Gastartikel
Dieser Gastbeitrag ist von Rechtsanwalt Niklas Clamann. Herr Clamann hat sich mit seiner Kanzlei in Münster auf Familienrecht spezialisiert und bietet im Rahmen dessen auch die sog. Onlinescheidung an.
Der Begriff "Scheidung" bezeichnet die juristische Auflösung einer Ehe zwischen zwei Personen. Doch steht hinter diesem Begriff regelmäßig mehr als die endgültige Beendigung einer Paarbeziehung. Bildete die Ehe das Fundament einer Familie mit (gemeinsamen) Kindern, trifft die Scheidung auch sie. Im Gegensatz zu den Eltern fehlt es dem Kind dabei an Interventions- und Mitbestimmungsmöglichkeiten zum Fortbestand der Ehe. Während für die Eltern häufig die Scheidung das Ende einer unbefriedigenden Partnerschaft und die Chance auf einen Neubeginn markiert, ist sie für das Kind eher mit negativen Gefühlen wie Angst, Traurigkeit oder Wut besetzt.[1] Die Berücksichtigung des Kindeswohls durch die Eltern ist daher sowohl im Trennungs- und Scheidungsprozess als auch bei den Scheidungsfolgen für die weitere Entwicklung der Kinder essentiell.
Während die Untersuchung der soziologischen und psychologischen Komponenten einer Scheidung sich zunächst auf die Scheidungsursachen und später auf die -folgen für die Ehepartner:innen beschränkte, fand die Berücksichtigung der Scheidungsfolgen für die kindliche Psyche erst in den letzten 50 Jahren vermehrt Einzug in die Forschung. Den Ausgangspunkt bildete die Annahme, bereits die elterliche Trennung als solche („broken home“) ziehe eine negative Entwicklung des Kindes nach sich. So seien Trennungskinder im Verlauf ihres weiteren Lebens etwa vermindert imstande, stabile zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und ein geregeltes Leben zu führen, sie seien häufiger sozial verhaltensauffällig bis delinquent und anfälliger für psychische Erkrankungen.[2]
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Während die Untersuchung der soziologischen und psychologischen Komponenten einer Scheidung sich zunächst auf die Scheidungsursachen und später auf die -folgen für die Ehepartner:innen beschränkte, fand die Berücksichtigung der Scheidungsfolgen für die kindliche Psyche erst in den letzten 50 Jahren vermehrt Einzug in die Forschung. Den Ausgangspunkt bildete die Annahme, bereits die elterliche Trennung als solche („broken home“) ziehe eine negative Entwicklung des Kindes nach sich. So seien Trennungskinder im Verlauf ihres weiteren Lebens etwa vermindert imstande, stabile zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen und ein geregeltes Leben zu führen, sie seien häufiger sozial verhaltensauffällig bis delinquent und anfälliger für psychische Erkrankungen.[2]