, darüber habe ich im Artikel über das Loben ausführlich geschrieben). Hat es einen Mangel an Selbstvertrauen, soll man mit dem Kindergarten sprechen (warum, bleibt unklar). Bezüglich Schlafen/Essen/Sauberwerden heißt es lapidar "Erzwingen können Sie hier gar nichts". Ganz genau - warum soll ich also diese "Schwächenanalyse"überhaupt machen? Zurück bleibt allein ein vermeintliches Ideal-Bild vom folgsam angepassten Kind...

    Der zweite Test testet meine Erziehungskompetenz. Vorab erfahre ich: bei den Themengebieten "Konsequent handeln" und "Klartext reden" bekomme ich meine Punkte nur, wenn ich freundlich und sachlich bin und meine Konsequenzen fair und durchdacht sind. Besonders viele Punkte für Erziehungskompetenz bekomme ich, wenn ich mein Kind höchstens drei mal ermahne, bevor ich eine Konsequenz folgen lasse. Oder wenn ich wenig rede, wenn ich eine Grenze setze. Oder wenn ich fest bleibe, wenn mein Kind mit mir Verbote oder Anweisungen diskutieren will. Ich muss auch sofort reagieren, wenn mein Kind sich unangemessen verhält.

    Ich rätsele noch immer etwas, worin der Unterschied zwischen den folgenden Punkten besteht:
    • "Wenn mein Kind sich unangemessen verhält, reagiere ich sofort"
    • "Eine angekündigte Konsequenz setze ich auch in die Tat um" und
    • "Wenn mein Kind meinen Aufforderungen nicht nachkommt, lasse ich Taten folgen" 

    Eins ist für Frau Kast-Zahn jedoch definitiv klar: Wenn ich nicht klare Ansagen mache und sofort und absolut unnachgiebig mit strengen Konsequenzen agiere, versage ich erzieherisch total und muss mich nicht über mein trotzdendes Kleinkind wundern. Aus Sicht der Autorin ist es natürlich unbedingt erforderlich, zu 100 % konsequent zu sein, denn das ist absolut unumgänglich, wenn man eine komplette Resignation sicher stellen möchte. Das Kind muss das Gefühl haben, absolut keine Chance zu haben, also völlig machtlos und ausgeliefert zu sein - dann wird es schon tun, was man von ihm verlangt.

    Mich hat dieser Erziehungsfragebogen sehr wütend gemacht - suggeriert er doch, dass besondere Strenge erforderlich sei, um erziehungskompetent durch die Trotzphase zu kommen. Dabei sind viel mehr Geduld, Empathie und Zuwendung erforderlich, um Kinder liebevoll zu begleiten. Ich habe die Erfahrung gemacht: Geht man auf Kinder liebevoll ein und handelt man Kompromisse aus, dann trotzen sie deutlich weniger, als wenn ich eiskalt konsequent bin und sie ignoriere.

    Der Trotz-Praxis-Teil unterscheidet nachfolgend in Trotz
    • aus Wut und Willensstärke,
    • aus Angst und
    • beim Schlafen, Essen und Sauberwerden.

    Zunächst wird Trotz bei Kindern unter 3 Jahren thematisiert. Frau Kast-Zahn stellt zutreffend fest, dass die Trotzneigung sowohl typabhängig, als auch normal ist. Allerdings seien viele Eltern selbst Schuld an ausgeprägterem Trotzverhalten. Durch "vorbeugende Anpassung" würden sich Eltern dabei nämlich so verhalten, dass sie Dinge vermeiden, die Kinder wütend machen. Dabei würden Kinder jedoch lernen, dass sich die Welt vermeintlich nur um sie drehe und wenn dann mal etwas nicht nach ihrem Willen läuft, würden sie umso schlimmer trotzen. Ebenso schlimm sei es, während eines Trotzanfalls nachzugeben und unsinnige Wünsche zu erfüllen. Denn dadurch würden Kinder lernen, dass sie alles bekämen, was sie wollen.

    Ich kann nicht erkennen, inwiefern es schädlich sein soll, trotzauslösende Reaktionen zu vermeiden. Eine außer Reichweite gestellte Klobürste oder ein "Ja!" zu einem Wunsch, bei dem man die Frage "Warum nicht?" nicht beantworten kann, haben schon manchen Wutausbruch verhindert. Dabei lernen Kinder nicht, dass sich die Welt um sie dreht, sondern dass sie von Erwachsenen umgeben sind, die sie gleichwertig behandeln, ihre Bedürfnisse ernst nehmen und versuchen, Kompromisse einzugehen. Es gibt schließlich noch genügend andere Gelegenheiten, bei denen wir "Nein!" sagen müssen.

    Frau Kast-Zahn empfiehlt jedoch, dass man Trotzanfälle grundsätzlich aushalten muss und keinesfalls dem Willen nachgeben darf. Wichtig sei, den Anfall gelassen hinzunehmen und ihn nicht persönlich zu nehmen (wogegen nichts einzuwenden ist) - falls die Situation zu kippen droht, dann könne man eine Auszeit verordnen. Für Kinder unter drei Jahren wird empfohlen, entweder in eine andere Ecke des Raums zu gehen und das Kind zu ignorieren oder wortlos aus dem Raum zu gehen, bzw. zu sagen "Wenn du dich beruhigt hast, komme ich wieder". Schreit das Kind länger, schlägt sie "bewährte Methoden" vor: man könne alle zwei Minuten zum Kind gehen und fragen: "Kann ich dir helfen? Ist alles in Ordnung?" (Natürlich nicht - sonst würde das Kind doch nicht schreien!) Schreit es dann dennoch ganz unbeeindruckt weiter, geht man eben wieder. Nur, wenn es einem schluchzend die Arme entgegenstreckt, dann bleibt man und tröstet es.

    Für die Auszeit gibt es noch Tipps:
    "Wenn Ihr Kind schreiend hinter Ihnen herläuft oder sich an sie klammert, verwenden Sie möglichst ein Türgitter, um für den Abstand zu sorgen. Als Ausnahme kommt auch der Laufstall oder das Gitterbettchen in Frage. Gehen Sie dann immer wieder in kurzen Abständen zu Ihrem Kind und machen ihm klar dass die Auszeit sofort beendet ist, wenn es aufhört zu schreien: "Wenn du nicht mehr so laut weinst, kannst du wieder zu mir kommen". Wenn Ihr Kind sich beruhigt hat, ist ein kurzes Versöhnungsritual hilfreich: Nehmen Sie es in den Arm und sagen Sie etwas Aufmunterndes: "Jetzt ist alles wieder gut. Da bin ich aber froh" (S. 44).
    Ich weiß nicht, wie es Euch geht - mir brechen diese Worte wirklich das Herz - das ist einfach nur unmenschlich und grausam. Wie kann man ernsthaft vorschlagen, Wutanfälle bloß nicht mit Aufmerksamkeit zu belohnen? Aber es geht noch weiter: wenn das Kind mit dem Kopf auf den Boden schlägt, empfiehlt die Autorin, man solle freundlich und sachlich bleiben und dann eine Auszeit verhängen. Frau Kast-Zahn hat dazu dann gleich noch einen weiteren Tipp: sobald sich ein Wutanfall bei Kopf-auf-den-Boden-hau-Kindern anbahnt, wird ihnen einfach ein Fahrradhelm aufgesetzt! Problem gelöst.

    Und was ist, wenn sich das Kind vor Wut wegschreit (respiratorischer Affektkrampf)? Auch dem solle man bloß nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken - man soll in der Nähe bleiben (immerhin!), das Kind beobachten und nach dem Anfall einfach sachlich-freundlich zur Tagesordnung übergehen. Während des Anfalls kann man sich wiederholt sagen: "Es sieht schlimm aus. Aber es ist nicht schlimm". Und man solle bloß nicht durch "vorbeugendes Anpassen" das Wegschreien verhindern wollen - je mehr Wünsche wir von den Augen ablesen würden, desto mehr ist unser Kind frustriert, wenn wir mal nicht den Wunsch richtig erraten. Denn - ganz wichtig! - das Kind lernt so ja auch nur wieder, dass es durch Affektkrämpfe etwas "Angenehmes" (?!) erreicht und damit steigt dann die Häufigkeit der Wutanfälle. Welch abgrundtief gemeines Bild von Kindern hier gezeichnet wird! Die kleinen, verschlagenen Satansbraten, die uns durch ihre Garstigkeit in den Wahnsinn treiben wollen und nicht mal davor zurück schrecken, einen Affektkrampf willentlich herbeizuführen (was zwar nicht möglich ist - aber egal) - das Kind hat ganz sicher grundsätzlich böse Absichten! Mit unter drei Jahren!

    Bei älteren Kindern wird es dann für uns Eltern deutlich schwieriger, schließlich können Kinder uns nun bewusst ärgern, beleidigen, sich widersetzen, stur stellen, alles verweigern. Da gilt es dann, noch stärkere Geschütze aufzufahren. Zunächst erst mal soll man nicht lange diskutieren oder erklären. Und natürlich wieder: auf keinen Fall nachgeben! Es gilt standhaft zu bleiben! Umso seltsamer mutet dann plötzlich der Tipp mitten im Text an:
    "Damit Ihr Kind Sie und andere mit Respekt behandelt, müssen Sie ihm diese Haltung vorleben. Das bedeutet im Erziehungsalltag konsequent auf den Einsatz von Macht, Willkür und körperlicher Gewalt zu verzichten" (S. 51).
    Ja! Ja! Ja! Ganz genau! Nur warum geht es im restlichen Buch nur darum, wie man die elterliche Macht möglichst effektiv einsetzt. Schon auf der nächsten Seite heißt es bspw.:
    "Je friedfertiger Ihr Kind ist, desto häufiger wird es gute Lösungen finden. Je kampfbereiter es ist, desto häufiger müssen Sie am Ende konsequent handeln. [...] Wenn es friedlich und bereit zur Zusammenarbeit ist, hat es Vorteile. Wenn es lieber weiterkämpft, muss es mit den Konsequenzen leben" (S. 52).
    Kind streckt ärgerlich die Zunge herausMan soll also seine Macht nicht missbrauchen, aber spurt das Kind nicht, dann werden Konsequenzen verhängt. Nur wenn es "friedlich" ist, hat es Vorteile - Zuckerbrot und Peitsche. Findet ein Kind in einem aufgebrachten Wutanfall keine Lösung - Ihr ahnt es - wird eine Auszeit vorgeschlagen. Aber die soll immer freundlich und gelassen verhängt werden - sonst habe das Kind das Gefühl, bestraft zu werden (wie kann man so etwas schreiben und nicht sofort den Widersinn erkennen?)

    Bei der Auszeit gelten dann für die größeren Kinder modifizierte Regeln: sie müssen in einen anderen Raum. Die Tür wird geschlossen und bei Bedarf zugehalten [tatsächlich!]. Eine Minute pro Lebensjahr reicht dabei. Dann macht man ein Friedensangebot. Schreit das Kind danach immer noch, dann wird die Auszeit um ein bis zwei Minuten verlängert und anschließend wieder ein Friedensangebot gemacht [ich würde das jetzt eher Drohung nennen]: "Ist es wieder gut oder muss ich noch mal die Tür zu machen?" Wenn man unterwegs ist, kann man die Auszeit durchführen, indem man z. B. einfach fünf Minuten Zeitung liest und das Kind ignoriert. Aber auch eine Kundentoilette im Kaufhaus kommt dafür in Frage.

    Natürlich werden auch logische Konsequenzen empfohlen (die nichts anderes sind, als Strafen) und Belohnungen vorgeschlagen. Zeigt das Kind das erwünschte Verhalten, kann es Belohnungen verdienen. Sollte das nicht ausreichen, um das Kind trotzfrei zu bekommen, gibt es weitere Tipps: 
    "Schnell reagieren - Bei impulsiven Kindern kommt man ohne Auszeiten nicht klar, ihre heftigen Reaktionen erfordern eine zügige und wirksame Konsequenz" (S. 61).
    Aha, wenn Auszeiten nicht helfen, dann soll man also noch mehr Auszeiten verhängen und noch mehr Konsequenzen. Aber auch Rollenspiele könnten helfen.
    Und welche Tipps hat Frau Kast-Zahn für Kinder, die Hauen und Beißen? Ist das Kind unter drei, dann soll man mal wieder konsequent sein:
    "Bei aller Gelassenheit sollten Sie das unangemessene Verhalten aber sofort beenden, wenn Ihr Kind jemanden schubst, haut, tritt oder beißt. Gehen Sie mit ihm vor die Tür. Setzen Sie eine Auszeit ein."
    Ist das Kind älter als drei Jahre, dann sollte das Verhalten verschwunden sein. Wenn nicht, dann ist ganz klar:
    "Alles, was Sie zum Thema Trotz [...] gelesen haben, gehört auch beim Umgang mit aggressivem Verhalten zum Handwerkszeug. Insbesondere die Auszeit ist ein wichtiges Mittel: Mit ihrer Hilfe können Sie das unerwünschte Verhalten sofort beenden" (S. 70).
    Aber auch Rollenspiele könnten helfen. Und das (natürlich) konsequente Belohnen mit Aufmerksamkeit für friedliches Verhalten. Das Buch bietet in den Umschlagseiten eine Vorlage für einen Belohnungsplan. Viel Loben soll man das Kind natürlich auch unbedingt! Frau Kast-Zahns Tipp für eine effektive positive Wahrnehmung: morgens 10 Büroklammern in die rechte Hosentasche stecken und für jede Aufmerksamkeit für friedliches Verhalten wandert eine Klammer in die andere Tasche. Am Abend sollte die rechte Tasche dann leer sein. 

    Sie hat auch gleich ein paar Formulierungs-Vorschläge für die positive Wahrnehmung:
    "Es macht richtig Spaß, dir beim Legospielen zuzuschauen!"
    "Niemand hat so tolle Ideen wie du!"
    "Dein Gedächtnis ist echt eine Wucht!"
    "Du siehst super aus mit deinem neuen T-Shirt!
    Das kann doch nicht wirklich ihr Ernst sein?

    Ein weiteres Kapitel des Buches beschäftigt sich mit Geschwisterstreitigkeiten. Es gibt ein paar allgemeine Tipps, wie man dem älteren Kind die Entthronung erleichtern kann. Erwartungsgemäß geht es über die üblichen Tipps (wie bereiten Sie das Kind vor, verlangen Sie kein vernünftiges Verhalten, lassen Sie das Kind helfen und nehmen Sie sich Zeit für das Kind) nicht hinaus.

    Die Lösung für Geschwisterstreits wird mit "faire Lösungen finden" präsentiert. An sich keine schlechte Idee - aber die praktische Umsetzung lässt einen doch wieder den Kopf schütteln. Hier ein möglicher Vorschlag für den Streit um einen Hüpfball:
    "Mutter (bezieht Kinder ein): "So ihr beiden, jetzt ist Schluss mit der Streiterei. Das kriegt ihr friedlich hin, da bin ich ganz sicher. Muss ich euch erst mal zum Abkühlen jeden ins ein Zimmer schicken [ah! Allheilmittel Auszeit androhen] - oder überlegen wir sofort, wie es klappen könnte?"
    Luise und Lukas: "Nein! Nicht ins Zimmer! Lieber überlegen!"
    [... Streitgespräch...]
    Mutter (ermuntert die Kinder zu einem Vorschlag): "So kommen wir nicht weiter. Fällt Euch noch etwas Besseres ein?"
    Luise: "Erst bin ich eine Stunde dran, dann Lukas. Du guckst auf die Uhr".
    Mutter (nimmt den Vorschlag auf): "Das ist eine gute Idee. Aber eine Stunde ist zu lang."
    Wenn eine Einigung nicht gelingt, kann die Mutter Lukas und Luise zu einer kurzen Auszeit [natürlich] in zwei verschiedene Zimmer schicken und ihnen dann noch einmal gemeinsam eine Chance geben. Klappt es wieder nicht, wird der Hüpfball für den Rest des Tages aus dem Verkehr gezogen. So einfach ist das. Und so schwer".
    Drohungen, konsequente Strafandrohung und Auszeiten - mehr bietet Frau Kast-Zahn nicht zur Problemlösung.

    Im Kapitel "Trotz aus Angst" geht es um kindliche Ängste - allen voran die Trennungsangst (die übrigens vor allem durch die von der Autorin empfohlene Ferber-Methode verursacht wird). Man muss aber zugestehen, dass dieser Teil des Buches recht gut erklärt, warum Kinder vor allem im Alter zwischen zwei und drei Jahren so anhänglich sind.

    Es werden außerdem die Eingewöhnung in der Kita und Schüchternheit thematisiert, aber Substanzielles, Hilfreiches oder wirklich Konkretes findet sich leider gar nicht. "Kinder brauchen die Nähe der Eltern und die Sicherheit, dass jemand da ist" [übrigens auch bei Auszeiten ;-], "Jedes Kind muss lernen, neue Situationen zu meistern" und wenn das Kind weint, weil es nicht in die Kita will, dann soll man das akzeptieren, annehmen, selbst loslassen und mit der Kita zusammenarbeiten - wie gesagt, wenig Hilfreiches.

    Auch dem Thema Phobien ist ein Unterkapitel gewidmet, das das Thema jedoch allenfalls am Rande streift und darauf verweist, sich bei Erfolglosigkeit aller Bekämpfungsmaßnahmen doch an den Kinderpsychotherapeuten zu wenden oder eine Verhaltenstherapie zu machen.

    Im letzten Teil des Buches hat man ein bisschen das Gefühl, dass noch ein paar Seiten gefüllt werden mussten, denn der Bezug zur Trotzphase ist nicht so richtig nachvollziehbar, auch wenn die Überschrift lautet "Trotz beim Schlafen, Essen und Sauberwerden".

    Im Teil über das Schlafen geht es darum, dass Kinder nicht über ihr persönliches Schlafbedürfnis hinaus schlafen können und feste Zeiten den Schlafrhythmus positiv beeinflussen können. Wenn man dann Tipps wie den folgenden liest, wundert man sich doch etwas:
    "Das Bett ist zum Schlafen da! Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht länger in seinem Bett liegt, als es tatsächlich schläft. Verbringt ihr Kind abends oder nachts ein bis zwei Stunden wach im Bett, streichen Sie diese von der Bettzeit. [...] So lernt ihr Kind, dass sein Bett zum Schlafen da ist" (S. 106)".
    Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber keins unserer Kinder hat morgens sehr viel länger im Bett gelegen, als es geschlafen hat. Und selbst wenn sie das getan hätten - was genau nutzt es, sie in diesem Fall schnell raus zu holen, damit sie "lernen", dass ein Bett zum Schlafen da ist? Und abends ist für mich nie wirklich kalkulierbar, wie lange das Kind zum Einschlafen braucht - das können 5 Minuten sein oder 50. Ich kann unmöglich hellsehen, dass das Kind erst in einer Stunde schlafen wird und es dann entsprechend später hinlegen.

    Vielleicht bin ich ja mittlerweile betriebsblind, aber Tipps wie "das Kind kann nur schlafen, wie es seinem Schlafbedürfnis entspricht", "je älter das Kind ist, desto weniger Schlaf braucht es" und "je länger der Mittagsschlaf Ihres Kindes dauert, desto weniger schläft es nachts" würden mir persönlich wenig helfen, weil das meines Erachtens jedem völlig klar sein dürfte.

    Es wird pauschal von Einschlafhilfen abgeraten, da diese das Durchschlafen erschweren und das Kind dann möglicherweise ständig ins Elternbett kommen würde. Daher wird empfohlen, das Kind alleine wach zurückzulassen. Sollte das nicht funktionieren und weint das Kind, dann wird die Tür-auf-Tür-zu-Methode empfohlen:
    "Bei dieser Methode lautet die Spielregel: "Bleib in deinem Bett, dann bleibt deine Tür auf. Bleibst du nicht im Bett, mache ich die Tür zu." Nach dem Gutenachtkuss verlassen Sie das Zimmer und lassen die Tür offen. Steht Ihr Kind aus seinem Bett auf und kommt hinter Ihnen her, bringen Sie es zurück. Danach verlassen Sie sofort das Zimmer, machen die Tür zu und bleiben davor stehen. Alle ein bis zwei Minuten öffnen Sie die Tür und gehen wieder nach den Spielregeln vor - bis ihr Kind endgültig in seinem Bett bleibt und die Tür offen bleiben kann" (S. 108).
    Sehr ärgerliches KindDer Teil über Trotz (?) beim Essen, beginnt recht gelungen, da er den Eltern sagt: Entspannt euch und lasst die Kinder machen. Natürlich ohne Tiefe und wieder mit dem, was einigermaßen auf der Hand liegt (wenig Süßes anbieten, ausreichend Bewegung, alles immer wieder anbieten). Zum Thema Tischmanieren heißt es:
    "Nicht nur das Sitzenbleiben am Tisch gehört zum guten Benehmen, auch die Tischmanieren lernt Ihr Kind beim gemeinsamen Essen. Außerdem gelten natürlich die Regeln des freundlichen Umgangs miteinander: Den anderen ausreden lassen, selbst freundlich reden, nicht schreien. Trotz und Wutanfälle während der Mahlzeiten sollten Sie nicht zulassen. Wenn Ihr Kind bei Tisch massiv stört, etwa durch Schreien oder Quengeln, kann auch eine Auszeit angebracht sein" (S. 115).
    Natürlich - eine Auszeit. Andere Tipps bekommt der Leser wieder nicht.

    Zum Schluss kommt noch ein kleiner Abschnitt über Trotz (?) beim Sauberwerden. Einführend wird festgestellt, dass jedes Kind sein eigenes Tempo hat. Daher solle kein Druck ausgeübt werden - so die Aussage, die allerdings sofort mit dem Vorschlag eines Belohnungssystems konterkariert wird. Aber damit nicht genug - es wird für Kinder, die eigentlich sauber sind, aber noch für das große Geschäft eine Windel verlangen tatsächlich auch noch Folgendes empfohlen:
    "Ihr Kind braucht einen Anreiz, damit der Gang auf die Toilette attraktiver wird als die Windel. Dafür muss es für die unangenehmen Folgen der vollen Windel Verantwortung übernehmen. Lassen Sie ihr Kind alles tun, was es allein tun kann: die Windel anziehen, sie in die Toilette ausleeren, die Unterwäsche auswaschen, sich selber sauber machen" (S. 119).

    Meine Meinung zum Buch


    Dieses Buch ist einfach nur furchtbar. Es betrachtet vollkommen normales kindliches Autonomiebestreben als Verhalten, das um jeden Preis bekämpft werden muss. Dazu müssen Eltern klare Regeln aufstellen und mit vehementer Konsequenz auf deren Einhaltung pochen. Niemals darf man nachgeben! Erdreistet sich das Kind, trotzdem wütend zu sein, wird ihm eine Auszeit verordnet - egal wofür, das hilft immer.

    Das Schlimme ist: Das tut es auch! Auszeiten machen Kinder gefügig, weil sie massive Ängste schüren. Kind haben von Natur aus ein starkes Bindungsbedürfnis - daher ist für sie nichts bedrohlicher, als die Verbindung zu ihren Eltern zu verlieren oder um ihre Liebe fürchten zu müssen. Das Erziehen mit Auszeiten macht sich diese grundlegenden Ängste zunutze - Kinder werden zur Kooperation quasi gezwungen. Diese erzwungene Kooperation geht jedoch zu Lasten der Eltern-Kind-Beziehung und vor allem des Selbstwertgefühles. Auszeiten setzen Kinder massiv unter Stress, der sich langfristig auf ihr Befinden und ihr Verhalten auswirkt, so dass sie häufig später nicht als Ursache dafür erkannt werden.

    Für Eltern trotzdender Kinder ist dieses Buch absolut nicht empfehlenswert - die beschriebenen Ansätze und vorgeschlagenen Methoden mögen Kinder vorübergehend gefügiger machen, dies jedoch auf eine Art und Weise, die alles andere als kindgerecht ist.

    In der Autonomiephase benötigen Kinder Eltern, die verstehen, was gerade in ihnen vorgeht und die wissen, was entwicklungsbedingt normal ist. Kinder brauchen Eltern, die zugewandt in Kontakt mit ihrem Kind bleiben - egal, wie wütend alle Beteiligten sind. Es ist so außerordentlich wichtig, liebevoll auf Kinder einzugehen und ihnen Wege zeigen, wie man das vollkommen normale Gefühl der Wut regulieren und in weniger zerstörerische Bahnen leiten kann. Darüber sollte es Bücher geben -  und nicht über Methoden, bei denen die Bedürfnisse von Kindern komplett ignoriert, sie entwürdigt  und dann für jede Kleinigkeit wegsperrt werden! Vielleicht sollten wir einfach mal eins schreiben?

    © Danielle

    Basteln für Unkreative - Unser Test von Bastelsets

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    Unkreativität hat definitiv einen Namen: Danielle. Offenbar scheint sich Bastellegasthenie auch noch zu vererben - meine Kinder leiden in einer etwas schwächeren, aber in meinen Augen durchaus bedrohlicheren Ausprägung: ihnen fehlt dabei etwas ganz Entscheidendes: meine Unlust und das Desinteresse. Das führt leider dazu, dass sie basteln wollen - aber nicht wirklich kreative Ideen dafür haben. Und dann ernsthaft mich (mich!) fragen, ob ich "was Schönes" mit ihnen basteln kann.

    Ich hatte anfangs ernsthaft und ganz blauäugig gedacht, ein Bastelkorb mit allerlei buntem Papier, diversen Klebstoffen (sogar mit Glitzer!), zahllosen Bastelscheren (auch solche, die lustige Wellen schneiden!) und weiterem Kreativitätszubehör (Federn, Pfeifenreiniger, Bambusstäbe!) führt dazu, dass meine Kinder seelig stundenlang an trüben Herbstnachmittagen eifrig ein Kunstwerk nach dem anderen produzieren und ganz ohne meine Mithilfe ihre Kreativität vollkommen frei entfalten. Sowas soll ja angeblich manchmal tatsächlich funktionieren. Die Tochter meiner besten Freundin ist bastelbezüglich höchstbegabt - ganz allein konzipiert sie Korkmännchen oder Schafe und setzt ihre Ideen kreativ in die Tat um:


    Bei meinen Kindern sehen Basteleien so aus:


    Ja auch irgendwie "schön", aber oft sind meine Kinder mit den Ergebnissen nicht ganz so zufrieden. Weil mir Freestyle-Basteling so gar nicht liegt, kann ich ihnen leider nicht helfen, befriedigendere Kunstwerke zu erschaffen.

    Für diesen (wahrscheinlich wieder schrecklich langen und dunklen) Winter habe ich mich auf die Suche nach "Kreativunterstützern" gemacht - offenbar geht es vielen anderen Eltern auch so wie mir, denn der Fachhandel bietet jede Menge Kreativprodukte an. Ich habe mir die neuesten, schönsten, kreativsten und ausgefallensten Bastelunterstützungsprodukte angeschaut  und mit meinen Kindern in den letzten Wochen ausprobiert. Die Sets, die uns am besten gefallen haben,möchte ich Euch im folgenden Artikel vorstellen. Einige der Sets haben uns die Hersteller auf unsere Nachfrage freundlicherweise kostenlos zur Verfügung gestellt - diese sind mit einem Stern gekennzeichnet. 

    Fischer Tip* 

     
    Feucht klebbare Maisstärkedingens kennen wahrscheinlich die meisten von Euch. Die farbigen Stücke aus Stärke kleben aneinander, wenn man sie vorher befeuchtet. Meine Tochter bekam einen Eimer Playmais zum 3. Geburtstag geschenkt - sie klebte ungefähr sieben Stücke zusammen, aß weitere drei und verteilte die übrigen 490 Playmaise im Wohnzimmer. Ich sammelte geduldig alle ein und versteckte den Eimer, in der Hoffnung, dass es ein besseres Alter dafür gäbe und holte ihn zwei Jahre später wieder hervor. Dieses Mal klebte sie hingebungsvoll eine halbe Stunde an einer Figur (während ihr kleiner Bruder genüsslich mindestens 7 Stücke verspeiste) und warf sie dann wütend in die Ecke, weil Vorlage und Endprodukt keinerlei Ähnlichkeit hatten. Während ich sie tröstete, kippte der Bruder den Eimer einmal quer durchs Zimmer, um komfortabel an die offenbar leckersten blauen Stücke heranzukommen. Ich hasse das Zeug - ehrlich! Aber dennoch bin ich vom Konzept der Kartoffel-/Maisstärke-Klebe-Elemente aber dennoch absolut überzeugt.

    Um den Umgang mit dem Zeug in geordnete Bahnen zu lenken, haben wir Fischer Tip ausprobiert. Uns wurde eine Premium Box XL zur Verfügung gestellt, die etwa 1.000 sogenannte Tips aus Kartoffelstärke enthält. Außerdem finden sich darin ein Schwammtuch, um die Maisstärkeelemente zu befeuchten und sieben verschiedene Werkzeuge, um die Tipps zu bearbeiten. Außerdem ganz wichtig für mich: Klare Bastelanleitungen, die Kinder  relativ leicht umsetzen können

    Mit dem enthaltenen Messer können auch Dreijährige gut die Tips schneiden - eine Verletzungsgefahr besteht nicht. Mit dem Bausteinformer lassen sich Ziegel formen, die sich zu imposanten Bauwerken (oder wackeligen Pferdeställen) verkleben lassen. Zwei Mauerschablonen helfen dabei. Dafür ist ein bisschen Feinmotorik erforderlich, aber meine 6-jährige Tochter war ganz fasziniert vom "Mauern". Mit der enthaltenen Reibe kann man Tips effektiv zerbröseln (was die Lieblingsbeschäftigung meines 3-Jährigen war) und dekorativ ergänzen.

    Der Bastelnachmittag mit den Fischer-Tips hat uns großen Spaß gemacht - ich kann es wirklich empfehlen. Was mir besonders gut gefallen hat: auch Kinder verschiedenen Alters kann man damit gleichzeitig beschäftigen. Dabei kann man entweder mit verteilten Aufgaben gemeinsam bauen oder jeder baut an einem Kunstwerk mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad. Wenn die Tips alle sind, kann man sie nachkaufen - 1000 Stück kosten um die 13 EUR. Weil es meiner Tochter so großen Spaß gemacht hat, bekommt sie zu Weihnachten die Fashion-Box, mit der sie Kleider für Papppuppen (fünf P in einem Wort!) zusammenkleben kann.

    Meine ersten Nähprojekte


    Wie wäre es mit etwas Handarbeit? Das Set Meine ersten Nähprodukte enthält Material für 5 verschiedene Nähsets, mit denen Kinder eine kleine Tasche, einen Brustbeutel, einen Bilderrahmen, eine Notizblockhülle und ein Stiftemäppchen nähen können. Die einzelnen Teile sind schon ausgeschnitten und werden mit einer Plastiknadel und einer dicken Schnur miteinander verbunden. Die Kunstwerke können dann mit Glitzersteinen und Schmuckelementen aus Schaumstoff verziert werden. Die Nadel ist natürlich so stumpf, dass dabei nichts passieren kann. 

    Schon 4-Jährige Kinder können mit dem Set ans Nähen herangeführt werden - meine 6-Jährige war mit Feuereifer dabei. Sie konnte nach kurzer Anleitung fast ganz alleine die einzelnen Projekte nähen und war so begeistert, dass ich einen Nähkoffer nachkaufen musste, mit dem sie noch weitere Dinge nähen konnte.

    Mini Pop-Up Buch*


    Sehr witzig fand ich die Idee, ein Mini-Pop-Up-Buch zu gestalten. Das Set enthält ein leeres Buch, verschiedene Pop-Up-Elemente, Aufkleber und ein paar Stifte. Allerdings ist man hier auch als Eltern gefordert: Eine kurze Geschichte will ausgedacht und grafisch umgesetzt sein. Da das Kleben der Pop-Up-Elemente auch nicht ganz so einfach ist, sind Pop-Up-Bücher eher etwas für Kinder ab 7 bis 8 Jahren. Zumindest wenn man sie länger sinnvoll beschäftigen möchte. Zwar fand es auch mein 4-Jähriger  sehr lustig, ein Buch zu erstellen, er war jedoch recht schnell fertig mit Sticker kleben und Undefinierbares malen. Die Sticker sind schwarz-weiß und können ausgemalt werden - sie helfen der Phantasie bei der Entwicklung einer kleinen Geschichte auf jeden Fall auf die Sprünge.

    Wem das Gestalten Spaß macht, der kann auch einumfangreichere Pop-Up-Buch-Set kaufen.

    Glitzer-Schmetterlinge gießen*


    Mit dem SES-Set Glitzerschmetterlinge gießen kann man verschiedene Gips-Figuren gießen und anschließend bemalen und/oder beglitzern. Der Gips ist im Set enthalten und reicht etwa für ganz viele Figuren. Man sollte also nicht sofort die komplette Packung anrühren, sondern nur einen Teil davon. Sollte er zur Neige gehen, kann man auch ganz normalen Gips aus dem Baumarkt holen - er sollte möglichst fein sein und etwas flüssiger angerührt werden, weil die Figuren doch teilweise sehr filigran sind. Das Anrühren und Abfüllen des Gipses ist natürlich eine kleine Schweinerei - aber ähnlich wie beim Backen macht das natürlich einen großen Teil des Reizes für die Kinder aus. 

    Das Aushärten dauert einige Stunden, danach müssen die Figuren aus der Form gelöst werden. Ich empfehle, dass das Herauslösen von den Erwachsenen übernommen wird, weil die Figuren sonst leicht zerbrechen können (was erfahrungsgemäß zu Tränen führen kann). Anschließend kann fröhlich drauf los gemalt und beglitzert werden. Das Set enthält sowohl Farbe, als auch Glitzer. Beides lässt sich mit dem beigefügten Pinsel gut aufbringen, wenn man die Figuren jedoch ähnlich fein strukturiert bemalen will, wie auf der Packung, braucht man einen dünneren Pinsel. Da man das aber in der Regel trotzdem nicht hinbekommt, sollte man die Packung möglichst außer Sichtweise räumen, dass die Kinder nicht davon frustriert sind, dass ihre Ergebnisse nicht den abgebildeten entsprechen. 

    Fazit: Der Sauereifaktor ist recht hoch, zumindest für das Gießen ist die Hilfe von Erwachsenen notwendig. Aber an den Schmetterlingen hatten meine Kinder beide großen Spaß - daher kann ich sie wirklich empfehlen.

    Farben-Schleuder*


    Mit einer Farbenschleuder kann man einzigartige Spritzbilder erzeugen. Dazu legt man ein Stück Papier in die Schleuder und bringt sie durch das Drücken eines Knopfes in Bewegung. Der Schleuder liegt ein Set mit drei flüssigen Farben bei. Diese kann man mit einer ebenfalls enthaltenen Pipette dann auf das Papier tropfen. Es entstehen immer neue Bilder - meinen Kindern hat das außerordentlich viel Spaß gemacht. Dem Set liegt auch eine Anleitung bei, die verschiedene Ideen und Techniken enthält. Nachdem wir alle Farben verbraucht haben, habe ich bei IKEA die MÅLA-Farben gekauft (8 Flaschen für 6,99 EUR) - die haben genauso gut funktioniert, wie die Originalfarbe.

    Der Mechanismus ist manchmal etwas schwergängig oder stockt, so dass es sich empfiehlt, dass einer ausschließlich die Schleuder in Betrieb hält, damit sich der andere auf das Farbentropfen konzentrieren kann. Etwas schade fand ich, dass nur so wenige passende Blätter dabei waren, so dass man recht schnell neue zurecht schneiden muss (was durch die runde Form nicht sooo unaufwändig ist). 

    Vogelhäuschen bauen* 


    Meine Kinder lieben Vögel und verbringen einige Zeit an der Terrassentür, um welche zu beobachten. Besonders im Winter haben sie große Freude daran, die Vögel zu füttern (hier gibt es übrigens wichtige Tipps des Naturschutzbundes zur Fütterung). Dieses Jahr wollten sie ein eigenes Vogelhäuschen basteln und auch dafür gibt es ein Produkt für Doppeltlinkshänder - "Mein erstes Vogelhäuschen" von Kosmos.

    Das Häuschen wird ganz ohne Leim, Nägel und Werkzeuge zusammengebaut, da die Teile ineinander gesteckt werden. Im Set sind 12 Wachsmalstifte enthalten, mit denen das Häuschen angemalt wird. Wie es um die Haltbarkeit bestellt ist, werde ich später berichten - noch hängt das Häuschen noch wenig von der Witterung beeinflusst in unserem Garten.

    Geometrischer Schmuck*


    Großen Spaß hat meiner Tochter das Set Geometrischer Schmuck von Faber Castell gemach. Es enthält verschiedene Schmuckelemente aus Kunststoff (gold und silber metallic, weiß rosa, gelb und blau), farblich unterschiedlicheSchnüre, einige Ketten und Armbänder aus Metall und vier Ohrring-Rohlinge. Außerdem im Set befinden sich Klebstoff und eine Schere. Dank der Bastelanleitung hat man relativ schnell heraus, wie es funktioniert und gerade Kinder, die sehr ordnungsliebend sind und es optisch harmonisch mögen, werden Gefallen an den geometrischen Formen finden. Kinder die es lieber wild und durcheinander mögen, macht dieses Set wahrscheinlich nicht ganz so viel Spaß. 

    Sandbilder


    Auch eine tolle Idee sind Sandbilder - wir haben beim letzten Kindergeburtstag mit Sablimage von SentoSphere tolle Bilder gestaltet. Jedes Set enthält 4 Bilder zu bestimmten Themen wie Fische und Delfine, Pferde, Tiere in Afrika, Tiermandalas, Dinosaurier,Autos oder Prinzessinnen. Die Bilder sind mit ganz vielen kleinen Klebefolien überzogen, die man farbweise abzieht. Die Sets enthalten jeweils 16 Dosen mit farbigem Sand, der dann auf die Klebeflächen gestreut wird. Überschüssiger Sand wird durch Bewegen des Bildes abgeschüttelt und wieder in die Dose gegeben. So entstehen nach und nach bunte Sandbilder. Die Kinder sind total begeistert davon und beschäftigen sich mit einem Bild durchaus auch mal eine Stunde. Die Ergebnisse sehen wirklich nett aus und werden bei uns im Kinderzimmer aufgehangen.

    Origami*


    Ich bin ja ein großer Fan von Japan und sehr fasziniert von Origami. Mit dem Bastelset von Faber Castell wollte ich meinen Kindern die Faltkunst näher bringen. Und sie waren begeistert! Das Set enthält 100 quadratische Blätter in vielen verschiedenen Designs, eine Schere, Kleber, Glitzer, Federn, aufklebbare Augen (für gefaltete Tiere), Strass,  Mizuhiki-Schnüre und eine tolle Anleitung mit ganz vielen Gestaltungsideen, die Schritt für Schritt erklärt werden. Meine Tochter und ich haben wirklich einige Stunden mit den bunten Blättern verbracht - mein kleiner Sohn fand es (noch) sterbenslangweilig.

    Piraten Schiff*


    Meinem Sohn gefiel am besten das Bastelset Pirate Ship von Faber Castell. Zwar erforderte es etwas Übung die Teile zusammen zu bauen, aber nach etwas Übung klappte es schon recht gut. Ein Fünfjähriger käme sicher alleine zurecht. Die Packung enthält einen Schiffsrohling, dem ein Segel angebaut werden muss. Dabei sind vier verschiedene Farben, mit denen das Boot noch bemalt werden kann. Besonders gut an dem Set gefällt mir, dass es komplett plastikfrei ist (bis auf die Farbtöpfe) - das Boot besteht ausschließlich aus Holz, Papier und Schnur.

    Mit einem Preis von nur etwa 6 EUR ist das auch ein etwas ausgefalleneres Geschenk für Kindergeburtstage.

    Seifen gießen*


    Ebenfalls von SES ist das Set Glitzer-Seifen gießen. Super praktisch dabei: Das Bastelendprodukt ist verbrauchbar - ein Vorteil, den Vielbastler-Eltern sicher zu schätzen wissen. Die Packung enthält einen Seifenblock, der in der Mikrowelle erhitzt wird, bis er schmilzt. Das ist relativ geruchsintensiv, weswegen man alternativ eine Erwärmung im Wasserbad erwägen kann. Anschließend wird die Masse mit den beiden beiliegenden Farben (rosa und hellblau) mithilfe einer Pipette gefärbt und Glitzer dazu gegeben. 

    Mit der beiligenden Seifenmasse kann die beiliegende Form etwa ein- bis zweimal befüllt werden. Sie enthält insgesamt neun verschiedene Motive. Das Abfüllen in die Formen können Grundschulkinder schon gut selbst schaffen - meinem kleineren Sohn habe ich dabei geholfen. Zwar ist die Form mehrfach verwendbar, aber die Qualität leidet mit jeder Verwendung, da man die Stücken herausdrückt. Mit etwas Duftöl kann man der Seife auch noch einen Geruch verleihen - (wenn man es nicht ganz so glitzerig mag, kann man auch gleich zum Set Duftseifen gießen greifen).

    Fazit: Das Set macht Spaß und ist auch als kleinere Aktivität für Kindergeburtstage geeignet - viel länger als 20 Minuten kann man sich damit jedoch nicht wirklich beschäftigen. Wir haben dadurch aber tatsächlich Lust aufs Seife machen bekommen und die Kinder gießen jetzt schon eifrig, um zu Weihnachten die Verwandten zu beglücken. Wir sind aber auf Pralinenformen, ganz normale Drogerie-Seife, Bastelglitter und Lebensmittelfarbe umgestiegen - das ist langfristig deutlich effizienter. 

    Bunte Silikonarmbänder*


    Kennt ihr diese Armbänder, die man sie gegen das Handgelenk schlägt und die sich dann automatisch zusammenrollen? Auch solche kann man mit einem Set von Faber Castell selbst gestalten. Die Packung enthält fünf farblich unterschiedliche Silikon-Rohlinge, die nach Herzenslust individuell gestaltet werden können. Dazu kann man etwas schmalere und etwas breitere Gummis verwenden. Außerdem enthält das Set zehn kleine Anhänger aus Metall, die ebenfalls angebracht werden können. 

    Ich persönlich fand die Idee irgenwie nicht so richtig überzeugend, aber wie das immer so ist: Meine Tochter fand das Set großartig. Sie wünscht sich nun, dass ich noch ein Set für ihren siebenten Geburtstag kaufe, damit sie mit ihren Freundinnen dann Schnapparmbänder basteln kann. 

    Dieser Artikel wird immer mal wieder aktualisiert, wenn wir ein neues Produkt entdecken, das uns gut gefallen hat, werden wir dieses ergänzen. 

    © Danielle

    Vom Glück des Schenkens und des Beschenkt-Werdens

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    "Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt"


    Ich schenke sehr gern. Nicht nur zu Weihnachten - ich schenke einfach insgesamt wirklich gern.

    Es macht mich glücklich, anderen Menschen durch ein wenig Aufmerksamkeit meinerseits Freude zu bringen. Das war schon immer so, doch seit ich Kinder habe, hat sich das noch einmal vervielfacht. Mit der Geburt meiner Töchter vor fünf Jahren öffnete sich mein Herz weit und seitdem spüre ich irgendwie, was mein Gegenüber gerade braucht.

    Manchmal ist es nur ein Ohr - als ich mich neben eine ältere Dame auf die Parkbank setzte und ihr eine halbe Stunde freundlich zuhörte, bevor ich meine Kinder aus dem Kindergarten abholte. Manchmal ist es nur eine Briefmarke - als ich ein wichtiges Dokument auf dem dreckigen Gehweg fand und es zuhause gesäubert in einen großen Briefumschlag steckte und an den Besitzer schickte.

    Dankesbrief

    Manchmal ist es ein eiskalter Kaffee - als an einem heißen Sommertag eine Bäckereifachverkäuferin meinen gerade gekauften Iced Vanilla Latte bewunderte und augenzwinkernd meinte, so einen hätte sie jetzt auch gern, ging ich noch einmal zurück in mein Lieblingscafé und kaufte und brachte ihr einen.

    Manchmal ist es ein Spielzeug - als einmal in meinem Lieblingsforum eine mir bis dahin eher unbekannte, aber durchaus sympathische Userin fragte, welche Puppe wir für ihren Sohn empfehlen würden, schickte ich ihr ein Paket mit einer wunderschönen Babypuppe. Ich hatte sie ein paar Monate vorher auf dem Flohmarkt für wenig Geld gefunden und mich spontan verliebt. Meine Töchter hatten aber schon Babypuppen, also wollte ich sie eigentlich nicht kaufen. Irgendetwas in mir sagte mir aber, dass ich sie noch brauchen werde - ich nahm sie also und legte sie beiseite, für einen besonderen Anlass. Als nun diese Userin nach einer Puppe fragte, wusste ich sofort - das ist die Familie, in die der kleine Puppen-"Peter" ziehen wird.

    Manchmal ist es ein Brief. Als mir vor vielen Jahren eine Kollegin erzählte, dass ihr zehnjähriger Sohn einen Brief für Professor Dumbledore auf dem Fensterbrett hinterlassen hatte, in der Hoffnung, auch in die Zauberschule Hogwarts aufgenommen zu werden, kaufte ich grüne Tinte und schrieb ihm als "Dumbledore" einen liebevollen Antwort-Brief. Zusammen mit einer rot-goldenen Phoenixfeder legte seine Mama meinen Brief in der Nacht auf das Fensterbrett. Ihr hättet seine erstaunten Augen sehen sollen!

    Manchmal ist es eine kleine Notlüge, mit der ich helfe. Als ich einmal in meinem Lieblingscafé saß, bemerkte ich, dass eine hübsche Postfrau auf dem Fahrrad von einem alten Mann freundlich angesprochen wurde. Ich kannte den Mann. Er wohnt über dem Café und ist einsam. Er kommt jeden Tag herunter und schafft es mühelos, fremde Menschen in ein Gespräch zu verwickeln. Auch ich hatte schon mehrmals mit ihm geredet - er ist eloquent und unterhaltsam. Der Haken an der Sache ist, dass er kein Ende findet. Irgendwie schafft er es, Gespräche so zu gestalten, dass sein Gegenüber keinen Ausstieg findet, ohne unhöflich und abrupt zu wirken. Wirklich nicht. Ich habe es versucht. Man bleibt entweder mehrere Stunden bei ihm kleben, oder man muss sich rüde losreißen.

    Jedenfalls beobachtete ich aus dem Fenster heraus, wie er die junge Postfrau anquatschte und diese freundlich antwortete. Sie war schon halb auf ihrem Rad, da fragte er sie noch etwas. Sie stieg also ab, um seine Frage zu beantworten. Ich überlegte, ob sie nicht eigentlich schnell weiter müsste, weil sie doch Briefe austragen musste, aber dann wurde ich abgelenkt und beachtete die beiden nicht mehr.

    Nach einer halben Stunde schaute ich wieder aus dem Fenster - und beide standen immer noch da. Ich versuchte, anhand ihrer Körpersprache herauszufinden, ob ihr das Gespräch noch angenehm war, wurde aber nicht aus ihr schlau. Zwar lehnte sie sich mehrmals zurück und schaute auch über seine Schulter hinweg zu ihren noch bevorstehenden Arbeitsweg, dann aber beugte sie sich ihm wieder offen entgegen und schaute ihm beim Reden in die Augen. Sollte ich einschreiten, oder nicht? Ich wartete noch eine  Viertelstunde und war immer noch unsicher. Dann aber lehnte sie sich eindeutig von ihm weg und verschränkte, während er sprach, die Arme vor der Brust - das war mein Zeichen, denn diese unbewusste Geste drückt den Wunsch nach Distanz aus.

    Ich ging also schnell aus dem Café heraus und auf die beiden zu. Sie sahen mich nicht kommen, weil sie ins Gespräch vertieft waren, deshalb begann schon von weitem mit der Postfrau zu zetern: "Hier bist du! Mensch! Wir warten alle schon auf dich! Weißt du wie sauer der Chef mit dir ist?! Willst du gefeuert werden, oder was? Deine Runde hättest du schon vor 30 Minuten beenden müssen!"

    Wohlgemerkt, ich kannte die Postfrau gar nicht, sie war mir völlig fremd. Dementsprechend entgeistert schaute sie mich an. Ihr Blick war voller Fragezeichen. Ich neigte meinen Kopf leicht in Richtung ihres Gesprächspartners, guckte ihr bedeutungsvoll in die Augen und fragte eindringlich: "Oder willst du dieses Gespräch hier noch weiter führen?" Da fiel bei ihr der Groschen. Ich war ihr Ausweg! Schnell sagte sie zu mir "Nein, nein, ich will das Gespräch nicht beenden." und entschuldigend zu ihm: "Ich muss jetzt wirklich los, sie hören ja..." Wir verabschiedeten uns gemeinsam von ihm und liefen zusammen los. Sie bedankte sich grinsend, ich zwinkerte ihr zu, dann fuhr sie los und ich ging zurück ins Cafè. Meine kleine Intervention hatte ihr geholfen, sich freundlich von ihm loszueisen, und ihr vielleicht tatsächlich den Job gerettet. Wer weiß?

    Manchmal gebe ich Geld, um zu helfen. Vor meinem Café auf einer Bank sitzen das ganze Jahr lang eine Gruppe Obdachloser, trinken und unterhalten sich. Sie sind dabei ausgesucht höflich mit ihren Mitmenschen. Ab und zu kommen sie ins Café und gehen auf die Toilette.

    Nach einer Weile fingen wir an, uns zu grüßen, weil ich auch jeden Tag dort bin, an meinem Fensterplatz stehe und schreibe. Einer der Männer hatte nur einen Schuh. Das war im Sommer kein Problem, aber als es erst Herbst und dann Winter wurde, machte ich mir Sorgen um ihn. Er wickelte den schuhlosen Fuß in Zeitungspapier und saß auf der Bank und trotzte der Kälte. Ich kaufte eine Runde heißen Kaffee und brachte ihn zur Gruppe raus. Dabei kamen wir ins Gespräch, ich hörte mir die Lebensgeschichten der Männer an. Irgendwann zeigte ich auf den schuhlosen Fuß und sagte, das könne nicht so bleiben. Er zuckte mit den Schultern. Das geht schon. Danke für den heißen Kaffee! Die anderen Männer spielten verzückt mit meinem Sohn, der sich quietschend an ihrer Bank festhielt. Mir wurde kalt, ich nahm den Kleinen wieder mit hinein ins warme Café, doch der fehlende Schuh lies mir keine Ruhe. Dann fasste ich einen Entschluss- ich würde dem Mann da draußen ein Weihnachtsgeschenk machen. Nicht einmal 10 Minuten später steckte ich ihm ein Bündel Geld zu. "Kauf dir Winterstiefel!", sagte ich eindringlich.

    Diese Geschichte könnte hier zu Ende sein, doch sie hielt für mich noch eine Lernaufgabe bereit. Als ich "meinem" Obdachlosen das viele Geld gab, war ich zunächst glücklich, weil ich es schön fand, sein ungläubiges Gesicht zu sehen. Dann zweifelte ich an meiner Entscheidung. Würde er das Geld wirklich für Schuhe und nicht für Alkohol ausgeben? Ich wartete jeden Tag im Café auf ihn, aber er kam für zwei Wochen nicht mehr. Ich ärgerte mich. Bestimmt hatte er das Geld versoffen und traute sich mir nicht mehr unter die Augen. Ich wurde immer wütender, dann machte es plötzlich klick. Moment mal! Was er mit dem Geld machte, war doch seine Sache! In dem Moment, in dem ich die Scheine in seine Hand drückte, hatte ich die Verantwortung dafür auf ihn übertragen. Es war jetzt sein Geld, nicht mehr meins, und was er damit machte, ging mich gar nichts mehr an. Er hatte seine Dankbarkeit schon ausgedrückt, als er mir mit Tränen  in den Augen die Hand gedrückt und "das werde ich dir nie vergessen" gemurmelt hatte.

    Endlich ließ ich von meinem Besitzanspruch los. Ich entspannte wieder, stand weiter an meinen Fensterplatz und schaute ab und zu hinüber zur Bank, von der aus mir die anderen Obdachlosen zuwinkten. Am nächsten Tag war er wieder da - mit einem dicken paar Stiefel an den Füßen und sechs Dönern für seine Freunde. Er nickte mir im Vorbeigehen zu, ich zwinkerte zurück und schrieb weiter an meinem Artikel.

    Wie man in den Wald hineinruft, so....


    Ich schenke wirklich sehr, sehr gern. Es drückt für mich Liebe aus. Liebe für alle Menschen, egal, ob sie mir nah stehen oder ob sie mir fremd sind. Manchmal werden aus Fremden dann auch Freunde. Die Userin, deren Sohn ich die Puppe schickte, ist nun eine meiner besten Freundinnen. Der Mann, dessen Dokument ich fand und zurückschickte, schickte mir einen lieben Dankesbrief, der mir den Tag versüßte. Der Sohn, mit dem ich als Professor Dumbledore eine rege Brieffreundschaft pflegte, ist mittlerweile 25. Ich erinnere mich gern an den Zauber der Zeit, als wir uns Briefe schrieben - für mich war das ebenso beglückend, wie für ihn.

    Die Bäckereifachangestellte nahm sich, als meine Töchter 3 Jahre alt waren und unbedingt allein Brötchen einkaufen gehen wollten, die Zeit, die sie brauchten, um die Bestellung aufzugeben und das Geld zu sortieren. Sie war so liebevoll bei der Sache, dass meine Kinder heute, mit 5, total gern allein einkaufen gehen und mit allen Kassiererinnen und Kassierern einen freundlichen Schwatz halten. Das ist für mich wie ein Wunder, denn ich hätte in diesem Alter vor lauter Schüchternheit einem fremden Erwachsenen nicht einmal in die Augen geschaut, geschweige denn etwas von ihm gekauft.

    Die obdachlosen Männer vor meinem Lieblingscafé wiederum haben es sich zur Aufgabe gemacht, mich und meine Familie zu schützen. Sie haben immer ein Auge auf uns und wenn mal ein fremder Betrunkener uns anpöbelt, oder sich uns in den Weg stellt (das kommt öfter vor, als man sich wünscht), sind sie immer gleich deeskalierend da und übernehmen den Fall. "Mein" Obdachloser war übrigens in den zwei Wochen im Krankenhaus, wo er einen Menschen traf, der ihn an die Hand nahm und mit ihm Behördenformulare ausfüllte. Seitdem hat er eine kleine Sozialwohnung. Er sitzt immer noch tagsüber auf der Bank und er trinkt immer noch zu viel Alkohol, aber in diesem Winter hat er einen warmen Platz zum Schlafen - und seine Freunde auch.

    Ich bekomme so viel Liebe zurück von den Menschen um mich herum, dass ich gar nicht anders kann, als glücklich zu sein. Es gibt natürlich auch Momente, in denen ich angenervt bin oder mich über jemanden ärgere, aber meist wird das schnell wieder ausgeglichen durch ein Lächeln oder eine freundliche Geste eines anderen. Seit ich blogge, haben sich diese freundlichen Gesten vervielfacht durch die liebevollen Kommentare, die unsere Leser|innen uns tagtäglich hinterlassen. Jeden Morgen, bevor ich mit dem Schreiben beginne, lese ich zunächst, was ihr uns am Tag zuvor sagen wolltet und lächle dabei. Wie viel Wertschätzung ihr meiner und Danielles Arbeit entgegenbringt! Ich möchte euch vor Freude umarmen und knutschen, ihr tollen, tollen Frauen und Männer!

    Doch euer Dankeschön für unsere Arbeit endet nicht bei den Kommentaren. Ihr habt gefragt, wie ihr uns unterstützen könnt und seitdem tröpfelt regelmäßig eure Liebe in unsere Wohnungen. Ihr schickt Bücher und Geld, so dass wir unsere Arbeit fortführen können, obwohl wir doch eigentlich völlige Fremde für euch sind und ihr ganz sicher nicht zu viel Geld zuhause rumliegen habt. Wir danken euch von Herzen für jede eurer Spenden! Danke, dass es euch gibt. Danke, dass ihr uns lest. Danke, dass ihr uns so viel zurück gebt.

    Und wenn die Spende nicht anonym kommt, können wir sogar persönlich Danke sagen:

    Wir danken also ganz besonders...

    Nicole Sch., Svenja L., Christine B., Fanny K., Katharina S., Frauke R., TaoTao, Thomas G., Anja K., Petra B., Miriam R., Alexandra Z., Anna R., Olga Sch., Luzie L., Monika K., Bianca H., Beatrice A. Wolfgang T., Kirsten C, Katharina S., Sarah V., Nadine G., Stephanie D., Katrin P., Alexander K., Monika F. Thomas S., Carsten N., Julia C., Julia H., Julia B., Tobias D., Merle L, Olaf H., Wiebke M., Catherina D., Gerald S., Fabian S., Silke V., Anja R., Verena G., Petra H., Renate V., Claudia Z., Chiara D., Bärbel R., Miriam K., Frauke L., Berit K., Marina R., Jana B., Corinna H.-E., Katarina S., Anke B., Kerstin V., Christina Sch., Maren T., Svenja W., Rita M., Stefanie B., Astrid Sch., Ursula M.-V., Heidi T., Katrin N., Stephanie K., Marina E., Karin D., Manuela P., Liljana P.  und diejenigen, die wir möglicherweise versehendlich an dieser Stelle vergessen haben sollten.

    Jahresendpause


    Dieses Jahr haben wir viel gearbeitet und gönnen uns nun unsere wohlverdiente, vierwöchige Weihnachtspause. Auf unserer Facebook-Seite werden wir in den nächsten Wochen ein paar Highlights aus den letzen Jahren posten - vielleicht habt Ihr ja Lust, vorbei zu schauen.

    Wir wünschen euch wundervolle, stressfreie Weihnachten, einen Guten Rutsch ins Jahr 2016 und jeden Tag jemanden, der euch mit einem Lächeln, einer netten Geste oder einem freundlichen Wort ein bisschen Liebe schenkt und euch glücklich macht.

    Eure Snowqueen und Danielle

    Zehn Dinge, die Dein Familienleben nachhaltig entspannen

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    Hab Vertrauen in Dein Kind


    Spätestens in der Krabbelgruppe geht das Vergleichen los - ob man es will oder nicht, man beginnt zu grübeln, wenn die Entwicklung des eigenen Kindes von der (vermeintlichen) Norm abweicht. Es gibt viele Bereiche, in denen die Streubreite der normalen kindlichen Entwicklung so groß ist, dass eigentlich jedes Kind irgendwann bei irgendetwas "nicht in der Norm" ist. Sei es das Schlafen, die Motorik, die Größe, das Essen, das Trotzen, das Gewicht, das Sauberwerden...

    Bei den meisten Müttern beginnt dann unwillkürlich das Gedankenkarussell: Ist das normal? Was ist normal? Soll ich zum Arzt? Er isst so wenig! Er isst so viel! Sie schläft so schlecht! Er schläft so viel! Er hört gar nicht! Mein Kind beißt! Das ist doch nicht normal! Warum will sie nicht teilen? Sie lügt! Schon so früh! Warum braucht er für das große Geschäft noch eine Windel? Warum mag sie kein Gemüse? Wenn er doch endlich allein schlafen würde! Jede Nacht wird er wach, das kann doch nicht normal sein...

    Es steigert die Lebensqualität enorm, wenn man diese Gedanken rigoros abschaltet. Man sollte sich bewusst machen: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Kind vollkommen normal entwickelt, liegt bei über 99 %. Und selbst wenn es sich nicht "normal" - also außerhalb der üblichen Entwicklungspanne - entwickelt: dann wird man das ganz sicher früher oder später merken. Wirklich! Daher sollte man sein Kind einfach so annehmen, wie es ist. Jedes Kind ist anders, jedes Kind entwickelt sich anders.

    Und wenn man sich wirklich Gedanken macht, die einen zermürben, dann sollte man immer den Kinderarzt oder andere Spezialisten befragen, Grübeln bringt einen nicht weiter!

    Vertraue darauf, dass alles gut ist und quäle Dich nicht mit Mutmaßungen.
     

    Unterstütze Dein Kind... wenn es das fordert

     
    Es ist für Kinder unglaublich frustrierend zu erleben, was sie alles nicht können. Noch viel frustrierender ist es, wenn wir ihnen sagen: "Das kannst du noch nicht!" Kinder haben ein natürliches Autonomiebestreben - sie werden von sich aus Dinge immer und immer wieder ausprobieren, bis sie endlich gelingen. Je jünger das Kind ist, desto mehr Zeit braucht es, für "Selber machen!" Bemühe Dich, vor allem im Alter zwischen einem und drei Jahren immer Extrazeit dafür einzuplanen. Du wirst sie so oder so brauchen - denn ein Kind, das gegen seinen "Selbermachenwollen!" angezogen wird, wird die gesparte Zeit in vielen Fällen hinterher durch Wüten ausfüllen. 

    Es kommt recht häufig vor, dass Kinder - wenn sie dann bestimmte Dinge endlich können - plötzlich verstärkt wieder Hilfe dabei einfordern. Die Angst vor dem Verwöhnen oder davor, dass die Kinder dadurch wieder unselbständiger werden könnten, hält viele Erwachsene davon ab, ihnen zu helfen. Häufig endet die Situation dann in einem Machtkampf - der viel länger dauert und viel mehr Nerven kostet, als wenn man einfach schnell geholfen hätte.

    Für Kinder ist Hilfe aktive Zuwendung und Aufmerksamkeit - für einige ist sie sogar die wichtigste Form davon. Wenn wir die Hilfe ablehnen, fühlen sie sich als Person abgelehnt - das macht sie traurig und wütend. Sie haben Angst, die elterliche Liebe zu verlieren und fordern immer wieder noch vehementer Unterstützung. Das führt nicht selten dazu, dass Eltern das Gefühl bekommen: das Kind kann ja gar nichts mehr! Um die vermeintlich vollständig schwindende Selbständigkeit zu retten, fordern sie noch stärker das Selbermachen, das Kind kämpft noch verzweifelter um Unterstützung - so eskaliert die Situation zunehmend.

    Sieh den Wunsch nach Unterstützung als Bedürfnis nach Zuwendung, nicht als Machtkampf. Dein Kind wird ganz sicher trotzdem selbständig.
     

    Lass Dein Kind wütend sein! 

     
    Kinder trotzen nicht aus Berechnung oder um uns zu ärgern - sie sind vollkommen überflutet von Emotionen, die sie noch nicht allein regulieren können. Es ist für uns Eltern enorm schwierig, Wutanfälle unserer Kinder auszuhalten. Einerseits weil wir uns so hilflos fühlen, andererseits stresst uns das Umfeld mit seinen Blicken und Kommentaren. Viele Eltern fürchten, dass das Trotzen ein Zeichen ihres Erziehungsversagens sein könnte. Sie denken, dass normal entwickelte Kinder ein solches Verhalten nicht zeigen und geben sich die Schuld daran, dass ihr Kind so emotional überreagiert.

    Dabei ist dieses Verhalten vollkommen normal und sollte von uns auch als genau das betrachtet werden. Wenn wir uns von dem Wunsch lösen, Trotzanfälle möglichst schnell beenden zu wollen und sie stattdessen als wichtigen Entwicklungsschritt betrachten, den wir mit liebevollem Zuspruch und durch unsere Zuwendung unterstützen, wird uns das deutlich weniger stressen. Wie man Kinder erreicht, wie wirklich wütend sind, kannst Du bei uns in einem ausführlichen Artikel über die Autonomiephase lesen.
     
    Wichtig ist es, den Kindern nicht das Gefühl zu geben, dass ihr Verhalten falsch ist, sondern sie und ihre Wut anzunehmen - nicht selten verursacht nämlich die Bestrebung, das Wüten um jeden Preis zu beenden, noch intensivere Gefühlsausbrüche. Kinder dürfen wütend sein - unsere Aufgabe ist es, ihnen altersgerecht Wutbewältigungsstrategien beizubringen.

    Wenn wir uns bewusst machen, dass Wutanfälle ein vollkommen normaler Schritt der kindlichen Entwicklung sind und im Grunde jedes Kind in diesem Alter dieses Verhalten zeigt, fällt es uns leichter, Gelassenheit zu bewahren.
     

    Hör auf, ständig zu ermahnen

     
    "Pass auf!", "Achtung!" oder "Vorsicht!" sind Wörter, die Kinder unglaublich oft hören - und die in den wenigsten Fällen wirklich sinnvoll sind. Natürlich sollte man ein Kind immer warnen, wenn es sich ganz offensichtlich in eine Gefahrensituation begibt - "STOOOOP!! Da kommt ein Auto!" ist am Straßenrand lebenswichtig. Nur - wie erreicht man am ehesten, dass das Kind in solchen Fällen auch tatsächlich stehen bleibt? Die Signalwirkung von Warnungen bleibt vor allem dann erhalten, wenn sie nur dann ausgesprochen werden, wenn erkennbar eine Gefahr besteht.

    Wenn das Kind hingegen den ganzen Tag hört "Kletter nicht so hoch!", "Vorsicht, gleich verkippt die Milch!" oder "Pass auf, stoß dich nicht!", dann verknüpft es Warnungen einfach nicht mit wirklich gefährlichen Situationen. Da in 80 % der Fälle nichts passiert und in nahezu allen Fällen, in denen dann doch mal was passiert, vorher nicht gewarnt wurde, nimmt das Kind Warnungen bald nicht mehr ernst. Außerdem: Ständige Ermahnungen enthalten für das Kind die unterschwellige Botschaft: "Ich traue dir nicht zu, auf Dich selbst achtzugeben" - das erzeugt langfristig großen Verdruss und wirkt sich auf das Selbstbewusstsein aus.

    Am Wochenende erst sagte ich zu meinem Kind: "Vorsicht, die Herdplatte ist heiß!" (wie schon gefühlt hundertmal zuvor) - als ich ihr den Rücken zudrehte, legte sie absichtlich die den Handrücken auf den Herd und verbrannte sich die Finger. Ich fragte sie ganz entgeistert, warum sie das trotz meiner ausdrücklichen Warnung getan hätte. Ihre Antwort war: "Ich wollte mal wissen, wie heiß die Herdplatten denn wirklich ist". Herrje! Jetzt weiß sie es - und was haben meine Ermahnungen genutzt? Künftig wird sie nun auch ohne meine ständigen Warnung achtgeben.

    Man kann sich ohne weiteres darauf beschränken, vor lebensgefährlichen Gefahren zu warnen, das spart viel Zeit, Nerven und Frustration.

    Überdenke Eure Grenzen  


    Wir alle kennen Kinder, die sich schlecht benehmen. Sie hören nicht darauf, was ihre Eltern sagen, sie tun, was sie wollen, sie ärgern andere Kinder und tun ihnen weh. Häufig wirken die Eltern solcher Kinder desinteressiert - sie lassen die Kinder gewähren, ohne groß einzugreifen. "Diese Kinder bräuchten viel mehr Grenzen!" wird dann schnell gerufen.

    Leider ziehen viele Eltern für sich den Schluss: "Meinem Kind muss ich unbedingt feste Grenzen setzen, damit es sich nicht auch so schlecht benimmt". Dabei sind die meisten "ungezogenen" Kinder nicht so geworden, weil die Eltern sie grenzenlos gewähren ließen - das Desinteresse ist vielmehr ein Ausdruck der Resignation - sie haben den Kontakt zum Kind fast vollständig verloren. Sie haben vermutlich durchaus versucht, ihre Kinder "richtig" zu erziehen und starre Grenzen. Ständige Konsequenz und prompte Konsequenzen haben diese Kinder irgendwann so frustriert, dass sie sich zunehmend machtlos, erpresst und hilflos fühlten. Das schlechte Benehmen ist ein Schrei nach Aufmerksamkeit, der - wenn das Bedürfnis nicht erfüllt wird - in einer immer weiter eskalierenden Spirale enden kann.

    Kinder brauchen keine (künstlichen) Grenzen - sie brauchen Menschen, die authentisch mit ihnen in Beziehung treten, sie ernst nehmen und die versuchen, alle Bedürfnisse miteinander in Einklang zu bringen.
     

    Sag "Ja!" satt "Nein!"


    "Nein!" ist das Wort, das Kinder vermutlich am häufigsten in ihrer Kindheit hören - wir signalisieren damit Grenzen. Zähle mal bewusst mit, wie oft Du am Tag "Nein!" sagst. Achte dabei darauf, wie häufig Dein Kind überhaupt sofort auf das "Nein!" hört. Das Ergebnis ist in den meisten Fällen frustrierend. Durch die häufige Verwendung hat sich das Wort abgenutzt und seine Signalwirkung verloren - eine gewisse Muttertaubheit hat sich eingestellt.

    Wenn Du Deine Grenzen überdenkst, versuch es doch einfach mal für ein paar Tage mit ganz vielen "Ja!"s - und schau, was passiert. Frag Dich dabei immer, ob Du etwas tatsächlich verbieten musst oder ob es nur Deiner Bequemlichkeit dient (weil Du bspw. keine Lust hast, möglicherweise verschüttetes Wasser aufzuwischen) oder nur aus Prinzip gesagt wird, weil "man das eben so macht". Meistens dauert es viel länger, ein "Nein" zu diskutieren und die nachfolgend Frustration zu verarbeiten, als einfach "Ja!" zu sagen, wenn eigentlich nichts dagegen spricht. Und Du wirst feststellen, dass Du die Frage "Warum eigentlich nicht?" häufig nur schwer beantworten kannst.

    Du brauchst dabei keine Angst zu haben, Dein Kind zu verziehen - es lernt dadurch zu kooperieren und wird wahrscheinlich auch zu Dir künftig öfter "Ja!" statt "Nein!" sagen.

    Das Überdenken von Grenzen wird nicht das Benehmen verschlechtern, sondern die Kooperationsbereitschaft erhöhen.
     

    Lass Euch Zeit


    Lienhard Valentin (der das wunderbare Buch "Mit Kindern neue Wege gehen" geschrieben hat), sagte einmal, dass das, was wir für die Erziehung brauchen, drei Dinge seien: "eine Tasse voll Wissen, ein Fass voll Liebe und ein Ozean voll Geduld".  Kinder leben im Hier und Jetzt - nichts ist spannender, als die Blume am Wegesrand oder die Pfütze auf dem Weg zur Kita. Das Konstrukt von Zeit und die daraus resultierende Eile sind ihnen völlig unbekannt, sie leben einfach in den Tag hinein. Das Bedürfnis nach freier Zeiteinteilung kollidiert häufig mit dem unsrigen, pünktlich auf Arbeit zu sei, das Abendbrot auf den Tisch zu stellen oder beim Arzt zu erscheinen.

    Ganz viele Konflikte haben ihren Ursprung darin, dass Kinder aus dem, was sie gerade tun, regelrecht heraus gerissen werden. Wenn wir Kinder bei dem, was sie tun, unterbrechen müssen, dann sollten wir das immer ankündigen - möglichst in mehreren Stufen. "Noch fünf Minuten, noch drei, noch eine Minute" sorgt dafür, dass sie sich innerlich für den Abbruch wappnen können. Sie werden manchmal auch noch eine Minute nachverhandeln - wenn das möglich ist, sollten wir ihnen diese -  wenn es geht - geben.

    Wenn Kinder merken, dass wir uns bemühen, sie so oft wie möglich gewähren zu lassen, werden sie das in den meisten Fällen honorieren, indem sie nicht trödeln, wenn wir es wirklich eilig haben. Stress und Hektik sind ansteckend und frustrieren alle Beteiligten. Es gibt Weniges, das wirklich so wichtig ist, dass es nicht auch ein paar Minuten warten könnte.

    Sowohl zur Entschleunigung des Alltags als auch zur Konfliktminimierung sollte man möglichst immer so viel Zeit planen, dass man einen ausreichenden Puffer hat und sich immer wieder kritisch fragen: Ist es wirklich notwendig, dass ich so drängele?

     

    Warte ab


    Nicht nur das Zeit lassen, sondern auch das Abwarten führt häufig zu einem deutlich entspannteren Familienleben. Wir Eltern neigen dazu, zu schnell regulierend einzugreifen. Ich erzähle dazu immer gerne folgende Geschichte von meinem damals 2-jährigen Sohn:

    Wir planten, mit dem Auto wegzufahren. Mein Kind wartete schon draußen und spielte ganz vertieft mit einen Stock im Garten vor dem Haus. Als wir los wollten, sagte ich zu ihm: "So Schatz, wir wollen los. Leg den Stock bitte hin!" Er lachte mich an und rannte weg in den hinteren Garten. Ich rief ihm hinterher: "Leg den Stock bitte weg, Du kannst ja weiter damit spielen, wenn wir wieder kommen!" Er rannte einfach weiter. Mein Mann meinte: "Ach schnapp ihn dir einfach, er macht sich doch ganz offensichtlich einen Spaß draus!" Ich sagte: "Warte mal noch eine Minute ab, mal sehen, was er tut". Und was tat er? Er brachte den Stock zur hintersten Grundstücksgrenze und warf ihn über den Zaun. Er hatte oft beobachtet, wie ich Gartenschnittabfälle hinüber warf (es ist ein leerstehendes Grundstück, das ich zu kaufen beabsichtige ;-) und er hatte mir dabei schon oft begeistert geholfen. Danach kam er zurück und freute sich: "Hab ich den Stock weggelegt!" Er stieg ohne jede weitere Diskussion glücklich ins Auto ein. 

    Hätte ich gedroht: "Wenn du nicht sofort kommst, dann setze ich dich ins Auto!" oder wenn ich ihn einfach geschnappt hätte, dann hätte er die Welt nicht mehr verstanden  - schließlich wollte er genau das tun, was ich gesagt hatte - nämlich den Stock "weglegen"! Er wäre vermutlich (zurecht) ärgerlich geworden und hätte ein großes Drama gemacht.
     
    Wir greifen oft zu vorschnell ein - wenn wir öfter einfach mal abwarten, entstehen einige Konflikte erst gar nicht.

    Unterstelle stets gute Absicht


    Die eben erzählte Begebenheit zeigt auch, wie wir oft die Absichten unserer Kinder falsch einschätzen. Als mein Sohn lachend wegrannte, war unser erster Gedanke, dass er uns ärgern oder provozieren will (ein typisches Relikt der Erziehung unserer Eltern). Die Vorstellung, dass ihr Kind ihnen "auf der Nase herumtanzt", beunruhigt viele Eltern.

    Kognitiv sind kleine Kinder jedoch noch gar nicht in der Lage, bewusst zu provozieren. Denn um das zu tun, müssten sie über die Fähigkeit verfügen, sich in die Gedankenwelt des anderen hineinzuversetzen. Denn nur, wenn sie tatsächlich nachfühlen könnten, was der andere empfindet, wenn sie etwas Bestimmtes tun, dann wäre eine zielgerichtete Provokation möglich. Der Gedankengang: "Wenn ich wegrenne, dann löst das bei Papa Ärger aus" ist erst etwa im Alter von drei bis fünf Jahren möglich.

    Unabhängig davon sollte man sich bewusst machen, dass das absichtliche Herbeiführen von Konflikten für Kinder nicht sinnvoll ist. Sie sind von ihren Bindungspersonen vollkommen abhängig und von Natur aus eher kooperativ angelegt, als konfliktfreudig. Sie wollen uns nicht ärgern - meist geht einfach beim Entdecken der Welt irgendwas schief. Lachen uns Kinder dann auch noch frech an, ist das eine Geste, die uns eigentlich eher beschwichtigen als ärgerlich machen soll ("Schau - ich lache - ich bin ganz harmlos!").

    Gehe grundsätzlich davon aus, dass hinter dem Verhalten Deines Kindes keine böse Absicht steckt!
     

    Formuliere Deine Wünsche konkret und in der Ich-Form

     
    Wenn wir möchten, dass unsere Kinder etwas tun, dann sollten wir es ihnen auch sagen. Das klingt zunächst recht simpel, aber der Teufel steckt im Detail, denn Sender und Empfänger kommunizieren oft auf unterschiedlichen Ebenen. Deutlich wird das bspw. bei der Frage "Kannst du das bitte wegräumen?" Erwachsenen ist klar, dass damit nicht die grundsätzliche Fähigkeit zum Wegräumen in Erfahrung gebracht werden soll, sondern diese (rhetorische) Frage mit einer impliziten Aufforderung verbunden ist. Wenn ein Kind also "Ja!" antwortet und dann nichts weiter tut, dann hat es einfach die Frage beantwortet - natürlich kann es das wegräumen - dass es das auch tun soll, hat das Kind gar nicht verstanden. Und wir ärgern uns: "Aber er hat doch ausdrücklich mit "ja" geantwortet, warum macht er nichts?" Wir müssen immer berücksichtigen: Kinder wissen nichts von Rhetorik und Implikation.

    Wenn man Kinder um etwas bittet oder zu etwas auffordert, sollte man unbedingt Blickkontakt aufbauen (am besten auf Augenhöhe) - aber nicht erzwingen (z. B. mit "Sieh mich gefälligst an!") Aufforderungen sind am wirksamsten in der Ich-Form. "Ich möchte, dass" ist eine klare Botschaft, verbunden mit einer eindeutigen Handlungsanweisung. Das heißt natürlich nicht, dass unsere Kinder dadurch immer tun werden, was wir ihnen sagen - aber ihnen ist zumindest klar, was wir konkret erwarten.

    Auch hier ist Geduld essentiell - ganz viele Kinder reagieren auf Forderungen fast immer mit einem sofortigen "Nein!" - sie meinen damit aber in der Regel nicht "auf keinen Fall", sondern "jetzt gerade nicht". Wenn wir ihnen die Wahl lassen, wann sie etwas tun, werden sie sich deutlich weniger gegängelt fühlen und das Gefühl, frei entscheiden zu dürfen, erhöht ihre Bereitschaft zu Kooperation. Statt "Kannst Du das bitte wegräumen", ist ein "Ich möchte gerne, dass Du das bis zum Abendbrot wegräumst" viel erfolgversprechender. Unter Umständen muss man das Kind zwar noch mal erinnern, aber es wird unserer Aufforderung dennoch bereitwilliger Folge leisten, als wenn wir uns auf einen Machtkampf einlassen.
     
    Ich-Botschaften vermitteln Kindern klar, was von ihnen gewünscht oder erwartet wird, ohne ihre Integrität anzugreifen.
     

    Versuch macht klug 

     
    Es kann enorm bereichernd sein, sich immer mal wieder abseits der eingetretenen Pfade umzuschauen und Alternativen auszuprobieren.  Man vergibt sich dadurch rein gar nichts. In vielen, vielen Fällen überrascht das Ergebnis, weil die gehegten Befürchtungen nicht eintreten. Kinder werden nicht wie erwartet frecher, fordernder, fauler oder anstrengender - stattdessen stellt sich in vielen Fällen eine gewisse Grundzufriedenheit ein, die alle Beteiligten viel weniger Nerven, Zeit und Anstrengung kostet. Daher gilt: Versuch macht klug - eine Rückkehr auf die alten Pfade ist ja jederzeit möglich.

    © Danielle
     

    "Familie - Eine Gebrauchsanweisung" Reinhard Winter und Claudia Stahl

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    Heute möchten wir Euch mal wieder ein schönes Buch über Kinder vorstellen: "Familie - Eine Gebrauchsanweisung - Was Eltern und Kinder zusammenhält" von Reinhard Winter und Claudia Stahl.

    Die Autoren sind Familienberater und wollen mit ihrem Buch zeigen, wie wichtig die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander sind und wie man sie respektvoll und verlässlich gestaltet, so dass die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden können. Das Buch möchte eine "Gebrauchsanweisung" für einen liebevollen Umgang miteinander sein, die Lust auf das Familiesein macht. Es besteht aus zwei Teilen - im ersten Teil geht es darum, was Familien heute ausmacht und was sie zusammenhält. Im zweiten Teil wird sich praxisnah mit den Faktoren befasst, die unser Familienleben verbessern können.

    Teil 1 - Hauptsache Liebe


    Familien waren lange Zeit Wirtschaftsgemeinschaften. Kinder bekam man, um seinen Lebensabend abzusichern. Man bekam viele Kinder, die zunächst ein Kostenfaktor, später eine billige Arbeitskraft waren. Der Zusammenhalt war oft wirtschaftlich bedingt und war patriarchalischdominiert. Das hat sich mittlerweile gewandelt - Familien leben nicht mehr zusammen, weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen - entsprechend kann man einen langsamen Wandel von Macht zu Kooperation beobachten.

    Gründe für die Veränderungen des familiären Umfeldes sind die neue Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, die deutlich geänderten Arbeitsbedingungen und die fehlende Unterstützung aus der eigenen Familie. Die Familienzeit wird immer knapper und wertvoller und entsprechend steigt unser Anspruch an das Zusammensein. Wir wünschen uns einen Ort des Rückzuges und der Geborgenheit und empfinden Konflikte als außerordentlich belastend.

    Die Liebe ist die größte Kraft in Familien - sie sorgt dafür, dass wir uns emotional miteinander verbinden. Fehlt die Liebe, verkümmern Kinder. Sie haben daher ein außerordentlich hohes Bindungsbedürfnis, das dafür sorgt, dass sie ihren Eltern in den ersten Jahren kaum von der Seite weichen. Neben Liebe ist aber auch Zeit ein wesentlicher Faktor. Gemeinsam verbrachte Zeit ist das Kostbarste, was wir Kindern geben können.

    Die Liebe sollte nicht romantisiert werden - auch Konflikte und Grenzen sind ein Bestandteil davon. Die Liebe auf Positives zu reduzieren würde unseren Kindern signalisieren, dass wir sie nur dann lieben, wenn sie sich so verhalten, wie wir uns das wünschen. Stattdessen sollten wir Kinder annehmen, wie sie sind. Es geht außerdem um die Frage, ob es ein Zuviel an Liebe gibt und wo die Grenze zur Überbehütung ist. Es wird außerdem deutlich gemacht, dass die Liebe zum Kind selbstlos sein muss, da andernfalls eine nicht erfüllte Erwartungshaltung zu Enttäuschungen führt.

    Auch das Thema "Nein!" aus Liebe wird eingehend betrachtet, denn etwas nicht zuzulassen ist für manche schwieriger, als keine Grenzen zu setzen. Es geht dabei nicht um Härte, Macht und Prinzipien, sondern Bedürfnisse von anderen, Schutz und das Aushalten von negativen Gefühlen.

    In einem Kapitel wird beleuchtet, wie unterschiedlich die Familienmitglieder lieben und warum das auch gut so ist. Interessant fand ich vor allem den Gedanken, dass wir viele Liebesbekundungen unserer Kinder nicht als solche wahrnehmen - bspw. wenn sie in der Kita weinen, weil sie sich nicht von uns trennen wollen oder sich in Gesellschaft gut benehmen und dann schlechte Laune bekommen, wenn sie mit uns alleine sind (weil die Anspannung abfällt).

    Auch die Liebe zu uns selbst und zu unserem Partner ist von hoher Bedeutung - wenn diese fehlt, dann ist es relativ schwer, ein authentisch liebendes Umfeld zu schaffen. Wichtig ist außerdem, die Ansprüche an sich selbst so zu gestalten, dass sie erfüllbar bleiben und dem Erwartungsdruck des Umfeldes keine allzu große Beachtung zu schenken.
    Kristallkugel mit Händen umgeben

    Ein weiteres Kapitel behandelt speziell die Liebe von Vätern. Unter anderem wird thematisiert, worin sich diese von der mütterlichen Liebe unterscheidet, warum gerade sie für Kinder auch außerordentlich wichtig ist und warum sich Väter besonders unter Druck setzen, zu lieben. Auch über unterschiedlich ausgeprägte Liebe zu Geschwistern wird kurz geschrieben.

    Die elterliche Liebe wandelt sich im Laufe der Zeit - dass man Neugeborene noch nicht verwöhnen kann, wenn man sie mit Zuwendungsbekundungen quasi überschüttet, ist nachvollziehbar. Das Bedürfnis wahrgenommen und gesehen zu werden, wandelt sich jedoch im Laufe der Zeit, zunehmend spielen Rückhalt, Mitfühlen und Aufmerksamkeit immer differenziertere Rollen.

    Ein Kapitel widmet sich am Ende des Theorieteils abschließend den Besonderheiten verschiedener Familienmodelle - von der klassischen Mutter-Vater-Kind(er)-Familie über gleichgeschlechtliche Regenbogenfamilien, Patchworkfamilien hin zur Alleinerzieher-Familie. 

    Teil 2 - Zusammen Halt schaffen: zwölf Familienanker


    Im zweiten Teil des Buches gibt konkrete Gebrauchsanweisungen, um die Familienliebe zu stärken.

    Das erste Kapitel beschäftigt sich damit, wie man die Beziehungen untereinander nicht aus den Augen verliert. Dazu kann man immer wieder neu und aktiv entschließen, dass man sich gegenseitig Liebe zeigt. Es geht außerdem darum, wie sich kindliche Ängste überwinden lassen.

    Vertrauen ist eine Bindungskraft, die für Kinder essentiell ist. Die Autoren regen an, Kinder durch Vertrauen, Achtung und Anerkennung wertzuschätzen. Thematisiert wird außerdem, wie man mit Vertrauensbrüchen umgeht und wie Eltern das Vertrauen ihrer Kinder in sie stärken. Passend dazu wird die Technik des Tonglen erklärt, welche in schwierigen Situationen die Grundstimmung entspannen kann.

    In einem weiteren Kapitel geht es um familiäre Werte und Leitideen, in einem anderen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit und darum, wie man Kritik respektvoll formulieren kann.Für Kinder ist bedingungslose Liebe von großer Bedeutung - sie spüren die elterliche Enttäuschung sehr feinfühlig. Daher ist es wichtig, sich intensiv damit auseinander zu setzen, wenn sich das Kind anders entwickelt, als man sich das gewünscht oder es erwartet hat.
    Familie mit drei Kindern 
    Das Kapitel "Kinder haben Bedürfnisse - Eltern auch" greift auf, dass auch die elterlichen Bedürfnisse nicht vernachlässigt werden dürfen. Außerdem beschäftigt es sich mit der Konsum- und Wohlstandsfalle und zeigt, wie die Werbung uns manipuliert. Es wird angeregt, den eigenen Konsum zu überdenken, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das materielle Übermaß zu kürzen.

    Anschließend geht es um Regeln im Familienleben und die Freiheit der Einzelnen. Um möglichst hohe Selbstbestimmung zu erreichen, ist es erforderlich, Vereinbarungen zu treffen und Regeln aufzustellen, welche Halt geben. Freiheit kann nur in einem stabilen Rahmen gelebt werden - diesen benötigen Kinder zudem zur Orientierung. In diesem Kapitel werden auch die Themen Liebesentzug und Konsequenzen beleuchtet.

    Wie man eine möglichst friedliche Umgebung schafft und Konflikte so löst, dass alle Beteiligten zufrieden sind, das ist Thema des Kapitels "Familie als Friedensort". Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit Spiritualität und Zweckfreiheit. Was etwas esotherisch klingt ist jedoch die Beschäftigung mit der Frage, welche Ziele wir für unsere Kinder haben und ob diese Zweckorientierung sinnvoll ist.

    Auch die Wichtigkeit von Gelasseheit wird thematisiert. Diese erlangt man, wenn man Perfektionismus die rote Karte zeigt und die eigene Familie möglichst nicht mit anderen vergleicht. Im Vordergrund sollte vielmehr stehen, im Hier und Jetzt die Zeit zu genießen.

    Ebenso wichtig ist Unvollkommenheit - aus Fehlern lernt man und Kinder können beobachten, wie Eltern mit ihren Fehlern umgehen. Das erweitert den Horizont und macht deutlich, dass es in Ordnung ist, wenn mal etwas schief geht. Das bringt Entspannung und Gelassenheit und mindert den Erwartungsdruck.

    Das letzte Kapitel heißt "Familie macht Spaß" und ermutigt uns, es unseren Kindern gleich zu tun, in dem wir einfach Spaß haben bei dem was wir tun. Abschließend gibt es ein paar Anregungen, wie man wieder häufiger gemeinsam lachen kann.

    Das Buch ist wirklich rundum gelungen und führt dem Leser vor Augen, was im Zusammenleben mit Kindern wirklich wichtig ist. Es enthält jede Menge Anregungen, wie man im Alltag die Familienliebe immer wieder stärken kann.  

    Verlosung


    Der BELTZ-Verlag hat uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar des Buches zur Verfügung gestellt. Dieses möchten wir an Euch verlosen - wer gewinnen möchte, schreibt einen Kommentar mit seiner E-Mail-Adresse unter diesen Artikel (bitte ersetzt das @-Zeichen durch ein anderes Sonderzeichen, damit ihr nicht zugespammt werdet). Die Verlosung erfolgt am 09.02.2016. Viel Glück!

    Wer das Buch kaufen möchte, unterstützt unseren Blog, wenn er es über diesen Link tut :-).

    © Danielle

    "Leitwölfe sein - Liebevolle Führung in der Familie" - Jesper Juul

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    Heute erscheint das neue Buch von Jesper Juul: "Leitwölfe sein - Liebevolle Führung in der Familie". Dank des BELTZ-Verlages, der uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte, können wir es Euch heute schon vorstellen.

    Das Buch


    In der Einleitung fasst Juul den Inhalt des Buches wie folgt zusammen:

    "Es geht darum, seine Kinder kennenzulernen, ihre persönlichen Grenzen kennenzulernen, sich diesen gegenüber respektvoll zu verhalten und mit seinen Kindern so authentisch wie möglich umzugehen".

    1 Kinder wollen Erwachsene, die die Führung übernehmen


    Kinder benötigen Führung, um fruchtbare und tragfähige Beziehungen aufzubauen. Führung heißt jedoch nicht, dass man ihnen sagt, was sie tun sollen, sondern dass man sie begleitet und ihren Mangel an eigenen Erfahrungen ausgleicht. Damit alle Familienmitglieder möglichst viel von dem bekommen, was sie für die bestmögliche Qualität ihres Lebens benötigen, ist es notwendig, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der einzelnen zu schaffen.

    Dazu brauchen Eltern persönliche Autorität und müssen persönliche Verantwortung übernehmen (sich also nicht von Mutter oder Nachbarn beirren lassen, die vermeintlich alles besser wissen). Damit sind sie in der Lage, ihren Kindern klar zu signalisieren, was sie wollen und was sie nicht mögen. Wenn sie sich außerdem bemühen, herauszufinden, was ihre Kinder wollen und mögen, wird das ihr eigenes Selbstwertgefühl und das der Kinder steigern. So ist ein gewinnbringendes Lernen voneinander möglich.

    Zu Machtkämpfen kommt es immer dann, wenn Kinder sich in ihrer persönlichen Integrität verletzt fühlen und versuchen, ihre Würde zu schützen. Mit einer zugewandten Führung schafft man es, dass Kinder darauf vertrauen, dass Eltern wissen, was sie tun und dass sie es zum Wohl der Gemeinschaft tun.


    2 Sie können ihrem Kind vertrauen


    Anders, als früher angenommen, sind Kinder keine primitiven, unkooperativen, unsozialenund unempathischen Wesen. Sie sind vielmehr darum bemüht, mit ihren Eltern zu kooperieren. Leider tun sie das nicht immer in der Form, die Eltern sich wünschen und oft wird das Kooperationsbemühen als solches auch nicht erkannt. Ein Dreijähriger, der seiner kleinen Schwester ständig an den Haaren zieht, versucht auf die für ihn am besten möglichen Weise zu zeigen, dass er ein Problem hat, weil er sich nicht mehr ausreichend gesehen und wertgeschätzt fühlt.

    Selbst Lügen ist eine Form der Kooperation - Kinder versuchen häufig damit, Eltern vor negativen Empfindungen zu schützen. Für Kinder ist es wichtig, dass ihre Eltern ihnen achtsam begegnen und darauf vertrauen, dass sie stets in guter Absicht handeln.

    3 Der Leitwolf und das innere Kind


    Im dritten Kapitel des Buches stellt Jesper Juul die These auf, dass die meisten von uns noch keine ausgereiften Persönlichkeiten sind, wenn sie Kinder bekommen. Problematisch ist vor allem, dass wir selbst häufig in einem Umfeld aufwuchsen, das weniger liebevoll war, als wir es uns gewünscht hätten. Wenig Interesse und Aufmerksamkeit der Eltern, Gewalt, Strafen, Alkoholismus - wir sind daran nicht zerbrochen, weil wir uns irgendwie angepasst haben.

    Wenn wir heute mit bestimmten Verhaltensweisen unserer Kinder konfrontiert werden, dann fällt es uns schwer, darauf liebevoll zu reagieren, wenn wir selbst früher in solchen Situationen hörten: "Nun stell dich nicht so an!" Es ist die größte Herausforderung der Elternschaft, die eigene Kindheit so aufzuarbeiten, dass man in der Lage ist, für sein Kind das zu tun, wozu die eigenen Eltern nicht in der Lage waren.

    4 Weibliche und männliche Führung


    Anders als früher, spielt der Vater in Familien eine große Rolle. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder - wenn sie gleichermaßen Zugang zu Mutter und Vater haben - keinen der beiden bevorzugen. Die Geschlechter haben verschiedene Arten zu führen - doch das verwirrt Kinder nicht, sondern bereichert sie. Vätern fällt es zudem oft leichter, ein Nein fest und bestimmt auszusprechen.



    5. Frau und Mutter sein


    Frauen tun sich generell schwerer damit, die Position des Leitwolfes zu übernehmen - auch in Unternehmen ist die Frauenquote in den Führungspositionen sehr niedrig. Durch die noch immer weit verbreitete Abwesenheit der Väter in den Familien, entsteht eine sehr enge Beziehung zwischen Müttern und Kindern. Das führt häufig dazu, dass sie ihre Bedürfnisse als Frau zurückstecken (müssen).

    Wegen der Angst, als egozentrisch betrachtet zu werden, gelingt vielen Frauen die Loslösung von der vollkommenen Aufopferung, die sie üblicherweise bei der Betreuung der Kinder in den ersten 18 Monaten zeigen, nicht. Dadurch vereinsamen sie zunehmend, was auch zu Unzufriedenheit in der Partnerschaft führt.

    Juul stellt fest, dass viele Frauen stark davon beeinflusst sind, zu braven, angenehmen, funktionierenden Wesen erzogen worden zu sein und daher Schwierigkeiten haben, ihre persönlichen Grenzen deutlich zu machen. Er ermutigt Frauen dazu, das Bedürfnis nach Bewertung abzulegen und das Selbstwertgefühl dadurch zu stärken, indem sie Verbindung zu sich selbst aufnehmen. Ziel sollte es sein, sich selbst zu mögen und zufrieden zu sein- nur so ist es möglich, eine erfolgreiche Führung zu übernehmen.

    6. Wo sind die Männer und Väter?


    Väter hatten in den letzten Jahrhunderten als Familienoberhaupt die Aufgabe, die Familie zu versorgen. Etwa 90 % der wachen Zeit der Kinder waren sie dabei abwesend. Das ändert sich zwar nach und nach, aber die meisten Frauen haben noch immer das Gefühl, dass sie quasi allein erziehend sind, weil ihnen letztendlich fast alle Entscheidungen obliegen und sie damit die komplette Verantwortung tragen. Das zu ändern lohnt sich jedoch.

    7. Wollen wir wirklich starke und gesunde Kinder?


    In den letzten Jahrzehnten ist es uns gelungen, das Leben von Kindern in vielen Belangen zu verbessern. Sie leben hierzulande größtenteils nicht mehr in Angst und Sorge und sie werden mehr und mehr gehört. Körperliche Bestrafungen gehören weitestgehend der Vergangenheit an. Die Eltern von heute wollen anders sein, als ihre eigenen Eltern.

    Dennoch möchte ein Großteil der Eltern, Erzieher und Lehrer noch immer das selbe, wie ihre Eltern - nette, wohlerzogene und gehorsame Kinder, die sich anpassen und fügen. Sie versuchen zwar, das auf einem freundlichen, weniger gewaltvollen Weg zu erreichen, aber es ist dennoch das Hauptziel der meisten und es wird immer noch versucht, mit Macht zu erreichen.

    8. Was hat Macht mit Führung zu tun?  


    Der Gebrauch von Macht und Gewalt ist in den letzten 50 Jahren deutlich zurück gegangen. Dennoch findet man sie nach Juul noch immer in etwa 50 % aller Familien. Eltern, die sich als Kinder nicht geliebt und wertvoll gefühlt haben, fällt es schwer, andere Verhaltensweisen als die ihnen gegenüber vorgelebten, zu zeigen. Kinder kommen zur Welt und lieben ihre Eltern vollkommen bedingungslos. Doch bald schon beginnen diese, mit Macht und Manipulation das Verhalten der Kinder zu beeinflussen. Das Selbstwertgefühl - einer der wesentlichen Faktoren, im Leben wirklich glücklich zu sein - leidet sehr darunter. Daher sollten wir genau überlegen, wie wir unsere Führung ausüben. Kinder müssen nicht herumkommandiert werden - sie lernen ganz allein durch Ausprobieren und Nachahmen.

    9. Die Zukunft Ihres Kindes ist jetzt


    Wir wünschen uns für unsere Kinder physisches Wohlbefinden und dass sie über gute psychosoziale Kompetenzen verfügen. Sie sollen in ihrem Leben mit sich und anderen gut zurechtkommen. Man sollte meinen, dass das heute leichter zu erreichen ist, als jemals zuvor, doch die Gesellschaft leidet unter zunehmenden psychischen Erkrankungen, Missbrauch und Abhängigkeit - mit weiter steigender Tendenz. Dem können wir entgegensteuern, indem wir das Selbstwertgefühl unserer Kinder stärken und sie sich frei entfalten lassen.

    Zu hohe Ansprüche an die Kinder und eine hohe Erwartungshaltung führen dazu, dass Kinder sich nicht okay fühlen, so wie sie sind. Sich nicht dafür zu interessieren, was Kinder denken und fühlen, führt dazu, dass diese oppositionelles Verhalten zeigen. Als Lösungen schlägt Juul vor, mehr Zeit mit Kindern zu verbringen, ohne sie zu belehren oder erziehen zu wollen und Langeweile zuzulassen, ohne sich genötigt zu fühlen, Unterhaltung anzubieten. Beim Ins-Bett-Bringen kann man Kindern von seinem Tag erzählen - sie werden es einem gleichtun. Beim Spielen sollte die Initiative stets vom Kind ausgehen und Pausen können einfach angenommen werden, ohne das Bedürfnis zu haben, sie füllen zu müssen. All das führt dazu, mit dem Kind stärker in Beziehung zu sein. 

    10. Werte, die Führung schaffen


    In diesem Kapitel wird angeregt, sich klar zu machen, welche Werte in der Familie wichtig sind. Für Kinder und die persönliche Autorität ist es wichtig, diese Werte konsequent zu vertreten.Einen Wandel unserer Werte nehmen wir oft nicht wahr - erst begegnen wir unserem Kind auf Augenhöhe - wenn es dann jedoch nicht tut, was wir sagen, reagieren wir häufig im Rahmen eines ganz anderen Wertesystems und drohen, erpressen oder werden unfreundlich.

    Juul hält (mindestens) vier Werte für eine "gesunde" Familie erforderlich: Gleichwürdigkeit, Authentizität, Integrität und Verantwortung, auf die auch kurz eingegangen wird (ganz ausführlich dazu hat er in seinem Buch "4 Werte die Kinder ein Leben lang tragen" geschrieben). Da es keine allgemeingültigen Erziehungstipps gibt, die für jedes Kind und jede Situation passen, helfen die Werte einem dabei, Entscheidungen zu treffen. 


    11. Erfolg durch Anpassung: unsere kollektive Illusion 


    Kinder wollen kooperieren und sie passen sich an - das ist von unserer Elterngeneration dafür genutzt worden, Kinder gefügig zu machen. Das Selbstwertgefühl blieb dabei jedoch auf der Stelle. Das hat dazu geführt, dass die psychosoziale Gesundheit der Gesellschaft in einem erbärmlichen Zustand ist. 

    In den letzten Jahren begegnet man zunehmend Kindern mit einem aufgeblähtem Ego das durch Verwöhnen (im Sinne von ausnahmslos jeden Wunsch erfüllen) oderüberflüssiges Lob entstanden ist. Die Gesellschaft fördert zudem egiostisches Verhalten. Diese Kinder sind Egozentriker ohne Selbstwertgefühl. Geliebte und wertgeschätzte Kinder missachten andere nicht und fühlen sich weder minderwertig noch überlegen. 

    12. Fallgruben für Leitwölfe


    AlleErziehungsmethoden haben negative Auswirkungen auf die Qualität der Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, weil sie das Kind formen wollen. Es ist sinnvoller, möglichst viel über das eigene Kind und das eigene innere Kind herauszufinden. Authentizität ist dabei der Schlüssel - denn damit ist man in der Lage, durch das eigene Auftreten dem anderen zu zeigen, wer man ist und was man möchte. Die meisten Eltern - so Juul - spielen hingegen eine Rolle. Sie versuchen nett und vernünftig zu sein - doch die Kinder sind auf der Suche danach, wer ihre Eltern wirklich hinter der Fassade sind. Das häufig "Grenzen testen" genannte Verhalten, ist Zeichen dieser Suche.

    Abschließend geht es um fünf Fallstricke, die das Familienleben heutzutage erschweren: Harmoniedrang ohne negative Gefühle zuzulassen, Curling-Elternschaft, bei der die Eltern alle negativen Gefühle vor dem Kind wegwischen, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, das ständige Kontrollieren und Überwachen (Helikopter-Eltern) oder das Kind zu einem Projekt zu machen.

    13. Führung light: Teenagerzeit und das Kind als Erwachsener


    In den letzten Jahrzehnten hat sich die Beziehung zwischen Eltern und Teenagern deutlich verbessert - es wird mehr denn je gewinnbringend miteinander geredet. Manche Eltern neigen jedoch dazu, bei den ersten pubertätsbedingten Problemen einen "Turbo" bei der Erziehung einzulegen, um kurz vor Schluss noch das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Als Folge davon, entfremden sich die Beteiligten - es kommt zu Machtkämpfen, Regelbrüchen und unangemessenem Verhalten.

    Als Teenager brauchen Kinder jedoch niemanden, der ihnen weiter vorschreibt, was sie zu tun haben - sie brauchen  nur eins: Vertrauen. Und dass Eltern erkennen, dass sie nicht mehr an vorderster Front gebraucht werden, sondern als Sicherheitsnetz im Hintergrund.

    Meine Meinung zum Buch


    Eltern sollen Kinder also "führen" - das heißt: klare Signale aussenden und klar sagen, was sie wollen (und was nicht). Es ist für mich etwas schwierig nachzuvollziehen, dass es diesbezüglich weit verbreitete Defizite geben soll. Ich sehe vielmehr täglich Eltern, die sehr genau wissen, was sie wollen (viele davon vor allem ihre Ruhe) und das auch deutlich (in meinen Augen oft zu deutlich) kommunizieren. 

    Etwas verwirrt haben mich die immer wieder an den Kapitelenden eingetreuten "Frag Jesper Juul"-Blöcke, weil sie nicht auf den ersten Blick erkennbar etwas mit dem vorherigen Text zu tun hatten. Das hat meinen Gedankenfluss etwas gestört - ebenso wie immer wieder sehr schwurbelige Ausdrucksweisen.

    Dennoch enthält das Buch viele Gedankenanstöße und interessante Informationen - es ist schon sehr tröstlich, wenn Juul schreibt, dass die allerbesten Eltern, die er kennt, etwa 20 Fehler am Tag machen. Es macht auch nachdenklich zu lesen, dass statistisch nur 30 % dessen, was wir als Eltern tun oder sagen, tatsächlich dem Kindeswohl dient.

    Das Buch ist kurzweilig und interessant zu lesen, konzentriert sich jedoch auf Eltern (bzw. vornehmlich Mütter), die ihre Führungsrolle, mangels Selbstwertgefühl, nicht ausreichend wahrnehmen. Ich entspreche nicht unbedingt der Zielgruppe, finde mich jedoch in den Schilderungen zum "inneren Kind", das sich für seine Kinder eine andere Beziehung als damals zu den eigenen Eltern wünscht. Auch der kurze Abschnitt zu den Teenagern hat mich außerordentlich hell erleuchtet.


    Alles in allem kann ich eine durchaus eine Leseempfehlung aussprechen - wer Juul mag, wird dieses Buchsehr wahrscheinlich mögen und wer noch nichts von ihm gelesen hat, wird mit zahlreichen neuen Gedanken in Berührung kommen, die das Familienleben bereichern werden

    Wenn Ihr das Buch kaufen möchtet, dann unterstützt Ihr unseren Blog, wenn ihr das über diesen Link tut.

    © Danielle

    Drei Jahre "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten" - wir feiern Geburtstag

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    Snowqueen: Heute vor drei Jahren haben wir unseren ersten Beitrag veröffentlicht und wir sind jedes Mal wieder erstaunt, wie schnell so ein Jahr vergeht. Wir haben doch gerade erst unseren zweiten Geburtstag gefeiert! 

    Danielle: Das erste, was unseren Lesern heute auffallen wird, ist, dass wir unser Blogdesign geändert haben. 

    Snowqueen: Es ist wirklich schön geworden, oder? Da haben wir uns selbst ein hübsches Geburtstagsgeschenk gemacht.

    Danielle: Ja, es sieht wirkich viel schöner aus. Im Moment kämpfe ich noch etwas mit den Feinheiten - wundert Euch also bitte nicht, wenn es hier und da noch hakt. Ich bedanke mich sehr für die bisherige Unterstützung von so vielen Seiten! Wer Fehler findet oder mir gerne ein paar Tipps geben möchte: SEHR gerne! Meine HTML-Kenntnisse beschränken sich leider auf sehr langsames Learning by Trying...

    Eigentlich hatten wir ja vor nicht allzu langer Zeit schon einen Designwechsel. Unser Logo-Mädchen mit der Zwille war unser erster Versuch, unseren Blog ein bisschen zu professionalisieren.


    Snowqueen: Leider kam das Design bei den Lesern überhaupt nicht gut an!

    Danielle: *lach* Nee. Ich glaube, "langweilig" war noch die netteste Formulierung. Vor allem die Farbe fanden die meisten doof. Glücklicherweise wurden wir trotzdem fleißig weiter gelesen.

    Snowqueen: Das alte Logo war von einem wirklich tollen Künstler - Roberto von GrafGrafik - entworfen worden. Ich sag dir, der hatte vielleicht mit mir zu tun! Ich hatte ganz genaue Vorstellungen, aber dann auch wieder nicht. Ich wäre an seiner Stelle an mir verzweifelt, aber er blieb ganz cool und unterbreitete einen Vorschlag nach dem anderen.

    Danielle: Du wolltest im Logo unbedingt den Gegensatz zwischen "gewünschtestes Wunschkind" und "treibt die Eltern in den Wahnsinn" heraus zu stellen. Das ist ja auch eine ziemliche Herausforderung.

    Snowqueen: Genau, das war gar nicht so leicht. Aber Roberto hatte echt immer wieder neue Ideen und letzten Endes sind wir eben bei dem Mädchen mit der Zwille gelandet.

    Danielle: Das Mädchen ist geblieben, nur ist es ein bisschen erwachsener geworden.

    Snowqueen: Stimmt. Das Logo an sich finde ich immer noch genial. Aber es sprach ja, wie gesagt, die Leser nicht so an. Und dann lief mir bei Twitter diese Künstlerin über den Weg. Denise alias Nezzysaur. Ich war gleich in ihre Bilder verliebt. Ich schrieb sie an und fragte sie, ob sie unser Logo in ihren Stil umarbeiten will. Obwohl sie eigentlich viel zu tun hatte und unseren Blog gar nicht kannte, sagte sie spontan zu. Und weil sie ein unglaubliches Gespür für Farben und Formen hat, half sie uns gleich auch noch bei der Auswahl des neuen Blogdesigns. Ich bin so froh, dass wir sie gefunden haben! Mir gefällt der neue Look nämlich ausgesprochen gut. Ich hoffe, den Lesern auch.

    Danielle: Richtig cool finde ich ja, dass aus dem Sprung in der Fensterscheibe aus unserem alten Logo nun kaputtgeschossene Buchstaben geworden sind.

    Snowqueen: Das liebe ich auch. Sie sind allerdings sehr zart. Ob das den LeserInnen überhaupt auffällt? Wenn man ganz genau hinguckt, sieht man, dass unser Mädchen drei Mal auf den zweiten Satz geschossen hat. "treibt", "mich" und "Wahnsinn" sind kaputt.


    Danielle: Ach, manchmal sieht man ja als Außenstehender auch nicht wirklich, dass ein Elternteil gerade am Rande des Wahnsinns steht.  Es ist eben einen vielschichtige Aussage, die da hinter unserem Logo steckt.

    Snowqueen: Sag mal, hatten wir nicht an unserem zweiten Geburtstag angekündigt, ein Kinderbuch schreiben zu wollen?

    Danielle: Ja - und das haben wir tatsächlich auch getan. Wir fanden, dass in der Wieso Weshalb Warum-Reihe von Ravensburger das Buch "Tod" fehlt. Nicht nur wir finden das, wir sind schon sehr oft von Müttern von 4-6-Jährigen angesprochen worden, warum es dazu innerhalb der Serie kein Buch gäbe. Denn die Kinder interessieren sich ja nun einmal in diesem Altern für das Thema. Die brauchen dann auch kein Trauerbuch, sondern wirklich eins, das ganz neutral erklärt, wie das mit dem Tod, mit Beerdigungen usw. so ist.Leider ist unser Manuskript vom Verlag abgelehnt worden.

    Snowqueen: Ja - Ravensburger war das Thema zu heikel. Sie schrieben uns als Begründung für die Ablehnung, dass sie das Thema Tod nicht geeignet für ein Sachbuch für 4-7 Jährige Kinder halten. Es solle lieber feinfühliger im Fließtext verarbeitet werden.

    Danielle: Ach, das ist wirklich schade. Ich glaube,der Verlag weiß gar nicht, dass sich durchaus ganz viele Eltern ein neutrales Buch dazu wünschen... hier könnte man übrigens ganz unkompliziertdiesen Wunsch äußern :-).

    Snowqueen: Na, vielleicht ist die Zeit dafür ja doch irgendwann mal reif. Sag mal, wir hatten damals auch angekündigt, ein Buch über die Autonomiephase schreiben zu wollen...

    Danielle: Ja - und auch das haben wir auch getan. Und wir freuen uns riesig darüber,  dass wir Euch heute verraten dürfen, dass der großartige Beltz-Verlagdieses Buch verlegen wird!
     
    Snowqueen: Ich sehe gerade einige unserer LeserInnen vor Freude die Arme hochreißen und "Jaaaa!" rufen, du auch? Wollen wir eine  La-Ola-Welle starten? Wartet. Achtung: 3-2-1

    La OLa!La OLa! La OLa!

    Danielle: Hihi, das hat Spaß gemacht.

    Snowqueen: Kicher, ja. Puh, jetzt ist mir heiß.

    Danielle: Ja, also unser Buch. Es wird tatsächlich erscheinen. Im April müssen wir das Manuskript fertig haben, im Oktober steht es frisch gedruckt in den Buchläden. Du bist gerade eifrig am Schreiben, richtig, Snowqueen?

    Snowqueen: Oh ja, ich schreibe jeden Tag dran. Ich bin ganz aufgeregt, weil ich das Gefühl habe, es wird etwas ganz, ganz Besonderes. Es gibt zwar schon viele Bücher über die Trotzphase, aber keins davon ist wie unseres. So ein spezielles Buch über die Autonomiephase gibt es wirklich noch nicht. Es wird, hoffentlich, vielen Eltern helfen, die Perspektive zu wechseln.

    Danielle: Kannst du schon verraten, was genau daran so besonderes ist? Es gibt ja, wie du selbst sagst, etliche Ratgeber zur Trotzphase. Der schrecklichste ist und bleibt der von Frau Kast-Zahn.

    Snowqueen: Nun, ich will nicht die Überraschung verderben. Sagen wir es so: Es geht in dem Buch gar nicht so vorrangig um trotzende Kinder. Wir beleuchten sehr stark auch die trotzenden Eltern.

    Danielle: Die meisten gehen vermutlich davon aus, dass wir schon vorhandene Texte aus dem Blog nehmen und als Buch zusammenbinden...

    Snowqueen: Oh, das machen wir auch teilweise. Es wird etliche Blog-Texte im Buch geben. Viele haben wir nochmal überarbeitet, aber unsere Leser werden sie sicherlich wiedererkennen. Die Kooperationsserie ist zum Beispiel mit drin. Damit es sich aber eben auch für unsere treuesten Fans lohnt, das Buch zu kaufen, haben wir auch eine Menge Neues geschrieben. 

    Danielle: Was passierte denn sonst noch im vergangenen Jahr? Da war doch dieser eine Moment.....

    Snowqueen: ...  in dem wir herausfanden, dass es um unsere Leserzahlen ganz anders steht, als wir das eigentlich dachten. Bei einer Diskussion
    über die Absprungrate auf Twitter vor ein paar Wochen warf Sarah von Mamaskind ein, dass unser Wert nicht stimmen könne. Er stammt aus Google Analytics - einer Software, die eigentlich recht zuverlässig aufzeichnet, wann wie viele Besucher auf unserer Seite vorbei schauen. Ich kenne mich mit den ganzen Zahlen ja gar nicht aus, weil es mich so gar nicht interessiert...

    Danielle: Also, manche Dinge ändern sich einfach nie. Dabei ist das wirklich spannend! Im Rahmen der Diskussion über die Absprungrate stellte sich heraus, dass der Zählcode von Google Analytics bei uns doppelt integriert war (für die jetzige und unsere allererste Blogspot-Domain). Nachdem ich den veralteten Zähler raus geworfen hatte, wurde dann auch tatsächlich ein realistischer Wert für die Absprungrate angezeigt.

    Snowqueen: Aber nicht nur das - plötzlich wurden auch 60 % weniger Zugriffe angezeigt. Uff - ich sehe uns noch ganz bedröppelt in meiner Küche sitzen. Irgendwie erschien das durchaus logisch - wenn der Zähler doppelt drin war, hat er möglicherweise auch jeden Zugriff falsch doppelt gezählt? Bis dahin waren wir davon ausgegangen, dass zwischen 200.000 und 250.000 Mal im Monat auf unsere Seite geklickt wird. Und darüber haben wir uns riesig gefreut, weil es uns so irrsinig viel erschien.

    Danielle: Natürlich wären auch 100.000 Klicks pro Monat wirklich toll, nur der Gedanke, dass auf unserer Über-uns-Seite seit Monaten völlig falsche Klickzahlen standen, war mir wirklich unangenehm. Mir hat das keine Ruhe gelassen - vor allem, weil der Zähler unserer Blogger-Software eigentlich immer sogar doppelt so hohe Zahlen, wie Google ursprünglich anzeigte. Während der Blogger-Zähler an dem Tag, als wir in der Küche saßen, 21.019 Zugriffe registrierte, zeigte mir Analytics an, dass gerade mal 6.200 mal auf unsere Seite geklickt wurde. Da  konnte doch was nicht stimmen! Also habe ich alles rausgeworfen und neu installiert. Der Code sah plötzlich ganz anders aus. Und auch die Empfehlungen, wo genau auf der Seite er platziert werden soll, hatte sich in den letzten Jahren geändert.
    Snowqueen: Am nächsten Morgen hast Du mir dann eine WhatsApp-Nachricht geschickt, in der stand, dass unsere Zahlen bisher wirklich völlig falsch gezählt wurden. Unser Blog war jedoch noch viel erfolgreicher, als wir bisher gedacht hatten!

    Danielle: Plötzlich wurden uns tatsächlich doppelt so hohe Zahlen angezeigt - ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Das würde ja bedeuten, dass wir im Monat nicht 200.000 bis 250.000 mal auf unsere Seite geklickt wird, sondern etwa 450.000 mal. Im letzten Jahr hatten wir insgesamt 3,85 Mio Zugriffe auf unsere Seite - eine für uns wirklich schwindelerregende Zahl!

    Snowqueen: Das ist schon ein tolles Gefühl! Na, komm, du willst doch sicherlich noch resümieren, welche die am meisten gelesenen Artikel im vergangenen Jahr waren. Schieß los, ich höre einfach weg und trinke in der Zwischenzeit meinen Kaffee.

    Danielle: Ts - Du und Deine Statistik-Phobie! Ich lass mich davon überhaupt nicht beirren. Auf Facebook teilen wir jeden Freitag ältere Artikel und viele Leser schreiben uns, dass sie diese teilweise noch gar nicht kannten. Daher stelle ich unsere meistgelesenen Artikel immer wieder gerne vor. 

    Im letzten Jahr war der Artikel darüber, warum man Kinder immer trösten sollte, mit etwa 190.000 Zugriffen der erfolgreichste. Aber auch unser Text zum Thema warum man Babys nicht schreien lassen sollte ist immer noch ein absoluter Dauerbrenner - er wurde im letzten Jahr wieder 100.000 angeklickt. Noch  etwas erfolgreicher war mit 120.000 Klicks unser Beitrag über alles, was für Kinder lebensgefährlich, gesundheitsgefährdend und ungesund ist.

    Über Google kommen auch viele Leser auf etwas unspektakulärere Artikel zu uns - wie man Knete, Salzteig, Zaubersand und Fingerfarben selber macht, wollten 120.000 Leser wissen und Ideen für Kindergeburtstage für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren suchten weitere 100.000 Nutzer. Glücklicherweise stehen wir aber auch bei ernsten Themen offenbar ganz oben auf den Trefferlisten - 130.000 Eltern lasen Snowqueens Artikel zu den Aggressionen bei den Drei- bis Sechsjährigen. 

    Snowqueen: Im vergangenen Jahr haben wir uns auch viel in den sozialen Netzwerken herumgetrieben. Danielle, du bist ja hauptsächlich auf Facebook unterwegs. Wir freuen uns riesig darüber, die Zahl unserer Follower bei Facebook innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt zu haben. Jede Woche kommen etwa 100 neue Leser dazu - Ihr empfehlt uns offenbar durch Euer Teilen und Liken fleißig weiter! 

    Meine Leidenschaft ist ja eher Twitter - dort haben wir unsere Follower-Zahl sogar Vervierfachen können. Twitter ist toll, weil ich da sehr hautnah mitbekomme, was die anderen Bloggerinnen so beschäftigt und ich dort auch 1:1 direkt mit unseren Leserinnen ins Gespräch komme.

    Danielle: Im letzten Jahr haben wir übrigens auch unsere aller-, allererste Beschimpfungsmail bekommen.

    Snowqueen: Ja, man mag es kaum glauben, aber wir haben in den vergangenen drei Jahren nur Dankesmails erhalten. Selbst von Trollen sind wir verschont geblieben. Diese Mail war jetzt auch nicht unbedingt unterste Schublade. Es gab einfach eine Erzieherin in Berlin, die einen unserer Artikel in den falschen Hals bekommen hat und sich und ihre Arbeit herabgewürdigt sah und ihrer Wut darüber doch recht unhöflich Luft machte. Ich habe ihr sehr liebenswürdig geantwortet, und deutlich gesagt, dass wir große Fans von guten Erzieherinnen sind und wir keineswegs gegen frühe Fremdbetreuuung sind. Sie hatte mir sogar ein Praktikum in ihrem Kindergarten angeboten, damit ich sehen  kann, was für herausragende Arbeit sie leistet, und ich habe dieses Angebot angenommen. Leider hat sie sich daraufhin nie wieder gemeldet. Ich nehme an, so dringend wollte sie von mir dann doch nicht begutachtet werden.

    Danielle: Wir können nur vermuten, was die Dame so auf die Palme brachte - möglicherweise war es Dein Artikel über mögliche Probleme in der Kita.

    Snowqueen: Ja, das ist auch meine Vermutung. Man kann diesen Artikel natürlich kritisch lesen, das stimmt schon. Aber er soll eben eine Hilfestellung für die Eltern darstellen, die sich vielleicht nicht sicher sind, ob es an ihrer Kita gut läuft.

    Danielle: Glücklicherweise bekommen wir aber sonst nur ganz, ganz viele Mails und Kommentare mit positivem Feedback - wir freuen uns wirklich über jede einzelnene Rückmeldung.

    Liebe Leserinnen, liebe Leser - wir bedanken uns wirklich ganz herzlich bei Euch, dass Ihr immer wieder bei uns vorbei schaut, uns so fleißig empfehlt, liked und teilt. Euch ist es zu verdanken, dass wir mittlerweile eine solche hohe Reichweite haben und wir es so schaffen, dass Eltern ihren Kinder durch mehr Verständnis etwas näher kommen.

    Snowqueen: Wir freuen uns schon riesig auf ein viertes Jahr gemeinsam mit Euch!


    Warum Kinder auch rückwärts im Buggy fahren sollten

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    Warum Kinder im Buggy rückwärtsgerichtet fahren sollten


    In den ersten Monaten ist es selbstverständlich, dass Eltern ständigen Blickkontakt mit ihrem Kind haben, wenn sie es im Kinderwagen umher fahren. Sobald das Kind frei sitzen kann, wechseln viele Eltern auf den Buggy, weil diese kleiner und leichter sind. Die meisten Buggys sind so konzipiert, dass die Kinder darin grundsätzlich nach vorne schauen. Nur wenige Modelle bieten die Möglichkeit, die Sitz- oder die Schieberrichtung zu variieren.

    Viele Eltern sind der Überzeugung, dass es vorteilhaft ist, die Kinder mit dem Blick nach vorne zu schieben, weil sie ein großes Interesse daran haben, ihre Umgebung intensiv und neugierig zu betrachten. Der nachfolgende zeigt sehr eindrucksvoll eine Buggy-Fahrt aus der Perspektive eines Kindes. Ohne es beeinflussen zu können, wird das Kind hin- und hergeschoben, Wendungen oder Richtungswechsel sind oft unvorhersehbar. Unvermittelt tauchen Autos, Hunde, Werbung und Menschen auf. Von letzteren hat das Kind häufig den Po oder die Geschlechtsteile im Gesichtsfeld. Unbekannte Geräuschquellen verwirren zusätzlich.

     
     Norland College buggy ride from National Literacy Trust on Vimeo.

    Durch diesen Film bekommt man einen recht guten Eindruck davon, wie diese vielen ungefilterten und abrupt wechselnden Sinneseindrücke Kinder überfordern können. Wir Erwachsenen haben uns an dichten Verkehr, laute Baustellen und viele Menschen gewöhnt - für unsere Kinder ist diese hektische Welt jedoch noch weitestgehend unbekannt - vor allem, wenn sie in den letzten Monaten hauptsächlich liegend im Kinderwagen transportiert wurden. Viele Dinge, die sie sehen und hören sind ihnen unbekannt und machen ihnen Angst - je jünger ein Kind ist, um so empfindlicher ist es bezüglich einer Reizüberflutung. Es gibt auch Kinder, denen fällt es ganz besonders schwer, Reize zu verarbeiten. Sie schreien schon als Neugeborene in den ersten Wochen oft stundenlang in den Abendstunden, weil sie sehr müde sind, aber nicht abschalten können.


    Stressabbau durch Blickkontakt 


    Wenn Kinder Angst haben oder verunsichert sind, brauchen sie die Rückversicherung ihrer die Eltern. Diese können sie mit Worten oder einem Lächeln beruhigen und signalisieren: "Es ist alles in Ordnung - du musst dich nicht sorgen". Dieser beruhigende Blickkontakt ist in einem nach vorne gerichteten Buggy nicht möglich. Die fehlende Rückversicherung kann dazu führen, dass Kinder sich in sich zurückziehen und beginnen, der Welt grundsätzlich gegenüber zu treten.

    Kind vorwärtsgerichtet im Buggy
    Entgegen der Blickrichtung geschoben ist kein intensiver Blickkontakt möglich

    Vor allem in der Fremdelphase, die um den achten Monat (manchmal früher, manchmal auch etwas später beginnt), haben Kinder üblicherweise stärkere Ängste. Diese Ängste sollen dafür sorgen, dass sie sich nicht allzu weit weg von ihren Bezugspersonen entfernen. Manche Kinder wollen in dieser Phase am liebsten 24 Stunden am Tag an Mama oder Papa festgeklebt sein - jeder Annäherungsversuch oft auch vertrauter Personen wird überaus skeptisch beäugt. In dieser Phase reagieren Kinder also überaus empfindlich auf fremde Menschen. Sitzen sie vorwärts in einem Buggy, blicken sie unentwegt in fremde Gesichter, die sie ängstigen.Experten empfehlen daher, erst gegen Ende des zweiten Lebensjahres die Blickrichtig zu wechseln, vor allem vor dem Hintergrund, dass Kleinkinder teilweise bis zu zwei Stunden am Tag im Buggy verbringen. 

    Natürlich gilt auch hier wieder: jedes Kind ist anders. Manche Kinder verlangen schon relativ früh, dass sie mit Blick nach vorne fahren können. Sie meckern und versuchen sich so zu positionieren, dass sie sehen, was in Fahrtrichtung passiert. In diesem Fall spricht natürlich nichts dagegen, dem Verlangen des Kindes zu entsprechen. Man sollte jedoch im Hinterkopf behalten, welche Verhaltensweisen auf Stress hindeuten können. Denn dann kann man durch eine genaue Beobachtung des Kindes schnell herausfinden, ob es tatsächlich interessiert die Umgebung betrachtet oder mit einer Reizüberflutung kämpft.

    Wissenschaftliche Untersuchung zur Blickrichtung im Kinderwagen


    Die Entwicklungspsychologin Dr. ­Suzanne Zeedyk von der Universität von Dundee in Schottland untersuchte und analysierte in einer Studie das Verhalten von über 2.700 Eltern-Kind-Paaren während diese mit dem Kinderwagen unterwegs waren. Sie fand heraus, dass Kinder, die rückwärts gerichtet fuhren, öfter lachten und seltener weinten. Sie schliefen auch häufiger ein, weil sie offenbar leichter entspannen konnten. Fuhren die Kinder mit Blickrichtung nach vorne, hatten sie eine erhöhte Herzfrequenz, was auf Stress hindeutet. Ein dauerhaft erhöhter Stresslevel kann sich auf die langfristige Entwicklung des Kindes auswirken. 

    Insgesamt wurden bei dieser Untersuchung etwa 62% der Kinder mit dem Blick nach vorne geschoben - bei den ein- bis zweijährigen waren es sogar 86 %. Nur etwa 11 % dieser Kinder wurden während der Fahr angesprochen. Bei denjenigen, die Blickkontakt mit den Eltern hatten, waren es 25 %. Noch deutlicher war der Unterschied beim Lachen - 50 % der Kinder, die ihre  Eltern sahen, lachten - bei denen, die keinen Blickkontakt hatten, war es nur ein einziges Kind.

    Anzeichen für gestresste Kinder


    Kleine Kinder verfügen bereits über Selbstschutztechniken. Gerät ein Baby bspw. in Panik, weil auf sein Weinen niemand reagiert, kann es passieren, dass der Körper das Notfallprogramm "Abschalten" aktiviert und das Kind auf der Stelle ruhig wird oder sogar einschläft. Dieses Programm hat Babys jahrtausendelang geschützt - sollte ein Kind tatsächlich einmal schutzlos irgendwo herum gelegen haben, war sein Überleben wahrscheinlicher, wenn es nicht durch anhaltendes Schreien auf sich aufmerksam gemacht hat. Einfach einzuschlafen erhöhte die Überlebenswahrscheinlichkeit in solchen Fällen sehr. Aber auch ältere Kinder nutzen das Abschalten, wenn sie Gefühle wie Panik, Angst oder Schmerzen nicht mehr selbst regulieren können.

    Stress äußern Kinder durch verschiedene Symptome: sie saugen ausdauernd und heftig an ihren Schnullern oder Trinkflaschen. Manche Kinder beginnen zu quengeln oder zu weinen - andere werden auffallend ruhig, was häufig als Faszination oder großes Interesse an der Umwelt fehlgedeutet wird. Durch den fehlenden Blickontakt finden auch der übliche Informationsausstausch über das Befinden des Kindes nicht statt. Normalerweise reagieren Eltern sehr feinfühlig auf kleinste Signale des Kindes. Wenn dieses jedoch mit dem Rücken zu ihnen im Kinderwagen sitzt, ist diese nonverbale Kommunikation unterbrochen. Das Kind ist auch bspw. durch das Angeschnalltsein nicht oder nur schwer in der Lage, einen Blickkontakt herzustellen.


    Bei welchen Buggys kann man die Blickrichtung variieren?


    Leider kann man bei den meisten Buggys und Sportwagen auf dem Markt weder die Richtung der Sitzeinheit noch des Schiebers wechseln. Daher ist es meist sinnvoll und vor allem nachhaltig, weiterhin den Kombikinderwagen zu nutzen, auch wenn sie sperriger und schwerer sind. Denn bei Kombimodellen ist es bei fast allen Modellen möglich, die Kinder rückwärts gerichtet zu transportieren.

    Will man einen bezüglich der Blickrichtung variablen Buggy kaufen, ist das schwierig. Schon im Jahr 2013 gab es einen offenen Brief der Stiftungsinitiative "Für Kinder" an die Kinderwagenhersteller. Darin heißt es:
    "Zunehmend sind Kinderwagen bzw. Buggys, die heute ja oft auch für den Transport von Säuglingen verwendet werden, nach vorn ausgerichtet. Immer öfter werden damit schon Babys weg von den Eltern oder Betreuungspersonen hinein in die Welt geschoben – und damit überfordert. Die Eltern glauben, damit ihrem kleinen Kind möglichst viel zu bieten - viel Anregung, viel Stoff für das schnell wachsende Gehirn und dieIntelligenzentwicklung.

    Vergessen wird dabei das Grundbedürfnis von Babys nach „Rückversicherung“ mit der vertrauten, den Wagen schiebenden Bezugsperson. Ohne diesen direkten Augenkontakt und das so immer wieder gesuchte und versicherte Grundvertrauen können Kinder in denprägenden ersten beiden Lebensjahren die Eindrücke aus der Umwelt jedoch nicht angemessen aufnehmen und verarbeiten. Sie sind überfordert, verunsichert und unnötigangestrengt. Nicht „Erweiterung“ wird gefördert, sondern ängstliches Zurückweichen.


    Wir wenden uns daher an alle Hersteller von Kinderwagen und Buggys mit der Aufforderung, ihre technisch so ausgereiften Produkte nun auch kindgerecht zu optimieren und die Blickrichtung des Kindes auf seine vertraute Bindungsperson möglich zu machen".
    Leider hat sich in den letzten Jahren dennoch nicht sehr viel getan. Wir haben für Euch recherchiert, welche Buggymodelle aktuell einen Richtungswechsel ermöglichen - hier ist die Liste der Buggys mit schwenkbarer Sitzeinheit oder Schwenkschieber:





    Wenn ihr noch weitere Buggys kennt, bei denen die Sitzrichtung variiert werden kann, freuen wir uns über einen Kommentar!

    © Danielle  

    Quellen




    "Schnall Dich an, sonst stirbt ein Einhorn" - Hayers und Achterwinter

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    Neulich schlenderte ich durch Rossmann und im Bestseller-Regal fiel mir das Buch ins Auge "Schnall Dich an, sonst stirbt ein Einhorn" mit dem Untertitel "100 nicht ganz legale Erziehungstipps". Der Titel allein ließ zwar schon ahnen, in welche Richtung es gehen wird - aber um das Buch nicht vorschnell zu verurteilen, bat ich den rororo-Verlag um ein Rezensionsexemplar, welches mir dieser freundlicherweise zur Verfügung stellte (vermutlich bekommen ich nach dieser Rezension nie wieder eins ;-) - ich bedanke mich dennoch sehr herzlich dafür!

    Das Buch


    Der Inhalt ist relativ schnell erklärt - insgesamt 100 Erziehungstricks werden vorgestellt. Dabei wird zunächst eine Ausgangssituation beschrieben und dann erklärt, wie man das Problem (vermeintlich) effektiv löst. Die Tipps sind in insgesamt fünf Themengebiete unterteilt: 

    • Gesund und munter
    • Saubär hingekriegt
    • Erwachsen werden, wozu?
    • Zusammen leben und lernen
    • Reden ist Gold, Ruhe auch

    Im ersten Teil geht es rund um die Gesundheit - vom Kampf wegen der Kleidung über Süßigkeiten hin zum gesunden Essen. Der zweite Teil beschäftigt sich mit Konflikten rund um Sauberkeit und Hygiene, beim dritten und vierten habe ich keinen wirklichen Zusammenhang erkannt - es sind auf jeden Fall recht viele Pubertier-Themen dabei. Im letzten Teil geht es abschließend im weitesten Sinne um Kommunikation (auch im Sinne von Türen schmeißen).

    Beim Verfassen der Situationsbeschreibungen lag der Hauptfokus darauf, es irgendwie lustig zu machen - manchmal kann man tatsächlich schmunzeln, meist wirkt der Humor jedoch sehr erzwungen und plakativ. Mich persönlich strengt so etwas ziemlich an, zudem die vermeintliche Lustigkeit oft gar nicht zur eigentlichen Dramatik der Situation passt.

    Meine Meinung zum Buch


    Als ich das Buch las, wurde ich von Minute zu Minute trauriger und ärgerlicher. Und das aus verschiedenen Gründen. Zunächst einmal wollte mir nicht aus dem Kopf gehen, dass ich das Buch im Sachbuch-Bestseller-Regal gesehen hatte. Das heißt: Es ist aktuell eines der zehn Bücher, die am häufigsten in Deutschland verkauft werden (das treibt mir  - im wahrsten Sinne des Wortes Tränen in die Augen).

    Das Buch hat außerdem die recht gute Bewertung von 4 Sternen bei Amazon. Nur mal zum Vergleich - die Neuauflage von Frau Kast-Zahns Trotzbuch (das ich kürzlich sehr ausführlich hier rezensierte) hat berechtigterweise die niedrigmöglichste Bewertung von einem Stern. Ganz offenbar lesen also die Leute "Schnall Dich an, sonst stirbt ein Einhorn" und finden es tatsächlich lustig und - noch viel schlimmer - hilfreich und - noch viel, viel schlimmer - empfehlen es weiter, so dass es sich zum Bestseller entwickelt hat.

    Da komme ich ganz ehrlich schrecklich ins Grübeln. Das also ist die "normale" Einstellung gegenüber Kindern? Dass man allerlei List und Tücke aufwendet, um sie zu manipulieren?  Alle, wirklich alle im Buch vorgestellten Tipps basieren nur auf genau vier Methoden: Lügen, Drohungen, Erpressung und Bloßstellung. Oft auch aus einer Kombination dieser. Gut - der Untertitel "100 nicht ganz legale Erziehungstricks" ließ das schon vermuten, aber mit welcher Kaltblütigkeit und Hartherzigkeit da gegen (manchmal völlig altersgerechtes) kindliches Verhalten vorgegangen werden soll, macht mich sprachlos!

    Die meisten Tricks basieren darauf, Kinder einfach schamlos anzulügen. Das Kind will sich nicht anschnallen? Erzähl ihm, dass deswegen ein Einhorn sterben wird und es für seinen Tod verantwortlich wäre. Bin ich die einzige, die das komplett unlustig - ja sogar grausam findet? Ich sehe die Autoren des Buches schon kopfschüttelnd vor mir: "Wieder so eine überempfindliche Übermutti! Diese Helikoptereltern sind echt total humorlos und überbehütend - furchtbar!" Nee - ich bin weder das Eine, noch das Andere. Ich frage mich einfach, wie lustig es ein Mann finden würde, wenn er von seiner Frau hören würde: "Los, bring endlich den Müll raus, sonst stirbt dein bester Freund Martin!" 

    Kinder zum Funktionieren zu bringen, in dem man ihnen (die erlogene) Verantwortung für den Tod eines Fabelwesens überträgt ist, nicht nur "nicht ganz legal", sondern einfach nur dumm und verachtend.

    Und es gibt zahlreiche andere Beispiele für "Lüg einfach, dann läuft es so, wie du es dir erwünschst": 

    Die Kinder mögen kein Reis? Lüg sie an und behaupte, das seien Mininudeln.  
    Dein pubertierender Sohn ist zu dick? Lege ihm ein Foto mit einem hübschen Mädchen vor und behaupte, das sei das Au-Pair, das im Sommer zu euch kommt - dann wird es schon abnehmen!

    Lässt Dein Kind immer das Wasser laufen, deponiere Badezusatz im Hahn, damit dreckiges Wasser heraus kommt und behaupte, das Läge daran, dass das Kind nie den Hahn ordentlich schließt. 

      Das Buch ist außerdem reich an Vorschlägen, das Kind mit Demütigungen gefügig zu machen: 

      Dein Kind schmeißt sich vor den Süßigkeiten an der Kasse auf den Boden und hat einen Wutanfall? Tue es ihm nach - es wird sich so schämen, dass es das nie wieder tut!

      Schmeißt das Kind ständig Essen auf den Boden: tue so, als müsste es ab jetzt immer unter dem Tisch essen. 

        Auch beliebt: subtile Drohungen/Erpressungen: 

        Die Kinder sind im Bus trotz Ermahnung nicht leise? Hab immer eine Süßigkeitentüte dabei, die du dann als Entschuldigung an die anderen Fahrgäste verteilst. Nur wenn sich die Kinder benehmen kommen sie selbst in den Genuss der Süßigkeiten.

          Aber auch andere Fiesheiten werden vorgeschlagen: 

          Überschreitet das Kind die Surfzeit am PC, dann schütte ihm immer wieder Juckpulver in den Nacken (zur pawlowschen Konditionierung.

          Kommt Dein Kind betrunken heim, male ihm mit einem wasserunlöslichen Edding (!) ins Gesicht, so dass es glaubt, im Rausch beim Tätowierer gewesen zu sein.

          Wenn dein Kind erklärt, kein Fleisch mehr essen zu wollen, dann serviere Hühnerfilet und Leberkäse als Saitan und Tofu.

          Zum Abstillen kann man ruhig mal Senf auf die Brustwarze geben - das wird dem Kind die Milch schon verleiden.

          Wäscht sich dein Teenager nicht die Haare: Streu Glitzerpulver rein, das wird ihn schon dazu bringen.

          Wenn der Wunschzettel der Kinder überquillt: schenke "Gutscheine" für Sachen und sag, Du kaufst sie im Februar. Die meisten Kinder haben den Wunsch bis dahin dann eh vergessen.
            Der Gedanke daran, wie viele Eltern nun diese tollen Tricks ausprobieren werden, macht mich wirklich traurig. Und natürlich werden die meisten funktionieren - und zwar deshalb, weil Kinder ihren Eltern vertrauen und ihnen gefallen wollen. Das kindliche Vertrauen ist ein so kostbares Gut - hier wird empfohlen, es mit den Füßen zu treten, um die eigenen Interessen mit Macht durchzusetzen. Kinder haben die Kompetenz, mit uns gemeinsam Probleme zu lösen. Miteinander reden, einander zuhören, sich mit Respekt zu begegnen, ernst genommen zu werden und mit einander in Beziehung zu stehen machen Drohungen, Lügen und Erpressung vollkommen überflüssig!

            Bei meiner Rezension zum Buch von Anette-Kast Zahn wurde in den Kommentaren kritisch angemerkt, dass meine sachliche Rezension durch den letzten Teil zu einer aufgeregte Kritik geworden sei. Ich fürchte, auch dieses Mal befinde ich mich meilenweit von einer sachlichen Buchbesprechung entfernt - aber da das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, kann ich abschließend in aller Klarheit resümieren:

            Dieses Buch ist einfach nur unglaublich schlecht und menschenverachtend!

            Wenn Eltern sterben - warum und wie man die Vormundschaft regeln sollte

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            Autounfall auf der AutobahnKennt Ihr das? Man macht einen schönen Ausflug - nur zu zweit, um auch mal etwas Paarzeit zu genießen - und irgendwann drängt sich dann plötzlich dieser eine kleine Gedanke auf: "Was wäre wenn... wir jetzt einen Unfall hätten und beide sterben würden?"Jedes Jahr werden etwa 1.000 Kinder in Deutschland zu Vollwaisen. Zwar sterben die Eltern dabei in der Regel nicht gemeinsam, häufig jedoch relativ kurz nacheinander. Auch wenn man den Gedanken daran am liebsten ganz weit weg schieben möchte - man sollte ihn der Kinder zuliebe unbedingt zu Ende gedacht haben. 

            Wer bekommt das Sorgerecht, wenn die Eltern tot sind?


            Eltern können nicht wirklich "bestimmen", wer das Sorgerecht für ihre Kinder bekommt, aber sie können Einfluss darauf nehmen, indem sie die Personen, bei denen die Kinder leben sollen, im Testament zum Vormund machen. Dabei steht vor allem das Kindeswohl im Vordergrund. Gibt es keine schwerwiegenden Gründe, die dagegen sprechen, wird dem Wunsch der Eltern in der Regel entsprochen. Ein schwerwiegender Grund wäre bspw. eine schwere Erkrankung bei demjenigen, der Vormund werden sollte, die erst entdeckt wurde, nachdem das Testament bereits geschrieben war.

            Ein Vormund muss die Kinder nicht selbst bei sich aufnehmen oder für ihren Unterhalt sorgen, er ist lediglich der Bestimmer über die kindlichen Belange. Er kann verfügen, dass die Kinder bei ihm leben sollen, ist dazu aber nicht verpflichtet. Selbst wenn explizit im Testament steht, dass die Kinder beim Vormund wohnen sollen ist das rechtlich nicht bindend und er kann es ablehnen und eine andere Entscheidung treffen. Ein Vormund ist also nur verpflichtet zu entscheiden, wo die Kinder künftig leben sollen. Man sollte daher sehr intensiv mit dem gewünschten Vormund sprechen - auch und besonders dann, wenn sich dessen Lebensumstände ändern. Wenn die zum Zeitpunkt der Testamentserstellung kinderlose Schwester bspw. mittlerweile drei eigene Kinder bekommen hat und sich die Betreuung eines weiteren Kindes nicht mehr zutraut, hat man noch die Chance, das Testament zu ändern und einen anderen Vormund zu finden.

            Damit das Testament gültig ist, muss es entweder notariell beglaubigt werden oder vollständig handschriftlich niedergeschrieben und unterzeichnet sein. Beide Testamentarten können auch als gemeinschaftliches Dokument von Ehepartnern verfasst werden - ohne Trauschein muss zwingend jeder ein einzelnes Testament anfertigen! Wichtig ist auch zu wissen: Sobald einer der Partner einen Scheidungsantrag stellt, verlieren gemeinsame Testamente sofort ihre Gültigkeit - es muss also alles neu und einzeln geregelt werden.

            Die Erstellung eines rechtssicheren Testamentes


            Ein handschriftliches Testament ist nur dann gültig, wenn es komplett mit der Hand geschrieben wird und unterschrieben wurde! Sinnvoll ist es, Ort und Datum festzuhalten, damit zweifelsfrei erkennbar ist, welches der wirklich letzte Wille war. Wenn mehrere Dokumente vorliegen, wird dasjenige ohne Datum grundsätzlich als das älteste betrachtet und ist dann nicht wirksam. Ein handschriftliches Testament kostet nichts und kann unkompliziert geändert oder widerrufen werden. Allerdings kann es auch leichter gefälscht werden und es besteht die Möglichkeit, dass es verloren geht oder nicht gefunden wird.

            Hier ist ein Muster für ein Testament, das die Vormundschaft für die Kinder regelt:
              

            Testamentarische Verfügung von Claudia und Stephan Mustermann

            Hiermit bestimmen wir,

                                 Claudia Mustermann, geboren am 07.12.1968,

            und

                                 Stephan Mustermann, geboren am 26.03.1963,

            beide derzeit wohnhaft in der Müllerstraße 104 in Berlin,

            nach § 1777 BGB, dass im Fall unseres Todes folgende Person/en die Vormundschaft für unsere Kinder

                                 Anja Mustermann, geboren am 24.11.2004, und

                                 Nina Mustermann, geboren am 21.03.2009,

            bekommen sollen:

                                 Frau Maria Schmidt, geboren am 09.02.1982

            und
                                 Herr Christian Schmidt, geboren am 16.07.1955,

            beide derzeit wohnhaft in der Hauptstraße 65 in München.


            Begründung

            Herr und Frau Schmidt sind Onkel und Tante unserer Kinder. Sie haben sich in den letzten Jahren fürsorglich um unsere Kinder gekümmert und viel Zeit miteinander verbracht, so dass ein inniges Vertrauensverhältnis besteht. [...]

            Die vorstehende Erklärung haben wir aus freiem Willen und im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte abgegeben. Uns steht derzeit die Sorge für die Person und das Vermögen unseres Kindes zu.

            Berlin, 08.03.2015

            _____________________________________________
            Unterschriften 
            (Vor- und Nachname beider Elternteile!)

            Unterschrift eines NotarsIm Testament kann man auch einen Ersatz-Vormund bestimmen oder angeben, welche Person(en) auf gar keinen Fall als Vormund bestimmt werden soll.

            Bei einem notariell beglaubigten Testament besteht Fälschungssicherheit und es kann nicht abhanden kommen, da es zentral bei der Bundesnotarkammer hinterlegt wird. Die Hinterlegung hat auch den Vorteil, dass das Testament im Todesfall automatisch geöffnet wird - so kann es auf keinen Fall übersehen werden, wenn z. B. niemand außer den Eltern davon wusste.

            Mit einem notariell beglaubigten Testament benötigt man im Todesfalle keinen Erbschein. Bei einem handschriftlichen Testament ist ein solcher zwingend erforderlich, da die Erben sonst keinen Zugriff auf Bankkonten und ähnliches haben. Die Hinterbliebenen dürften über ein notarielles Testament sehr dankbar sein, da die Beschaffung des Erbscheines mit relativ viel Aufwand, Bürokratie, Zeit (bis zu mehreren Monaten!) und auch Kosten (die etwa doppelt so hoch, wie die für ein einfaches Testament sind) verbunden ist.

            Die Kosten für die Beurkundung eines Testamentes berechnen sich nach dem sogenannten "Geschäftswert" - in diesem Falle wäre das das Vermögen des Testamenterstellers abzüglich seiner Schulden .

            Die Kosten (incl. MwSt.) staffeln sich wie folgt: 
            •  bis 10.000 EUR -     89,25 EUR
            •        25.000 EUR -   136,85 EUR
            •        50.000 EUR -   196,35 EUR
            •      250.000 EUR -   636,65 EUR
            • ab 500.000 EUR - 1.112,65EUR

            Hinzu kommen noch kleinere Auslagen, die üblicherweise nicht mehr als 5 bis 10 EUR betragen und eine Gebühr in Höhe von 15 EUR für die Hinterlegung im Testamentsregister bei der Bundesnotarkamnmer. Bei gemeinschaftlichen Testamenten verdoppeln sich die Kosten (außer bei den Auslagen).

            Bestimmen die Eltern unterschiedliche Vormunde in verschiedenen Einzeltestamenten, wird der Wunsch desjenigen Elternteils berücksichtigt, das zuletzt gestorben ist.

            Was passiert, wenn es kein Testament gibt? 


            Viele Eltern verzichten auf ein Testament, weil sie davon ausgehen, dass sich die Taufpaten ihrer Kinder ja verpflichtet hätten, dass sie sich um die Kinder kümmern. Dies ist juristischgesehen jedoch vollkommen irrelevant! Gibt es kein Testament, entscheidet allein das Vormundschaftsgericht darüber, wer Vormund ist und dieser dann, wo die Kinder untergebracht werden, bis sie volljährig sind.

            Bei der Suche des Vormundes hilft üblicherweise das Jugendamt. Infrage kommen vor allem Mitglieder aus der Familie der Eltern oder Personen aus deren Freundeskreis. Möchte niemand die Funktion übernehmen, wird ein professioneller Verein oder das Jugendamt selbst Vormund. Bei Geschwistern wird normalerweise der selbe Vormund bestimmt.

            In Bezug auf die Unterbringung wird zunächst versucht, Verwandte oder Freunde zu finden, die bereit sind, die Kinder aufzunehmen. Ist dies nicht möglich, werden vor allem für jüngere Kinder Pflegefamilien gesucht. Für größere Kinder kommen auch Kinderdörfer, Wohngruppen oder Kinderheime infrage.

            Was passiert, wenn Alleinerziehende sterben?


            Sterben alleinerziehende Elternteile, ist maßgeblich, welche Sorgerechtsregelung besteht. Bei gemeinsamer Sorge entscheidet das andere Elterteil, was mit dem Kind passiert.

            Hatte der Tote das alleinige Sorgerecht kommt es darauf an, ob irgendwann in der Vergangenheit einmal ein gemeinsames Sorgerecht bestand oder das verstorbene Elternteil schon immer das alleinige Sorgerecht hatte. Hatte das andere Elternteil schon einmal das gemeinsame Sorgerecht und wurde es ihm entzogen, kann es einen Antrag auf das Sorgerecht stellen. Diesem wird man in der Regel stattgeben, wenn dem nicht wichtige Gründe entgegenstehen.

            Hat sich das Elternteil jedoch nie gekümmert und nie das Sorgerecht gehabt, wird es ihm schwer fallen, das Gericht davon zu überzeugen, ein geeigneter Vormund zu sein. Das Elternteil müsste nachgewiesen, dass der Aufenthalt bei ihm dem Kindeswohl ausdrücklich dienen würde. Gab es in der Vergangenheit Missbrauch, Desinteresse und Schläge, dann sollte man das im Testament entsprechend darlegen (und ggf. Zeugen benennen) und ausdrücklich einen anderen Vormund bestimmen.

            Wovon leben meine Kinder, wenn ich tot bin?


            Wenn die Eltern mindestens 5 Jahre lang in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben oder die Eltern Beamte waren, bekommen die Kinder eine Waisenversorgung. Diese ist umso höher, je mehr und je länger Beiträge eingezahlt wurden. Die Waisenversorgung (und ggf. andere betriebliche Waisenrenten) erhält das Kind bis zur Volljährigkeit - u. U. sogar bis zum 27. Geburtstag, wenn es bis dahin noch in Ausbildung ist. Außerdem haben die betreuenden Personen natürlich Anspruch auf das Kindergeld.

            Ist die Waisenrente nicht für den Lebensunterhalt ausreichend, sind die Großeltern der Kinder unterhaltspflichtig. Keine Unterhaltspflicht besteht jedoch gegen Onkel und Tanten, also Geschwistern der Verstorbenen. Leben die Großeltern nicht mehr oder können sie für den Unterhalt nicht aufkommen, besteht ein Anspruch der Kinder auf Sozialhilfe.

            Nicht unterhaltspflichtig sind der Vormund, Pflegeeltern oder Stiefeltern (selbst wenn sie mit dem Verstorbenen/der Verstorbenen verheiratet waren!)

            Will man seine Kinder finanziell absichern, ist eine Risikolebensversicherung sinnvoll. Die Versicherungssumme sichert die Unterbringung bei Bekannten/Verwandten ab und ermöglicht eine gute Ausbildung. Aber auch wenn das Kind mittellos ist und das Jugendamt als Vormund hat - eine vernünftige schulische Ausbildung (bei entsprechender Eignung bis hin zum Gymnasium mit anschließendem Bafög-Studium) wäre auch in diesem Fall gesichert. 

            Der 1. Internationale Online-Bildungskonkress für freies Lernen und selbstbestimmte Bildung

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             Gastartikel 

            Diesen Freitag (18. März 2016) startet der erste Online-Kongress zum Thema Bildung und ihr solltet unbedingt dabei sein, denn dieses Projekt ist ebenso einzigartig wie interessant. Die Teilnahme ist kostenlos und Euch erwarten viele interessante Experten zum Thema Bildung, u. A. Herbert Renz-Polster, Lienhard Valentin, Katia Saalfrank und außerdem verschiedene Unschooling-Familien. Worum es genau geht und wer alles mit dabei ist - das erklärt Euch Lena, die Initiatorin des Kongresses und Autorin des Freilern-Blogs in diesem Artikel. 


            Von der Bindung zur Bildung - selbstbestimmt lernen - leben - arbeiten - Wieviel kann ein Kind „von selbst“ ?


            Im bindungs- und beziehungsorientierten Umgang mit unseren Kindern bemühen wir uns, achtsam auf ihre Signale zu schauen. Geht es ihnen gut? Was brauchen sie gerade? Irgendwann entwickeln wir ein gewisses Vertrauen, dass wir das mit unserem Baby oder vielleicht auch Kleinkind ganz gut raushaben und gut aufeinander eingespielt sind, dass es uns zeigt, was es braucht und wir das auch verstehen.

            Und dann kommt das Alter, in dem Kinder häufig in den Kindergarten, in die Schule oder vielleicht auch einfach schon in die KiTa gehen. Und auf einmal geistert da noch ein anderer Begriff herum: Bildung. Begonnen mit der frühkindlichen Bildung bzw. Förderung. Und oft ist es dann hin, unser Vertrauen oder es hat gewisse Kratzer bekommen.

            Dabei ist der Zusammenhang zwischen Bindung und Bildung in der Theorie gut erforscht und belegt. Wir brauchen eine sichere Bindung zu unseren Bezugspersonen, um wirklich gut lernen zu können, denn wir benötigen das Gefühl von Sicherheit dazu, uns aufmerksam der Welt zuzuwenden. Je jünger ein Kind ist, umso mehr (oder eine Störung darin zieht sich bis ins Erwachsenenalter). Klar – niemand kann sich gut auf etwas konzentrieren oder entspannen und kreativ sein, wenn er/sie gefühlt ständig „auf der Hut“ ist.

            Am besten lernen wir von Personen, an die wir ebenfalls gebunden sind. Ob das nun Mentoren, Lehrer, Erzieher oder andere sind. Auch hier spielen Sicherheit und Vertrauen eine große Rolle; aber auch einfach Begleitung: dass da einer ist, der mit mir forscht und Erfahrungen mit mir macht, sich interessiert mir zuwendet.

            Immer sind Beziehungen das Wesentliche, das worum es geht. Mit diesem Gefühl der Grundsicherheit kann sich das Kind der Welt zuwenden. Außerdem möchte das Kind „ganz viel Welt“ erfahren – möglichst die echte. Sich selbst weiterentwickeln und damit die Welt anders machen. Sich als selbstwirksam erfahren. Einen Unterschied machen. Das ist letztlich tief drinnen das Bedürfnis, vom kleinen Kind bis zum Erwachsenen. 

            Und doch werden Eltern und insgesamt oft Erwachsene oft unsicher in ihrem Vertrauen, je älter ein Kind wird. Umso schwerer fällt es, das Vertrauen komplett aufrechtzuerhalten. Da ist immer noch ganz viel Belehrendes, ganz viel „ich weiß es immer besser“, oft ganz klare Vorstellungen davon, was als „Bildung“ oder „Lernen“ zu verstehen ist, wie das geht und was dabei in einem bestimmten Alter das Ergebnis sein soll. Was das Kind letztendlich tun soll. Das wiederum macht ganz viel kaputt an natürlicher Neugier und Wissensdurst, denn das Kind möchte ja in Beziehung treten, es möchte gefallen, es passt sich an. Schließlich spürt es die an es gestellten Erwartungen – und vergisst dabei ein Stück weit, es selbst zu sein.  



            Denn eigentlich ist Leben Lernen und Lernen Leben. Der Mensch lernt, was gerade für ihn „dran“ ist, was ihn begeistert und interessiert. So einfach? So einfach. Es ist ohnehin eine Illusion zu glauben, wir könnten auf eine Zukunft vorbereiten, deren Anforderungen wir nicht kennen, deren Anforderungen es vielleicht heute noch nicht mal gibt. Die Wege dorthin sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Was wir und auch unsere Kinder immer mehr brauchen werden, ist die Fähigkeit, in neuen Gegebenheiten das zu lernen, was gerade „dran“ ist. Und das Vertrauen dahinein, dass unser Kind von Anfang an ein kompetenter Mensch ist und das wunderbar kann – wenn wir es lassen.

            Dabei können Bildungsangebote, auch institutionelle, am Rand stehen und genutzt werden, wenn das Kind sie braucht. Wie ein bunter Strauß an Möglichkeiten am Wegesrand, aus denen das Passende ausgewählt werden kann, aber nicht muss, wenn gerade nichts dabei ist oder es nicht der richtige Zeitpunkt ist. 

            Und wenn wir beginnen, uns zurückzuziehen in eine begleitende Rolle, unsere Kinder achtsam beobachten und ihre Zeichen wahrnehmen, ihnen den Rahmen zu geben, den sie sich von uns wünschen, sie in sich hinein spüren lassen, was ihnen gut tut und ihre Grenzen achten; aufhören, sie nach unseren Vorstellungen zu (er)ziehen und in unsere gedanklichen Strukturen hineinzupressen, wenn wir offen sind für das, was auch wir von ihnen lernen können, dann werden wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln und dann können auch aus unseren Kindern Menschen werden, die ihrerseits die Grenzen anderer erspüren und damit achten können. 

            Wir als Eltern mit ihnen auf dieser Reise, offen für das, was ist und kommen wird, im erwartungsfreien Raum, lernen und wachsen dabei mit. Das geht gar nicht anders, denn lernen ist Leben und Leben ist lernen.
             

            Unser Leben mit Kindern und wie es zu der Idee dieses Kongresses kam


            Mein Mann und ich haben selbst drei Kinder (2, 5 und 8 Jahre) und wir haben festgestellt, dass viele der alten Vorstellungen nicht mehr passen für uns. Daher haben wir uns auf die spannende (innere und äußere) Bildungs- und Entwicklungsreise begeben – mit unseren Kindern, aber auch für uns selbst. Unser Traum war es, die wunderbaren Menschen, die wir dabei über die Jahre kennengelernt haben und mit denen ich teilweise zusammenarbeiten darf, mit ihrem Wissen zusammenzubringen. Nun ist die Vision groß, aber diese Menschen sind teilweise über die ganze Welt verteilt. Zudem kennen wir es selbst von Seminaren, Kongressen, Fortbildungen: schon die Anreise ist manchmal mit kleinen Kindern, die z. B. nicht gern Auto oder Zug fahren, nicht möglich oder schwierig, von der Teilnahme an Veranstaltungen ganz zu schweigen. Oft habe ich die Hälfte verpasst. Die flexible Lösung: ein Online-Kongress !

            Wir haben ungefähr 50 Experten aus der ganzen Welt und im Alter zwischen 18 und 73 Jahren online versammelt. Das gab es in dieser Form und zu diesem sensiblen Thema noch nie, viele von ihnen treten zum ersten Mal online auf. Darunter sind beispielsweise Susanne Mierau, Julia Dibbern, Nicola Schmidt, Lini Lindmayer, Katia Saalfrank, Herbert Renz-Polster, Lienhard Valentin oder Andreas Reinke, außerdem Wissenschaftler wie Prof. Peter Gray, junge Menschen, die ohne Schule aufgewachsen sind (in Deutschland oder anderswo/Freilerner/Unschooler), Reisefamilien, Ausgewanderte, Filmemacher, die Betreiberin einer internationalen wöchentlichen Show, Verbandsvorstände und Aktive für das Lernen in Freien Schulen oder ganz ohne Schule, Lehrer, Berater, Autoren, Coaches, Menschen, die sich ihre Bildung nach der Schule selbst zusammengestellt haben, Initiatoren und Aktive freier Lernorte im In- und Ausland, ein Mitglied von Methodos, die „Schule“ einfach umgekehrt haben und ihre Lehrer selbst einstellen und bestimmen, was sie lernen, Blogger, Online-Unternehmer, Digitale Nomaden und andere ortsunabhängig Arbeitende. Mit ihnen haben wir das neue Format Online-Kongress umgesetzt.



            Nach knapp einem Jahr Vorbereitungszeit ist es nun soweit: der 1. Internationale Online-Bildungskongress für freies Lernen und selbstbestimmte Bildung findet vom 18. bis 27. März statt. Eine Teilnahme ist wirklich für jeden möglich – denn sie kann vom häuslichen Sofa aus zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgen und der Kongress ist kostenlos. (Es besteht jedoch die Möglichkeit, wenn man die Interviews dauerhaft haben möchte oder unsere Arbeit unterstützen möchte, das Kongresspaket zu erwerben). 

            Die Anmeldung erfolgt einfach über die E-mail-Adresse unter www.bildungskongress.com.

            Sei dabei und melde Dich jetzt an! 

            © Lena Busch

            Wie die Kindernothilfe hungernden Kindern hilft #istmirnichtegal

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            Über 800 Millionen Menschen auf der Welt leiden unter Hunger. Besonders betroffen sind Kinder - jedes siebente unter 5 Jahren ist mangelernährt. Dadurch wird ihre Entwicklung nachhaltig beeinflusst, es drohen schwere physische und psychische Schäden. Die Unterversorgung mit Kalorien, Vitaminen und Mineralstoffen führt dazu, dass die Kinder so stark geschwächt sind, dass selbst eigentlich harmlose Krankheiten lebensbedrohlich werden können. Jedes Jahr sterben 2,6 Millionen Kinder an den Folgen des Hungers. Allein durch unsauberes Trinkwasser verursachte Durchfälle führen jedes Jahr dazu, dass etwa 1,1 Millionen Kinder sterben.

            Hungernde Kinder
            © Kindernothilfe
            In diesem Jahr erwarten Klima-Experten einen "Super-El-Niño". Dieses Klimaphänomen, das von der globalen Erderwärmung verursacht wird, sorgt dafür, dass ganze Landstriche komplett überflutet werden und andere unter einer monatelangen Dürre leiden. El-Niño führt in vielen Ländern der Welt zu einer Hungersnot, da die Ernte auf den Feldern verdorrt und das Vieh verdurstet. Die Kindernothilfe arbeitet mit Hochdruck daran, den hungernden Menschen zu helfen. 


            In Äthiopien herrscht aktuell die schlimmste Dürre seit 30 Jahren, etwa 90 % der Ernte ist wegen des Wassermangels vertrocknet. Insgesamt 15 Millionen Menschen droht eine lebensbedrohliche Hungersnot. Besonders betroffen sind Schwangere und Kinder. Die Kindernothilfe hat 330.000 EUR Soforthilfe bereit gestellt. Mit diesem Geld werden Lebensmittel mit hohem Kaloriengehalt an Schwangere und bedürftige Kinderorganisiert und verteilt. Da viele Kinder nicht mehr zur Schule gehen können, weil ihre Eltern ihr komplettes Geld in rare und damit teure Lebensmittel investiert haben, werden außerdem Unterrichtsmaterialien zur Verfügung gestellt. Den Menschen in Äthiopien wird auch gezeigt, wie sie mit Energiesparöfen rauchärmer kochen und weniger Holz dafür benötigen. Weite Teile Afrikas sind bereits abgeholzt, so dass auch die Aufforstung ein wichtiger Bestandteil der Hilfe ist.

            Menschen unter der Dürre leidend
            © Kindernothilfe

            Im Nordosten von Brasilien bietet sich das gleiche Bild - bis zu 4 Jahre lang hat es bspw. in der Region Sertão, die eine der ärmsten weltweit ist, praktisch nicht mehr geregnet. Überall sieht man vertrocknete oder verbrannte Pflanzen - große Waldflächen sind nachhaltig zerstört. Trinkwasser muss bis zu einer Entfernung von 150 km herangeschafft werden. Die Wildtiere verdursten kläglich und die Landwirtschaft ist quasi zum Erliegen gekommen, wodurch sich das Elend durch Armut und Hunger extrem verschärft hat. Die Kindernothilfe hat für die Kleinbauern in der Region als Sofortmaßnahme 86.500 EUR zur Verfügung gestellt. Partnerorganisationen vor Ort organisieren Schulungen, wie mit dem verbleibenden Wasser möglichst effizient gewirtschaftet wird und wie die Landwirtschaft an die veränderten Bedingungen angepasst werden kann. Es werden außerdem Zisternen gebaut, um Regenwasser nutzen zu können und vorhandene Brunnen erweitert.

            Der Klimawandel trifft die Ärmsten der Armen. Etwa 99% der Todesopfer sterben in den geografisch südlichen Regionen - und das, obwohl sie zur Klimaerwärmung praktisch nichts beigetragen haben. Über 80% der Opfer sind Kinder. Sie leiden am meisten, weil die Mangelernährung sie nachhaltig in ihrer Entwicklung beeinflusst. Dürreperioden führen außerdem dazu, dass Familien schon ihre minderjährigen Töchter verheiraten, damit sie einen Mitesser weniger im Haus haben und von dem Brautgeld die übrigen Kinder ernähren können.

            Afrikanische Frau mit Kind auf dem Arm
            © Kindernothilfe
            Insgesamt werden von der Kindernothilfe aktuell etwa 800 Projekte in Afrika, Lateinamerika und Asien betreut und unterstützt. In 29 Ländern werden mehr als 1,8 Millionen Kinder mit den Maßnahmen erreicht. Die Kindernothilfe gehört zu den zehn transparentesten Spendenorganisationen in Deutschland und trägt das Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. In den aktuellen Jahresberichten kann man sich umfassend darüber informieren, wofür das gespendete Geld verwendet wurde. Der Verein finanziert sich durch Spenden - von jedem gespendeten Euro kommen 83,6 Cent direkt bei den Kindern an, mit der Differenz werden Verwaltungsaufgaben erfüllt und Öffentlichkeitsarbeit betrieben.

            Wir können helfen und die Arbeit der Kindernothilfe unterstützen! Um auf die Not durch die Dürre aufmerksam zu machen, wurde die Aktion "Ist mir nicht egal" ins Leben gerufen. Mit dem Hashtag #istmirnichtegal kann jeder in den sozialen Netzwerken seine Unterstützung zeigen. Schon viele Prominente, u. A. Norbert Blüm,  Culcha Candela und Natalie Wörner haben sich mit dem Hashtag fotografieren lassen und dieses Bild bei Twitter und Facebook geteilt.
            Und natürlich können wir auch helfen, wenn wir die Kindernothilfe finanziell unterstützen. Entweder durch Spenden für Äthiopien und Brasilien oder durch eine Kinder- oder Projektpatenschaft. Lasst uns nicht die Augen verschließen vor diesem Elend durch Hunger - Eure Hilfe kommt an - bei den Kindern, die sie wirklich benötigen - schnell und unkompliziert mit einem Klick auf den folgenden Button:

            © Danielle

            Dieser Artikel wurde gesponsert von der Kindernothilfe.

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