Quantcast
Channel: Das gewünschteste Wunschkind
Viewing all articles
Browse latest Browse all 408

Erste Hilfe - Wie erkennt man Vergiftungen und was sollte man im Ernstfall tun?

$
0
0

Vorab der Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine ärztliche Beratung und keinen Erste-Hilfe-Kurs. Wir wollen an dieser Stelle lediglich in einigen Beiträgen eine kurze Übersicht über erste Hilfe bei Babys und Kleinkindern geben - am sinnvollsten ist in jedem Falle der Besuch eines entsprechenden Kurses - beispielsweise beim Deutschen Roten Kreuz (klick hier für eine DRK-Kurssuche bei Dir in der Nähe).

Wenn Du gerade den Verdacht hast, dass sich Dein Kind vergiftet haben könnte, suche sofort einen Arzt auf oder wähle den Giftnotruf! 
 
 

Wie kommt es zu Vergiftungen?

 
 
Vergiftungen sind vor allem im Kleinkindalter sehr häufig. Die meisten Vergiftungsfälle wären vermeidbar gewesen - daher gilt hier vor allem: Vorsicht ist besser als Nachsicht - alles potentiell Gefährliche sollte immer aus der Reichweite von Kindern geräumt werden. Keinesfalls sollte man sich auf kindersichere Verschlüsse verlassen - die wenigsten halten wirklich neugierigen Kinderhänden stand. Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren - viele ernsthaften Folgen entstehen erst durch falsche Behandlung von Vergifungen, nicht durch die Vergiftung selbst!
 
Glücklicherweise schmecken die meisten giftigen Substanzen sehr bitter, so dass Kinder in der Regel nur wenig davon zu sich nehmen. Einige Hersteller mischen ihren Reinigungsmitteln sogar extra Bitterstoffe bei, damit die Kinder davon möglichst wenig trinken, sollten sie doch mal eine Flasche finden und öffnen. Dennoch lauert die Gefahr einer Vergiftung überall im Haushalt - sei es durch die Verabreichung falscher Medikamente (Erwachsenendosis statt Kinderdosis, Verwechslung von Tabletten wie Vitamin D und Euthyrox) oder z. B. das Zubereiten von Babynahrung mit dem noch entkalkerhaltigem Wasser im Wasserkocher.

Auch im Garten sollte man sich gründlich umsehen, wenn die Kinder ins Krabbelalter kommen - es schadet nichts zu wissen, welche Pflanzen potentiell gefährlich sind. Hier gibt es eine Liste von typischen Pflanzen im Garten, die leicht giftig bis sehr giftig sind: Wikipedia - Liste giftiger Pflanzen.
manni66 / pixelio.de
 
 

Symptome einer Vergiftung

 
 
Eine Vergiftung ist manchmal nicht leicht erkennbar - folgende Merkmale/Symptome deuten darauf hin, dass das Kind eine toxische Substanz zu sich genommen haben könnte:
  • Rückstände am Mund von unbekannten Substanzen,
  • Geruch von Alkohol, Lösungsmittel, etc. aus dem Mund,
  • Unwohlsein,
  • Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen,
  • Schwindel oder Zittern,
  • Schweißausbrüche,
  • Müdigkeit,
  • Atemnot, Atemstörungen,
  • reaktionsschwache Pupillen,
  • Bewusstseinstrübungen oder Bewusstlosigkeit,
  • Herzrhythmusstörungen, schneller oder langsamer Puls,
  • Halluzinationen, Verwirrtheit,
  • Blässe oder gerötete Haut.

Bitte bleibe ruhig und mache Deinem Kind keine Vorwürfe - ein verängstigtes Kind verschwiegt unter Umständen, was es zu sich genommen hat aus Angst vor Strafe. Dabei ist es essentiell zu wissen, was genau und wieviel davon es verschluckt hat. Wenn der Verdacht der Vergiftung besteht und nicht  bekannt ist, welche Substanz das Kind zu sich genommen hat, ist es empfehlenswert, im Falle des Erbrechens eine Probe aufzuheben, damit diese ggf. im Krankenhauslabor untersucht werden kann. 
 
 

Maßnahmen bei Vergiftungen

 
 
Liegt das Kind bewusstlos am Boden, müssen zunächst Atmung und Bewusstsein geprüft werden und ggf. lebensrettende Sofortmaßnahmen (coming soon) durchgeführt werden. Es muss sofort ein Notruf abgesetzt werden.

Wenn das Kind bei Bewusstsein ist, sollte man einen Giftnotruf wählen (hier findet man eine aktuelle Liste). Rund um die Uhr erreicht man beispielsweise den GiftnotrufBerlin unter

(0 30) 19240.

Die Mitarbeiter bei den Giftnotrufen können die Lage kompetent einschätzen und individuell beraten. Sie werden nach Alter und Gewicht des Kindes fragen, ebenso wichtig ist: Wieviel hat das Kind wann, wovon zu sich genommen? Weiß man, was das Kind geschluckt hat, empfiehlt es sich, die Verpackung während des Telefonats in Reichweite zu haben (es ist beispielsweise ein großer Unterschied, ob helle oder dunkle Möbelpolitur getrunken wurde). Wird man ins Krankenhaus geschickt, sollte die Verpackung auch dorthin mitgenommen werden.  Während des Telefonats wird außerdem gefragt werden: Welche Beschwerden liegen vor? Was wurde bisher getan? Es ist sinnvoll, etwas zum Mitschreiben bereit zu legen - man wird konkrete Handlungsanweisungen bekommen, die man notieren sollte - in der Aufregung der Situation vergisst man sonst schnell etwas.
 
Ob dem Kind etwas zu trinken gegeben werden sollte, hängt von der Substanz ab, die es zu sich genommen hat. Keinesfalls sollte Milch gegeben werden, denn diese beschleunigt die Aufnahme der giftigen Substanz ins Blut. Bei schäumenden Mitteln wie Spülmittel darf nichts getrunken werden, da diese sonst im Magen beginnen Blasen zu bilden - beim Erbrechen können diese mit tödlichen Folgen eingeatmet werden. Bei Verätzungen (Säuren/Laugen) sollte Wasser zur Verdünnung angeboten werden (bitte nicht mit Neutralisierungen experimentieren). Ätzende Substanzen sind zum Beispiel Backofenspray, Abflussreiniger, WC-Reiniger, Geschirrspülmittel, Essigessenz oder Batteriesäure. Man gibt in diesen Fällen schluckweise ca. 200 ml Wasser (ohne Kohlensäure!), mehr erst nach Absprache mit dem Giftnotruf, weil es sonst u. U. zum Erbrechen kommen kann. Das ist unbedinngt zu vermeiden, da die ätzende Substanz beim Aufsteigen erneut die Speiseröhre schädigen kann. Wenn das Kind den Mund spülen kann, sollte es ca. 15 Minuten lang immer wieder den Mund mit Wasser ausspülen.
 
Medizinische Kohle (je Kind mindestens 5 g)  gehört in jeden Medizinschrank - sie bindet in Wasser aufgelöst schnell giftige Substanzen. Nach Rücksprache mit dem Giftnotruf kann sie dem Kind zum trinken gegeben werden. Ebenso vorrätig sollte ein Entschäumer (wie Sab Simplex, Espumisan oder Lefax) sein - hat das Kind Spül- oder Waschmittel geschluckt, kann dieser großzügig (halbe bis ganze Flasche!) verabreicht werden - er wirkt rein physikalisch, wird unverändert ausgeschieden und kann daher nicht überdosiert werden!
Kopftieflage

Niemals darf Erbrechen herbeigeführt werden! Sehr viele Vergiftungen sind weniger schlimm, als durch Erbrechen ausgelöste Komplikationen. Insbesondere Lampenöl, Benzin, Lösungsmittel und schäumende Substanzen können lebensgefährliche Zustände auslösen, wenn sie beim Erbrechen in die Lunge gelangen. Das Erbrechen vermeiden lässt sich unter Umständen durch das Lutschen eines Eiswürfels. Erbricht sich das Kind dennoch, muss unbedingt vermieden werden, dass das Erbrochene eingeatmet wird (dazu das Kind in eine Kopftieflage - siehe Bild - bringen, in jedem Falle den Oberkörper höher lagern, als den Kopf).

Eine sehr empfehlenswerte und umfassende Broschüre zum Thema Vergiftungen wurde vom Bundesinstitut für Risikobewertung herausgegeben - hier findet man Handlungsanweisungen ausführlich untergliedert nach den Substanzen, die das Kind zu sich genommen hat - von Abbeizer über Lampenöl bis hin zu Zigaretten. 
 

Literaturtipps zur ersten Hilfe:



 



 

Viewing all articles
Browse latest Browse all 408