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Pseudo-Krupp, Fieberkrampf, Affektkrampf, Nachtschreck - Anfälle, die man als Eltern kennen sollte, bevor sie beim eigenen Kind auftreten

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Als ich noch keine Kinder hatte, hörte ich einmal eine Freundin vage davon erzählen, wie schlimm ihr Kind in dieser Nacht einen Pseudo-Krupp-Anfall gehabt hätte und wie sehr sie das jedes Mal in Panik versetzt. Da ich damals wirklich null Ahnung hatte, dachte ich mir, was sich wohl alle Unwissenden denken: "Hab dich nicht so". Immerhin blieb das Wort "Pseudo-Krupp" in meinem Hinterkopf hängen, und auch, dass sie sich mit ihrem Sohn an ein offenes Fenster gestellt hatte.
 
So lief das, was die wohl schlimmste Nacht meines Lebens hätte werden können, relativ glimpflich ab: Meine erstgeborene Tochter fing eines nachts urplötzlich an zu röcheln, hustend zu bellen und panisch zu weinen. Sie bekam keine Luft mehr! Ich reagierte ganz automatisch, nahm das Kind auf meinen Arm, redete beruhigend auf sie ein, stellte mich ans offene Fenster mit ihr und zählte Autos, die in der eiskalten Winternacht an unserem Haus vorbeifuhren. Es half. Sie atmete ruhiger und befreiter, nach einer Stunde konnten wir wieder ins Bett, wobei ich in dieser Nacht kein Auge zutat, sondern immer besorgt zu ihr rüber schielte und gleichzeitig mit dem Smartphone versuchte, Fakten über "dieses Pseudo-Krupp" herauszusuchen.
 

Pseudo-Krupp



Pseudo-Krupp ist eine Erkrankung der Atemwege zwischen Kehlkopf und Stimmritze, die von ganz normalen Erkältungsviren, selten durch Bakterien, Grippeviren oder starke Luftverschmutzung und passives Rauchen ausgelöst wird. Sie tritt vorwiegend bei Kindern im Alter von 6 Monaten bis 6 Jahren auf, wobei die Hoch-Zeit der Anfälle eher bis zum 3. Lebensjahr angegeben wird. Das ist leicht verständlich, denn die Erreger verursachen eine Entzündung in der Schleimhaut, wodurch diese anschwillt. Da bei kleinen Kindern die Atemwege an sich noch sehr, sehr eng sind (geradezu winzig), wirkt sich die Schwellung natürlich stärker aus, als bei älteren Kindern oder Erwachsenen. Der Atemwegswiderstand erhöht sich bei Babys und Kleinkindern um das 16-fache, bei Erwachsenen nur um das 3-fache! Das Ergebnis ist schlicht und ergreifend Atemnot und daraus resultierend, Panik.
 
Die Anfälle treten zwischen Oktober und März hauptsächlich nachts zwischen 22 Uhr und 4 Uhr auf, da zu dieser Zeit ist die körpereigene Cortisolproduktion heruntergefahren. Ein normal hoher Cortisolspiegel sorgt dafür, dass das Immunsystem auf Krankheitserreger nicht überreagiert - es dämpft also die körpereigene Abwehr. Sinkt der Spiegel in der Nacht, arbeitet das Immunsystem stärker und reagiert entsprechend heftiger auf Krankheitserreger, als tagsüber. Deswegen kommt es dann verstärkt zu Pseudo-Krupp-Anfällen.

 Leider kann man als Elternteil nicht vorher erkennen, wann ein Kruppanfall bevorsteht, denn die Kinder gehen erst einmal mit einem guten Allgemeinzustand ins Bett. Ganz selten ist ein leichtes Fieber zu messen, meist kommen die Krankheitsanzeichen aber erst nach dem Anfall. Typischerweise wachen die Kinder nach einer Pseudo-Krupp-Nacht dann mit einer klassischen Erkältung auf. Ein kleiner Hinweis ist vielleicht Nebel - ist draußen nebliges Wetter, kann ich mit 80%iger Sicherheit davon ausgehen, dass meine Tochter einen Anfall bekommt. Aber vielleicht ist das auch nur bei uns so spezifisch.
 

Wie erkenne ich Krupp-Husten?

 
Hat man einmal sein Kind so einatmen und husten gehört, weiß man für den Rest seines Lebens, wie das klingt. Das Einatmen klingt irgendwie verengt, sehr oft kommt es dabei zu einem pfeifenden Geräusch. Dieses Video zeigt ein schlafendes Kind mit Kruppatmung:


Das Ausatmen klingt dagegen eher normal. Meine Tochter wird schon in diesem Stadium unruhig im Schlaf, meckert heiser und wälzt sich von links nach rechts. Mittlerweile reagiere ich schon zu diesem Zeitpunkt, da ich weiß, dass sich der Zustand ohne mein Zutun einfach nur verschlechtert. Bei unserem ersten Anfall, als ich noch keine Medikamente zuhause hatte, verstärkte sich das pfeifende Einatmen aber zu einem bellenden, blechernen Husten und zu Heiserkeit, welche auch am gesamten nächsten Tag noch blieb.
 

Wie behandele ich Pseudo-Krupp?

 
Das Aller-aller-aller-wichtigste ist, dass die Eltern eines Kindes mit Krupp-Anfall selbst ruhig bleiben und dem Kind Sicherheit vermitteln. Das Kind wird wegen der akuten Atemnot immer panischer, leider verbraucht es dadurch auch mehr Sauerstoff, was die Symptomatik verschlimmert!
 
Nehmt eure Kinder auf den Arm, geht ans offene Fenster, auf den Balkon oder in den Garten (wenn es heiß draußen sein sollte, stellt euch vor den Kühlschrank) und redet beruhigend auf sie ein. Zählt die Sterne oder vorbeifahrende Autos oder erzählt ihnen eine ruhige Geschichte etc., damit sie gleichmäßiger atmen und sich auf etwas anderes als die beklemmende Atemnot konzentrieren. Zu Zeiten unserer Eltern und Großeltern wurde oft geraten, feucht-heißen Dampf einzuatmen, d. h. die heiße Dusche weit aufzudrehen, doch davon wird mittlerweile abgeraten, da Wärme das Gewebe eher noch anschwellen lässt. Zusätzlich könnt ihr aber dem Kind, wenn es das möchte, sehr kalte Getränke anbieten.
 
Da der Anfall vornehmlich dadurch ausgelöst wird, dass die körpereigene Cortisolproduktion heruntergefahren ist und das Immunsystem deshalb nicht adäquat auf die eindringenden Erreger reagieren kann, ist die beste Hilfe, die ihr eurem Kind geben könnt, Cortison. In Deutschland ist es üblich, Cortisonzäpfchen zu verabreichen. Leider ist das bei einem Kind, das schon in Panik geraten ist, sehr, sehr schwer. Hinzu kommt, dass die Wirkung erst nach 30-60 Minuten einsetzt (und auch nur bei schwankender Resorption), so dass die Besserung manchmal gefühlt unglaublich lange auf sich warten lässt.

In Absprache mit meiner Kinderärztin gebe ich das Zäpfchen daher schon bei den ersten Anzeichen (pfeifendes Einatmen, Unruhe im Schlaf plus Heiserkeit), so dass es bei uns - toi, toi, toi - zu keinem weiteren großen Anfall gekommen ist. Nach der Gabe des Zäpfchens lege ich meine Tochter wieder ins Familienbett, öffne aber das direkt am Kopfende befindliche große Fenster, so dass sie und ich (der Rest der familiären Frostbeulen zieht für die Nacht ins Kinderzimmer) in wohltuender Eiseskälte schlafen. Vorteil des Zäpfchens ist übrigens die lange Wirkungsdauer von 12-36 Stunden. So könnt ihr, wenn es denn endlich wirkt, beruhigt neben eurem Kind einschlafen. (Wobei ich euch versichern kann, dass ihr das bei den ersten 2-3 Anfällen nicht schaffen werdet. Ein Auge und ein Ohr waren bei mir immer offen irgendwie....)
 
Seit dem ersten Anfall habe ich übrigens zu jeder Zeit zwei Zäpfchen im Haus, denn die Erfahrung zeigt mir, dass bei uns die Anfälle immer am Wochenende auftreten, wenn man nicht zum normalen Kinderarzt gehen kann, sondern in die Notsprechstunde muss. Es ist eigentlich unüblich, dass ein Krupp-Anfall in zwei aufeinanderfolgenden Nächsten auftritt, leider ist das bei meiner Tochter eher die Regel... 
 
Habt ihr noch keine Zäpfchen zu Hause und der Anfall verschlimmert sich zusehens, braucht ihr euch nicht scheuen, den Notarzt (zur Erinnerung: 112) zu rufen! Der Mensch am anderen Ende der Leitung wird euch fragen, wie alt das Kind ist, wie eure Adresse lautet und euch dann Schritt für Schritt erklären, wie ihr bis zum Eintreffen des Wagens vorzugehen habt. Im Krankenhaus (oder vielleicht sogar schon im Rettungswagen) werden sie eurem Kind Adrenalin zum Inhalieren geben. Dieses wirkt wunderbar schnell nach 10 Minuten, hält aber nur 2 Stunden an. Zur Sicherheit werden euch die Ärzte im Krankenhaus behalten. Wichtig ist noch, dass ihr wisst, ob euer Kind gegen HiB (also gegen das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b, häufig Bestandteil der 6fach-Impfungen) und Diphtherie geimpft ist, denn wenn nicht, könnte euer Kind nicht an Pseudo-Krupp, sondern an einer gefährlichen Kehldeckelentzündung (Epiglottitis), welche sehr schnell zum Ersticken führen kann oder dem "echten" Krupp leiden
 
Nach dem ersten Pseudo-Krupp-Anfall, egal ob mit schwerem oder leichtem Verlauf, ist es angezeigt, beim Kinderarzt vorstellig zu werden. Zwar kann dieser im Nachhinein nichts mehr tun und selbst die Diagnostik kann dann nur noch per Fragen ("Wie klang der Husten genau? Wann trat er auf?") geschehen. Aber der Kinderarzt sollte wissen, dass euer Kind ein Krupp-Kind ist, er wird euch die Zäpfchen verschreiben und ein Merkblatt zur Krankheit in die Hand drücken.
 

Weiterführende Informationen

 
In der Nacht des ersten Krupp-Anfalls fand ich diese Internetseite einer betroffenen Mutter, die ich sehr informativ fand. Besonders spannend waren für mich die Erfahrungsberichte und auch die Aufstellung der Medikamente, die bei Pseudo-Krupp verschrieben werden.
 

Fieberkrampf


 
Auch ein Fieberkrampf ist ein Ereignis, von dem man  - ohne Kinder zu haben - vermutlich noch nie etwas gehört hat. Verliert das Baby aber urplötzlich das Bewusstsein und zuckt minutenlang in den Armen der Mutter (manchmal wird es auch blau dabei), ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und zu wissen, warum das so sein könnte.

Ein Fieberkrampf ist ein zerebraler Anfall, der durch einen plötzlichen Temperaturanstieg (wie er bei Fieber vorkommt), ausgelöst wird. Wichtig ist dabei nicht die Höhe des Fiebers, sondern der schnelle Anstieg. Es kann also durchaus vorkommen, dass das Kind schon bei 38,3° einen Krampfanfall bekommt, z. B. dann, wenn es gerade erst einen fieberhaften Infekt entwickelt. Im Prinzip entdeckt man dann mit dem Krampf erstmalig, dass das Kind überhaupt Fieber bekommen hat...

Fieberkrämpfe kommen bei Kindern ab 6 Monaten und bis 5 Jahre vor und stehen im Zusammenhang mit der Anfallsanfälligkeit des kindlichen Gehirns. Die Hoch-Zeit liegt zwischen dem 14. und 18. Lebensmonat. Normalerweise bleibt ein Fieberkrampf ein einmaliges Ereignis, sehr oft wird er durch das Drei-Tage-Fieber (welches ja auch nur einmalig auftritt) ausgelöst. Selten neigen Kinder zu gehäuften Fieberkrämpfen, meist haben sie dann eine familiäre Disposition, die bekannt ist.

Wie erkenne ich einen Fieberkrampf?

 
Ein Fieberkrampf beginnt mit einem plötzlichen Bewusstseinsverlust und einer kompletten Versteifung des Körpers. Nach 10-30 Sekunden beginnt das Kind unkontrolliert zu zucken. Begleitend kann es sein, dass das Kind Gurgel- und Schmatzlaute von sich gibt, unkontrolliert Grimassen schneidet, die Augen wild verdreht bzw. ganz starr hält und vielleicht sogar blau anläuft. In seltenen Fällen sackt das Kind (ohne zu zucken) in sich zusammen und ist schlapp und leblos. Das Ganze sieht wirklich lebensgefährlich aus und schockt die Eltern zutiefst. Gerade das kurze Luftanhalten, welches möglicherweise durch die Verkrampfung auftritt, lässt Eltern verständlicherweise schnell in Panik geraten.
 
Glücklicherweise ist unser Körper von der Natur aus so genial ausgestattet, dass selbst starke Verkrampfungen des Körpers vom Atemreiz, der vom Atemzentrum des Gehirns ausgeht, gleichwohlüberschrieben wird, d. h. das Kind beginnt sehr schnell von allein wieder zu atmen.
 
Der Krampf dauert normalerweise nur wenige Minuten, durchschnittlich zwei bis drei, wobei sich diese Zeit für die Eltern endlos anfühlt. Es gibt einen atypischen Verlauf des Krampfes, bei dem dieser bis zu 15 Minuten dauern kann, deshalb ist es sinnvoll, die Zeit im Auge zu behalten, um hinterher dem Kinderarzt möglichst genau Auskunft geben zu können. Nach dem Anfall folgt meist eine kurze Phase der Benommenheit beim Kind. Dieses Video zeigt einen Fieberkrampf:


Da eine Abgrenzung von anderen krampfartigen Anfällen wie Epilepsie, Ohnmacht, Hirnhautentzündung oder Schüttelfrost für den Laien nicht einfach ist, sollte in jedem Fall der Kinderarzt, wenn nicht sogar der Notarzt, zu Rate gezogen werden. Normalerweise ist der Anfall bereits vorbei, wenn der Notarzt eintrifft, trotzdem ist es ratsam, abklären zu lassen, ob es wirklich ein Fieberkrampf oder etwas anderes war. Ihr werdet trotz Wissen um die Harmlosigkeit des Fieberkrampfes sowieso so in Panik sein, dass ihr den Notarzt anruft. Macht das! Das Krankenhaus wird euch über Nacht dabehalten und euer Kind beobachten, so dass ihr euch ein bisschen von dem Schrecken erholen könnt.

Was kann ich während des Krampfes tun?


Wenig.

Am besten, ihr legt euer Kind dorthin, wo es sich während des Krampfes nicht weh tun kann. Spitze Kanten, Ecken, und andere gefährliche Gegenstände sollten aus der Reichweite des Kindes entfernt werden - genau wie bei einem epileptischen Anfall. Sollte das Kind stark speicheln oder erbrechen, könnt ihr es in die stabile Seitenlage legen, damit alles abfließen kann.
 
Es hilft absolut nicht, dem Kind kalte Lappen auf die Stirn zu legen oder zu versuchen, einen Fiebersaft oder ein Fieberzäpfchen in das Kind zu zwingen. Ebenso sollte man vermeiden, die krampfenden Arme und Beine des Kindes festzuhalten, oder zu versuchen, etwas in den Mund zu schieben, damit sich das Kind nicht auf die Zunge beißt. Es ist schwer, aber ihr müsst einfach Ruhe bewahren und abwarten. Ein Fieberkrampf sieht schrecklich aus, ist aber eigentlich harmlos - nicht, dass dieses Wissen euch in der Situation helfen wird. Ihr werdet trotzdem Todesangst um euer Kind haben und euch vom dem Schreck nur sehr, sehr langsam erholen.

Was kann ich tun, um einem Fieberkrampf vorzubeugen?


Nichts.

Da nicht klar bewiesen ist, warum einige Kinder einen Fieberkrampf erleiden und andere nicht und auch nicht vorhersehbar, ab welcher Temperatur der Fieberkrampf auftreten wird, ist z. B. eine prophylaktische Gabe von fiebersenkenden Mitteln unangebracht. Fieber ist nicht des Kindes Feind. Ein Kind sollte fiebern dürfen - warum, haben wir in diesem Artikel ausführlich erklärt.

Weiterführende Informationen


Interessant fand ich diese Internetseite und hier kann man den sehr informativen Flyer der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin herunterladen.
 
 

Affektkrampf

 
 
Ein (respiratorischer) Affektkrampf ist ein durch einen unangenehmen Reiz ausgelöstes Anhalten des Atems (durch das krampfartige Verschließen der Stimmritze), welches in Bewusstlosigkeit enden kann. Die auslösenden Reize sind dabei so vielfältig und individuell, dass eigentlich keine allgemeine Aussage gemacht werden kann. Oft ist es ein simples "Nein!" der Eltern, das das Kind so aufregt, dass es einen Anfall bekommt. Weitere Reize können Erschrecken, Schmerzen oder Unwohlsein sein.
 
Eine Mutter berichtete mir vom ersten Anfall ihres Kindes: Es hatte einen Löffel mit Brei in der Hand. Als dieser den Mund berührte, sackte es ganz plötzlich ohne einen Laut in sich zusammen. Die Mutter dachte in der ersten Zehntelsekunde, das Kind mache Quatsch, als es aber blaue Lippen bekam und sie es, schlaff wie es war, nicht mehr aus dem Kindersitz heben konnte, war sie sich sicher, ihr Kind sei tot. Gott sei Dank erwachte es nach einer Minute wieder - Auslöser dieses Affektkrampfes war das Erschrecken über den zu heißen Brei auf der Zunge! So schnell kann es also gehen bei besonders empfindsamen Kindern.

Affektkrämpfe kommen bei Kindern zwischen 6 Monaten und 5 Jahren vor, selten begleiten sie das Kind bis ins Schulalter. Hoch-Zeit ist - wie könnte es anders sein - um den 18. Monat herum, nämlich dann, wenn die Kinder ihren eigenen Willen entdecken, es aber noch nicht aushalten können, wenn etwas nicht nach ihrem Wunsch läuft. Etwa 5% aller Kinder sind betroffen. Bei einigen treten mehrere Affektkrämpfe am Tag auf, andere erleben diesen nur ein einziges Mal im Leben. Es konnte beobachtet werden, dass bei Kindern, deren Eltern auch schon an Affektkrämpfen litten, diese ebenfalls gehäuft auftraten.
 

Woran erkenne ich einen Affektkrampf?

 
Ein Affektkrampf beginnt nicht selten mit dem wütenden Gesichtsausdruck des Kindes. Das Kind beginnt vor Wut zu schreien - soweit kennt das wohl jede Mutter. Bei einem klassischen Affektkrampf bricht das Schreien nach einigen Minuten aber abrupt ab und das Kind hält nach dem Ausatmen die Luft an (deshalb heißt es auch: Breath-Holding Spells), bekommt blaue Lippen, wird bewusstlos und fällt hin. Es gibt auch "blasse Anfälle", bei denen es nicht zu einem Schrei kommt, sondern das Kind gleich blass und bewusstlos zusammensackt. Anders, als es den Eltern vielleicht vorkommt, ist das Anhalten der Luft nicht bewusst, sondern geschieht unbewusst aufgrund eines Reflexes. Die Kinder können also nichts für ihren Anfall und führen diesen nicht bewusst herbei - sie sind einfach sensibler als andere auf diesem Gebiet. Es ist wirklich wichtig, dem Kind keine Absicht zu unterstellen oder ihm die Schuld für die Anfälle zu geben - das wäre unfair und vermittelt dem Kind ein falsches Selbstbild. 

Nach einigen Sekunden bis wenigen Minuten kommt das Kind wieder zu sich, da der Atemreflex sofort mit der Ohnmacht wieder einsetzt. Die Kinder sind nach einem Anfall meist schlapp und gelegentlich auch so müde, dass sie schlafen möchten. Die Anfälle sehen dramatisch und lebensgefährlich aus, sind es aber nicht. Es sind auch keine negativen Langzeitwirkungen bekannt.
 

Was kann ich während eines Affektkrampfes tun?


Wenn möglich, das Kind auffangen, wenn es zusammensackt, so dass es sich beim Fall en nicht wehtut. Das Kind in die stabile Seitenlage legen, damit die Zunge nicht nach hinten rutscht und das Atmen nicht behindert wird. Man kann versuchen, dem Kind ins Gesicht zu pusten, um das Einsetzen des Atmens zu beschleunigen oder auch das Gesicht mit kaltem Wasser zu benetzen und/oder die Wangen zu tätscheln. Im Prinzip ist dies aber unnötig, da die Anfälle sehr kurz sind und die Kinder auch ohne Stimuli wieder zu sich kommen. Andererseits tut es den Eltern aber gut, wenigstens ein wenig Kontrolle in der Situation zu behalten, deshalb sind solche Maßnahmen durchaus angebracht und nicht schädlich.
 
Das einzige, das Eltern bitte nicht tun sollten, ist das Kind zu beatmen, jedenfalls nicht sofort. Mund-zu-Mund-Beatmung bei einem Kind erfordert viel Fingerspitzengefühl, da die Lunge noch sehr klein ist und wir Erwachsenen in unserer Panik oft viel zu viel Luft hineinblasen. Auch wenn es sehr schwer fällt und der Anfall euch in Todesangst versetzt: Wartet kurz ab, ob der Atemreflex wieder einsetzt. Das passiert schon nach kurzer Zeit - euch wird es wie Stunden vorkommen.

Nach dem ersten Anfall ist es angebracht, mit dem Kind zum Kinderarzt oder ins Krankenhaus zu gehen, um abzuklären, ob es wirklich "nur" ein Affektkrampf war oder es andere Ursachen gab.

Was kann ich tun, um einem Affektkrampf vorzubeugen?


Es ist fast unmöglich, Affektkrämpfen vorzubeugen. Man kann ja ein Kind, welches z. B. durch Schmerzreize zum Krampfen neigt, deshalb nicht in Watte packen. Es soll doch weiterhin ein erfülltes Leben haben und sich ausprobieren - eine ängstliche Einschränkung der körperlichen Aktivitäten durch die Eltern schadet dabei viel mehr, als die Affektkrämpfe!
 
Das Gleiche gilt für die weit verbreiteten Wutkrämpfe (also Affektkrämpfe, die durch einen Wutanfall ausgelöst werden): Fangen die Eltern an, aus Angst vor einem Anfall dem Kind alles zu erlauben, nur, um nicht "Nein!" sagen zu müssen, ist dem Kind nicht geholfen. Die psychologischen Auswirkungen einer Erziehung, in der die Eltern Angst haben, dem Kind jegliche Grenzen zu setzen, sind viel, viel gravierender als die Langzeitwirkungen der Affektkrämpfe. Natürlich kann man versuchen, als Elternteil nur so wenig Grenzen wie nötig zu setzen und diese liebevoll und einfühlsam durchzusetzen, aber das tun wir doch sowieso schon.
 
Wichtig ist, während eines Anfalls ruhig zu bleiben und abzuwarten. Tatsächlich lernt man, damit zu leben. Der erste Anfall ist schrecklich und sehr, sehr beängstigend, doch je öfter man sein Kind schlapp in den Armen hält, desto besonnener kann man reagieren. Man weiß ja, dass das Kind bald wieder "da" ist - auch wenn es schwer ist: Das Kind muss trotz der Anfälle ein normales Leben führen dürfen.
 

Weiterführende Informationen

 
Eine interessante Seite auf Englisch ist diese hier, auf Deutsch sind einige allgemeine Artikel in Zeitungen erschienen, z. B. in der Apothekenzeitschrift "Baby und Familie", in der Welt und bei Elternwissen.
 

Nachtschreck


 
Der Nachtschreck (lat. Pavor nocturnus) ist eine Form der Schlafstörung, die die Eltern zwar sehr erschreckt, jedoch immerhin nicht solche Todesängste hervorruft, wie z. B. der Fieberkrampf oder auch der Affektkrampf. Das Kind schreckt plötzlich innerhalb der ersten Tiefschlafphase (ca. 15 - 60 Minuten nach dem Einschlafen) aus dem Schlaf hoch und fängt an, angstvoll zu schreien. Es ist dabei nicht wirklich wach, sondern "gefangen" in der Übergangsphase zwischen Schlafen und Wachen.
 
Die Angst des Kindes ist dabei echt - man kann sie messen und sie zeigt sich auch durch einen erhöhten Puls, Angstschweiß und eine beschleunigte Atmung. Nach 2-40 Minuten ist der Anfall vorbei und das Kind schläft meist ruhig weiter (oder erwacht richtig). Am nächsten Morgen kann es sich nicht an das Schreckenserlebnis der Nacht erinnern - die Eltern sind meist verstörter, als das Kind selbst. Bis zu 6% aller Kinder sind vom Nachtschreck betroffen, die Hoch-Zeit liegt zwischen dem 5. und 7. Lebensjahr. Es gibt eine familiäre Disposition dafür.

Wie erkenne ich einen Nachtschreck?


Im Gegensatz zum Albtraum findet der Nachtschreck in der Tiefschlafphase statt, während Albträume erst später in der Nacht, nämlich in der REM-Phase auftreten. Während des Anfalls ist das Kind nicht ansprechbar und reagiert nicht auf seine Eltern. Es weint und stöhnt, oft schreit es laut und die Augen sind weit aufgerissen, ohne wirklich zu sehen, manchmal schlägt es wild um sich oder springt sogar aus dem Bett heraus. Bei einem normalen Albtraum reagiert es irgendwann auf die Eltern, d. h. es lässt sich wecken und kann dann erzählen, was es geträumt hat. Kinder mit Nachtschreck lassen sich normalerweise nicht wecken - sollten es die Eltern doch schaffen, ist das Kind orientierungslos und verwirrt und weiß nicht, was los ist bzw. kann nicht erklären, was es gerade so geängstigt hat. Hier ein Video eines Kindes, das gerade einen Nachtschreck erlebt - das Ganze dauerte 20 Minuten und das Kind konnte sich am Morgen an nichts erinnern!


Was kann ich tun, während mein Kind einen Nachtschreck hat?


Da das Kind nicht wirklich wach wird, kann man es leider auch in keiner Weise beruhigen. Man kann versuchen, leise mit dem Kind zu sprechen und Sicherheit zu vermitteln, dass alles gut ist. Es ist jedoch unangebracht, zu versuchen, das Kind festzuhalten, um es zu beruhigen - normalerweise wird es dadurch nur noch wilder. Aufgabe der Eltern ist einfach, das Kind vor Gefahren zu schützen, im Prinzip wie bei einem Schlafwandler. Sichert spitze Ecken oder scharfe Kanten, legt ein dickes Kissen an das Bettende, damit das Kind nicht mit dem Kopf darauf knallt. Guckt, ob alle Treppen gesichert sind. Kinder mit Nachtschreck laufen gern auch mal in der Wohnung herum und fallen dann über herumliegende Kuscheltiere oder rutschen auf Autos aus. Räumt also den Boden frei. Auch Fenster und Türen sollten abgeschlossen werden. Wir haben (unabhängig vom Nachtschreck) abschließbare Fenstergriffe und eine Kette für die Wohnungstür. Ist der Nachtschreck vorbei, könnt ihr wieder ins Bett gehen - einen zweiten Anfall wird es in dieser Nacht nicht mehr geben.

Was kann ich tun, um einen Nachtschreck zu verhindern?


Im Prinzip nichts. Es ist unklar, wann und warum der Nachtschreck ausgelöst wird. Es wird vermutet, dass manche Kinder so schwierige Erlebnisse des Tages verarbeiten, daher könnt ihr euch vielleicht zur Routine machen, mit dem Kind ein "Bettgeflüster" abzuhalten, d. h. vor dem Einschlafen noch einmal alle schönen Erlebnisse des Tages Revue passieren zu lassen. Ob das wirklich hilft, sei dahingestellt, aber es ist trotzdem ein kuscheliges Abendritual.

Nach dem ersten Nachtschreck solltet ihr bei eurem Kinderarzt abchecken lassen, ob dieser durch das (seltene) Schlaf-Apnoe-Syndrom hervorgerufen wurde. Dieses ist etwas ernsterer Natur, lässt sich aber gut behandeln.

Weiterführende Informationen


Ich finde den Überblick auf der Internetseite "Das Anfallskind" sehr gelungen, ansonsten rate ich euch, in Foren wie bei Urbia.de, Wunschkinder.net oder Eltern.de zu stöbern, da es dort viele aufschlussreiche Berichte von Betroffenen gibt.
 
© Snowqueen





Bildnachweise
 
SOS: Andrea Damm  / pixelio.de
Krankenwagen: Thorsten Freyer  / pixelio.de
Fieberthermometer: Sigrid Roßmann  / pixelio.de
Kind schläft: Lucie Kärcher  / pixelio.de
Fenster: Thomas Max Müller  / pixelio.de
Kind auf Straße: Michael Neupert  / pixelio.de                          

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