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"Hirnzellen lieben Blinde Kuh" - Anette Prehn
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Meine Kinder streiten ständig - Tipps und Strategien für Geschwisterstreit
Geschwister streiten sich ständig. Das hört man von jeder Familie - und trotzdem hofft jede, dass sie eine Ausnahme ist. Durch die Diskussionen mit ihren Geschwistern lernen Kinder sehr viel. Sie lernen sich durchzusetzen oder wann es besser ist nachzugeben. Sie lernen zu verhandeln. Sie lernen nach und nach, ihre spontanen Impulse zu unterdrücken und mehr oder weniger zivilisiert miteinander zu reden. Geschwister wachsen aneinander und miteinander. Es ist wundervoll, Geschwister zu haben, und wir Eltern können einen großen Einfluss auf die positive Entwicklung der Geschwisterbeziehung haben.
Das Problem am Geschwisterstreit ist, wie nah es uns geht. Es rührt uns direkt an, weil es uns an die Streits mit unseren eigenen Geschwistern und die Reaktionen unserer eigenen Eltern erinnert, und weil es uns an unseren Qualitäten als Eltern zweifeln lässt. In Stresssituationen reagieren wir automatisch mit tief verwurzelten Techniken, die aus unserer eigenen Erfahrung stammen. Das ist an sich gut, weil wir so schnell handeln können, ohne nachzudenken. Leider sind aber unsere Techniken aber meistens eher kontraproduktiv. Wir haben aber die Möglichkeit, unsere spontanen Reaktionen sozusagen zu überschreiben. Das erfordert einiges an Arbeit und vor allem benötigen wir dazu neue Ressourcen. Ich hoffe, mit diesem Artikel einige Inspirationen geben zu können.
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Das Problem am Geschwisterstreit ist, wie nah es uns geht. Es rührt uns direkt an, weil es uns an die Streits mit unseren eigenen Geschwistern und die Reaktionen unserer eigenen Eltern erinnert, und weil es uns an unseren Qualitäten als Eltern zweifeln lässt. In Stresssituationen reagieren wir automatisch mit tief verwurzelten Techniken, die aus unserer eigenen Erfahrung stammen. Das ist an sich gut, weil wir so schnell handeln können, ohne nachzudenken. Leider sind aber unsere Techniken aber meistens eher kontraproduktiv. Wir haben aber die Möglichkeit, unsere spontanen Reaktionen sozusagen zu überschreiben. Das erfordert einiges an Arbeit und vor allem benötigen wir dazu neue Ressourcen. Ich hoffe, mit diesem Artikel einige Inspirationen geben zu können.
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Geschenke - altersgerechtes Spielzeug für Kinder im Alter von 5 bis 6 Jahren
Geschenkideen für Jungen und Mädchen zu Weihnachten oder zum 5. Geburtstag
Eigentlich haben 5- bis 6-jährige Kinder sehr genaue Vorstellungen davon, was sie sich zum Geburtstag oder vom Weihnachtsmann wünschen, doch manchmal will man als Eltrnteil vielleicht noch eine kleine Überraschung dazu legen. Für solche Fälle habe ich hier eine Liste mit Dingen, mit denen meine Kinder in diesem Alter gern gespielt haben. Dieser Artikel wurde von niemandem gesponsert und fällt daher nicht unter die Kategorie Werbung, sondern ist einfach meine persönliche Zusammenstellung als Mutter und Lehrerin. Die Verlinkungen (zu Amazon) sind Afilliate-Links, d. h. wenn ihr darüber einkauft, bekommt unser Blog automatisch ein paar Cent von Amazon, während ihr natürlich nicht mehr bezahlen müsst.
Magformers
Clics Bausteine
Die Clics Bausteine kommen bei uns immer auf Reisen zum Einsatz, z. B. auf langen Bahnfahrten. Sie sind leicht, klein und man kann sich damit gut die Zeit vertreiben, indem man kleine eckige Tiere baut. Ist jetzt nicht das aufregendste Spielzeug, aber kommt für Zwischendurch bei uns gut an.
Fantasy Fort Bausatz
Lego
Ich rate euch dringend, das Lego auf dem Flohmarkt zu kaufen, sonst wird man nämlich arm. Ich hatte das Glück, eine riesige Tasche mit den kleinen Teilen für 10 Euro auf einem Hinterhofflohmarkt abzustauben. Man kann das Lego in der Waschmaschine säubern, wenn man es in einen Bettbezug mit Reißverschluss legt und hinterher auf einem großen Handtuch zum Trocken auslegt. Für die Aufbewahrung habe ich mich bei Mamaskind.de inspirieren lassen, weil Sarah einfach besser aufräumt, als ich. Sie hat das Lego ihrer Kinder nach Farben sortiert, so dass einzelne Teile leichter zu finden sind.
Bauen meine Kinder mit kleinem Lego, kommt schnell mal ein Teil auf dem Boden abhanden. Wir haben deshalb eine Spieldecke gekauft, die das Chaos eingrenzt, und hinterher sehr schnell zusammengeknüpft werden kann und dann als Tasche für das gerade bebaute Lego fungiert. Ich habe mir sehr, sehr viele dieser Storage Bags angeguckt. Die meisten werden oben mit einem Band zusammengezogen. Das reicht sicherlich aus. Ich wollte jedoch eine Tasche, bei dem kein Teil herausfallen kann. Letzten Endes habe ich einen Spielteppich von Bagsystem gefunden, der mit Hilfe von drei Reißverschlüssen zu einer Pyramide zusammengezogen wird, und bei der tatsächlich oben nichts herausfällt. Man findet die Taschen gut bei Ebay Kleinanzeigen.
Nähmaschine
Hand-Nähset
Fräulein Chaos arbeitet lieber per Hand mit Nadel und Faden und bekam daher ein Nähset. Das, was wir kauften ist allerdings wirklich sehr billig, so dass ich am Ende noch ordentliche Nadeln und eine bessere Nageschere nachgerüstet habe. Auch der Einfädler ging sofort kaputt und wurde ersetzt. Insgesamt wird das Nähset aber bei uns oft genutzt und gehört daher zu den Geschenken, die sich wirklich gelohnt haben. Löcher im Bettlaken oder auch in meiner Schlafanzughose nähen meine Töchter mit Freude (und zunehmender Kompetenz).
Strickliesel
Die Strickliesel war kein Geschenk, das hier Begeisterungsstürme ausgelöst hat, aber zumindest hat das Erlernen der Technik eine regnerische Herbst-und Wintersaison überbrückt. Die entstehenden Wollfäden haben wir zum Schmücken des Weihnachtsbaumes genutzt. Das sah tatsächlich richtig super aus. Bei Stricklieseln aus Holz mussten wir feststellen, dass die Wolle oft innen verhakt (an dem rauen Holz), deshalb haben wir diese aus Acryl gekauft, welche viel besser funktionierte. Eine Häkelnadel habe ich noch dazu gekauft. Wenn die Kinder mit Begeisterung dabei sind, dann kann gibt es Bücher wie dieses, die zu komplexeren Kunstwerken inspirieren. Wem eine Liesel zu kompliziert erscheint, kann seinem Kind erst einmal einen Knüpfstern aus Holz (z. B von Kosmos) geben.
Messerset
Wer dem Blog oder unserem Instagram-Account folgt, weiß, dass meine Tochter Fräulein Chaos mit vier Jahren unbedingt kochen lernen wollte. Mit fünf war die Kochliebe noch immer groß (heute, mit sieben Jahren kocht sie ein bis zwei Mal pro Woche unser Abendessen), daher schenkten wir ihr dieses Messerset von Optinel le Petit Chef. Das Set ist fantastisch! Das Messer ist super, der Sparschäler auch. Beides scharf, aber in genau der richtigen Größe für Kinderhände. Es gibt auch noch ein Fingerschutz, den sie allerdings nie benutzt hat.
Kinderkochbuch
Von ihrer Oma hat Fräulein Chaos noch die Maus Kochbücher geschenkt bekommen, die ihr vom Optischen her sehr viel besser gefallen. Sie blättert darin viel öfter herum und überlegt sich, was sie kochen will. Tatsächlich nachgekocht haben wir aber erst zwei Rezepte daraus und sie konnte sie auch nur kochen, weil ich ihr vorgelesen habe. Falls ihr noch Empfehlungen für gute Kinderkochbücher habt, hinterlasst uns bitte einen Kommentar!
Hoppers (Solitär Spiel)
Hoppers ist ein Knobelspiel, das ähnlich wie das klassische Solitär gespielt wird. Es gibt eine Reihe von grünen und einen einzigen roten Frosch. Ziel ist, alle Frösche so übereinander springen zu lassen, dass am Ende nur der rote Frosch auf dem Feld steht. Es gibt Karten, die anzeigen, wie die grünen und der rote Frosch am Anfang auf dem Brett stehen sollten. Die ersten Karten sind sehr einfach, und für Fünfjährige gut zu lösen. Die nächsten Karten werden dann aber natürlich immer schwieriger, so dass sogar noch älteren Kinder und Erwachsene mitknobeln können. Hier wird spielerisch die Logik trainiert.
Schach
Mit fünf können Kinder, wenn sie Lust darauf haben, Schach spielen lernen. Bei uns fing es so an, dass wir in einer Jugendherberge übernachteten, die im Essenssaal ein Riesenschach aufgebaut hatten. Beim Abenbrot und Frühstück konnten wir andere Familien beim Schachspielen beobachten und meine Töchter waren hin und weg. Da sich die Faszination auch nach dem Urlaub nicht legte, kauften wir ein Schachspiel und eine App für das Handy, mit der das Spiel erlernt und geübt werden kann: Schach und Matt von Tivola.
Dame
Ich selbst habe als Kind lieber Dame als Schach gespielt, daher habe ich das natürlich auch gern an meine Kinder weitergegeben. Die einfachen Regeln sind für Fünfjährige gut verständlich.
Uno Junior oder Uno
Wir haben uns für die Uno Junior Version entschieden, weil hier ein noch ein Dreijähriger mitmischt. Vorteil dieser Variante ist, dass zusätzlich zu den Zahlen/Farben noch Tiere abgebildet sind, so dass auch Kinder mitspielen können, die die Zahlen noch nicht kennen. Fünfjährige kommen natürlich schon sehr gut mit der klassischen Variante zurecht. Mehr gibt es zu diesem Klassiker wohl nicht zu erzählen, ich denke, ihr kennt das Spiel alle.
Sagaland
Ohhh, wir hatten eine sehr, sehr lange und intensive Sagaland-Phase hier bei uns. Am Ende hatte ich wirklich schon keine Lust mehr, weil meine Töchter einfach immer abgesahnt haben. Am Anfang brauchten sie zwar etwas Hilfe, um die Strategie, die man verfolgen sollte, zu verstehen, aber danach gab es kein Halten mehr. Man würfelt sich so durch die Märchenwelt und darf, wenn man an einem Tannenbaum vorbei kommt, heimlich nachgucken, welches Symbol sich darunter verbirgt. Diese Tatsache muss man sich sowohl merken, als auch für sich behalten, damit man als Erster beim Schloss ankommt, sobald dort die passende Karte liegt. Denn wer dem dort lebenden König als erstes drei von ihm gesuchte Gegenstände/Symbole bringt, wird der nächste Herrscher des Landes. Im Prinzip ist es ein etwas komplizierteres Memoryspiel, aber wie gesagt, meine Töchter konnten davon nicht genug bekommen.
Großes Fahrrad
Im Alter zwischen 5 und 6 kann man durchaus ein neues, größeres Fahrrad schenken. Bei uns ist es ganz klassisch wieder ein Puky geworden, weil es davon einfach sehr viele bei Ebay Kleinanzeigen gibt und ich gerne gebraucht kaufe. Doch wenn ich so viel Geld zur Verfügung hätte, wie ich wollte, hätte ich eher ein Kokua Liketobike gekauft, da diese gute Qualität haben und sehr leicht sind. Das 16 Zoll z. B. hat nur 7,5 kg (im Gegensatz zu 9,5 kg bei Puky), das 20 Zoll hat 9,0 kg. Noch leichter sollen sogar die Woom Bikes sein. Das 16 Zoll (4-6 Jahre) wiegt nur 5,7 kg, das 20 Zoll (6-8 Jahre) wiegt 7,8kg ohne Pedale. Auch sehr leicht sind die Räder eines Familienunternehmens aus dem Allgäu - KUbikes - hier wiegt das 20-Zoll-Modell ab 5,6
Roller/Kickboard
Die allerbeste Geldinvestition waren bei uns Kickboard-Roller. Meine Kinder bekamen mit etwa 4 Jahren diese dreirädrigen Globber-Roller vom Flohmarkt und weil sie damit jeden Tag durch die Gegend sausten, habe ich mir einen Ruck gegeben und ein Jahr später die etwas teureren Kickboards von Micro gekauft. Jetzt mit 7 Jahren fahren sie noch immer gern damit und da der Lenker auf die passende Höhe einstellbar ist, wird er wohl auch noch eine Weile halten. Bisschen blöd ist, dass die Roller nur bis 50 kg tragen, d. h. ich kann sie nicht mal eben so nutzen. (Habe ich schon, er ist auch nicht zerbrochen, aber wohl ist mir dabei nicht.) Es gibt diese Kickboards auch in Erwachsenenversion bis 100 kg, aber diese sind sowohl teurer, als auch schwerer, so dass ich mich dagegen entschieden hatte.
Großes Stehpferd
Ich habe mich lange dagegen gesperrt, aber da Fräulein Ordnungs Einhorn- und Pferdeliebe nicht abebbte, habe ich doch ein Stehpferd gekauft. Da ich die meisten davon viel zu klein finde, habe ich lange nach dem passenden Pferd gesucht. Letzten Endes ist es Onchao der Marke Happy People geworden - dieses Pegagsuseinhorn trägt bis zu 100 kg und hat eine Rückenhöhe von 60 cm. Es ist dabei so leicht, dass es locker von unserem Dreijährigen durch die gegend getragen werden kann. Mag euer Kind keine Einhörner, gäbe es in der gleichen Größe auch noch Yakaris Kleiner Donner oder Sabrina und Amadeus von Bibi&Tina. Von Freunden weiß ich, dass die XXL Pferde von Sweety Toys besondere Freude machen. Sie sind noch etwas größer, also dann sogar für 8-Jährige noch nutzbar und wertig hergestellt. Als zusätzliches Must-Have für kleine Stehpferdhalter_innen könntet ihr noch ein Striegelset besorgen. Unseres ist von Jako-O und ich finde es ganz gut, Danielles Tochter hat dieses, was auch sehr schön ist.
Pony Cycle
Bei uns in der Nähe gibt es ein Einkaufszentrum, wo eine clevere Geschäftsfrau anbietet, gegen kleines Geld eine Runde auf diesen hübschen Rollpferden zu drehen. Fräulein Ordnung ist so verliebt in diese Pferde (und Einhörner), dass sie am liebsten ihr ganzes Taschengeld dort lassen würde. Wir haben sogar einen Teil ihres Kindergeburtstages dort verbracht, und es war eine Wonne, die fünf Kinder auf den Pferden "reiten" zu sehen. Wenn ihr also zuhause viel Platz und keine Teppiche habt, bzw. vor eurem Haus ein glattaspahltierter Weg ist und ihr auch noch so viel Geld übrig habt, dann überlegt euch, ob ihr vielleicht statt eines Stehpferdes dieses Rollpferd kauft. Durch eine Mechanik im Sattel und den Steigbügeln kann das Kind nämlich während des Sitzens das Pferd tatsächlich zum Rollen bringen. Der Sattel bewegt sich durch Drücken der Steigbügel immer ein Stück hoch und runter und die Rollbeine gleiten dadurch ein Stück nach vorn und hinten. Schwer zu beschreiben, aber einfach auszuführen. Die Größe M ist für 4-9 Jahre geeignet und trägt 45 kg. Sattelhöhe ist 64 cm.
Zügelmatz
In der Kita meiner Kinder wird eigentlich jeden Tag mit Zügelmatz Pferdchen gespielt. Allerdings braucht man immer zwei pferdeverrückte Kinder dafür, so dass sich die Investition bei uns zuhause nicht gelohnt hat. Dafür habe ich zwei regenbogenfarbene Zügelmatz für meine Schüler an der Schule gekauft und diese werden beim freien Spiel im Sportunterricht immer gern genutzt. Ein Kind lässt sich hier ins "Geschirr" einspannen, das andere hält die Zügel und sagt Hü und Hott. Die Pferdeleine von Busse ist ähnlich aufgebaut, die Zügel aber nicht ganz so stabil wie von Zügelmax. Preislich am günstigsten ist die Kinder-Pferdeleine von Eduplay, allerdings hatte ich die selbst noch nicht in den Händen.
Sylvanian Families
Polly Pockets
In meiner Kindheit waren Polly Pockets wirklich mini. Man verlor ständig die kleinen Figürchen, aber es waren trotzdem schöne Spielzeiten. Leider bekommt man die Polly Pockets aus den 90ern nur noch auf dem Flohmarkt oder bei Ebay Kleinanzeigen und meist kosten sie viel zu viel Geld. Aber schaut doch mal auf eurem Dachboden nach! Heutzutage sind die Polly Pockets Puppen etwa 10cm groß und man zieht ihnen komische Plastikkleider an. Ich finde sie nicht sooo toll, ehrlich gesagt, aber Fräulein Ordnung spielt unheimlich gern damit. Schon seit Jahren. Ihre Püppchen haben noch zwei Pferde und ein Auto, das reicht ihr an Zubehör eigentlich. Sie passen auch gut in eine Puppenstube.
Barbies
In die gleiche Kategorie wie Polly Pockets gehört auch Barbie. Ich finde sie doof, aber meine Tochter Fräulein Ordnung spiel ausdauernd damit. Barbies gibt es ja in millionenfacher Ausführung, insofern ist wirklich für jeden etwas dabei. Wenn euch die zu dünnen Figuren stören - es gibt mittlerweile auch normalgewichtige Fashionistats-Barbies.
Playmobil
Schleich
Turnset fürs Zimmer
Ich kann es nicht oft genug anpreisen: Kauft euren Kindern diesen Kletterdschungel! Es ist besonders im Herbst und Winter wirklich sinnvoll, wenn man wegen der Dunkelheit nicht mehr so lange draußen spielen kann. Alternativ könnt ihr, wenn eure Decken nicht so irrsinnig hoch sind, wie unsere, auch eine einfache Poledace-Stange ins Zimmer der Kinder montieren. Daran kann man super kreiseln, sich hochziehen etc.
Schnitzmesser und Schnitzset
Loombänder
Loombänder sind ein hübscher Zeitvertreib und vor allem Fräulein Chaos setzt sich oft für eine Weile hin und loomt Ketten oder Armbänder. Das ist mit 5 Jahren gut zu schaffen. Für die komplizierteren Sachen braucht man eine Anleitung und einen Webrahmen, aber ich denke, da muss man dann auch mindestens schon 7 Jahre alt sein, um das zu verstehen. Der Anfang des Loomens ist aber ganz leicht und macht Spaß!
Glitzerbilder
Metalldetektor
Reisebügeleisen
Diese vermaledeiten Bügelperlen sind hier immernoch beliebt. So beliebt, dass wir einen ganzen Weihnachtsbaum damit schmücken konnten (und das sah echt gut aus!). Weil ich es leid war, immer wieder zum Bügeln der Kunstwerke aufgefordert zu werden, habe ich ein kleines Reisebügeleisen gekauft, das genau richtig in die Hand eines fünfjährigen Kindes passt und auch nicht super heiß wird, aber die Perlen zuverlässig schmilzt. Meine Kinder sind mega begeistert und bügeln auch kleine Stofftaschentücher damit.
Bettelarmband
Haben wir nicht, finde ich aber eine schöne Idee. Man schenkt dem Kind zur Geburt ein leeres Arband und so nach und nach kommen dann mit jedem Meilenstein ein kleiner Anhänger dazu, z. B. ein kleines Seepferdchen, wenn euer Kind mit 5 Jahren des Seepferdchenabzeichen schafft. Je nachdem, welche Qualität ihr wählt, ist das eine ganz schöne Investition, aber es ist das eben auch eine Erinnerung fürs Leben.
Stickerbücher
Stickerbücher kommen bei meinen Kindern nur so semi gut an, ich kenne aber eine Menge Kinder, die sich damit auch stundenlang beschäftigen können. Danielle gefällt am besten die "Create your..."-Reihe. Die Hefte enthalten hunderte liebevoll gestaltete Sticker und jede Menge leere Szenen. Wirklich schön ist "Create yor Zoo" mit dem man viele Stunden damit verbringen kann, leere Gehege zu bekleben. Es macht großen Spaß zu überlegen, welche Tiere gemeinsam leben könnten und das komplette Umfeld kreativ zu gestalten. Die Hefte gibt es auch in den Versionen "Create your crazy City", "Create your Castle" , "Create your happy horses", "Create yor funny farm",und "Create your sweet home".
iPod /Mp3 Player
Sportbogen
Fräulein Chaos hat zum 5. Geburtstag Pfeil und Bogen bekommen und es war tatsächlich nicht so leicht, ein Set zu finden, das meinen Ansprüchen genügte. Einen einfachen Indianerbogen aus Holz hatten wir schon vom Flohmarkt, aber sie wollte das gern richtig als Hobby erlernen. Ich wollte allerdings auch nicht massig viel Geld dafür ausgeben. Letzten Endes bin ich beim Einsteigerset von Decathlon gelandet. Der Bogen war noch einen Tick zu groß für eine Fünfjährige, obwohl sie durchaus damit schießen konnte. Die 7- und 8-Jährigen Nachbarkinder kamen aber besser damit zurecht. Immerhin ist der Bogen gute Qualität, so dass sie auch jetzt noch, 2,5 Jahre später, gern damit spielt und er aussieht, wie neu. Ich würde raten, Bogenhandschuhe dazuzuschenken, weil das festhalten der Sehne mit der Zeit anstrengend ist.
Nerf-Gun
© SnowqueenLINK-NAME
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Fräulein Chaos empfiehlt ... Seife selbst herstellen

Ich wollte eigentlich richtige Seife herstellen, weil das Urmenschen-Mädchen Ayla, von dem mir Mama immer erzählt, das auch gemacht hat. Bei ihr ist es aus Versehen passiert. Jemand hatte gerade eine Fettsuppe auf dem offenen Feuer gekocht, als es anfing, doll zu regnen. Und als sie nach dem Regenguss wieder rauskam, war der Topf umgefallen und die Suppe in die Asche geflossen. Zusammen mit dem Regen hatte das irgendwie dann Seife ergeben. Das wollte ich auch machen. Aber Mama hat im Internet nachgeguckt und gesagt, man braucht eine Schutzbrille und Handschuhe und das wollte sie dann doch nicht. Deshalb haben wir Rohseife bestellt. Ich musste zwei Tage darauf warten. Das fand ich blöd.
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Spielzeugwaffen für Kinder - harmloses Zeug oder absolutes No-Go?
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"Schießkanonen" aus Duplo |
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"Gelassen durch die Jahre 5 bis 10" - Danielle Graf und Katja Seide
Unser neues Buch "Gelassen durch die Jahre 5 bis 10" will Eltern zurückführen zum bedingungslosen, sorgenfreien Annehmen ihrer Kinder, indem wir erklären, warum unsere Kinder entwicklungsbedingt manchmal nicht auf uns hören oder uns sogar absichtlich provozieren. Wir möchten dazu ermutigen, immer hinter das Verhalten schauen, Konflikte auf Augenhöhe miteinander zu lösen und auch in dieser Altersphase die Bedürfnisse aller in der Familie zu sehen und gegeneinander abzuwägen.
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Danielle empfiehlt... die Schulranzen von ergobag
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sofort adoptierter cubo |
Erinnert ihr Euch an unseren Schulranzentest vor zwei Jahren? Wir hatten zunächst recherchiert, worauf man bei der Wahl des Schulranzens wirklich achten sollte. Anschließend hatten wir die Schulranzen-Modelle getestet, die am besten bei Stiftung Warentest und Ökotest abgeschnitten haben - und schon damals war ich in diesem Zusammenhang ganz neugierig auf die Ranzen von ergobag. Sie hatten zwar wegen vermeintlich schlechter Sichtbarkeit und nicht ganz so guter Wasserbeständigkeit nicht mit "sehr gut" abgeschnitten, aber da es das Ranzenmodell des Jahres war und gefühlt jeder Erstklässler damit herumlief, hatte ich bei ergobag trotzdem angefragt, ob sie uns nicht auch ein Testmodell zur Verfügung stellen wollen. Mich hat der Ranzen damals absolut überzeugt - meine Tochter hatte sich dann aber für ein anderes Modell entschieden. Sehr zur Freude meines Sohnes, der sofort den ergobag adoptierte und fortan emsig durch die Gegend und sogar mit in den Urlaub schleppte.
Als dann vor ein paar Tagen eine Mail von ergobag in unser Postfach flatterte, ob wir nicht zum Schulstart meines Sohnes in diesem Jahr mal ein Modell aus der aktuellen Sonderkollektion testen und unseren Leserinnen und Lesern vorstellen wollen, habe ich gerne ja gesagt. Mein Sohn hat sich sofort schockverliebt und kann es jetzt kaum noch erwarten, endlich in die Schule zu gehen. Und auch ich bin wieder begeistert, wie toll und durchdacht man Schulranzen gestalten kann und das auch noch zu einem guten Teil aus Recyclingmaterial. Und weil ich den ergobag wirklich, wirklich toll finde, möchte ich ihn Euch heute gerne ausführlich vorstellen.
Drei verschiedene ergobags für die Grundschulzeit
Ergobag hat drei verschiedene Schulranzen für die Grundschulzeit im Sortiment:
- den klassischen ergobag pack,
- den ergobag cubo und
- neu den ergobag cubo light.
Was mir besonders gut gefällt ist die riesige Auswahl an verschiedenen Modellen - da ist wirklich für jeden Geschmack dabei. Von krassem Pink über klassisches Blau oder Rot bis hin zu (nicht ganz meinen Geschmack treffendem) Braun - liniert, kariert, gepunktet, neongelb, alles, was das Herz begehrt.
Neben den klassischen Modellen gibt es auch verschiedene Sondereditionen:
Schön, leuchtend, bunt - und was noch?
Das, was mir beim ergobag im Vergleich zu anderen klassischen Modellen als erstes positiv auffiel, war das Tragesystem. Das Rückenteil ist wirklich extrem gut gepolstert. Ein ebenso gut gepolsterter und extra breiter Beckengurt und ein zusätzlicher Brustgurt (höhenverstellbar) sorgen dafür, dass sich das Gewicht des Ranzens gleichmäßig verteilt. Die Höhe der Träger ist ganz einfach auf eine Körpergröße zwischen 1,00 und 1,50 m individuell einstellbar - der ergobag kann dadurch die gesamte Grundschulzeit quasi mitwachsen und auch von kleineren Kindern problemlos ergonomisch getragen werden. Das Rückenteil ist so gestaltet, dass es atmungsaktiv ist - gerade im Sommer ist das nicht zu unterschätzen. Ich sehe da regelmäßig an der Bushaltestelle Kinder, die ihren Ranzen abnehmen und bei denen der gesamte Rücken klatschnass geschwitzt ist. Gran-Canaria-erprobt kann ich eine sehr geringe Schwitzneigung beim Tragen bestätigen.
Im ergobag selbst gibt es eine abgetrennte Büchertasche, die dafür sorgt, dass die Bücher möglichst nah am Rücken transportiert werden, wodurch das Gewicht ideal und rückenfreundlich verteilt ist. Mit einem Gurt mit Schnallen können sie zusätzlich fixiert werden. Für Hefte wird eine spezielle Heftbox mitgeliefert, die dafür sorgt, dass alles knitterfrei und halbwegs geordnet transportiert werden kann. Im Deckel selbst ist auch noch mal ein separates Fach - bspw. für das Regencape oder extra Reflektorflächen.Mit am allerbesten gefällt mir der Verschluss des ergobag. Man möchte eigentlich meinen, dass es nicht so schwer sein kann, einen unkomplizierten Verschluss für einen Ranzen zu konzipieren, aber unser damaliger Schulranzen-Test zeigte schon, dass einige Modelle Schnallen haben, die selbst für Erwachsene schwer zu bedienen sind. Ich muss gestehen - beim ergobag hat es eine Weile gedauert, bis ich begriffen habe, wie man ihn öffnet (aber wenn man es einmal raushat, geht es dann auch ganz einfach). Das Schließen ist ein Kinderspiel - sobald sich die beiden Schnallenteile nähern, sorgt ihr Magnetismus dafür, dass sie sich ganz einfach verbinden. Ich habe das mal kurz für Euch gefilmt:
Ein weiteres Detail, das mich wirklich begeistert hat, ist die Vordertasche. Sie ist so konzipiert, dass sie sich je nach Füllmenge des Ranzens positioniert. Ist er bspw. komplett voll, dehnt sie sich nach außen aus und man bekommt ohne weiteres noch eine Brotbox und eine Trinkflasche (dafür gibt es eine extra Halterung, damit sie nicht umfällt) unter. Ist der Innenraum nicht ganz so voll, verschwindet der Inhalt der Außentasche quasi im Inneren des Ranzens. Dadurch ist die Ausdehnung des gesamten ergobag immer nur so groß, wie gerade nötig.
Eine der Besonderheiten beim ergobag sind die Kletties. An den Ranzen befinden sich vier Klettstellen, die mit verschiedenen Motiven ganz individuell gestaltet werden können. Insgesamt sind über 30 verschiedene Einzelkletties und Klettie-Sets erhältlich – von Piraten über Pferdemotive, Feen, Raumschiffe, Rennwagen und Ritter bis hin zu Landmaschinen, Fußball und Tierbabys.
Darüber hinaus gibt es noch vier verschiedene spezielle Blinkie-Kletties, die zwei blinkende LEDs enthalten, wodurch die Sichtbarkeit des Trägers noch mehr erhöht werden kann. Etwas ausgefallener sind die zwei Fancy-Klettie-Sets, die gestickt sind. Und auch für Funkel- und Glitzerliebhaber gibt es spezielle Einzelkletties – den Eisdrachen und ein Einhorn. Außerdem im Sortiment: spezielle Reflektor- oder Leuchtkletties. Wer es ganz individuell mag, hat auch die Möglichkeit, eigene Klettie-Sets zu mit Wunschmotiven zu gestalten. Wir haben das 2016 schon mal ausprobiert. Nach unserem Wochenende auf einem Reiterhof hat meine Tochter mit den Fotos ihre eigenen Kletties gestaltet:
Eine der Besonderheiten beim ergobag sind die Kletties. An den Ranzen befinden sich vier Klettstellen, die mit verschiedenen Motiven ganz individuell gestaltet werden können. Insgesamt sind über 30 verschiedene Einzelkletties und Klettie-Sets erhältlich – von Piraten über Pferdemotive, Feen, Raumschiffe, Rennwagen und Ritter bis hin zu Landmaschinen, Fußball und Tierbabys.
Darüber hinaus gibt es noch vier verschiedene spezielle Blinkie-Kletties, die zwei blinkende LEDs enthalten, wodurch die Sichtbarkeit des Trägers noch mehr erhöht werden kann. Etwas ausgefallener sind die zwei Fancy-Klettie-Sets, die gestickt sind. Und auch für Funkel- und Glitzerliebhaber gibt es spezielle Einzelkletties – den Eisdrachen und ein Einhorn. Außerdem im Sortiment: spezielle Reflektor- oder Leuchtkletties. Wer es ganz individuell mag, hat auch die Möglichkeit, eigene Klettie-Sets zu mit Wunschmotiven zu gestalten. Wir haben das 2016 schon mal ausprobiert. Nach unserem Wochenende auf einem Reiterhof hat meine Tochter mit den Fotos ihre eigenen Kletties gestaltet:
Darf´s etwas mehr sein? Zubehör
Es gibt unglaublich viel Zubehör für den ergobag - bei meinem Sohn weiß ich leider jetzt schon, dass ich sicher mal einen Sportbeutel oder eine neue Federtasche brauchen werde (warum das altersbedingt leider normal ist, erfahrt ihr übrigens in unserem neuen Buch).
Der Sportrucksack ist wirklich toll! Zum einen ist er geräumig genug, darin das komplette Sportzeug unterzubringen (das ist nicht selbstverständlich bei manchen Ranzensets!). Und dann hat er auch noch eine speziell abgeteilte Nasstasche, in vollgeschwitzte Sportkleidung oder nach dem Schwimmunterricht die triefende Badehose gepackt werden kann. Wir haben es am Wochenende erst bei einem Schwimmbadbesuch ausprobiert - das Fach ist wirklich zuverlässig wasserdicht. Der Rucksack kann mit wenigen Handgriffen mittig am Schulranzen befestigt werden, damit er möglichst nicht verloren geht.
Die Ranzen selbst haben durch große Reflektorflächen eine sehr gute Sichtbarkeit. Wenn man diese noch zusätzlich erhöhen möchte, kann man neonfarbene Zip-Flächen dazu kaufen, die mit einem Reißverschluss befestigt werden - erhältlich sind sie in Grün, Gelb, Orange oder Rosa und auch in zusätzlich reflektierender Version. Damit wird dann wirklich niemand mehr übersehen:
Weiteres Zubehör sind farblich passende Brustbeutel, Federtaschen, Rollmäppchen, ein Regenschutz (in fünf verschiedenen Ausführungen) und Trinkflaschen
Wusstet ihr, dass man PET-Flaschen einschmelzen und daraus ein Garn spinnen kann, mit dem man richtig stabile Stoffe weben kann? Ergobag verwendet bei der Herstellung ihrer Produkte Textilien, die aus 100 % recycelten PET-Flaschen bestehen. In den letzten Jahren wurden so ca. 33 Mio. PET Flaschen wiederverwendet. Das hat über 400.000 Liter Öl, knapp 75.000 Kubikmeter Wasser und über 1.600 Tonnen CO2 bei der Produktion gespart. Ergobag hat in konkreten Nachhaltigkeitszielen auch genau darauf geachtet, dass keine leeren Flaschen sinnlos von Asien nach Europa verschifft werden.
Die Produktion erfolgt nicht nur umweltfreundlich, sondern auch fair. Die Hersteller haben sich als Mitglied der Fair Wear Foundation verpflichtet, die Produktionsbedingungen laufend zu überprüfen, darauf zu achten, dass existenzsichernde Löhne gezahlt werden und die sozialen Bedingungen in der gesamten Lieferkette fair sind.
Das hat natürlich auch seinen Preis. Wenn man aber bedenkt, dass das Kind mindestens die nächsten vier Jahre (was bei dieser tollen Qualität auch ohne weiteres möglich ist) fast 200 Tage im Jahr seinen Schulranzen hin und her tragen muss - ist das für mich gerechtfertigt.
Wenn ihr demnächst einen Schulranzen kaufen geht, dann solltet Ihr Euch die Modelle von ergobag unbedingt mit anschauen. Achtet beim Anprobieren darauf, dass sie auf die korrekte Körpergröße eingestellt sind, damit sie perfekt zum Kind passen.
Abschließend noch ein Tipp für den Ranzenkauf: Lasst Euer Kind eine Auswahl an Ranzen ausprobieren, deren Motive ihm nicht gefallen - so konzentriert es sich allein darauf, welcher Ranzen am bequemsten sitzt und nicht, welcher ihm optisch am meisten gefällt. Für das am besten passende Modell kann ja dann in Ruhe das Wunschmotiv gewählt werden.
© Danielle
Die Produktion erfolgt nicht nur umweltfreundlich, sondern auch fair. Die Hersteller haben sich als Mitglied der Fair Wear Foundation verpflichtet, die Produktionsbedingungen laufend zu überprüfen, darauf zu achten, dass existenzsichernde Löhne gezahlt werden und die sozialen Bedingungen in der gesamten Lieferkette fair sind.
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Probiert den ergobag einfach mal aus
Wenn ihr demnächst einen Schulranzen kaufen geht, dann solltet Ihr Euch die Modelle von ergobag unbedingt mit anschauen. Achtet beim Anprobieren darauf, dass sie auf die korrekte Körpergröße eingestellt sind, damit sie perfekt zum Kind passen.
Abschließend noch ein Tipp für den Ranzenkauf: Lasst Euer Kind eine Auswahl an Ranzen ausprobieren, deren Motive ihm nicht gefallen - so konzentriert es sich allein darauf, welcher Ranzen am bequemsten sitzt und nicht, welcher ihm optisch am meisten gefällt. Für das am besten passende Modell kann ja dann in Ruhe das Wunschmotiv gewählt werden.
© Danielle
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Wir feiern unseren 5. Geburtstag und schenken Euch einen exklusiven Auszug aus unserem Buch
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser, heute ist der 13. Februar 2018 und damit unser 5. Blog-Geburtstag!
In den letzten Jahren haben wir uns zu diesem Anlass immer gegenseitig interviewt, aber heute wollen wir ein bisschen anders mit euch feiern. Als Dankeschön für eure Treue und die Leidenschaft, mit der ihr unseren Blog und unser Buch immer wieder anderen empfehlt, wollen wir euch heute einen exklusiven Auszug aus dem neuen Buch schenken. Zu Weihnachten durften unsere lieben Tipeee-Unterstützer schon die ersten fünfzig Seiten von #dgwaztmidwgddj5b10 lesen - für Euch alle legen wir heute noch ein paar brandneue Seiten über die Vorschulpübertät drauf! Viel Spaß beim Lesen wünschen euch
Danielle und Katja
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Kommunikationstechniken für Eltern - Nähe und Verständnis schaffen
Gastartikel
Du kannst nicht sprechen!

Du kennst Laute, Silben, Wörter.
Vielleicht denkst du, du kannst dich verständlich machen.
Oder verstehen.
Aber diese Laute, Silben und Wörter, diese Sätze, die du sagst, das ist nur Verpackungsmaterial: gelber Sack.
Den Inhalt kennt niemand so genau. Du auch nicht.
Woher ich das weiß?
Weil es fast allen so geht. Buddha vielleicht nicht, oder Jesus damals. Doch wer weiß? Vielleicht hat er mit seinen Jüngern auch übers Geschirrspülen und Müllraustragen gestritten. Vielleicht hat er sich unverstanden gefühlt und war enttäuscht.
Genau wie du?
Um aus dem Verpackungsmaterial "Sprache" etwas mehr mit "Inhalt" zu machen, braucht man eines ganz besonders:
Willen.
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Mein Kind geht in eine freie demokratische Schule - Lernen in Alternativschulen
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Schulweg |
Was ist eine Freie Schule?
Freie Demokratische Schulen sind staatlich anerkannte Ersatzschulen, in denen Kinder so frei wie möglich das lernen können, was sie interessiert. Sie müssen zwar am Ende ihrer Schulzeit die gleichen Prüfungen ablegen, wie Schüler/innen in klassischen Schulen, aber der Weg zum Wissen ist ein bisschen anders. Natürlich werden Kurse von Lehrerinnen und Lehrern angeboten, doch die Kinder bestimmen selbst, ob und wann sie diese besuchen wollen. Somit lernen nicht unbedingt Kinder gleichen Alters zusammen, sondern eher jene, die sich gerade für das selbe Gebiet interessieren. Manchmal kommen auch Kinder gleichen Niveaus zusammen, beispielsweise, wenn eine Gruppe von zehn Kindern etwas über Addition lernen will, aber für die einen noch 5+6 schwierig ist, während die anderen schon locker im Millionenbereich arbeiten. Dann würden sich diese zehn Kinder in zwei oder drei Gruppen aufteilen.
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woom bikes - leichter, bunter Fahrspaß
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Ein paar Wochen später tauchte im Fahrradraum unserer Kita das erste kleine 16-Zoll-woom bike auf. Neugierig schlich ich drum herum. War es wirklich leichter als andere? Ich hob es hoch. Joah, schon...aber mei, sooooo viel leichter nun auch nicht. Ich schrieb die Marke woom in Gedanken ab. Nur eine gute Werbestrategie, offenbar.
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"So viel Freude, so viel Wut" - Nora Imlau
Für die Autorin Nora Imlau - selbst Mutter eines gefühlsstarken Kindes - war es beruhigend zu erfahren, dass es in allen Kulturen Kinder mit diesem ganz speziellen Temperament gibt. Das Gefühl, nicht alleine zu sein, mit Kindern, die Verhaltensweisen zeigen, über die andere verständnislos den Kopf schütteln, war enorm erleichternd für sie. In ihrem neuen Buch „So viel Freude, so viel Wut“ teilt sie ihre persönlichen Erfahrungen und hat viele Ideen und Tipps gesammelt, wie man gefühlsstarke Kinder verstehen und liebevoll begleiten kann.
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"Ein Kind in diesem Alter muss körperlich spüren, was Autorität heißt" - Eine Betrachtung des Films Elternschule
Eine Bemerkung vorweg. Ich habe die Trailer zum Film bewusst nicht vorher gesehen, war aber am Samstag im Kino, um mir den Film in voller Länge anzuschauen. Alles andere wäre unprofessionell. Heute versuche ich nun, die Erzählstränge zu den einzelnen Kindern, die im Film portraitiert wurden, nachzuerzählen. Es kann sein, dass meine Erinnerung nicht ganz vollständig ist, oder ich einige Szenen dem falschen Kind zuordne. Solltet ihr solche Unstimmigkeiten bemerken, bitte ich euch, das in den Kommentaren zu vermerken, damit ich es ändern kann. Es geschieht weder in böser Absicht, noch um die Botschaft des Filmes zu verzerren.
Mittlerweile gibt es auch sehr viele sehr gute Artikel zu diesem Film, die ihr lesen könnt, um die Methoden der Klinik richtig einordnen zu können. Letzten Endes bräuchte es meinen Artikel gar nicht mehr dazu, denn es wurde eigentlich schon alles gesagt. Diese hier fand ich besonders aufschlussreich: Herbert Renz-Polster: erster Eindruck, ein Nachtrag zum ersten Eindruck, ein Blick auf die Therapie, Katia Saalfrank: Erziehungsmethoden wie in Elternschule, Astrid vom Blog Mrs. Eastie: erste Eindrücke vom Film, Behandlungsmethoden und Konzept, Hella Dietz in die Zeit: Elternschule: geheilt oder nur gehorsam?, Sarah vom Blog Liebensart: Bindungstheorie ist kein Märchen, Anja vom Von guten Eltern Blog: Eine Dokumentation namens Elternschule , Susanne vom Geborgen Wachsen Blog: #herzensschule, Bundesverband Psychiatrieerfahrener: offener Brief, Kindheitsforscher Michael Hüter: Ich bin entsetzt und eine Stellungnahme des Deutschen Kinderschutzbundes.
Ort des Geschehens: Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen
Leiter der Klinik: Dietmar Langner
Neurodermitiker, 2 Jahre alt, hat Trotzanfälle und "hört" nicht auf Mama
Man sieht Mohammeds Mutter im Vorgespräch mit Herrn Langner. Sie erzählt, dass er im Familienbett schläft, einschlafbegleitet wird, aber spät einschläft, ca. 22 Uhr. Er mag es, wenn sie ihm dabei die Hände und Füße massiert. Seine Neurodermitisschübe kommen meist, wenn er sich aufregt oder Stress hat, deshalb haben sie und ihr Mann in der Vergangenheit versucht, Mohammeds Wünsche so gut es geht zu erfüllen. Herr Langner antwortet, Mohammed müsse lernen, dass es Autorität gibt. "Er ist ja im Moment der Boss, ne?" - "Ja, schon..." gibt die Mutter zu. "Ja, aber jetzt nicht mehr. Autorität gibt den Kindern ja auch Sicherheit. Einem so kleinen Kind kann man das nicht erklären. Ein Kind in dem Alter muss spüren, was Autorität heißt."
Was der letzte Satz bedeutet, sieht man später im Film, ich komme darauf zurück. Ich möchte jedoch zunächst auf das Einschlafverhalten eingehen. Mohammed mag es, massiert zu werden, er schläft dabei besser ein. Für sein Gehirn ist dieses Massieren ein Einschlafsignal geworden. Diese können manchmal für Eltern anstrengend werden. Wir haben schon darüber geschrieben, wie man solche Einschlafsignale bedürfnisorientiert abgewöhnt. Es können sich sehr nervige Einschlafsignale einschleichen, ja, und diese können Eltern tatsächlich bis an den Rand der Kräfte bringen, aber das machen die Kinder nicht absichtlich. Sie finden es einfach angenehm. Dass Kinder gern im Familienbett schlafen und auch einschlafbegleitet werden, ist natürliches evolutionäres Verhalten. Auch Herr Langner geht in seinen Elternkursen darauf ein, dass das Gehirn der Kinder sich nicht an die neuzeitlichen Bedingungen angepasst hat, sondern Instinkten folgt, wie sie schon in der Steinzeit zu finden waren. Er zieht daraus aber andere Schlüsse. Er sagt nämlich, deshalb sei ein "Kind der größte Egoist auf der Welt. Er muss dafür sorgen, dass wir [Eltern] für ihn rennen. Er will überleben, wie es mir [Elternteil] geht, ist ihm scheißegal."
Tatsächlich ist es aber so, dass egoistisches, die Eltern abstoßendes Verhalten eher zum Gegenteil führen würde - die Eltern würden sich nicht mehr so gern um dieses Kind kümmern. Es kann keine von der Natur angelegte Strategie sein, als Kind über die sprichwörtlichen Leichen seiner Eltern hinweg zu gehen, um selbst zu überleben. Gegen diese "Egoisten"-Theorie sprechen alle neusten neurologischen Erkenntnisse, z. B. dass der Mensch ein soziales Gehirn hat, welches genau dann glücklich machende Hormone an das Belohnungszentrum sendet, wenn ein Mensch sich als wertvollen Teil einer Gemeinschaft empfindet. Wird ein Mensch jedoch aus einer Gemeinschaft ausgestoßen (z. B. ein Kind auf sein Zimmer geschickt), feuern die Areale im Gehirn am meisten, die auch bei körperlichem Schmerz aktiv sind. Der Mensch fühlt also die gleichen Schmerzen bei sozialem Ausschluss, wie bei einer echten Wunde. Deshalb sind Erziehungsmethoden, die auf solchem sozialen Ausschluss fußen (z. B. kalte Schulter zeigen) ja so furchtbar effektiv. Ein Kind würde sich sonstwie verbiegen, nur um wieder in die Familie aufgenommen zu werden. Der Neurobiologe und Arzt Joachim Bauer schreibt dazu in seinem Buch "Warum ich fühle, was du fühlst":
Man sieht Mohammed mit seiner Mutter und einer der Klinikschwestern später noch einmal im Park. Er soll allein laufen, doch er will sich immer wieder auf den Boden werfen. Seine Mutter und die Schwester halten ihn jeweils an einem Arm oben. Auf einem Spielplatz versucht die Mutter, ihn in eine Schaukel zu setzen, was er nicht möchte. Schnitt, man sieht Herrn Langner mit der Mutter sprechen und die Trotzphase erklären: "Die Kinder denken: Ich bin wichtig, wie es anderen geht, ist mir scheißegal. Als Babys haben Kinder natürliche Reflexmuster wie Weinen und ab 2 Jahren wenden sie diese dann bewusst als Strategie an, um die Erwachsenen weichzukochen: Weinen, Beißen, Schreien, Werfen. Das ist eine normale Entwicklungsphase, aber was machen wir da jetzt? Wir müssen führen."
Natürlich müssen wir Erwachsenen führen. Die Frage ist aber, wie sieht diese Führung aus? Gehe ich davon aus, dass mein Kind mich bewusst ärgert, um seinen Willen durchzusetzen, dann muss ich selbstverständlich gegen es kämpfen, um die Oberhand zu behalten. Dann ist der Wutanfall im Supermarkt bei einem Nein zur Schokolade ein klares Anzeichen dafür, dass das Kind seinen Wunsch auf Biegen und Brechen durchsetzen will und das Familienleben eine Art Krieg, in dem jeder versucht, die Alphaposition des Rudels zu übernehmen. Wir Erwachsenen sind ständig damit beschäftigt, uns nur ja nie die Zügel aus der Hand nehmen zu lassen. Oder aber gehe ich davon aus, dass Kinder von Natur aus kooperative Wesen sind, die aber aufgrund der Unreife ihres Gehirns sich in manchen Situationen noch nicht so gut zurücknehmen können, wie Erwachsene. Dann würde man den Wutanfall im Supermarkt sehen als eine riesige Enttäuschung beim Kind und das Überwältigt-Werden von seinen Gefühlen, die es erst noch beherrschen lernen muss. Dann bleibe ich als Erwachsener trotzdem bei meiner Entscheidung, die Schokolade nicht zu kaufen (ich führe also), aber ich habe nicht das Gefühl, mein Kind will mich mit seinem Weinen "weichkochen". Ich kann deshalb mitfühlend und empathisch reagieren und es trösten, weil ich gut nachvollziehen kann, wie traurig es darüber ist, keine Schokolade zu bekommen.
Wieder Schnitt, etwas später im Film sagt eine Schwester zur anderen: "Mohammeds Mutter hat zu viel Mitleid und hilft zu viel. Sie ist schon wieder auf ihn reingefallen." Sie soll üben, in einer Ecke des Raumes ein Buch zu lesen, während ihr Sohn von einer Schwester gefüttert wird. Dabei wird sie beobachtet, hinterher wird das im Schwesternzimmer ausgewertet. "Ich glaube, heute hat sie das erste Mal wirklich gelesen und nicht nur draufgestarrt. Sie macht Fortschritte!"
Schnitt, Zwischenbericht drei Monate später. Mohammeds Mama ist glücklich und dankbar. Der Aufenthalt war ein Erfolg. Mohammed schläft nun durch und geht in den Kindergarten. Sie und ihr Mann können wieder arbeiten gehen, so hat jeder seins, sie mag es nicht, nur Zuhause zu sein, so eine Frau sei sie nicht. Sie bedankt sich sehr ehrlich und überschwänglich dafür, dass die Klinik ihr so geholfen habe.
etwa 2 Jahre alt, beißt und ist "bockig", schreit viel, isst wenig
Man sieht Joshuas Mutter beim Eingangsgespräch mit Herrn Langner. Joshua sitzt unterm Tisch an ihrem Bein und beißt immer wieder hinein. Seine Mutter reagiert ungehalten, und sagt, er solle doch jetzt mal aufhören. Es scheint, als kenne sie es schon, von ihm gebissen zu werden. Vielleicht ist es einer der Gründe, warum sie hier ist.
Nun, er ist erst zwei Jahre alt. Beißen ist vermutlich hier in dieser Situation sein Kommunikationsmittel. Was er eigentlich sagen will ist: "Hey Mama, du unterhältst dich jetzt schon viel zu lange mit diesem Mann da. Bitte wende dich doch auch mal wieder mir zu. Hey, Mama! Ich bin auch noch da. Mama, lass uns doch jetzt mal gehen." Dass Beißen nicht okay ist, steht außer Frage und dass man Joshua bessere Kommunikationswege aufzeigen sollte, auch. Aber Hauen, Beißen, Spucken usw. sind keine Verhaltensweisen, die aufzeigen, dass ein Kleinkind irgendwie schlecht erzogen wäre - sie sind in dem Alter total normal.
Nachdem Herr Langer sagt, ein Kind in dem Alter müsse Autorität auch körperlich spüren, sieht man den kleinen Joshua in den Armen einer großen Schwester. Sie versucht, ihn zu füttern, doch er wehrt sich nach Kräften gegen den Eingriff auf seine Integrität. Er strampelt mit den Beinen. Die Schwester klemmt diese kurzerhand zwischen ihren Oberschenkeln fest. Daraufhin versucht er mit seinen Händen, den Löffel von seinem Mund wegzuschieben. Er weint und ruft nach seiner Mama. Die Schwester beendet das Essen, doch der Kleine darf nicht zur Mutter. Erst soll er sich beruhigen. Man sieht die beiden auf dem Klinikflur. Joshua will sich auf den Boden werfen, um zu weinen, doch er wird von der Schwester immer wieder (sanft) auf die Beine gestellt. Er soll sich beruhigen UND alleine laufen. Er weint immer noch laut. In der nächsten Einstellung sitzt Joshua leise schluchzend auf einem Stuhl im Schwesternzimmer. Hinter ihm sind Monitore zu sehen, über die andere Kinder beim Essen überwacht werden. Immer wieder flüstert er: "Mama!". Ob er sich in diesem Moment genügend beruhigt hat, um zur Mama zu dürfen, erfährt man als Zuschauer nicht, denn nun gibt es einen Schnitt zur "Mäuseburg", einer Art Spielzimmer, in dem die Kinder Trennungsfähigkeit lernen sollen. Neben einigen anderen Kindern sieht man auch hier Joshua, deshalb bleibe ich bei meiner Beschreibung der Situation bei ihm.
Die leitende Schwester der Mäuseburg erklärt den Eltern, dass die Kinder in dem Raum "frei Spielen dürfen". Das freie Spielen sei ein ganz großes Thema, das Kinder lernen sollten. Deshalb sollen die Eltern ihr Kind frohen Mutes abgeben (und nicht selbst unsicher sein, ob diese Trennung gut fürs Kind sei), ihm einen Kuss geben, sich dann umdrehen und gehen. Die Eltern tun, wie geheißen, doch man sieht sie geduckt über den Flur schleichen, nachdem sie hören, wie ihre Kinder in Protestgeschrei ausbrechen. Ein Kind schreit besonders laut - es ist Joshua. Die Eltern sitzen im Frühstücksraum. Sie haben die Anweisung, zu frühstücken und sich zu entspannen. Alle sitzen angespannt und lauschen zur Mäuseburg. "Das Laute ist meiner", sagt Joshuas Mutter resigniert. Man sieht Joshua unter einem Waschbecken hocken, er schreit wirklich in höchster Not. Er wirft die Arme hin und her, sich selbst auf den Boden und gibt alles, um gehört zu werden. Schnitt des Filmes zum Schulungsraum der Eltern. Herr Langner erklärt den anwesenden Eltern, warum es wichtig ist, dass Kinder Trennungsfähigkeit lernen und dass Kinder in so einer Trennungssituation alles von ihrem Repertoire abrufen würden, was je funktioniert hat, um die Eltern umzustimmen. Wieder Schnitt in die Mäuseburg. Man sieht nun alle Kinder weinend und schreiend auf den Matten liegen. Ja, die geben wirklich alles, was sie haben. Ein etwa 1,5 Jahre altes Kind ist noch ruhig. Mit großen Augen betrachtet es die Situation. Die Schwester kommt und nimmt ihm den Nuckel aus dem Mund. "Den brauchen wir hier drin nicht!" sagt sie, und legt ihn in ein angrenzendes Zimmer. Nun weint auch dieses Kind herzzerreißend.
Wieder Schnitt in den Schulungsraum. Die Leiterin der Mäuseburg erklärt den Eltern, dass 95% der Informationen über Körpersprache auf die Kinder wirken. Deshalb sollen die Eltern innerlich wirklich daran glauben, dass es den Kindern in der Mäuseburg gut geht, damit die Kinder beim Abgeben auch spüren, dass die Eltern dahinter stehen. Herr Langner erklärt, warum es wichtig ist, dass die Kinder unabhängig vom Alter (also auch Babys) mindestens eine halbe Stunde (bis zu vier Stunden) in der Mäuseburg bleiben. Er malt eine Erregungskurve an die Tafel und referiert darüber, dass die Kinder ja nun am Anfang sehr erregt seien und weinen würden. Damit stiege ihre Erregungskurve auf das Maximum. Würde man sie nun abholen, würden sie sich merken, wie schlimm die Mäuseburg sei und würden am nächsten Tag noch mehr schreien. Würde man aber abwarten, bis sie sich selbst beruhigen, und das sei etwa nach einer halben Stunde, und sie erst dann abholen, würden sie verinnerlichen, dass so eine Trennung doch gar nicht schlimm sei. Die anwesenden Eltern nicken verständig. Klingt logisch. Schnitt zu Joshua, der erschöpft auf der Matte der Mäuseburg liegt und nicht mehr schreit. Schnitt zu den Eltern am Frühstückstisch. Sie bemerken erstaunt dass sie die Zeit ganz vergessen und sich verquatscht haben. Schnitt zum Abholen. Man hört Kinder laut schreien und weinen, doch die Kinder, denen die Kamera folgt, also auch Joshua und der Junge mit dem (jetzt nicht mehr) Nuckel, sind ruhig und lassen sich von ihren Eltern in den Arm nehmen. Schnitt zu in Zeitlupe über den Klinikflur rennenden, lachenden Kleinkindern. Joshua ist nicht darunter. Ob diese Szene wirklich direkt nach dem Aufenthalt in der Mäuseburg gefilmt wurde, erfährt der Zuschauer nicht, es wird aber klar suggeriert: Seht her, es hat nicht geschadet, im Gegenteil, nun lachen sie und sind total entspannt.
Nehmen wir die Theorie unter die Lupe, dass Kinder lernen können, sich selbst zu beruhigen. Gerät ein Gehirn in die Krise, setzt normalerweise ein Prozess ein, der Stressregulation genannt wird. Ein Erwachsener würde z. B. sich selbst gut zureden oder tief durchatmen. Kinder können dies jedoch noch nicht. Sie bringen zwar einen Grundstock an Fertigkeiten aus dem Mutterleib mit, um Gefühle zu regulieren und dabei entstehenden Stress auszuhalten. Babys z. B. drehen sich von einer Stressquelle weg oder Nuckeln am Daumen, um sich selbst zu beruhigen. Der größte Teil der Stressregulationsstrategien wird jedoch erst im Laufe des Lebens entwickelt. Sie werden maßgeblich durch die Hilfe von feinfühlig regierender Erwachsener erlernt. Hat das kindliche Gehirn nämlich zu viel Stress, überfordert das seine noch in den Kinderschuhen steckenden Selbstregulationsmöglichkeiten. Es braucht dann Fremdregulation, um sich wieder beruhigen zu können: Körperkontakt, möglichst sogar Hautkontakt zu geliebten Personen. Dieser Körperkontakt löst einen Ausstoß von Oxytocin aus, welcher sich positiv auf das Stresszentrum des Gehirns auswirkt. Wird dem Kind jedoch der Kontakt zur Bindungsperson untersagt, und sind anwesende fremde Erwachsene unresponsiv (wie die Schwester in der Mäuseburg), löst der entstehende Stress eine Erregung des sympathischen Nervensystems aus, welches für Flucht und Kampf verantwortlich ist. Kann ein Kind aufgrund seiner körperlichen Unreife weder kämpfen noch flüchten (wie die Kinder in der Mäuseburg), gerät das Gehirn in eine akute Krise und löst eine archaische Notfallreaktion aus.
Bindungsforscher Karl-Heinz Brisch sagt, Babys und Kleinkinder werden dann von jetzt auf gleich stumm und frieren gleichsam ein. Man bezeichnet diesen Moment als "Abschalten". Nach Brisch wird das Gehirn der Kinder dabei die Wahrnehmung von Angst, Schmerz oder Panik ausschalten. Die Kinder wirken dann nach außen gefasst und ruhig, allenfalls ein bisschen starr. Man merkt ihnen nicht mehr an, dass sie Angst oder Schmerzen haben, doch innerlich bleibt der große Stress erhalten. Das, was die Klinikbetreiber also als Erfolg verbuchen (er hat sich alleine beruhigt, er hat die Trennungssituation gemeistert) ist in Wirklichkeit das Ende eines Notfallprogramms des Gehirns, das keinerlei positive Lernerfolge hinterlässt. Wir werden diese Notfallreaktion später noch einmal beim "Schlafenlernen" besprechen. An dieser Stelle stellt sich mir die Frage: Warum wurde dem Kleinen der Nuckel weggenommen? Immerhin konnte er ja mit seiner Hilfe zunächst den Stress wegnuckeln. Das ist doch sehr kompetent?
ca. 2 Jahre alt, sehr dünn, erbricht seine Milch immer wieder
Diesmal sieht man Felix in den Armen der Schwester, sie versucht ihn zu füttern, er will nicht. Sie erzählt später: "Er hat 5 Löffel gegessen, dann habe ich im Kampf nochmal 5 Löffel in ihn reinbekommen, aber dann war Schluss. Es hat 45 Minuten gedauert, bis er sich wieder beruhigt hat...." Schnitt, man sieht Langner im Gespräch mit der Mutter: "Durch die OPs, die er schon früh im Leben erlebt hat, hatte er ja Kontrollverlusterlebnisse, deshalb versucht er jetzt, alles unter Kontrolle zu bekommen. Auch das Essen. Das Kind denkt jetzt schon taktisch: Wenn ich in einem Bereich damit durchkomme, dann in einem anderen Bereich auch."
Felix ist 2 Jahre alt! Wie soll er denn taktisch denken, wenn ihm die neuronalen Verschaltungen und Meilensteine wie Perspektivenwechsel (Theory of Mind) noch nicht hatte? Das ist leider totaler Blödsinn, was da erzählt wird. Das Schlimme ist, genau darauf fußt die gesamte Therapie, so, wie man sie im Film sieht. Nämlich auf der Annahme, Kinder seien Egoisten, die alles dafür tun würden, ihre eigenen Interessen durchzusetzen und die man daher erst "gut erziehen" müsse. Passend dazu auch das Bild an der Mäuseburg, auf dem kleine Teufelchen in die Burg hineingehen und kleine Engel wieder rauskommen.
Immer wieder sieht man, wie die Schwestern versuchen, Felix zu füttern, doch es klappt nicht. Es wird beschlossen, dass er nun doch eine Sonde braucht. Der leitende Arzt untersucht den Jungen in Gegenwart der Mutter. Er bescheinigt ihm einen eigentlich ganz guten körperlichen Zustand. Das Kind ist klein und dünn, aber agil. Eigentlich kein Grund, eine Sonde zu setzen, doch es ist kurz vor dem Wochenende und es sei besser, das jetzt schon zu machen. Die Mutter bricht in Tränen aus, hat es sicher aber schon gedacht und nickt tapfer. Den Eingriff selbst sieht man nicht, doch man sieht eine Schwester der anderen folgendes erzählen: "Er hat sich so gewehrt, wir mussten ihn zu zweit sondieren. Anna hat ihn festgehalten und ich habe die Sonde gesetzt. Anders wäre es gar nicht gegangen."
Vielleicht wäre es günstig - ich hoffe sehr, das wurde im Vorfeld durch das Team der Klinik gemacht - hier mal auf das gesamte Familiengefüge zu schauen. Beide Eltern von Felix sind übergewichtig, beide haben riesige Angst, er könnte irgendwie verhungern. Möglicherweise war Felix ein Frühchen (ich hatte das Wort "korrigiert" aufgeschnappt, was mich das vermuten lässt) und es stand nicht fest, ob er überleben würde? Dann wäre klar, dass das ein Trauma ist, welches die Eltern erst einmal verarbeiten müssen. Hinzu kommt, dass sie vielleicht überschätzen, was so ein kleines Kind insgesamt isst. Sie essen beide offenbar mehr, als ihr Tagesbedarf an Kalorien hergibt, ich vermute also, dass sie auch ihrem Kind mehr geben wollen, als es Bedarf hat. Da kleine Kinder aber noch sehr gut wissen, was sie brauchen, hat er sich vielleicht immer wieder verweigert (weil er schon satt war), was die Eltern in Panik versetzt haben könnte, schließlich müssen sie ihn "am Leben halten". Sie versuchten also vielleicht vehementer, ihn zum Füttern zu überreden und er reagierte vielleicht vehementer in seiner Abwehr. Schon wären sie mitten drin im Teufelskreis. [Nochmal, das ist alles Spekulation meinerseits von dem wenigen, was ich im Film gesehen habe]. Von einer guten Klinik würde ich erwarten, darauf einzugehen. Die Eltern darin zu schulen, wie sie Sättigungsignale bei ihrem Kind erkennen und beachten können. Ihnen beizubringen, wie klein so ein Kindermagen ist und was da nur reinpasst. Ihnen anraten, selbst eine Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen (bzw. ihnen das in der Klinik gleich anbieten). Ihnen helfen, das Geburtstrauma (oder was da auch immer im Hintergrund steht) aufzuarbeiten.
Hilfe bei schlecht essenden oder trinkenden Kindern erhaltet ihr hier:
Man sieht Felix am Ende noch einmal in einer Zeitlupenaufnahme, in der alle vorher schlecht essenden Kinder in Zeitlupe beim problemlosen Gefüttertwerden zeigen. Auch sieht man, offenbar bei der Nachbesprechung drei Monate später, den Vater im Essensraum seinen Sohn füttern. Er wird über Monitor betrachtet, man entscheidet, dass das gut aussieht, er auch nicht zu langsam füttert und der Sohn brav das Mündchen aufmache.
Felix´ Eltern scheinen den Aufenthalt in der Klinik zwar einerseits dringend zu wollen, andererseits jedoch aus tiefstem Herzen abzulehnen. Das zeigt sich besonders, als sie ihren kleinen Sohn nach zwei Tagen Aufenthalt und Schlafen im Familienzimmer nun in einem Gitterbettchen allein in einem Raum schlafen lassen sollen. Dieses Allein-Schlafen ist Standard in der Klinik. Es geht so vonstatten, dass die kleineren Kinder in ein Gitterbettchen gelegt werden, in einen Raum mit Videoüberwachung geschoben werden, die Eltern geben ihnen ein Küsschen, dann gehen sie hinaus und machen das Licht aus. Mehr Interaktion soll es von den Eltern nicht geben bis zum nächsten Morgen. Die Kinder werden jedoch von dem Klinikpersonal über Nachtkamera überwacht, und ab und zu schaut die Nachtschwester mit der Taschenlampe in den Raum hinein. Die älteren Kinder schlafen in kleinen Bettchen in einem Raum voller Spielzeug (der Mäuseburg?), da sie ja auch zuhause vermutlich im Kinderzimmer schlafen werden. Es soll also geübt werden, nachts zu schlafen, und nicht zu spielen. Felix Eltern befolgen diesen Ablauf, aber seine Mutter kann sich am ersten Abend absolut nicht von ihm trennen. Immer wieder geht sie zurück ins Zimmer und küsst ihren Sohn, will nicht das Licht ausmachen und ist innerlich so zerrissen, dass sie auf dem Flur unruhig auf- und abläuft.
Auch Felix´ Vater findet die Therapie zu hart. Eine Schwester erzählt der anderen, er hätte sie angeschrien, das hier sei Quälerei und er würde morgen abbrechen. "Ja, kann er ja machen." antwortet die andere. Schnitt, auch Tage später noch sieht man Felix Mutter weinend vor der geschlossenen Tür stehen. Die Schwester kommentiert das im Schwesternzimmer mit: "Sie sind immer noch im Negativkreislauf. Sie denkt, sie muss ihr Kind am Leben halten." Später sieht man noch einmal eine Gute-Nacht-Situation mit Felix und seiner Mutter. Diesmal reißt sie sich furchtbar zusammen, schiebt ihn hinein, gibt ihm einen Kuss und geht dann hinaus. Beim Hinausgehen macht sie das Licht aus, und gleich wieder an. Kurz steht sie unsicher vor der Tür, dann geht sie schnellen Schrittes davon. Die Schwestern loben sie im Schwesternzimmer. Sie hätte zwar vergessen, das Licht auszumachen, aber insgesamt sei sie heute viel weiter, als die letzten Tage.
Es steht außer Frage, dass man ein Kind "zum Schlafen bringen" kann, indem man sein Weinen einfach ignoriert. Interessanterweise erklärt Herr Langner den Eltern im Seminar richtigerweise, dass man Schlaf nicht trainieren könne. Man könne nur die richtigen Rahmenbedingungen dafür schaffen. Dem stimme ich sogar zu. Nur gehen unsere Sichtweisen, was diese guten Rahmenbedingungen sind, in zwei komplett unterschiedliche Richtungen. Natürlich können ein fester Tagesablauf mit einer festen Schlafenszeit, ein komplett dunkles und geräuscharmes Zimmer, die Sicherheit des Gitterbettchens und ein klares Signal der Eltern, dass nun Zeit zum Schlafen anbricht, gute Rahmenbedingungen sein. Für die Kinder, die eben einen festen Tagesablauf und komplette Dunkelheit brauchen. Aber was ist mit den Kindern, die nicht jeden Tag zur gleichen Zeit müde werden? Oder solchen, die ein Nachtlicht und beruhigendes Hintergrundgeklapper aus dem Nebenzimmer brauchen? Oder solchen, die lieber in der Nähe der Eltern einschlafen, um sich sicher zu fühlen? In der Klinik werden viele individuelle Vorlieben in einen einzigen Weg gepresst.
Aber es klappt doch? Oh ja, offenbar klappt es. Aber nicht, weil das eben doch der einzig richtige Weg zu einer entspannten Abendroutine ist, sondern weil der Notfallmechanismus des Gehirns ausgenutzt wird. Wir sprachen davon schon im Zusammenhang mit der Mäuseburg. Die große Erregung des sympathischen Nervensystems (wenn das Kind im Bett im abgedunkelten Raum vergeblich nach seinen Eltern ruft) wird irgendwann notfallmäßig in ihr Gegenteil verkehrt, erklärt Bindungsforscher Karl-Heinz Brisch. Die Überregung des Kampf- und Fluchtsystems wird umgeschaltet auf das parasympathische System, das für Entspannung und Schlaf verantwortlich ist. Das Kind wird also als Notfallreaktion auf den zu großen Stress einfach einschlafen. Die abgespalteten Gefühle (z. B. Angst und Hilflosigkeit) werden zusammen mit der Erinnerung an die erlebte Situation im limbischen System gespeichert und können möglicherweise später eine durch den zeitlichen Abstand nicht mehr erklärbare Abneigung bzw. Überreaktion bei ähnlichen Situationen hervorrufen [Brisch, Safe, 2013, S. 36f].
Hilfe für schlecht schlafende Kinder gibt es viele, doch hier gute zu finden, die eben nicht die "Cry it out"-Methode favorisieren, ist schwierig. Alu von Grosseköpfe hat in Berlin das Angebot Hebamme Cathrin Wiesner getestet und es für gut befunden: Schlaf Kindlein, schlaf! Bei 1001Kindernacht findet man Schlafberaterinnen, die ganzheitlich und bindungsorientiert arbeiten. Da wird euch niemand dazu raten, euer Kind einfach schreien zu lassen, bis es verstanden hat, dass ihr nicht kommt. Ihr könnt die Beratung per Skype machen oder aber eine Beraterin zu euch nach Hause einladen. Habt ihr weitere gute Angebote in eurer Gegend in Anspruch genommen, schreibt das gern in die Kommentare, dann ergänze ich das hier. Gute Bücher sind: "Schlaf gut Baby" (Herbert-Renz-Polster, Nora Imlau), "Schlafen statt Schreien" (Elisabeth Pantley)
Anna und Emma sind Schwestern. Anna ist etwa 6 Jahre alt, sie soll bald zur Schule kommen. Anna ist mäkelig beim Essen und frech ihrer Mutter gegenüber. Sie schläft zuhause allein in ihrem Bett, und auch allein ein, allerdings spät. Die Klinik sei die letzte Chance - sonst müsse Anna ins Heim, sagt ihre Mutter beim Eingangsgespräch. Emma ist die kleinere Schwester. Man sieht sie im Trailer sich selbst in den Ärmel ihres Pullovers beißen.
Wir sehen Anna vor ihrem vollen Teller sitzen. Sie ist allein im Zimmer und schaut hoch zu der Kamera, über die sie von der Schwester beobachtet wird. Nach 20 Minuten kommt die Schwester ins Zimmer und sagt, die Essenszeit sei vorbei. Das Mädchen darf aufstehen und das unangerührte Essen wegbringen. Sie bekommt bis zur nächsten Mahlzeit nichts mehr. Eine Schwester erklärt den Eltern im Schulungsraum: "Sie müssen die Führung übernehmen beim Essen. Die Kinder müssen 20 Minuten sitzen bleiben zum Essen.""Auch, wenn sie schon vorher fertig sind?" fragte eine Mutter nach. "Ja, auch dann. Auch Kinder, die länger als 20 Minuten zum Essen brauchen, bekommen nur diese Zeit. Alle Kinder müssen lernen: Hier sind 20 Minuten, ich habe zu essen und nichts anderes. Ich kann entscheiden, nutze ich das Angebot, oder nicht?" Eine andere Mutter fragt wegen des Trinkens nach, ihr Kind würde beim Abendessen viel zum Glas greifen. Die Schwester antwortet, das sei ein Spiel des Kindes: ein bisschen trinken, einen Bissen essen, dann wieder trinken. Das müsse man unterbinden. Führung! Das Trinken solle am Ende des Essensprozesses stehen. Tatsächlich sieht man im Film auch immer wieder Sequenzen, in denen Kinder nach ihrem Becher greifen wollen, aber dieser dann von den Schwestern außer Reichweite gerückt wird.
Schnitt, Emma sitzt mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Anna nun gemeinsam beim Essen. Es gibt etwas, dass das das kleinere Kind nicht mag. Sie verweigert das Essen. Ihre Mutter schiebt deshalb das Essen weg. Emma fängt sofort an, weinerlich zu bitten, die Mutter solle ihr noch eine Chance geben, sie würde es doch essen. Die Mutter bleibt hart (sie hat es ja von den Ärzten so gelernt) und bringt das Essen weg. Emma ruft ihr laut und weinend hinterher, sie hätte doch aber Hunger! Die Mutter ist zurück. Nun wirft das Kind vor Wut eine Gabel nach ihr. Die Mutter hält ihre Hände fest (sanft), das Kind beißt ihr daraufhin leicht in die Hand. Sie droht, sie könne noch fester zubeißen. Nun nimmt die Mutter das Kind an den Händen aus dem Essensraum raus. Die Schwester bleibt zurück. Man hört am Nebentisch einen Vater sagen: "Das geht dich nichts an."
Da Emma etwa 5 ist, ist zwar das Werfen der Gabel als Impulshandlung zu werten, das Beißen jedoch als bewusste Wutentscheidung. Sie wollte ihrer Mutter weh tun, und drohte ja sogar mit mehr. Auch ihre Reaktion auf das konsequente Wegnehmen des Essens war sehr interessant, denn das weinerliche Flehen um eine weitere Chance und man sei doch jetzt gut und würde doch essen erscheint mir wie eine Sequenz, die zuhause zwischen ihr und ihrer Mutter schon oft abgelaufen ist. Ich habe solche um zweite Chancen flehenden Kinder oft in meinen Klassen. Sie können schlecht mit den (natürlichen) Konsequenzen ihres Handelns umgehen - z. B. wenn sie ihren Vortrag nicht vorbereiten und dann bei einer 6 biiiitte bitte nächste Woche noch einmal drankommen möchten, obwohl der Rest der Klasse heute abgefragt wurde. (In der nächsten Woche sind sie aber ebenso wenig vorbereitet.) Das Wegnehmen des Essens ist hier allerdings eine unnatürliche (also willkürlich von Erwachsenen gesetzte) Grenze. Tatsächlich gibt es etwa im Alter von 3,5 Jahren eine Entwicklungsphase, in der Kinder lernen, natürliche Grenzen, Bedürfnisse von anderen und Naturphänomene aushalten zu lernen, ohne zu explodieren. Es ist wirklich wichtig, dass Eltern ihre Kinder in diesem Gefühlssturm begleiten, aber gleichzeitig nicht versuchen, den Grund für diesen Gefühlssturm aus dem Weg zu räumen. Denn damit beschneidet man sein Kind in der natürlichen Entwicklung der Frustrationstoleranz.
Es ist aber völlig unnötig, ein Kind vorsätzlich zu frustrieren - wie es hier in der Klinik geschieht - um Frustrationstoleranz zu üben. Denn solche vorsätzlichen Grenzen werden von Kindern zu Recht als pure Schikane empfunden und verletzen die Eltern-Kind-Beziehung, wie man auch im Film erkennt. Es gibt genügend natürliche Konsequenzen, mit denen ein Kind das lernen kann. Ja, Emma muss bald lernen die Folgen ihres Handelns zu tragen, aber vor allem braucht ihre Mutter Unterstützung darin, zu lernen, wie man - trotz aller Liebe, die man bei der Mutter erkennen kann - feinfühlig, liebevoll und wenig aggressiv auf sein Kind reagiert. Außerdem braucht sie mehr innere Gewissheit, der Leitwolf der Familie zu sein. Das geht auch auf bedürfnisorientierte Art und Weise.
Eltern, die ihre Kinder als schwierig empfinden und das Gefühl haben, solche Situationen wie den Gabelwurf souverän zu meistern, können sich eine langfristig angelegte Beratung und Unterstützung bei diesen Anlaufstellen holen:
Hier werden die "Probleme" zwar nicht innerhalb von drei Wochen "gelöst", aber es gibt eine regelmäßige Unterstützung, in denen akute oder typische Alltagssituationen durchgesprochen werden und alternative Handlungsmöglichkeiten erarbeitet werden.
Bei noch schwierigeren Fällen, wo ein Klinikaufenthalt für das Familiengefüge am besten ist, könnt ihr euch an die Ulmer Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie wenden. Die Elterntrainings, die dort angeboten werden, basieren auf Videofeedback. Anhand von gefilmten Interkationen zwischen Eltern und Kind wird den Eltern hinterher erklärt, wie sie sich anders verhalten hätten können. Vor allem werden gelingende Momente, die es in jeder Familie gibt, bei den Feedbacks hervorgehoben.
Schnitt, man sieht Annas und Emmas Mutter nun im Gespräch mit Herrn Langer. Er sagt, wir Eltern hätten oft ein Bild unserer Kinder im Kopf, wie sie seien, was sie können, was sie vermutlich tun werden etc. und würden eigentlich nur noch auf das Bild des Kindes reagieren statt auf das Kind selbst. Die Eltern müssten lernen, wieder das Kind zu sehen, und nicht das Bild. Denn das Kind würde sich ja weiterentwickeln. Deshalb würde man in der Klinik die Eltern zunächst vom Kind entfernen, also das Essen und das Schlafen von den Eltern trennen und durch Schwestern durchführen lassen. So können sich Eltern hinterher besser wieder auf ihr Kind einlassen. Die Mutter weint nun.
Es stimmt, dass Eltern sich ein Bild von ihren Kindern machen und oft nur noch auf dieses Etikett reagieren. Es stimmt auch, dass Eltern lernen müssen, ihr Kind immer wieder mit offenen, neugierigen Augen zu betrachten und zu fragen: Wie bist du gerade jetzt, mein Kind? Das geht ohne Trennung und auf bedürfnisorientierte Art und Weise, wenn man möchte. Die oben genannten Beratungsstellen arbeiten exakt an diesem wichtigen Baustein und fokussieren ihre Arbeit auch auf alte Glaubenssätze der Eltern (z. B. "Sie darf mir nicht auf der Nase herumtanzen."), die den freien Blick auf das Kind ebenso verstellen. Kann man an seinen eigenen Glaubenssätzen arbeiten, wird man automatisch ein entspannteres Elternteil. Hilfe findet ihr auch hier bei www.kraftvollmama.de Yasmin vom Blog Rabenmutti hat hier in ihrem Artikel beschrieben, wie sie mit Hilfe eines Coaching ihre eigenen Glaubenssätze überwindet.
Schnitt zu Kindern in einer Art Stilleraum. Neben jedem Kind sitzt eine Schwester. Niemand redet. Ein Junge am Fenster vertreibt sich die Zeit damit, leise mit seinen Fingern aufs Fensterbrett zu klopfen. Die Schwester neben ihm beugt sich vor und legt ihre Hand sanft auf seine. Er soll ruhig sein, bedeutet das. Er schaut kurz zu ihr, aber dann sofort zurück zum Fenster und hört mit dem Klopfen auf. Er hat verstanden. An der gegenüberliegenden Wand sitzt Emma, Annas kleinere Schwester. Sie kratzt mit ihren Fingernägeln Muster in die blauen Turnmatten. Ein unangenehmes und lautes Geräusch. Auch ihre Schwester beugt sich vor und legt die Hand auf Emmas Hand. Sie soll aufhören. Emma hört aber nicht auf. Sie wird zwar leiser, kratzt aber unverdrossen weiter. Gott sei Dank ist die Zeit nun rum, die Schwestern geben das Signal, dass aufgestanden werden kann. Wie wäre der Stille Kampf zwischen Emma und der Schwester ausgegangen, wäre noch mehr Zeit gewesen? "Aber wir haben ja nur still gesessen?" fragt Emma in den Raum hinein. Ihr war offenbar nicht klar, was sie da sollte. Lange Einstellung der Kamera auf die Kratzspuren, die unsere kleine Protagonistin auf der blauen Matte hinterlassen hat. Emma was here.
Möglicherweise ist Stillsitzen eine wichtige Kompetenz in der heutigen Gesellschaft und diese Übung ist demnach sinnvoll. Ich denke, das ist Ansichtssache. Interessant hätte ich jedoch wirklich den Ausgang des Machtkampfes zwischen Emma und der Schwester gefunden. Die Schwester hatte ja nun eine (unnatürliche) Grenze gesetzt, auf dessen Einhaltung sie pochte. Emma ist zwar leiser geworden beim Kratzen, hat aber nicht gänzlich aufgehört. Damit hat sie eigentlich den Machtkampf gegen die Schwester gewonnen, denn diese wollte ja, dass alle Kinder still sitzen und nichts tun. Wie hätte die Schwester reagiert, wenn noch mehr Zeit gewesen wäre? Hätte sie nur immer wieder die Hand auf die Hand des Mädchens gelegt? Hätte das Kind die Stilleübung abbrechen müssen? Hätte das Kind zusätzliche Stilleübungen aufgebrummt bekommen?
Wie würde ein bedürfnisorientierter Weg hier aussehen? Nehmen wir eine ähnliche Situation an, ein Kind kreischt laut, die Mutter hat Kopfschmerzen und sagt: "Bitte hör auf zu schreien, mir tut der Kopf so weh." Daraufhin hört das Kind zwar nicht auf, kreischt aber leiser. Eine bedürfnisorientierte Mutter würde die Kooperation beim Kind erkennen (es wurde leiser) und diese rückmelden: "Dein Kreischen ist leiser geworden. Das hilft meinem Kopf ein bisschen, danke!" Sie hätte also anerkannt, dass es im Rahmen seiner Möglichkeiten (es will einerseits kreischen, andererseits möchte es Rücksicht nehmen) einen Kompromiss gefunden hat. Damit würde dem Kind gezeigt, dass man seine Bemühungen anerkennt. Nach und nach lernen die Kinder, ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten eines stärkeren Bedürfnisses eines anderen (Kopfschmerzen versus Kreischen wollen) zurückzustecken. Das Kind entwickelt ein Eigenbild, dass es gut und rücksichtsvoll ist. Das ist günstig, denn Studien haben gezeigt: Wer davon überzeugt ist, ein sozialer, freundlicher Mensch zu sein, handelt entsprechend sozial und freundlich, selbst, wenn das mit Anstrengung oder Kosten verbunden ist. [vgl. Freedmann, Fraser, 1966, Complience without pressure: The foot-in-the-door-technique, In: Journal of personality ans Social Psychology 4/2, S. 195-203]. Ein Kind dagegen, dem immer wieder rückgemeldet wurde, dass es nicht rücksichtsvoll agiert, entwickelt möglicherweise genau so ein negatives Selbstbild und handelt danach.
Nach einer Weile kommt der Film zurück zu der größeren, ruhigeren Anna. Sie soll im Park zusammen mit Herrn Langner joggen, um fit zu werden. Wenn ich das richtig verstanden habe, müssen alle essensverweigernden Kinder dieses Training absolvieren. Hintergrund ist laut Langer, dass sie erkennen sollen, dass es ihnen körperlich besser geht, wenn sie essen. Damit sie nicht mehr schlapp über die Gänge schleichen. Man sieht Anna auf der Bank sitzen, Herr Langner versucht gerade, ihren Schuh auszuziehen. Sie hätte einen Stein darin und könne deshalb nicht joggen. Er beseitigt den Stein eigenhändig. Diese Szene fällt auf, da doch eigentlich nach Herrn Langer Kinder manipulierende Wesen sind und er sich hier ja eindeutig dazu hat manipulieren lassen, ihr den Schuh auszuziehen. Hätte sie das nicht selbst machen müssen? Eigenständigkeit erlernen? Aber sehen wir die Szene einfach in freundlichem Licht, er ist einfach ein hilfsbereiter Mensch. Nun nimmt er Anna an die Hand, sie laufen los. Sie weint und sagt, sie will nicht rennen. Er antwortet, dass sie doch fit sein will. nein, sie wolle gar nicht fit sein, wirklich nicht. Herr Langner sagt nun, sie käme doch bald in die Schule und dort hätte sie Sportunterricht. Anna hat auch darauf eine Antwort: "Dann gehe ich eben zur Lehrerin und sage, sie habe keinen Bock auf Sport.""Oh", antwortet da Herr Langer, "dann sagt die Lehrerin, du musst zurück zu Herrn Langner." Vehement antwortet Anna mit "Nein!".
Schnitt, immernoch im Park. Anna läuft jammernd neben Herrn Langner und ruft, ihre Mütze sei weg. "Ja, wo hast du die gelassen? Verloren oder was? Du kannst doch nicht einfach deine Mütze wegwerfen.""Weiß ich auuuuch nicht" jammert Anna. Der Mann besteht darauf, dass das Mädchen zurückgeht und die Mütze sucht, doch Anna will nicht. "Die hat deine Mutter gekauft, natürlich suchst du sie!" sagt Langner. "Ich habe mir die selbst gekauft" jammert Anna. "Ja, aber vom Geld deiner Mutter." Wieder hat Anna eine Antwort parat: "Nein, das Geld war von meiner Oma.""Naja, wie auch immer. Auch deine Oma will, dass du die Mütze suchst." Anna verweigert und setzt sich auf den Boden. "Nun gut", antwortet Langner entspannt, "wir können warten, aber es bleibt dabei, du holst die Mütze." Schnitt. Anna sitzt immer noch im Park, Herr Langner steht daneben. Keiner sagt ein Wort, aber Anna scheint entspannt. Nun geht Langner einfach weg von dem Kind. Betont ruhig geht er von ihr fort. Anna schaut ihm alarmiert hinterher. Als er um die Ecke biegt, steht sie auf und geht ihm hinterher. Langner scheint sich versteckt zu haben, denn nun sehen wir Anna, die den Weg entlang läuft und Langer, der hinter ihr erscheint und von hinten aufschließt. Als er neben ihr läuft, nimmt er wortlos ihre Hand. Anna hat ein zum Weinen verzogenes Gesicht, aber sie reißt sich zusammen. Sie fragt, was sie nun tun würden. ""Na deine Mütze holen!" Anna weint nun und jammert: "Aber nicht wieder rennen!""Doch, wir laufen später noch ein Stück." Sie spazieren eine Weile, Anna erzählt vom leckersten Essen der Welt, das sie gestern gegessen hätte: Spinat. Das wolle sie jetzt immer essen. Langer sagt: "Ja, aber anderes wirst du auch essen." Die Mütze ist gefunden, sie gehen zur Klinik zurück.
Langner hat hier gegen Anna gewonnen. Ums Gewinnen geht es auch, findet er. Das hatte er den Eltern im Schulungsraum erzählt, als er ein altes Video eines Kleinkindes zeigte, das seiner Meinung nach auf Ansage erbrach, um seinen Willen durchzusetzen (um dieses Kind geht es, wenn er lachend sagt, man müsse vor einer Nudel ja nun keine Angst haben). Er sagte den Eltern, mit Blick auf das brechende Kind: "Tja nun, hier kann ich nicht mehr gewinnen." Gegen Anna aber hat er sich durchgesetzt und man mag diese Szene durchaus freundlich lesen. Er hat sie zu nichts gezwungen (ok, bis auf das Joggen, aber Kinder müssen ja, wie gesagt, körperlich erfahren, was Autorität ist), aber sie dazu gebracht, am Ende doch noch ihre Mütze zu suchen. Das Ganze ist begleitet von freundlichem Geplauder mit dem Kind. Mir widerstrebt diese Erziehungsmaßnahme, aber ich will nicht behaupten, dass sie falsch ist. Sie ist anders, als ich das für das Kind und unsere Beziehung als angenehm empfinden würde. Sein Ziel war ja aber, dass Anna lernt, einem Erwachsenen zu gehorchen, da das die Mutter in seinen Augen nicht kann. Dieses Ziel hat er erreicht. Ob es dauerhaft erreicht ist, wird sich zeigen. Das Ohne-sie-Gehen ist etwas, was viele Eltern da draußen tagtäglich tun und ja, man bringt Kinder damit dazu, aufzustehen und mitzukommen, weil man mit einer Urangst der Kinder (alleingelassen zu werden) spielt.
Eine natürliche Konsequenz wäre übrigens gewesen, dass Annas Mütze auf dem Weg liegen bleibt. Wenn sie sie nicht holen will, ist das ihre Entscheidung. Tragen muss sie dann die Konsequenz, dass sie wirklich weg ist. In beiden Varianten lernt sie etwas unterschiedliches: bei Langner, sich dem Willen des Erwachsenen unterzuordnen, und zu tun, was verlangt ist, auch wenn es einem anstrengend erscheint; bei meiner Lösung, die Konsequenz ihres eigenen Handelns auszuhalten. Und ja, ich hätte ihr selbstverständlich erlaubt, später noch einmal mit der Mutter loszulaufen, um die Mütze zu suchen, wenn Anna das will. Sie ist schließlich ein Kind und lernt noch.
Abschlussgespräch mit Anna. Langner ist allein mit ihr (und dem Kamerateam), er sagt, sie müsse wiederkommen, wenn es draußen nicht gut läuft. Aber das sei doch sicher nicht nötig?" Anna verzieht den Mund, als sie das hört und antwortet schnell: "Nein, das ist nicht nötig."
Drei Monate später. Anna, Emma und ihre Mutter sind zum Zwischenbericht zurück. Die Mutter sagt, Emma schläft gut und auch durch, aber nicht vor 23 Uhr. Es liefe mit ihrem Verhalten inzwischen durchaus besser, ja, aber es gäbe auch immer wieder tageweise Ausbrüche. Dann würde sie Hauen, Weglaufen oder sogar Randalieren. Es wäre auch schwierig, die Maßnahmen durchzusetzen, denn die Schwester Anna würde so gut auf Emma aufpassen. Wenn sie zum Beispiel mit dem Auto losfahren wollen würde und die gesamte Familie sitze schon im Auto, dann wäre Emma aber noch nicht da. Und eigentlich müsse sie ja dann konsequenterweise ohne Emma losfahren. "Ja", bestätigt Langner. Aber da würde die Schwester nicht mitspielen. Sie stecke in der Mutterrolle fest. Sie würde sich dann noch im schon rollenden Auto abschnallen und die Tür aufreißen, um zu Emma zu kommen. "Ja, das ist der Opfer-Verfolger-Retter-Kreislauf", erinnert Langner die Mutter an sein Seminar. Sie denkt nach. "Dann muss ich mich aus dem Kreislauf rausnehmen", sinniert sie, "...und einfach ohne die beiden dann losfahren?" Langner: "Ja. Natürlich irgendwie abgesichert, aber ja, das müssten sie."
Schön, dass die Familien auch im Nachhinein betreut werden. Schade, dass die Mutter trotz allem nicht wirklich gelernt hat, ihre Kinder souverän zu führen. Mir scheint, es gibt die selben Probleme, wie auch vor dem Klinikaufenthalt schon. Die Mutter sagt zwar, insgesamt weniger, aber es sind ja auch"erst" drei Monate vergangen. Was passiert, wenn Anna und Emma noch älter werden und nicht mehr auf erzieherischen Druck wie im Park stehen lassen reagieren? Was soll die Mutter dann tun? Hier habe ich über Probleme durch Erziehung durch eine strafende oder lobende Macht geschrieben.
Zarah ist ca. 5 und vor zwei Jahren mit ihrer Mutter von Mazedonien nach Deutschland geflüchtet. Sie ist klein, wiegt nur 17 kg und agiert sehr, sehr langsam. Bei der ärztlichen Untersuchung soll sie sich selbständig ausziehen, das passiert in Zeitlupe. Immer wieder hält sie inne und träumt bzw. schaut fragend zu ihrer Mutter. Laut ihrer Mutter isst sie nur Pommes und Chickennuggets. Sie soll gesund essen lernen.
Man sieht Zarah vor dem Teller sitzen und nichts essen. Wie die anderen Kinder auch, soll sie lernen, alles zu essen, was ihr vorgesetzt wird. Sie rührt das Essen jedoch nicht an. Nach 20 Minuten soll sie abräumen. Unschlüssig steht sie mit ihrem Teller im Raum. Die leitende Schwester erzählt ihrer Kollegin, dass das Kind so tue, als wisse sie immer noch nicht, wohin der Teller nach dem Essen soll. Dabei habe sie es ihr schon so oft gezeigt. Sie würde einfach abwarten, darauf, dass jemand ihr hilft. Der Kampf um das Essen wird im Film über ganze acht (!) Tage portraitiert. Acht Tage lang sitzt Zarah drei mal am Tag vor ihrem Teller und rührt das Klinikessen nicht an. Sie nimmt 2 kg ab. Bedenklich bei 17 kg Ausgangsgewicht. Eine Schwester sagt zur Mutter: "Das Kind wird essen, wenn es ihnen als Mutter egal ist." Im Schwesternzimmer sieht man eine der Schwestern die anderen instruieren: "Zarahs Mutter ist schon wieder Hand-in-Hand mit ihr gelaufen. Wenn ihr das seht, unterbindet das bitte. Das soll sie nicht." Kurz bevor Zarah eine Sonde bekommt, greift sie endlich zu. Sie schaut immer zwischen ihrem Brötchen und der Schwester hin und her. Die Schwester flüstert ihr freundlich zu und nickt: "Du schaffst das." Sie hilft ihr, das Brötchen in die Hand zu nehmen. Zarah beißt ab. Es setzt rührselige Musik ein, in Zeitlupe wird Zarah beim Abendbrotessen gezeigt, ebenso alle anderen "Schlechtesserkinder". Sie alle lassen sich nun widerstandslos füttern.
Beim Kontrolltermin nach 3 Monaten sitzt Zarahs Mutter bei Herrn Langner. Er fragt sie, wie das Essen läuft. Sie erzählt, dass Zarah zwei Monate lang alles gegessen hätte, nun aber wieder kein Gemüse anrühren würde, nur Fleisch. Auch würde sie wieder beim Essen trödeln.
Warum sollte Zarahs Mutter nicht Hand-in-Hand mit ihr über den Klinikflur laufen? Nun, meine Vermutung ist, dass das Klinikpersonal findet, dass sie sie damit beim Nicht-Essen unterstützt. Die Theorie ist ja, dass nicht essende Kinder besonders angetrieben werden sollen, sich zu bewegen und Sport zu treiben, damit sie merken, dass das mit Essen besser klappt. Nimmt die Mutter nun ihre Hand könnte sie ihr ja - Gott bewahre - beim Laufen helfen. Und dann wäre der Therapieerfolg nicht garantiert. Den Weg der Klinik, das sowieso schon untergewichtige Mädchen noch acht Tage lang hungern zu lassen, finde ich absolut daneben. Wer heilt, hat Recht? Ist das so? Hier wurde stur angenommen, das Mädchen "wolle" nur nicht. Sie könnte ja jederzeit zu den Mahlzeiten zugreifen, es sei ja immer genügend Kost für sie vorhanden. Ich erwarte von einer Klinik, da differenzierter zu arbeiten und nicht pauschal von einem Kinderbild des kleinen Tyrannen auszugehen. Warum hat Zarah nicht gegessen? Das wäre wichtig herauszufinden, damit der Erfolg der Therapie langfristig ist.
In einer anderen Sequenz des Filmes erklärt Langner den anwesenden Eltern übrigens, warum Eltern in manchmal abstruse Situationen beim Essen geraten: Aus Liebe und Fürsorge zum Kind nämlich. Er erzählt eine Geschichte eines Kindes, das zu ihnen kam und drei Jahre lang nur Bratwurstenden aß. Es aß schlecht, und die Eltern versuchten alles, um es umzustimmen. Einmal hätte der Vater ein Ende seiner Bratwurst noch auf dem Teller gehabt und es dem Kind angeboten. Das Kind hätte es genommen und gegessen. Nun waren die Eltern froh, dass das Kind überhaupt etwas zu sich genommen hatte, daher boten sie ihm ab da immer wieder Bratwurstenden an, die es auch aß. Aber eben nur diese. Er erklärt daraufhin, dass die Art, mit solchen Kinderwünschen umzugehen, "liebevoll konsequent" sein solle: "Ich gebe die Zeit vor, in dem ein Kind etwas lernen soll und biete ihm dabei etwas Schönes und etwas Unangenehmes an." Im Falle des Essens heißt das also konkret, ich bestimme, was auf den Tisch kommt, und wie lange das Kind essen darf, das Kind kann entscheiden, ob es das Angebot annimmt (angenehme Option). Nimmt es das Angebot nicht an, biete ich erst zur nächsten Mahlzeit etwas an (die unangenehme Option).
Nun, ja. Ich würde das Erpressung nennen, aber gut, man kann es natürlich auch "liebevoll konsequent" nennen. Der bedürfnisorientierte Ansatz würde so sein, dass dem Kind zu jeder Mahlzeit das gesunde Essen angeboten wird, und die Eltern es selbst auch essen, aber das Kind die Möglichkeit hat, andere Alternativen zu bekommen. Das kann ein Joghurt sein, oder auch Butterstulle oder Toast. Extra gekocht würde für das Kind nicht, es sei denn, die Eltern wüssten schon im Voraus, dass dieses Essen beim Kind Brechreiz verursacht (z. B. bei Leber oder Milchreis). Evolutionsforscher sagen, dass Kinder in einem bestimmten Alter von Natur aus mäklig sind, nämlich genau zu der Zeit, als sie sich im Steinzeitalter aus dem Sicherheitsbereich der Eltern wegbewegten. Mit etwa drei Jahren wechselten sie in die heterogene Kindergruppe und fingen an, allein mit den Freunden herumzustreunen. Es ist evolutionär sinnvoll, dass die Natur da einen Mechanismus "eingebaut" hat, nach welchem die Kinder keine Lust auf neue, unbekannte Lebensmittel haben. Schließlich könnten sie sterben, wenn sie im Busch einfach so die lecker aussehenden roten Beeren probieren. Da das Gehirn unserer Kinder noch immer urzeitlich geprägt ist, blieb dieser Mechanismus über die Jahrhunderte bestehen. Was macht man da am besten? Abwarten und Tee trinken. Ab dem 5. bis 7. Lebensjahr fangen alle Kinder an, ihr Essens-Repertoire zu erweitern. Ohne Druck und Zwang. Und sind sie bis dahin nicht körperlich völlig krank? Nein. Keine der extensiven Studien, die zu mäkligen Essern geführt wurden stellte fest, dass diese irgendwie kränker seien. Sie seien dünner als Altersgenossen, ja, aber körperlich fit. [u.a. Mascola/Bryson/Agras, 2010, "Picky Eating during childhood: A longitudinal study to age 11 years, In: Eating behaviors 11/4, S. 253-257]
Es ist übrigens richtig, dass es gut ist, wenn Eltern nicht zu fokussiert auf das Thema Essen sind. Je weniger Bohei darum gemacht wird, desto eher lassen sich Kinder auf Neues ein. Es ist aber wie gesagt auch völlig normal, wenn Kinder phasenweise, auch über Monate, nur eingeschränkt und einseitig essen. Das kann man gut in Dr. Carlos Gonzales Buch, Bei Herbert Renz-Polster oder auch in unserem Artikel über mäklige Esser nachlesen. Wir haben auch über mögliche Probleme beim Essen wie Würgen oder Erbrechen geschrieben, in einem solchen Fall solltet ihr euer Kind ärztlich untersuchen lassen.
Immer wieder will die Mutter von Zarah in der Nacht zu ihrer Tochter. Einmal schafft sie es sogar, und schleicht sich nachts ins Zimmer. Sie kann es nicht aushalten, von ihr getrennt zu sein. Sie findet, wenn sie schon getrennt sind dann sollte doch wenigstens Zarah in einem Zimmer mit Kamera sein, damit sofort jemand erkennen würde, wenn es ihr schlecht geht. "Das ist nicht nötig", wird sie von der Schwester abgebügelt. In der Tagesbesprechung des Personals unterhalten sie sich über diese Mutter: "Es fällt ihr unheimlich schwer, loszulassen." Im Gespräch mit Langner sagt die Mutter, sie wolle immer sicherstellen, dass es ihrer Tochter gut geht, sonst ginge es ihr selbst nicht gut. "Sie ist mein Leben!" ruft sie aus. "Ja...", erwidert Langner, "aber nebenbei brauchen sie ja auch ein eigenes Leben." Er erklärt ihr, dass Kinder zwei Möglichkeiten haben, Aufmerksamkeit zu erheischen. Einmal über Machtkämpfe und einmal über demonstrative Hilflosigkeit. Gerade letztere sei für Eltern sehr schwer erträglich und Zarah würde dies nutzen Sie muss aber lernen, dass sie keine kleine Prinzessin ist.
Nun, es mag sein, dass es gesünder ist, wenn Eltern ihr Kind nicht als Mittelpunkt ihres Lebens sehen, aber können wir bitte die Vorgeschichte der Familie in Betracht ziehen? Sie sind immerhin Geflüchtete. Wer weiß, welche Traumata sie erlitten haben? Dass die Mutter da unbedingt sicherstellen will, dass es ihrem Kind gut geht, finde ich absolut nicht verwunderlich. Sie die exakt gleiche Therapie wie alle anderen durchlaufen zu lassen, finde ich etwas mau für eine Klinik.
Eine Mama mit dem jüngsten aufgenommenen Teilnehmer in diesem Film - es ist noch ein Baby - berichtet erschöpft darüber, dass ihr Baby ununterbrochen weint, bis zu 14 Stunden am Tag. Sie hört sogar schon Phantomschreie. Sie sei weit weg von Zuhause und höre das Baby trotzdem schreien. Sie sei deshalb auch von zuhause ausgezogen. Bei der Geburt hatte sie einen schlimmen Blutverlust durch Gebärmutterriss und musste sofort operiert werden. Ihr Mann habe mit dem Neugeborenen im Kreißsaal gesessen, überall Blut, während sie im OP notoperiert wurde. Dass er ungeheure Angst um sie hatte, ist klar. In der Situation, in der sie das erzählt, ist ihr Baby ruhig, es schläft an ihrer Brust und sie wackelt ununterbrochen, damit es nicht aufwacht. Das sieht auch Langner, der das in der Fallbesprechung mit seinen Mitarbeiterinnen anmerkt. Man sieht im Film nicht sehr viel von ihr und dem Baby. Nur einmal, als die Kinder das erste Mal in der Mäuseburg abgegeben werden, ist es dabei und trotz seines Alters muss es auch die gesamte halbe Stunde dort allein verbringen. Beim Abholen ist es ruhig, man sieht nicht, ob es vorher geweint hat, oder nicht.
Ja, das ist hart und ich verstehe, dass die Mutter gern möchte, dass das Schreien und der Stress aufhört. Es ist gut, dass sie einen Weg sucht, damit es ihr besser geht. Ich hoffe sehr, dass man im Film nur nicht gesehen hat, dass diese Mama eine Therapie für ihr Geburtstrauma bekommen hat, denn dieses kann sich auf das Baby übertragen, und es zu einem Schreikind werden lassen. Therapiert man die Mutter, wird in den meisten Fällen auch das Baby ruhig. Emotionelle Erste Hilfe ist für Eltern, die sich mit dem Alltag mit ihrem Baby oder Kleinkind überfordert fühlen oder Traumata wie einen Gebärmutterriss, eine Fehlgeburt oder den Tod eines Kindes verarbeiten müssen und es fängt die Eltern wahnsinnig gut auf. Hier der Bericht einer bedürfnisorientierten Mutter, die bei EEH Hilfe gefunden hat.
Safe-Kurse gibt es überall in Deutschland verteilt. Ich selbst habe so einen Kurs absolviert, als wir unser erstes Kind erwarteten. Man wird die Schwangerschaft über betreut und hat in regelmäßigen Abständen Kurse, in denen über Bindung etc. gesprochen wird und auch das gesamte erste Jahr lang geht der Kurs weiter, dann mit Baby. Auch hier wird man feinfühlig betreut und man erlernt die Signale von Babys zu entschlüsseln. Wenn man möchte, dann ist so ein Safe-Kurs eine Art Elternführerschein, aber eben auf bedürfnisorientierte Art und Weise.
Auch ein Baby-Steps-Kurs von Einfach Eltern kann Euch helfen, die Signale Eures Kindes zu entschlüsseln und darauf bedürfnisorientiert zu reagieren.
Wellcome ist eine moderne Nachbarschaftshilfe für Familien nach der Geburt. Eine geschulte Helferin - die euch hoffentlich auf den ersten Blick sympathisch ist - kommt direkt nach der Geburt zu euch in die Wohnung und unterstützt euch bei alltäglichen Dingen. Sie holt beispielsweise ältere Kinder von Kita und Schule ab, kocht für euch, macht die Wäsche etc. Ganz sicher nimmt sie euch euer schreiendes Baby auch mal ab, damit ihr in Ruhe duschen könnt. Wenn das für euch okay ist, geht sie mit dem Baby auch spazieren, damit ihr eine Runde schlafen könnt. Niemand hält 14h Durchschreien ohne Krise aus, das ist klar. Da braucht eine Mutter ganz klar Unterstützung!
Auch das Deutsche Kinderschmerzzentrum in Datteln arbeitet bedürfnisorientiert. Den Eltern wird zugehört und vertraut, sie dürfen im Familienbett schlafen. "Eine Klinik voller Liebe und Vertrauen, Anerkennung und Wertschätzung. Ich bin unendlich dankbar bis heute." schreibt Mo Zart vom Blog 2kindchaos.
Danielle hat in unserem Blog über Schreikinder geschrieben, und was ihr selbst in der Situation mit ihrer Tochter geholfen hat. Auch eine (unerkannte) postnatale Depression der Mutter kann Ursache für vermehrtes Schreien bei Babys sein.
Eine weitere Anlaufstelle können Schreiambulanzen sein, die über ganz Deutschland verteilt sind. Allerdings ist es schwierig, zu sehen, welche davon bedürfnisorientiert und welche "nach alter Schule" handeln. Wenn ihr gute Erfahrung mit einer speziellen Schreiambulanz gemacht habt, schreibt sie gern unten in die Kommentare. Das gilt auch für andere Anlaufstellen, die ihr als bedürfnisorientiert erlebt habt.
ca. 1,5- 2 Jahre alt, hat eine Regulationsstörung
Man sieht Can mit seiner Mutter im Arztzimmer stehen. Can steht auf der Untersuchungsliege und möchte mit seiner Mutter kuscheln. Der Arzt erklärt ihr gerade: "Wir machen die Untersuchung gerne im Arztzimmer, um den Stress für das Kind zu erhöhen. In ihrem Patientenzimmer fühlt er sich ja jetzt schon wohl, weil sie da zwei Tage lang zusammen gewohnt haben. Deshalb also hier. Ich möchte, dass sie mit ihrem Stuhl immer weiter von der Liege wegrücken, wenn ihr Sohn laut wird oder weint. Es kann auch sein, dass er das locker über sich ergehen lässt." Die Mutter übergibt den sofort strampelnden und kämpfenden Zweijährigen der Schwester. Diese hält den Kleinen fest, will ihn zusammen mit dem Arzt ausziehen. Can brüllt laut. Er drängt zur Mutter, die auf dem Stuhl weit weg von ihm sitzt, doch er wird von der Schwester festgehalten. "Ja," stellt der Arzt sofort fest, "sehen Sie, das gehört zur Regulationsstörung."
Welches Fazit die sich in der Klinik aufhaltenden Eltern aus der "Elternschule" Gelsenkirchen mitnehmen, beschreibt übrigens eine der Mütter nach etwa einer Stunde im Film: "Nun wissen wir, dass unsere kleinen Würmchen schon strategisch weinen können."
Tja. Nun ja. Es wurde ihnen ja so beigebracht.
P.S. Es wird immer betont, dass die Probleme in den Familien so krass sind, dass nichts anderes als der Aufenthalt in der Klinik mehr helfen würde. Tatsächlich fand ich die im Film portraitierten Familien eher durchschnittlich. Ich bin mir sicher, dass alle diese Probleme zumindest dieser Familien auch bedürfnisorientiert hätten gelöst werden können. Dass, wie im Film behauptet, die Klinik immer der letzte Rettungsring von Familien nach einem langen Weg von Beratung zu Beratung ist, wage ich zu bezweifeln.
© Snowqueen
Mittlerweile gibt es auch sehr viele sehr gute Artikel zu diesem Film, die ihr lesen könnt, um die Methoden der Klinik richtig einordnen zu können. Letzten Endes bräuchte es meinen Artikel gar nicht mehr dazu, denn es wurde eigentlich schon alles gesagt. Diese hier fand ich besonders aufschlussreich: Herbert Renz-Polster: erster Eindruck, ein Nachtrag zum ersten Eindruck, ein Blick auf die Therapie, Katia Saalfrank: Erziehungsmethoden wie in Elternschule, Astrid vom Blog Mrs. Eastie: erste Eindrücke vom Film, Behandlungsmethoden und Konzept, Hella Dietz in die Zeit: Elternschule: geheilt oder nur gehorsam?, Sarah vom Blog Liebensart: Bindungstheorie ist kein Märchen, Anja vom Von guten Eltern Blog: Eine Dokumentation namens Elternschule , Susanne vom Geborgen Wachsen Blog: #herzensschule, Bundesverband Psychiatrieerfahrener: offener Brief, Kindheitsforscher Michael Hüter: Ich bin entsetzt und eine Stellungnahme des Deutschen Kinderschutzbundes.
Die Elternschule
Ort des Geschehens: Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen
Leiter der Klinik: Dietmar Langner
Mohammed
Neurodermitiker, 2 Jahre alt, hat Trotzanfälle und "hört" nicht auf Mama
Man sieht Mohammeds Mutter im Vorgespräch mit Herrn Langner. Sie erzählt, dass er im Familienbett schläft, einschlafbegleitet wird, aber spät einschläft, ca. 22 Uhr. Er mag es, wenn sie ihm dabei die Hände und Füße massiert. Seine Neurodermitisschübe kommen meist, wenn er sich aufregt oder Stress hat, deshalb haben sie und ihr Mann in der Vergangenheit versucht, Mohammeds Wünsche so gut es geht zu erfüllen. Herr Langner antwortet, Mohammed müsse lernen, dass es Autorität gibt. "Er ist ja im Moment der Boss, ne?" - "Ja, schon..." gibt die Mutter zu. "Ja, aber jetzt nicht mehr. Autorität gibt den Kindern ja auch Sicherheit. Einem so kleinen Kind kann man das nicht erklären. Ein Kind in dem Alter muss spüren, was Autorität heißt."
Was der letzte Satz bedeutet, sieht man später im Film, ich komme darauf zurück. Ich möchte jedoch zunächst auf das Einschlafverhalten eingehen. Mohammed mag es, massiert zu werden, er schläft dabei besser ein. Für sein Gehirn ist dieses Massieren ein Einschlafsignal geworden. Diese können manchmal für Eltern anstrengend werden. Wir haben schon darüber geschrieben, wie man solche Einschlafsignale bedürfnisorientiert abgewöhnt. Es können sich sehr nervige Einschlafsignale einschleichen, ja, und diese können Eltern tatsächlich bis an den Rand der Kräfte bringen, aber das machen die Kinder nicht absichtlich. Sie finden es einfach angenehm. Dass Kinder gern im Familienbett schlafen und auch einschlafbegleitet werden, ist natürliches evolutionäres Verhalten. Auch Herr Langner geht in seinen Elternkursen darauf ein, dass das Gehirn der Kinder sich nicht an die neuzeitlichen Bedingungen angepasst hat, sondern Instinkten folgt, wie sie schon in der Steinzeit zu finden waren. Er zieht daraus aber andere Schlüsse. Er sagt nämlich, deshalb sei ein "Kind der größte Egoist auf der Welt. Er muss dafür sorgen, dass wir [Eltern] für ihn rennen. Er will überleben, wie es mir [Elternteil] geht, ist ihm scheißegal."
Tatsächlich ist es aber so, dass egoistisches, die Eltern abstoßendes Verhalten eher zum Gegenteil führen würde - die Eltern würden sich nicht mehr so gern um dieses Kind kümmern. Es kann keine von der Natur angelegte Strategie sein, als Kind über die sprichwörtlichen Leichen seiner Eltern hinweg zu gehen, um selbst zu überleben. Gegen diese "Egoisten"-Theorie sprechen alle neusten neurologischen Erkenntnisse, z. B. dass der Mensch ein soziales Gehirn hat, welches genau dann glücklich machende Hormone an das Belohnungszentrum sendet, wenn ein Mensch sich als wertvollen Teil einer Gemeinschaft empfindet. Wird ein Mensch jedoch aus einer Gemeinschaft ausgestoßen (z. B. ein Kind auf sein Zimmer geschickt), feuern die Areale im Gehirn am meisten, die auch bei körperlichem Schmerz aktiv sind. Der Mensch fühlt also die gleichen Schmerzen bei sozialem Ausschluss, wie bei einer echten Wunde. Deshalb sind Erziehungsmethoden, die auf solchem sozialen Ausschluss fußen (z. B. kalte Schulter zeigen) ja so furchtbar effektiv. Ein Kind würde sich sonstwie verbiegen, nur um wieder in die Familie aufgenommen zu werden. Der Neurobiologe und Arzt Joachim Bauer schreibt dazu in seinem Buch "Warum ich fühle, was du fühlst":
"Soziale Isolation ist für die Betroffenen nicht nur eine psychologische Katastrophensituation, sie schlägt auch auf die Biologie des Körpers durch. Soziale Zuwendung hat, wie unter anderem Jaak Panksepp und Thomas Insel zeigen konnten, die Ausschüttung wichtiger Botenstoffe zur Folge, unter ihnen endogene Opioide, Dopamin und Oxytocin. Dies lässt vermuten, dass der Empfang einer Mindestdosis von verstehender Resonanz ein elementares biologisches Bedürfnis ist, ohne das wir letztendlich gar nicht leben können […] Der Staufer-Kaiser Friedrich der II ließ Kinder von Ammen großziehen, denen es verboten war, mit ihnen zu sprechen. Er wollte herausfinden, welche Sprache diese Kinder sprechen würden. Sie starben." [vgl. Bauer, J., S. 107ff]Nicht Konkurrenz also ist im menschlichen Gehirn verankert, sondern Kooperation! Kinder wollen Kooperieren. Es liegt in ihrer Natur.
Man sieht Mohammed mit seiner Mutter und einer der Klinikschwestern später noch einmal im Park. Er soll allein laufen, doch er will sich immer wieder auf den Boden werfen. Seine Mutter und die Schwester halten ihn jeweils an einem Arm oben. Auf einem Spielplatz versucht die Mutter, ihn in eine Schaukel zu setzen, was er nicht möchte. Schnitt, man sieht Herrn Langner mit der Mutter sprechen und die Trotzphase erklären: "Die Kinder denken: Ich bin wichtig, wie es anderen geht, ist mir scheißegal. Als Babys haben Kinder natürliche Reflexmuster wie Weinen und ab 2 Jahren wenden sie diese dann bewusst als Strategie an, um die Erwachsenen weichzukochen: Weinen, Beißen, Schreien, Werfen. Das ist eine normale Entwicklungsphase, aber was machen wir da jetzt? Wir müssen führen."
Natürlich müssen wir Erwachsenen führen. Die Frage ist aber, wie sieht diese Führung aus? Gehe ich davon aus, dass mein Kind mich bewusst ärgert, um seinen Willen durchzusetzen, dann muss ich selbstverständlich gegen es kämpfen, um die Oberhand zu behalten. Dann ist der Wutanfall im Supermarkt bei einem Nein zur Schokolade ein klares Anzeichen dafür, dass das Kind seinen Wunsch auf Biegen und Brechen durchsetzen will und das Familienleben eine Art Krieg, in dem jeder versucht, die Alphaposition des Rudels zu übernehmen. Wir Erwachsenen sind ständig damit beschäftigt, uns nur ja nie die Zügel aus der Hand nehmen zu lassen. Oder aber gehe ich davon aus, dass Kinder von Natur aus kooperative Wesen sind, die aber aufgrund der Unreife ihres Gehirns sich in manchen Situationen noch nicht so gut zurücknehmen können, wie Erwachsene. Dann würde man den Wutanfall im Supermarkt sehen als eine riesige Enttäuschung beim Kind und das Überwältigt-Werden von seinen Gefühlen, die es erst noch beherrschen lernen muss. Dann bleibe ich als Erwachsener trotzdem bei meiner Entscheidung, die Schokolade nicht zu kaufen (ich führe also), aber ich habe nicht das Gefühl, mein Kind will mich mit seinem Weinen "weichkochen". Ich kann deshalb mitfühlend und empathisch reagieren und es trösten, weil ich gut nachvollziehen kann, wie traurig es darüber ist, keine Schokolade zu bekommen.
Wieder Schnitt, etwas später im Film sagt eine Schwester zur anderen: "Mohammeds Mutter hat zu viel Mitleid und hilft zu viel. Sie ist schon wieder auf ihn reingefallen." Sie soll üben, in einer Ecke des Raumes ein Buch zu lesen, während ihr Sohn von einer Schwester gefüttert wird. Dabei wird sie beobachtet, hinterher wird das im Schwesternzimmer ausgewertet. "Ich glaube, heute hat sie das erste Mal wirklich gelesen und nicht nur draufgestarrt. Sie macht Fortschritte!"
Schnitt, Zwischenbericht drei Monate später. Mohammeds Mama ist glücklich und dankbar. Der Aufenthalt war ein Erfolg. Mohammed schläft nun durch und geht in den Kindergarten. Sie und ihr Mann können wieder arbeiten gehen, so hat jeder seins, sie mag es nicht, nur Zuhause zu sein, so eine Frau sei sie nicht. Sie bedankt sich sehr ehrlich und überschwänglich dafür, dass die Klinik ihr so geholfen habe.
Joshua
etwa 2 Jahre alt, beißt und ist "bockig", schreit viel, isst wenig
Man sieht Joshuas Mutter beim Eingangsgespräch mit Herrn Langner. Joshua sitzt unterm Tisch an ihrem Bein und beißt immer wieder hinein. Seine Mutter reagiert ungehalten, und sagt, er solle doch jetzt mal aufhören. Es scheint, als kenne sie es schon, von ihm gebissen zu werden. Vielleicht ist es einer der Gründe, warum sie hier ist.
Nun, er ist erst zwei Jahre alt. Beißen ist vermutlich hier in dieser Situation sein Kommunikationsmittel. Was er eigentlich sagen will ist: "Hey Mama, du unterhältst dich jetzt schon viel zu lange mit diesem Mann da. Bitte wende dich doch auch mal wieder mir zu. Hey, Mama! Ich bin auch noch da. Mama, lass uns doch jetzt mal gehen." Dass Beißen nicht okay ist, steht außer Frage und dass man Joshua bessere Kommunikationswege aufzeigen sollte, auch. Aber Hauen, Beißen, Spucken usw. sind keine Verhaltensweisen, die aufzeigen, dass ein Kleinkind irgendwie schlecht erzogen wäre - sie sind in dem Alter total normal.
Nachdem Herr Langer sagt, ein Kind in dem Alter müsse Autorität auch körperlich spüren, sieht man den kleinen Joshua in den Armen einer großen Schwester. Sie versucht, ihn zu füttern, doch er wehrt sich nach Kräften gegen den Eingriff auf seine Integrität. Er strampelt mit den Beinen. Die Schwester klemmt diese kurzerhand zwischen ihren Oberschenkeln fest. Daraufhin versucht er mit seinen Händen, den Löffel von seinem Mund wegzuschieben. Er weint und ruft nach seiner Mama. Die Schwester beendet das Essen, doch der Kleine darf nicht zur Mutter. Erst soll er sich beruhigen. Man sieht die beiden auf dem Klinikflur. Joshua will sich auf den Boden werfen, um zu weinen, doch er wird von der Schwester immer wieder (sanft) auf die Beine gestellt. Er soll sich beruhigen UND alleine laufen. Er weint immer noch laut. In der nächsten Einstellung sitzt Joshua leise schluchzend auf einem Stuhl im Schwesternzimmer. Hinter ihm sind Monitore zu sehen, über die andere Kinder beim Essen überwacht werden. Immer wieder flüstert er: "Mama!". Ob er sich in diesem Moment genügend beruhigt hat, um zur Mama zu dürfen, erfährt man als Zuschauer nicht, denn nun gibt es einen Schnitt zur "Mäuseburg", einer Art Spielzimmer, in dem die Kinder Trennungsfähigkeit lernen sollen. Neben einigen anderen Kindern sieht man auch hier Joshua, deshalb bleibe ich bei meiner Beschreibung der Situation bei ihm.
Die leitende Schwester der Mäuseburg erklärt den Eltern, dass die Kinder in dem Raum "frei Spielen dürfen". Das freie Spielen sei ein ganz großes Thema, das Kinder lernen sollten. Deshalb sollen die Eltern ihr Kind frohen Mutes abgeben (und nicht selbst unsicher sein, ob diese Trennung gut fürs Kind sei), ihm einen Kuss geben, sich dann umdrehen und gehen. Die Eltern tun, wie geheißen, doch man sieht sie geduckt über den Flur schleichen, nachdem sie hören, wie ihre Kinder in Protestgeschrei ausbrechen. Ein Kind schreit besonders laut - es ist Joshua. Die Eltern sitzen im Frühstücksraum. Sie haben die Anweisung, zu frühstücken und sich zu entspannen. Alle sitzen angespannt und lauschen zur Mäuseburg. "Das Laute ist meiner", sagt Joshuas Mutter resigniert. Man sieht Joshua unter einem Waschbecken hocken, er schreit wirklich in höchster Not. Er wirft die Arme hin und her, sich selbst auf den Boden und gibt alles, um gehört zu werden. Schnitt des Filmes zum Schulungsraum der Eltern. Herr Langner erklärt den anwesenden Eltern, warum es wichtig ist, dass Kinder Trennungsfähigkeit lernen und dass Kinder in so einer Trennungssituation alles von ihrem Repertoire abrufen würden, was je funktioniert hat, um die Eltern umzustimmen. Wieder Schnitt in die Mäuseburg. Man sieht nun alle Kinder weinend und schreiend auf den Matten liegen. Ja, die geben wirklich alles, was sie haben. Ein etwa 1,5 Jahre altes Kind ist noch ruhig. Mit großen Augen betrachtet es die Situation. Die Schwester kommt und nimmt ihm den Nuckel aus dem Mund. "Den brauchen wir hier drin nicht!" sagt sie, und legt ihn in ein angrenzendes Zimmer. Nun weint auch dieses Kind herzzerreißend.
Wieder Schnitt in den Schulungsraum. Die Leiterin der Mäuseburg erklärt den Eltern, dass 95% der Informationen über Körpersprache auf die Kinder wirken. Deshalb sollen die Eltern innerlich wirklich daran glauben, dass es den Kindern in der Mäuseburg gut geht, damit die Kinder beim Abgeben auch spüren, dass die Eltern dahinter stehen. Herr Langner erklärt, warum es wichtig ist, dass die Kinder unabhängig vom Alter (also auch Babys) mindestens eine halbe Stunde (bis zu vier Stunden) in der Mäuseburg bleiben. Er malt eine Erregungskurve an die Tafel und referiert darüber, dass die Kinder ja nun am Anfang sehr erregt seien und weinen würden. Damit stiege ihre Erregungskurve auf das Maximum. Würde man sie nun abholen, würden sie sich merken, wie schlimm die Mäuseburg sei und würden am nächsten Tag noch mehr schreien. Würde man aber abwarten, bis sie sich selbst beruhigen, und das sei etwa nach einer halben Stunde, und sie erst dann abholen, würden sie verinnerlichen, dass so eine Trennung doch gar nicht schlimm sei. Die anwesenden Eltern nicken verständig. Klingt logisch. Schnitt zu Joshua, der erschöpft auf der Matte der Mäuseburg liegt und nicht mehr schreit. Schnitt zu den Eltern am Frühstückstisch. Sie bemerken erstaunt dass sie die Zeit ganz vergessen und sich verquatscht haben. Schnitt zum Abholen. Man hört Kinder laut schreien und weinen, doch die Kinder, denen die Kamera folgt, also auch Joshua und der Junge mit dem (jetzt nicht mehr) Nuckel, sind ruhig und lassen sich von ihren Eltern in den Arm nehmen. Schnitt zu in Zeitlupe über den Klinikflur rennenden, lachenden Kleinkindern. Joshua ist nicht darunter. Ob diese Szene wirklich direkt nach dem Aufenthalt in der Mäuseburg gefilmt wurde, erfährt der Zuschauer nicht, es wird aber klar suggeriert: Seht her, es hat nicht geschadet, im Gegenteil, nun lachen sie und sind total entspannt.
Nehmen wir die Theorie unter die Lupe, dass Kinder lernen können, sich selbst zu beruhigen. Gerät ein Gehirn in die Krise, setzt normalerweise ein Prozess ein, der Stressregulation genannt wird. Ein Erwachsener würde z. B. sich selbst gut zureden oder tief durchatmen. Kinder können dies jedoch noch nicht. Sie bringen zwar einen Grundstock an Fertigkeiten aus dem Mutterleib mit, um Gefühle zu regulieren und dabei entstehenden Stress auszuhalten. Babys z. B. drehen sich von einer Stressquelle weg oder Nuckeln am Daumen, um sich selbst zu beruhigen. Der größte Teil der Stressregulationsstrategien wird jedoch erst im Laufe des Lebens entwickelt. Sie werden maßgeblich durch die Hilfe von feinfühlig regierender Erwachsener erlernt. Hat das kindliche Gehirn nämlich zu viel Stress, überfordert das seine noch in den Kinderschuhen steckenden Selbstregulationsmöglichkeiten. Es braucht dann Fremdregulation, um sich wieder beruhigen zu können: Körperkontakt, möglichst sogar Hautkontakt zu geliebten Personen. Dieser Körperkontakt löst einen Ausstoß von Oxytocin aus, welcher sich positiv auf das Stresszentrum des Gehirns auswirkt. Wird dem Kind jedoch der Kontakt zur Bindungsperson untersagt, und sind anwesende fremde Erwachsene unresponsiv (wie die Schwester in der Mäuseburg), löst der entstehende Stress eine Erregung des sympathischen Nervensystems aus, welches für Flucht und Kampf verantwortlich ist. Kann ein Kind aufgrund seiner körperlichen Unreife weder kämpfen noch flüchten (wie die Kinder in der Mäuseburg), gerät das Gehirn in eine akute Krise und löst eine archaische Notfallreaktion aus.
Bindungsforscher Karl-Heinz Brisch sagt, Babys und Kleinkinder werden dann von jetzt auf gleich stumm und frieren gleichsam ein. Man bezeichnet diesen Moment als "Abschalten". Nach Brisch wird das Gehirn der Kinder dabei die Wahrnehmung von Angst, Schmerz oder Panik ausschalten. Die Kinder wirken dann nach außen gefasst und ruhig, allenfalls ein bisschen starr. Man merkt ihnen nicht mehr an, dass sie Angst oder Schmerzen haben, doch innerlich bleibt der große Stress erhalten. Das, was die Klinikbetreiber also als Erfolg verbuchen (er hat sich alleine beruhigt, er hat die Trennungssituation gemeistert) ist in Wirklichkeit das Ende eines Notfallprogramms des Gehirns, das keinerlei positive Lernerfolge hinterlässt. Wir werden diese Notfallreaktion später noch einmal beim "Schlafenlernen" besprechen. An dieser Stelle stellt sich mir die Frage: Warum wurde dem Kleinen der Nuckel weggenommen? Immerhin konnte er ja mit seiner Hilfe zunächst den Stress wegnuckeln. Das ist doch sehr kompetent?
Felix
ca. 2 Jahre alt, sehr dünn, erbricht seine Milch immer wieder
Diesmal sieht man Felix in den Armen der Schwester, sie versucht ihn zu füttern, er will nicht. Sie erzählt später: "Er hat 5 Löffel gegessen, dann habe ich im Kampf nochmal 5 Löffel in ihn reinbekommen, aber dann war Schluss. Es hat 45 Minuten gedauert, bis er sich wieder beruhigt hat...." Schnitt, man sieht Langner im Gespräch mit der Mutter: "Durch die OPs, die er schon früh im Leben erlebt hat, hatte er ja Kontrollverlusterlebnisse, deshalb versucht er jetzt, alles unter Kontrolle zu bekommen. Auch das Essen. Das Kind denkt jetzt schon taktisch: Wenn ich in einem Bereich damit durchkomme, dann in einem anderen Bereich auch."
Felix ist 2 Jahre alt! Wie soll er denn taktisch denken, wenn ihm die neuronalen Verschaltungen und Meilensteine wie Perspektivenwechsel (Theory of Mind) noch nicht hatte? Das ist leider totaler Blödsinn, was da erzählt wird. Das Schlimme ist, genau darauf fußt die gesamte Therapie, so, wie man sie im Film sieht. Nämlich auf der Annahme, Kinder seien Egoisten, die alles dafür tun würden, ihre eigenen Interessen durchzusetzen und die man daher erst "gut erziehen" müsse. Passend dazu auch das Bild an der Mäuseburg, auf dem kleine Teufelchen in die Burg hineingehen und kleine Engel wieder rauskommen.
Immer wieder sieht man, wie die Schwestern versuchen, Felix zu füttern, doch es klappt nicht. Es wird beschlossen, dass er nun doch eine Sonde braucht. Der leitende Arzt untersucht den Jungen in Gegenwart der Mutter. Er bescheinigt ihm einen eigentlich ganz guten körperlichen Zustand. Das Kind ist klein und dünn, aber agil. Eigentlich kein Grund, eine Sonde zu setzen, doch es ist kurz vor dem Wochenende und es sei besser, das jetzt schon zu machen. Die Mutter bricht in Tränen aus, hat es sicher aber schon gedacht und nickt tapfer. Den Eingriff selbst sieht man nicht, doch man sieht eine Schwester der anderen folgendes erzählen: "Er hat sich so gewehrt, wir mussten ihn zu zweit sondieren. Anna hat ihn festgehalten und ich habe die Sonde gesetzt. Anders wäre es gar nicht gegangen."
Vielleicht wäre es günstig - ich hoffe sehr, das wurde im Vorfeld durch das Team der Klinik gemacht - hier mal auf das gesamte Familiengefüge zu schauen. Beide Eltern von Felix sind übergewichtig, beide haben riesige Angst, er könnte irgendwie verhungern. Möglicherweise war Felix ein Frühchen (ich hatte das Wort "korrigiert" aufgeschnappt, was mich das vermuten lässt) und es stand nicht fest, ob er überleben würde? Dann wäre klar, dass das ein Trauma ist, welches die Eltern erst einmal verarbeiten müssen. Hinzu kommt, dass sie vielleicht überschätzen, was so ein kleines Kind insgesamt isst. Sie essen beide offenbar mehr, als ihr Tagesbedarf an Kalorien hergibt, ich vermute also, dass sie auch ihrem Kind mehr geben wollen, als es Bedarf hat. Da kleine Kinder aber noch sehr gut wissen, was sie brauchen, hat er sich vielleicht immer wieder verweigert (weil er schon satt war), was die Eltern in Panik versetzt haben könnte, schließlich müssen sie ihn "am Leben halten". Sie versuchten also vielleicht vehementer, ihn zum Füttern zu überreden und er reagierte vielleicht vehementer in seiner Abwehr. Schon wären sie mitten drin im Teufelskreis. [Nochmal, das ist alles Spekulation meinerseits von dem wenigen, was ich im Film gesehen habe]. Von einer guten Klinik würde ich erwarten, darauf einzugehen. Die Eltern darin zu schulen, wie sie Sättigungsignale bei ihrem Kind erkennen und beachten können. Ihnen beizubringen, wie klein so ein Kindermagen ist und was da nur reinpasst. Ihnen anraten, selbst eine Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen (bzw. ihnen das in der Klinik gleich anbieten). Ihnen helfen, das Geburtstrauma (oder was da auch immer im Hintergrund steht) aufzuarbeiten.
Hilfe bei schlecht essenden oder trinkenden Kindern erhaltet ihr hier:
- La Leche Liga Stillberaterinnen
- Stillcafé Maria Heimsuchung Berlin
- Gonzales: Hilfe, mein Kind will nicht essen.
Man sieht Felix am Ende noch einmal in einer Zeitlupenaufnahme, in der alle vorher schlecht essenden Kinder in Zeitlupe beim problemlosen Gefüttertwerden zeigen. Auch sieht man, offenbar bei der Nachbesprechung drei Monate später, den Vater im Essensraum seinen Sohn füttern. Er wird über Monitor betrachtet, man entscheidet, dass das gut aussieht, er auch nicht zu langsam füttert und der Sohn brav das Mündchen aufmache.
Felix´ Eltern scheinen den Aufenthalt in der Klinik zwar einerseits dringend zu wollen, andererseits jedoch aus tiefstem Herzen abzulehnen. Das zeigt sich besonders, als sie ihren kleinen Sohn nach zwei Tagen Aufenthalt und Schlafen im Familienzimmer nun in einem Gitterbettchen allein in einem Raum schlafen lassen sollen. Dieses Allein-Schlafen ist Standard in der Klinik. Es geht so vonstatten, dass die kleineren Kinder in ein Gitterbettchen gelegt werden, in einen Raum mit Videoüberwachung geschoben werden, die Eltern geben ihnen ein Küsschen, dann gehen sie hinaus und machen das Licht aus. Mehr Interaktion soll es von den Eltern nicht geben bis zum nächsten Morgen. Die Kinder werden jedoch von dem Klinikpersonal über Nachtkamera überwacht, und ab und zu schaut die Nachtschwester mit der Taschenlampe in den Raum hinein. Die älteren Kinder schlafen in kleinen Bettchen in einem Raum voller Spielzeug (der Mäuseburg?), da sie ja auch zuhause vermutlich im Kinderzimmer schlafen werden. Es soll also geübt werden, nachts zu schlafen, und nicht zu spielen. Felix Eltern befolgen diesen Ablauf, aber seine Mutter kann sich am ersten Abend absolut nicht von ihm trennen. Immer wieder geht sie zurück ins Zimmer und küsst ihren Sohn, will nicht das Licht ausmachen und ist innerlich so zerrissen, dass sie auf dem Flur unruhig auf- und abläuft.
Auch Felix´ Vater findet die Therapie zu hart. Eine Schwester erzählt der anderen, er hätte sie angeschrien, das hier sei Quälerei und er würde morgen abbrechen. "Ja, kann er ja machen." antwortet die andere. Schnitt, auch Tage später noch sieht man Felix Mutter weinend vor der geschlossenen Tür stehen. Die Schwester kommentiert das im Schwesternzimmer mit: "Sie sind immer noch im Negativkreislauf. Sie denkt, sie muss ihr Kind am Leben halten." Später sieht man noch einmal eine Gute-Nacht-Situation mit Felix und seiner Mutter. Diesmal reißt sie sich furchtbar zusammen, schiebt ihn hinein, gibt ihm einen Kuss und geht dann hinaus. Beim Hinausgehen macht sie das Licht aus, und gleich wieder an. Kurz steht sie unsicher vor der Tür, dann geht sie schnellen Schrittes davon. Die Schwestern loben sie im Schwesternzimmer. Sie hätte zwar vergessen, das Licht auszumachen, aber insgesamt sei sie heute viel weiter, als die letzten Tage.
Es steht außer Frage, dass man ein Kind "zum Schlafen bringen" kann, indem man sein Weinen einfach ignoriert. Interessanterweise erklärt Herr Langner den Eltern im Seminar richtigerweise, dass man Schlaf nicht trainieren könne. Man könne nur die richtigen Rahmenbedingungen dafür schaffen. Dem stimme ich sogar zu. Nur gehen unsere Sichtweisen, was diese guten Rahmenbedingungen sind, in zwei komplett unterschiedliche Richtungen. Natürlich können ein fester Tagesablauf mit einer festen Schlafenszeit, ein komplett dunkles und geräuscharmes Zimmer, die Sicherheit des Gitterbettchens und ein klares Signal der Eltern, dass nun Zeit zum Schlafen anbricht, gute Rahmenbedingungen sein. Für die Kinder, die eben einen festen Tagesablauf und komplette Dunkelheit brauchen. Aber was ist mit den Kindern, die nicht jeden Tag zur gleichen Zeit müde werden? Oder solchen, die ein Nachtlicht und beruhigendes Hintergrundgeklapper aus dem Nebenzimmer brauchen? Oder solchen, die lieber in der Nähe der Eltern einschlafen, um sich sicher zu fühlen? In der Klinik werden viele individuelle Vorlieben in einen einzigen Weg gepresst.
Aber es klappt doch? Oh ja, offenbar klappt es. Aber nicht, weil das eben doch der einzig richtige Weg zu einer entspannten Abendroutine ist, sondern weil der Notfallmechanismus des Gehirns ausgenutzt wird. Wir sprachen davon schon im Zusammenhang mit der Mäuseburg. Die große Erregung des sympathischen Nervensystems (wenn das Kind im Bett im abgedunkelten Raum vergeblich nach seinen Eltern ruft) wird irgendwann notfallmäßig in ihr Gegenteil verkehrt, erklärt Bindungsforscher Karl-Heinz Brisch. Die Überregung des Kampf- und Fluchtsystems wird umgeschaltet auf das parasympathische System, das für Entspannung und Schlaf verantwortlich ist. Das Kind wird also als Notfallreaktion auf den zu großen Stress einfach einschlafen. Die abgespalteten Gefühle (z. B. Angst und Hilflosigkeit) werden zusammen mit der Erinnerung an die erlebte Situation im limbischen System gespeichert und können möglicherweise später eine durch den zeitlichen Abstand nicht mehr erklärbare Abneigung bzw. Überreaktion bei ähnlichen Situationen hervorrufen [Brisch, Safe, 2013, S. 36f].
Hilfe für schlecht schlafende Kinder gibt es viele, doch hier gute zu finden, die eben nicht die "Cry it out"-Methode favorisieren, ist schwierig. Alu von Grosseköpfe hat in Berlin das Angebot Hebamme Cathrin Wiesner getestet und es für gut befunden: Schlaf Kindlein, schlaf! Bei 1001Kindernacht findet man Schlafberaterinnen, die ganzheitlich und bindungsorientiert arbeiten. Da wird euch niemand dazu raten, euer Kind einfach schreien zu lassen, bis es verstanden hat, dass ihr nicht kommt. Ihr könnt die Beratung per Skype machen oder aber eine Beraterin zu euch nach Hause einladen. Habt ihr weitere gute Angebote in eurer Gegend in Anspruch genommen, schreibt das gern in die Kommentare, dann ergänze ich das hier. Gute Bücher sind: "Schlaf gut Baby" (Herbert-Renz-Polster, Nora Imlau), "Schlafen statt Schreien" (Elisabeth Pantley)
Anna und Emma
Anna und Emma sind Schwestern. Anna ist etwa 6 Jahre alt, sie soll bald zur Schule kommen. Anna ist mäkelig beim Essen und frech ihrer Mutter gegenüber. Sie schläft zuhause allein in ihrem Bett, und auch allein ein, allerdings spät. Die Klinik sei die letzte Chance - sonst müsse Anna ins Heim, sagt ihre Mutter beim Eingangsgespräch. Emma ist die kleinere Schwester. Man sieht sie im Trailer sich selbst in den Ärmel ihres Pullovers beißen.
Wir sehen Anna vor ihrem vollen Teller sitzen. Sie ist allein im Zimmer und schaut hoch zu der Kamera, über die sie von der Schwester beobachtet wird. Nach 20 Minuten kommt die Schwester ins Zimmer und sagt, die Essenszeit sei vorbei. Das Mädchen darf aufstehen und das unangerührte Essen wegbringen. Sie bekommt bis zur nächsten Mahlzeit nichts mehr. Eine Schwester erklärt den Eltern im Schulungsraum: "Sie müssen die Führung übernehmen beim Essen. Die Kinder müssen 20 Minuten sitzen bleiben zum Essen.""Auch, wenn sie schon vorher fertig sind?" fragte eine Mutter nach. "Ja, auch dann. Auch Kinder, die länger als 20 Minuten zum Essen brauchen, bekommen nur diese Zeit. Alle Kinder müssen lernen: Hier sind 20 Minuten, ich habe zu essen und nichts anderes. Ich kann entscheiden, nutze ich das Angebot, oder nicht?" Eine andere Mutter fragt wegen des Trinkens nach, ihr Kind würde beim Abendessen viel zum Glas greifen. Die Schwester antwortet, das sei ein Spiel des Kindes: ein bisschen trinken, einen Bissen essen, dann wieder trinken. Das müsse man unterbinden. Führung! Das Trinken solle am Ende des Essensprozesses stehen. Tatsächlich sieht man im Film auch immer wieder Sequenzen, in denen Kinder nach ihrem Becher greifen wollen, aber dieser dann von den Schwestern außer Reichweite gerückt wird.
Schnitt, Emma sitzt mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Anna nun gemeinsam beim Essen. Es gibt etwas, dass das das kleinere Kind nicht mag. Sie verweigert das Essen. Ihre Mutter schiebt deshalb das Essen weg. Emma fängt sofort an, weinerlich zu bitten, die Mutter solle ihr noch eine Chance geben, sie würde es doch essen. Die Mutter bleibt hart (sie hat es ja von den Ärzten so gelernt) und bringt das Essen weg. Emma ruft ihr laut und weinend hinterher, sie hätte doch aber Hunger! Die Mutter ist zurück. Nun wirft das Kind vor Wut eine Gabel nach ihr. Die Mutter hält ihre Hände fest (sanft), das Kind beißt ihr daraufhin leicht in die Hand. Sie droht, sie könne noch fester zubeißen. Nun nimmt die Mutter das Kind an den Händen aus dem Essensraum raus. Die Schwester bleibt zurück. Man hört am Nebentisch einen Vater sagen: "Das geht dich nichts an."
Da Emma etwa 5 ist, ist zwar das Werfen der Gabel als Impulshandlung zu werten, das Beißen jedoch als bewusste Wutentscheidung. Sie wollte ihrer Mutter weh tun, und drohte ja sogar mit mehr. Auch ihre Reaktion auf das konsequente Wegnehmen des Essens war sehr interessant, denn das weinerliche Flehen um eine weitere Chance und man sei doch jetzt gut und würde doch essen erscheint mir wie eine Sequenz, die zuhause zwischen ihr und ihrer Mutter schon oft abgelaufen ist. Ich habe solche um zweite Chancen flehenden Kinder oft in meinen Klassen. Sie können schlecht mit den (natürlichen) Konsequenzen ihres Handelns umgehen - z. B. wenn sie ihren Vortrag nicht vorbereiten und dann bei einer 6 biiiitte bitte nächste Woche noch einmal drankommen möchten, obwohl der Rest der Klasse heute abgefragt wurde. (In der nächsten Woche sind sie aber ebenso wenig vorbereitet.) Das Wegnehmen des Essens ist hier allerdings eine unnatürliche (also willkürlich von Erwachsenen gesetzte) Grenze. Tatsächlich gibt es etwa im Alter von 3,5 Jahren eine Entwicklungsphase, in der Kinder lernen, natürliche Grenzen, Bedürfnisse von anderen und Naturphänomene aushalten zu lernen, ohne zu explodieren. Es ist wirklich wichtig, dass Eltern ihre Kinder in diesem Gefühlssturm begleiten, aber gleichzeitig nicht versuchen, den Grund für diesen Gefühlssturm aus dem Weg zu räumen. Denn damit beschneidet man sein Kind in der natürlichen Entwicklung der Frustrationstoleranz.
Es ist aber völlig unnötig, ein Kind vorsätzlich zu frustrieren - wie es hier in der Klinik geschieht - um Frustrationstoleranz zu üben. Denn solche vorsätzlichen Grenzen werden von Kindern zu Recht als pure Schikane empfunden und verletzen die Eltern-Kind-Beziehung, wie man auch im Film erkennt. Es gibt genügend natürliche Konsequenzen, mit denen ein Kind das lernen kann. Ja, Emma muss bald lernen die Folgen ihres Handelns zu tragen, aber vor allem braucht ihre Mutter Unterstützung darin, zu lernen, wie man - trotz aller Liebe, die man bei der Mutter erkennen kann - feinfühlig, liebevoll und wenig aggressiv auf sein Kind reagiert. Außerdem braucht sie mehr innere Gewissheit, der Leitwolf der Familie zu sein. Das geht auch auf bedürfnisorientierte Art und Weise.
Eltern, die ihre Kinder als schwierig empfinden und das Gefühl haben, solche Situationen wie den Gabelwurf souverän zu meistern, können sich eine langfristig angelegte Beratung und Unterstützung bei diesen Anlaufstellen holen:
- Familiy Lab
- Katia Saalfrank
- Familienschule Dortmund
- Bindungstraeume
- Julia Hartmann Familienberatung
- Kreis der Sicherheit.
Hier werden die "Probleme" zwar nicht innerhalb von drei Wochen "gelöst", aber es gibt eine regelmäßige Unterstützung, in denen akute oder typische Alltagssituationen durchgesprochen werden und alternative Handlungsmöglichkeiten erarbeitet werden.
Bei noch schwierigeren Fällen, wo ein Klinikaufenthalt für das Familiengefüge am besten ist, könnt ihr euch an die Ulmer Uniklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie wenden. Die Elterntrainings, die dort angeboten werden, basieren auf Videofeedback. Anhand von gefilmten Interkationen zwischen Eltern und Kind wird den Eltern hinterher erklärt, wie sie sich anders verhalten hätten können. Vor allem werden gelingende Momente, die es in jeder Familie gibt, bei den Feedbacks hervorgehoben.
Schnitt, man sieht Annas und Emmas Mutter nun im Gespräch mit Herrn Langer. Er sagt, wir Eltern hätten oft ein Bild unserer Kinder im Kopf, wie sie seien, was sie können, was sie vermutlich tun werden etc. und würden eigentlich nur noch auf das Bild des Kindes reagieren statt auf das Kind selbst. Die Eltern müssten lernen, wieder das Kind zu sehen, und nicht das Bild. Denn das Kind würde sich ja weiterentwickeln. Deshalb würde man in der Klinik die Eltern zunächst vom Kind entfernen, also das Essen und das Schlafen von den Eltern trennen und durch Schwestern durchführen lassen. So können sich Eltern hinterher besser wieder auf ihr Kind einlassen. Die Mutter weint nun.
Es stimmt, dass Eltern sich ein Bild von ihren Kindern machen und oft nur noch auf dieses Etikett reagieren. Es stimmt auch, dass Eltern lernen müssen, ihr Kind immer wieder mit offenen, neugierigen Augen zu betrachten und zu fragen: Wie bist du gerade jetzt, mein Kind? Das geht ohne Trennung und auf bedürfnisorientierte Art und Weise, wenn man möchte. Die oben genannten Beratungsstellen arbeiten exakt an diesem wichtigen Baustein und fokussieren ihre Arbeit auch auf alte Glaubenssätze der Eltern (z. B. "Sie darf mir nicht auf der Nase herumtanzen."), die den freien Blick auf das Kind ebenso verstellen. Kann man an seinen eigenen Glaubenssätzen arbeiten, wird man automatisch ein entspannteres Elternteil. Hilfe findet ihr auch hier bei www.kraftvollmama.de Yasmin vom Blog Rabenmutti hat hier in ihrem Artikel beschrieben, wie sie mit Hilfe eines Coaching ihre eigenen Glaubenssätze überwindet.
Schnitt zu Kindern in einer Art Stilleraum. Neben jedem Kind sitzt eine Schwester. Niemand redet. Ein Junge am Fenster vertreibt sich die Zeit damit, leise mit seinen Fingern aufs Fensterbrett zu klopfen. Die Schwester neben ihm beugt sich vor und legt ihre Hand sanft auf seine. Er soll ruhig sein, bedeutet das. Er schaut kurz zu ihr, aber dann sofort zurück zum Fenster und hört mit dem Klopfen auf. Er hat verstanden. An der gegenüberliegenden Wand sitzt Emma, Annas kleinere Schwester. Sie kratzt mit ihren Fingernägeln Muster in die blauen Turnmatten. Ein unangenehmes und lautes Geräusch. Auch ihre Schwester beugt sich vor und legt die Hand auf Emmas Hand. Sie soll aufhören. Emma hört aber nicht auf. Sie wird zwar leiser, kratzt aber unverdrossen weiter. Gott sei Dank ist die Zeit nun rum, die Schwestern geben das Signal, dass aufgestanden werden kann. Wie wäre der Stille Kampf zwischen Emma und der Schwester ausgegangen, wäre noch mehr Zeit gewesen? "Aber wir haben ja nur still gesessen?" fragt Emma in den Raum hinein. Ihr war offenbar nicht klar, was sie da sollte. Lange Einstellung der Kamera auf die Kratzspuren, die unsere kleine Protagonistin auf der blauen Matte hinterlassen hat. Emma was here.
Möglicherweise ist Stillsitzen eine wichtige Kompetenz in der heutigen Gesellschaft und diese Übung ist demnach sinnvoll. Ich denke, das ist Ansichtssache. Interessant hätte ich jedoch wirklich den Ausgang des Machtkampfes zwischen Emma und der Schwester gefunden. Die Schwester hatte ja nun eine (unnatürliche) Grenze gesetzt, auf dessen Einhaltung sie pochte. Emma ist zwar leiser geworden beim Kratzen, hat aber nicht gänzlich aufgehört. Damit hat sie eigentlich den Machtkampf gegen die Schwester gewonnen, denn diese wollte ja, dass alle Kinder still sitzen und nichts tun. Wie hätte die Schwester reagiert, wenn noch mehr Zeit gewesen wäre? Hätte sie nur immer wieder die Hand auf die Hand des Mädchens gelegt? Hätte das Kind die Stilleübung abbrechen müssen? Hätte das Kind zusätzliche Stilleübungen aufgebrummt bekommen?
Wie würde ein bedürfnisorientierter Weg hier aussehen? Nehmen wir eine ähnliche Situation an, ein Kind kreischt laut, die Mutter hat Kopfschmerzen und sagt: "Bitte hör auf zu schreien, mir tut der Kopf so weh." Daraufhin hört das Kind zwar nicht auf, kreischt aber leiser. Eine bedürfnisorientierte Mutter würde die Kooperation beim Kind erkennen (es wurde leiser) und diese rückmelden: "Dein Kreischen ist leiser geworden. Das hilft meinem Kopf ein bisschen, danke!" Sie hätte also anerkannt, dass es im Rahmen seiner Möglichkeiten (es will einerseits kreischen, andererseits möchte es Rücksicht nehmen) einen Kompromiss gefunden hat. Damit würde dem Kind gezeigt, dass man seine Bemühungen anerkennt. Nach und nach lernen die Kinder, ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten eines stärkeren Bedürfnisses eines anderen (Kopfschmerzen versus Kreischen wollen) zurückzustecken. Das Kind entwickelt ein Eigenbild, dass es gut und rücksichtsvoll ist. Das ist günstig, denn Studien haben gezeigt: Wer davon überzeugt ist, ein sozialer, freundlicher Mensch zu sein, handelt entsprechend sozial und freundlich, selbst, wenn das mit Anstrengung oder Kosten verbunden ist. [vgl. Freedmann, Fraser, 1966, Complience without pressure: The foot-in-the-door-technique, In: Journal of personality ans Social Psychology 4/2, S. 195-203]. Ein Kind dagegen, dem immer wieder rückgemeldet wurde, dass es nicht rücksichtsvoll agiert, entwickelt möglicherweise genau so ein negatives Selbstbild und handelt danach.
Nach einer Weile kommt der Film zurück zu der größeren, ruhigeren Anna. Sie soll im Park zusammen mit Herrn Langner joggen, um fit zu werden. Wenn ich das richtig verstanden habe, müssen alle essensverweigernden Kinder dieses Training absolvieren. Hintergrund ist laut Langer, dass sie erkennen sollen, dass es ihnen körperlich besser geht, wenn sie essen. Damit sie nicht mehr schlapp über die Gänge schleichen. Man sieht Anna auf der Bank sitzen, Herr Langner versucht gerade, ihren Schuh auszuziehen. Sie hätte einen Stein darin und könne deshalb nicht joggen. Er beseitigt den Stein eigenhändig. Diese Szene fällt auf, da doch eigentlich nach Herrn Langer Kinder manipulierende Wesen sind und er sich hier ja eindeutig dazu hat manipulieren lassen, ihr den Schuh auszuziehen. Hätte sie das nicht selbst machen müssen? Eigenständigkeit erlernen? Aber sehen wir die Szene einfach in freundlichem Licht, er ist einfach ein hilfsbereiter Mensch. Nun nimmt er Anna an die Hand, sie laufen los. Sie weint und sagt, sie will nicht rennen. Er antwortet, dass sie doch fit sein will. nein, sie wolle gar nicht fit sein, wirklich nicht. Herr Langner sagt nun, sie käme doch bald in die Schule und dort hätte sie Sportunterricht. Anna hat auch darauf eine Antwort: "Dann gehe ich eben zur Lehrerin und sage, sie habe keinen Bock auf Sport.""Oh", antwortet da Herr Langer, "dann sagt die Lehrerin, du musst zurück zu Herrn Langner." Vehement antwortet Anna mit "Nein!".
Schnitt, immernoch im Park. Anna läuft jammernd neben Herrn Langner und ruft, ihre Mütze sei weg. "Ja, wo hast du die gelassen? Verloren oder was? Du kannst doch nicht einfach deine Mütze wegwerfen.""Weiß ich auuuuch nicht" jammert Anna. Der Mann besteht darauf, dass das Mädchen zurückgeht und die Mütze sucht, doch Anna will nicht. "Die hat deine Mutter gekauft, natürlich suchst du sie!" sagt Langner. "Ich habe mir die selbst gekauft" jammert Anna. "Ja, aber vom Geld deiner Mutter." Wieder hat Anna eine Antwort parat: "Nein, das Geld war von meiner Oma.""Naja, wie auch immer. Auch deine Oma will, dass du die Mütze suchst." Anna verweigert und setzt sich auf den Boden. "Nun gut", antwortet Langner entspannt, "wir können warten, aber es bleibt dabei, du holst die Mütze." Schnitt. Anna sitzt immer noch im Park, Herr Langner steht daneben. Keiner sagt ein Wort, aber Anna scheint entspannt. Nun geht Langner einfach weg von dem Kind. Betont ruhig geht er von ihr fort. Anna schaut ihm alarmiert hinterher. Als er um die Ecke biegt, steht sie auf und geht ihm hinterher. Langner scheint sich versteckt zu haben, denn nun sehen wir Anna, die den Weg entlang läuft und Langer, der hinter ihr erscheint und von hinten aufschließt. Als er neben ihr läuft, nimmt er wortlos ihre Hand. Anna hat ein zum Weinen verzogenes Gesicht, aber sie reißt sich zusammen. Sie fragt, was sie nun tun würden. ""Na deine Mütze holen!" Anna weint nun und jammert: "Aber nicht wieder rennen!""Doch, wir laufen später noch ein Stück." Sie spazieren eine Weile, Anna erzählt vom leckersten Essen der Welt, das sie gestern gegessen hätte: Spinat. Das wolle sie jetzt immer essen. Langer sagt: "Ja, aber anderes wirst du auch essen." Die Mütze ist gefunden, sie gehen zur Klinik zurück.
Langner hat hier gegen Anna gewonnen. Ums Gewinnen geht es auch, findet er. Das hatte er den Eltern im Schulungsraum erzählt, als er ein altes Video eines Kleinkindes zeigte, das seiner Meinung nach auf Ansage erbrach, um seinen Willen durchzusetzen (um dieses Kind geht es, wenn er lachend sagt, man müsse vor einer Nudel ja nun keine Angst haben). Er sagte den Eltern, mit Blick auf das brechende Kind: "Tja nun, hier kann ich nicht mehr gewinnen." Gegen Anna aber hat er sich durchgesetzt und man mag diese Szene durchaus freundlich lesen. Er hat sie zu nichts gezwungen (ok, bis auf das Joggen, aber Kinder müssen ja, wie gesagt, körperlich erfahren, was Autorität ist), aber sie dazu gebracht, am Ende doch noch ihre Mütze zu suchen. Das Ganze ist begleitet von freundlichem Geplauder mit dem Kind. Mir widerstrebt diese Erziehungsmaßnahme, aber ich will nicht behaupten, dass sie falsch ist. Sie ist anders, als ich das für das Kind und unsere Beziehung als angenehm empfinden würde. Sein Ziel war ja aber, dass Anna lernt, einem Erwachsenen zu gehorchen, da das die Mutter in seinen Augen nicht kann. Dieses Ziel hat er erreicht. Ob es dauerhaft erreicht ist, wird sich zeigen. Das Ohne-sie-Gehen ist etwas, was viele Eltern da draußen tagtäglich tun und ja, man bringt Kinder damit dazu, aufzustehen und mitzukommen, weil man mit einer Urangst der Kinder (alleingelassen zu werden) spielt.
Eine natürliche Konsequenz wäre übrigens gewesen, dass Annas Mütze auf dem Weg liegen bleibt. Wenn sie sie nicht holen will, ist das ihre Entscheidung. Tragen muss sie dann die Konsequenz, dass sie wirklich weg ist. In beiden Varianten lernt sie etwas unterschiedliches: bei Langner, sich dem Willen des Erwachsenen unterzuordnen, und zu tun, was verlangt ist, auch wenn es einem anstrengend erscheint; bei meiner Lösung, die Konsequenz ihres eigenen Handelns auszuhalten. Und ja, ich hätte ihr selbstverständlich erlaubt, später noch einmal mit der Mutter loszulaufen, um die Mütze zu suchen, wenn Anna das will. Sie ist schließlich ein Kind und lernt noch.
Abschlussgespräch mit Anna. Langner ist allein mit ihr (und dem Kamerateam), er sagt, sie müsse wiederkommen, wenn es draußen nicht gut läuft. Aber das sei doch sicher nicht nötig?" Anna verzieht den Mund, als sie das hört und antwortet schnell: "Nein, das ist nicht nötig."
Drei Monate später. Anna, Emma und ihre Mutter sind zum Zwischenbericht zurück. Die Mutter sagt, Emma schläft gut und auch durch, aber nicht vor 23 Uhr. Es liefe mit ihrem Verhalten inzwischen durchaus besser, ja, aber es gäbe auch immer wieder tageweise Ausbrüche. Dann würde sie Hauen, Weglaufen oder sogar Randalieren. Es wäre auch schwierig, die Maßnahmen durchzusetzen, denn die Schwester Anna würde so gut auf Emma aufpassen. Wenn sie zum Beispiel mit dem Auto losfahren wollen würde und die gesamte Familie sitze schon im Auto, dann wäre Emma aber noch nicht da. Und eigentlich müsse sie ja dann konsequenterweise ohne Emma losfahren. "Ja", bestätigt Langner. Aber da würde die Schwester nicht mitspielen. Sie stecke in der Mutterrolle fest. Sie würde sich dann noch im schon rollenden Auto abschnallen und die Tür aufreißen, um zu Emma zu kommen. "Ja, das ist der Opfer-Verfolger-Retter-Kreislauf", erinnert Langner die Mutter an sein Seminar. Sie denkt nach. "Dann muss ich mich aus dem Kreislauf rausnehmen", sinniert sie, "...und einfach ohne die beiden dann losfahren?" Langner: "Ja. Natürlich irgendwie abgesichert, aber ja, das müssten sie."
Schön, dass die Familien auch im Nachhinein betreut werden. Schade, dass die Mutter trotz allem nicht wirklich gelernt hat, ihre Kinder souverän zu führen. Mir scheint, es gibt die selben Probleme, wie auch vor dem Klinikaufenthalt schon. Die Mutter sagt zwar, insgesamt weniger, aber es sind ja auch"erst" drei Monate vergangen. Was passiert, wenn Anna und Emma noch älter werden und nicht mehr auf erzieherischen Druck wie im Park stehen lassen reagieren? Was soll die Mutter dann tun? Hier habe ich über Probleme durch Erziehung durch eine strafende oder lobende Macht geschrieben.
Zarah
Zarah ist ca. 5 und vor zwei Jahren mit ihrer Mutter von Mazedonien nach Deutschland geflüchtet. Sie ist klein, wiegt nur 17 kg und agiert sehr, sehr langsam. Bei der ärztlichen Untersuchung soll sie sich selbständig ausziehen, das passiert in Zeitlupe. Immer wieder hält sie inne und träumt bzw. schaut fragend zu ihrer Mutter. Laut ihrer Mutter isst sie nur Pommes und Chickennuggets. Sie soll gesund essen lernen.
Man sieht Zarah vor dem Teller sitzen und nichts essen. Wie die anderen Kinder auch, soll sie lernen, alles zu essen, was ihr vorgesetzt wird. Sie rührt das Essen jedoch nicht an. Nach 20 Minuten soll sie abräumen. Unschlüssig steht sie mit ihrem Teller im Raum. Die leitende Schwester erzählt ihrer Kollegin, dass das Kind so tue, als wisse sie immer noch nicht, wohin der Teller nach dem Essen soll. Dabei habe sie es ihr schon so oft gezeigt. Sie würde einfach abwarten, darauf, dass jemand ihr hilft. Der Kampf um das Essen wird im Film über ganze acht (!) Tage portraitiert. Acht Tage lang sitzt Zarah drei mal am Tag vor ihrem Teller und rührt das Klinikessen nicht an. Sie nimmt 2 kg ab. Bedenklich bei 17 kg Ausgangsgewicht. Eine Schwester sagt zur Mutter: "Das Kind wird essen, wenn es ihnen als Mutter egal ist." Im Schwesternzimmer sieht man eine der Schwestern die anderen instruieren: "Zarahs Mutter ist schon wieder Hand-in-Hand mit ihr gelaufen. Wenn ihr das seht, unterbindet das bitte. Das soll sie nicht." Kurz bevor Zarah eine Sonde bekommt, greift sie endlich zu. Sie schaut immer zwischen ihrem Brötchen und der Schwester hin und her. Die Schwester flüstert ihr freundlich zu und nickt: "Du schaffst das." Sie hilft ihr, das Brötchen in die Hand zu nehmen. Zarah beißt ab. Es setzt rührselige Musik ein, in Zeitlupe wird Zarah beim Abendbrotessen gezeigt, ebenso alle anderen "Schlechtesserkinder". Sie alle lassen sich nun widerstandslos füttern.
Beim Kontrolltermin nach 3 Monaten sitzt Zarahs Mutter bei Herrn Langner. Er fragt sie, wie das Essen läuft. Sie erzählt, dass Zarah zwei Monate lang alles gegessen hätte, nun aber wieder kein Gemüse anrühren würde, nur Fleisch. Auch würde sie wieder beim Essen trödeln.
Warum sollte Zarahs Mutter nicht Hand-in-Hand mit ihr über den Klinikflur laufen? Nun, meine Vermutung ist, dass das Klinikpersonal findet, dass sie sie damit beim Nicht-Essen unterstützt. Die Theorie ist ja, dass nicht essende Kinder besonders angetrieben werden sollen, sich zu bewegen und Sport zu treiben, damit sie merken, dass das mit Essen besser klappt. Nimmt die Mutter nun ihre Hand könnte sie ihr ja - Gott bewahre - beim Laufen helfen. Und dann wäre der Therapieerfolg nicht garantiert. Den Weg der Klinik, das sowieso schon untergewichtige Mädchen noch acht Tage lang hungern zu lassen, finde ich absolut daneben. Wer heilt, hat Recht? Ist das so? Hier wurde stur angenommen, das Mädchen "wolle" nur nicht. Sie könnte ja jederzeit zu den Mahlzeiten zugreifen, es sei ja immer genügend Kost für sie vorhanden. Ich erwarte von einer Klinik, da differenzierter zu arbeiten und nicht pauschal von einem Kinderbild des kleinen Tyrannen auszugehen. Warum hat Zarah nicht gegessen? Das wäre wichtig herauszufinden, damit der Erfolg der Therapie langfristig ist.
In einer anderen Sequenz des Filmes erklärt Langner den anwesenden Eltern übrigens, warum Eltern in manchmal abstruse Situationen beim Essen geraten: Aus Liebe und Fürsorge zum Kind nämlich. Er erzählt eine Geschichte eines Kindes, das zu ihnen kam und drei Jahre lang nur Bratwurstenden aß. Es aß schlecht, und die Eltern versuchten alles, um es umzustimmen. Einmal hätte der Vater ein Ende seiner Bratwurst noch auf dem Teller gehabt und es dem Kind angeboten. Das Kind hätte es genommen und gegessen. Nun waren die Eltern froh, dass das Kind überhaupt etwas zu sich genommen hatte, daher boten sie ihm ab da immer wieder Bratwurstenden an, die es auch aß. Aber eben nur diese. Er erklärt daraufhin, dass die Art, mit solchen Kinderwünschen umzugehen, "liebevoll konsequent" sein solle: "Ich gebe die Zeit vor, in dem ein Kind etwas lernen soll und biete ihm dabei etwas Schönes und etwas Unangenehmes an." Im Falle des Essens heißt das also konkret, ich bestimme, was auf den Tisch kommt, und wie lange das Kind essen darf, das Kind kann entscheiden, ob es das Angebot annimmt (angenehme Option). Nimmt es das Angebot nicht an, biete ich erst zur nächsten Mahlzeit etwas an (die unangenehme Option).
Nun, ja. Ich würde das Erpressung nennen, aber gut, man kann es natürlich auch "liebevoll konsequent" nennen. Der bedürfnisorientierte Ansatz würde so sein, dass dem Kind zu jeder Mahlzeit das gesunde Essen angeboten wird, und die Eltern es selbst auch essen, aber das Kind die Möglichkeit hat, andere Alternativen zu bekommen. Das kann ein Joghurt sein, oder auch Butterstulle oder Toast. Extra gekocht würde für das Kind nicht, es sei denn, die Eltern wüssten schon im Voraus, dass dieses Essen beim Kind Brechreiz verursacht (z. B. bei Leber oder Milchreis). Evolutionsforscher sagen, dass Kinder in einem bestimmten Alter von Natur aus mäklig sind, nämlich genau zu der Zeit, als sie sich im Steinzeitalter aus dem Sicherheitsbereich der Eltern wegbewegten. Mit etwa drei Jahren wechselten sie in die heterogene Kindergruppe und fingen an, allein mit den Freunden herumzustreunen. Es ist evolutionär sinnvoll, dass die Natur da einen Mechanismus "eingebaut" hat, nach welchem die Kinder keine Lust auf neue, unbekannte Lebensmittel haben. Schließlich könnten sie sterben, wenn sie im Busch einfach so die lecker aussehenden roten Beeren probieren. Da das Gehirn unserer Kinder noch immer urzeitlich geprägt ist, blieb dieser Mechanismus über die Jahrhunderte bestehen. Was macht man da am besten? Abwarten und Tee trinken. Ab dem 5. bis 7. Lebensjahr fangen alle Kinder an, ihr Essens-Repertoire zu erweitern. Ohne Druck und Zwang. Und sind sie bis dahin nicht körperlich völlig krank? Nein. Keine der extensiven Studien, die zu mäkligen Essern geführt wurden stellte fest, dass diese irgendwie kränker seien. Sie seien dünner als Altersgenossen, ja, aber körperlich fit. [u.a. Mascola/Bryson/Agras, 2010, "Picky Eating during childhood: A longitudinal study to age 11 years, In: Eating behaviors 11/4, S. 253-257]
Es ist übrigens richtig, dass es gut ist, wenn Eltern nicht zu fokussiert auf das Thema Essen sind. Je weniger Bohei darum gemacht wird, desto eher lassen sich Kinder auf Neues ein. Es ist aber wie gesagt auch völlig normal, wenn Kinder phasenweise, auch über Monate, nur eingeschränkt und einseitig essen. Das kann man gut in Dr. Carlos Gonzales Buch, Bei Herbert Renz-Polster oder auch in unserem Artikel über mäklige Esser nachlesen. Wir haben auch über mögliche Probleme beim Essen wie Würgen oder Erbrechen geschrieben, in einem solchen Fall solltet ihr euer Kind ärztlich untersuchen lassen.
Immer wieder will die Mutter von Zarah in der Nacht zu ihrer Tochter. Einmal schafft sie es sogar, und schleicht sich nachts ins Zimmer. Sie kann es nicht aushalten, von ihr getrennt zu sein. Sie findet, wenn sie schon getrennt sind dann sollte doch wenigstens Zarah in einem Zimmer mit Kamera sein, damit sofort jemand erkennen würde, wenn es ihr schlecht geht. "Das ist nicht nötig", wird sie von der Schwester abgebügelt. In der Tagesbesprechung des Personals unterhalten sie sich über diese Mutter: "Es fällt ihr unheimlich schwer, loszulassen." Im Gespräch mit Langner sagt die Mutter, sie wolle immer sicherstellen, dass es ihrer Tochter gut geht, sonst ginge es ihr selbst nicht gut. "Sie ist mein Leben!" ruft sie aus. "Ja...", erwidert Langner, "aber nebenbei brauchen sie ja auch ein eigenes Leben." Er erklärt ihr, dass Kinder zwei Möglichkeiten haben, Aufmerksamkeit zu erheischen. Einmal über Machtkämpfe und einmal über demonstrative Hilflosigkeit. Gerade letztere sei für Eltern sehr schwer erträglich und Zarah würde dies nutzen Sie muss aber lernen, dass sie keine kleine Prinzessin ist.
Nun, es mag sein, dass es gesünder ist, wenn Eltern ihr Kind nicht als Mittelpunkt ihres Lebens sehen, aber können wir bitte die Vorgeschichte der Familie in Betracht ziehen? Sie sind immerhin Geflüchtete. Wer weiß, welche Traumata sie erlitten haben? Dass die Mutter da unbedingt sicherstellen will, dass es ihrem Kind gut geht, finde ich absolut nicht verwunderlich. Sie die exakt gleiche Therapie wie alle anderen durchlaufen zu lassen, finde ich etwas mau für eine Klinik.
Baby
Eine Mama mit dem jüngsten aufgenommenen Teilnehmer in diesem Film - es ist noch ein Baby - berichtet erschöpft darüber, dass ihr Baby ununterbrochen weint, bis zu 14 Stunden am Tag. Sie hört sogar schon Phantomschreie. Sie sei weit weg von Zuhause und höre das Baby trotzdem schreien. Sie sei deshalb auch von zuhause ausgezogen. Bei der Geburt hatte sie einen schlimmen Blutverlust durch Gebärmutterriss und musste sofort operiert werden. Ihr Mann habe mit dem Neugeborenen im Kreißsaal gesessen, überall Blut, während sie im OP notoperiert wurde. Dass er ungeheure Angst um sie hatte, ist klar. In der Situation, in der sie das erzählt, ist ihr Baby ruhig, es schläft an ihrer Brust und sie wackelt ununterbrochen, damit es nicht aufwacht. Das sieht auch Langner, der das in der Fallbesprechung mit seinen Mitarbeiterinnen anmerkt. Man sieht im Film nicht sehr viel von ihr und dem Baby. Nur einmal, als die Kinder das erste Mal in der Mäuseburg abgegeben werden, ist es dabei und trotz seines Alters muss es auch die gesamte halbe Stunde dort allein verbringen. Beim Abholen ist es ruhig, man sieht nicht, ob es vorher geweint hat, oder nicht.
Ja, das ist hart und ich verstehe, dass die Mutter gern möchte, dass das Schreien und der Stress aufhört. Es ist gut, dass sie einen Weg sucht, damit es ihr besser geht. Ich hoffe sehr, dass man im Film nur nicht gesehen hat, dass diese Mama eine Therapie für ihr Geburtstrauma bekommen hat, denn dieses kann sich auf das Baby übertragen, und es zu einem Schreikind werden lassen. Therapiert man die Mutter, wird in den meisten Fällen auch das Baby ruhig. Emotionelle Erste Hilfe ist für Eltern, die sich mit dem Alltag mit ihrem Baby oder Kleinkind überfordert fühlen oder Traumata wie einen Gebärmutterriss, eine Fehlgeburt oder den Tod eines Kindes verarbeiten müssen und es fängt die Eltern wahnsinnig gut auf. Hier der Bericht einer bedürfnisorientierten Mutter, die bei EEH Hilfe gefunden hat.
Safe-Kurse gibt es überall in Deutschland verteilt. Ich selbst habe so einen Kurs absolviert, als wir unser erstes Kind erwarteten. Man wird die Schwangerschaft über betreut und hat in regelmäßigen Abständen Kurse, in denen über Bindung etc. gesprochen wird und auch das gesamte erste Jahr lang geht der Kurs weiter, dann mit Baby. Auch hier wird man feinfühlig betreut und man erlernt die Signale von Babys zu entschlüsseln. Wenn man möchte, dann ist so ein Safe-Kurs eine Art Elternführerschein, aber eben auf bedürfnisorientierte Art und Weise.
Auch ein Baby-Steps-Kurs von Einfach Eltern kann Euch helfen, die Signale Eures Kindes zu entschlüsseln und darauf bedürfnisorientiert zu reagieren.
Wellcome ist eine moderne Nachbarschaftshilfe für Familien nach der Geburt. Eine geschulte Helferin - die euch hoffentlich auf den ersten Blick sympathisch ist - kommt direkt nach der Geburt zu euch in die Wohnung und unterstützt euch bei alltäglichen Dingen. Sie holt beispielsweise ältere Kinder von Kita und Schule ab, kocht für euch, macht die Wäsche etc. Ganz sicher nimmt sie euch euer schreiendes Baby auch mal ab, damit ihr in Ruhe duschen könnt. Wenn das für euch okay ist, geht sie mit dem Baby auch spazieren, damit ihr eine Runde schlafen könnt. Niemand hält 14h Durchschreien ohne Krise aus, das ist klar. Da braucht eine Mutter ganz klar Unterstützung!
Auch das Deutsche Kinderschmerzzentrum in Datteln arbeitet bedürfnisorientiert. Den Eltern wird zugehört und vertraut, sie dürfen im Familienbett schlafen. "Eine Klinik voller Liebe und Vertrauen, Anerkennung und Wertschätzung. Ich bin unendlich dankbar bis heute." schreibt Mo Zart vom Blog 2kindchaos.
Danielle hat in unserem Blog über Schreikinder geschrieben, und was ihr selbst in der Situation mit ihrer Tochter geholfen hat. Auch eine (unerkannte) postnatale Depression der Mutter kann Ursache für vermehrtes Schreien bei Babys sein.
Eine weitere Anlaufstelle können Schreiambulanzen sein, die über ganz Deutschland verteilt sind. Allerdings ist es schwierig, zu sehen, welche davon bedürfnisorientiert und welche "nach alter Schule" handeln. Wenn ihr gute Erfahrung mit einer speziellen Schreiambulanz gemacht habt, schreibt sie gern unten in die Kommentare. Das gilt auch für andere Anlaufstellen, die ihr als bedürfnisorientiert erlebt habt.
Can
ca. 1,5- 2 Jahre alt, hat eine Regulationsstörung
Man sieht Can mit seiner Mutter im Arztzimmer stehen. Can steht auf der Untersuchungsliege und möchte mit seiner Mutter kuscheln. Der Arzt erklärt ihr gerade: "Wir machen die Untersuchung gerne im Arztzimmer, um den Stress für das Kind zu erhöhen. In ihrem Patientenzimmer fühlt er sich ja jetzt schon wohl, weil sie da zwei Tage lang zusammen gewohnt haben. Deshalb also hier. Ich möchte, dass sie mit ihrem Stuhl immer weiter von der Liege wegrücken, wenn ihr Sohn laut wird oder weint. Es kann auch sein, dass er das locker über sich ergehen lässt." Die Mutter übergibt den sofort strampelnden und kämpfenden Zweijährigen der Schwester. Diese hält den Kleinen fest, will ihn zusammen mit dem Arzt ausziehen. Can brüllt laut. Er drängt zur Mutter, die auf dem Stuhl weit weg von ihm sitzt, doch er wird von der Schwester festgehalten. "Ja," stellt der Arzt sofort fest, "sehen Sie, das gehört zur Regulationsstörung."
Dass diese Einschätzung der Situation völliger Quatsch ist, schreibt Kinderarzt Dr. Renz-Polster hier auf seinem Blog. Möglicherweise hat Can tatsächlich eine Regulationsstörung, aber das erkennt man ganz sicher nicht an seinem Schreien dort auf der Liege. Vielmehr zeigt Cans` Weinen und Kämpfen, dass er sehr gut an seine Mutter gebunden ist und in einer Situation, die ihm Angst macht und die ihm unangenehm ist, zu ihr in den Arm will, um sich über den Körperkontakt zu ihr und den dann ausgelösten Oxitocin-Schub beruhigen zu können. Bindungsforscher Karl-Heinz Brisch erklärt in seinem Buch"Safe - Sichere Ausbildung für Eltern", wie man eine sichere Bindung zwischen Kind und Eltern erkennt: Ein sicher gebundenes Kind reagiert auf die Trennung von der Hauptbindungsperson mit akutem Stress, welcher sich durch Weinen oder Wüten bemerkbar macht. Das Kind versucht aktiv, wieder zur Bindungsperson zu kommen. Es läuft oder krabbelt hinterher, klammert sich fest oder ruft laut nach Mutter oder Vater. Wird es mit der Bindungsperson wieder vereint, möchte es gern tröstend auf den Arm genommen werden, es kuschelt sich ein und beruhigt sich relativ schnell. Nach der Beruhigung ist es emotional so stabil, dass es im Beisein der Bindungsperson zurückkehrt zum Spiel, ein Körperkontakt ist dann nicht mehr nötig (vgl. Brisch, Safe, 2010: 40f). Cans Verhalten zeigt also keine Regulationsstörung, sondern ist völlig normal. Sie zeigt nur, dass Can und seine Mutter eine gute, feste Bindung zueinander haben, dass sie sein sicherer Hafen ist, zu dem er in einer stressigen Situation zurück möchte, um sich beruhigen zu können. Und geht es nicht darum, dass Kinder Strategien lernen, um sich selbst zu beruhigen? Nun, Can hat schon eine! Die Frage ist eher, warum soll dem Kind extra Angst gemacht werden mit dem Ort der Untersuchung? Und warum wird bei allen Kindern im Film die Selbstberuhigung durch Co-Regulation unterbunden?
Fassen wir zusammen: Ein Elternpaar mit einem Kind mit OP-Erfahrung, welches seine Milch erbricht, eine geflüchtete Mutter mit schlecht essendem, ebenfalls geflüchtetem Kind, eine Mutter mit zwei Töchtern, eine ist hoch aggressiv, eine isst schlecht, eine Mutter mit Geburtstrauma (Gebärmutterriss), deren Baby 14 Stunden am Tag schreit, ein kleiner Junge mit Neurodermitis, ein weiterer kleiner Junge, der beißt, ein Junge mit Regulationsstörung. Sie alle bekommen dieselbe "Therapie" verschrieben: Trennungstraining in der Mäuseburg, Essenstraining, Schlaftraining. Außerdem absolvieren sie als Familie Spaziergänge im Park, Snoezelen zusammen mit den Eltern und für die Großen gibt es Elternschul-Seminare. Und diese 08/15-Behandlung soll "das Geheimnis guter Erziehung" (WDR) sein? "Ein Muss für alle, die selbst Kinder haben" (Süddeutsche Zeitung), das uns zeigt "wie wir mit unseren Kindern richtig umgehen" (BR)? Seriously? Die hoch gepriesene Wirksamkeit der Therapie basiert lediglich auf einer Befragung derjenigen, die die Behandlung abgeschlossen haben und bereit waren, zu antworten - das sind normalerweise die, die glücklich damit sind. Es gibt bisher keine auf wissenschaftliche Standards gestützte Evaluation des Programmes, erst Recht nicht von unabhängigen Experten. Bisher galt offenbar die Eigenaussage der Klinik als ausreichend und ich freue mich, dass der Film und der Aufschrei der Experten dagegen nun vielleicht den Stein einer evidenzbasierten Evaluation ins Rollen bringt. Geplant war das von den Filmemachern sicher nicht, aber: Danke dafür!
Fazit
Fassen wir zusammen: Ein Elternpaar mit einem Kind mit OP-Erfahrung, welches seine Milch erbricht, eine geflüchtete Mutter mit schlecht essendem, ebenfalls geflüchtetem Kind, eine Mutter mit zwei Töchtern, eine ist hoch aggressiv, eine isst schlecht, eine Mutter mit Geburtstrauma (Gebärmutterriss), deren Baby 14 Stunden am Tag schreit, ein kleiner Junge mit Neurodermitis, ein weiterer kleiner Junge, der beißt, ein Junge mit Regulationsstörung. Sie alle bekommen dieselbe "Therapie" verschrieben: Trennungstraining in der Mäuseburg, Essenstraining, Schlaftraining. Außerdem absolvieren sie als Familie Spaziergänge im Park, Snoezelen zusammen mit den Eltern und für die Großen gibt es Elternschul-Seminare. Und diese 08/15-Behandlung soll "das Geheimnis guter Erziehung" (WDR) sein? "Ein Muss für alle, die selbst Kinder haben" (Süddeutsche Zeitung), das uns zeigt "wie wir mit unseren Kindern richtig umgehen" (BR)? Seriously? Die hoch gepriesene Wirksamkeit der Therapie basiert lediglich auf einer Befragung derjenigen, die die Behandlung abgeschlossen haben und bereit waren, zu antworten - das sind normalerweise die, die glücklich damit sind. Es gibt bisher keine auf wissenschaftliche Standards gestützte Evaluation des Programmes, erst Recht nicht von unabhängigen Experten. Bisher galt offenbar die Eigenaussage der Klinik als ausreichend und ich freue mich, dass der Film und der Aufschrei der Experten dagegen nun vielleicht den Stein einer evidenzbasierten Evaluation ins Rollen bringt. Geplant war das von den Filmemachern sicher nicht, aber: Danke dafür!
Welches Fazit die sich in der Klinik aufhaltenden Eltern aus der "Elternschule" Gelsenkirchen mitnehmen, beschreibt übrigens eine der Mütter nach etwa einer Stunde im Film: "Nun wissen wir, dass unsere kleinen Würmchen schon strategisch weinen können."
Tja. Nun ja. Es wurde ihnen ja so beigebracht.
P.S. Es wird immer betont, dass die Probleme in den Familien so krass sind, dass nichts anderes als der Aufenthalt in der Klinik mehr helfen würde. Tatsächlich fand ich die im Film portraitierten Familien eher durchschnittlich. Ich bin mir sicher, dass alle diese Probleme zumindest dieser Familien auch bedürfnisorientiert hätten gelöst werden können. Dass, wie im Film behauptet, die Klinik immer der letzte Rettungsring von Familien nach einem langen Weg von Beratung zu Beratung ist, wage ich zu bezweifeln.
© Snowqueen
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Programmieren lernen - Welche Spielzeuge unterstützen Kinder beim Programmieren lernen?
Unsere Kinder wachsen mit Computern, Tablets und Spieleapps auf. Oft wollen wir Eltern sie darin unterstützen, diese - nicht mehr ganz so neue - Welt zu verstehen. Blöd nur, wenn wir selbst nicht programmieren können. Meine Tochter Fräulein Chaos setzte sich mit etwa 6 Jahren in den Kopf, eine App erfinden zu wollen. Sie stellte sich das super leicht vor - eine Idee, ein bisschen malen und dann irgendwie in den Computer bringen. Im Zuge dieses Wunsches probierten wir die unten aufgeführten Spielzeuge und Bücher aus. Sie lernte schnell, dass Programmieren harte Arbeit ist, fast wie eine Fremdsprache, die man neu erlernen muss. Doch sie blieb beharrlich bei der Sache (ungefähr, bis sie 8 Jahre alt war), auch, wenn wir nicht alle Spielzeuge bis ins letzte Detail ausgereizt haben. Manche sprachen meine Kinder nicht sonderlich an, dann haben wir es schnell sein lassen. Andere wiederum wurden schnell zum Lieblingsspielzeug, und haben sich eindeutig gelohnt. Alle Bücher, Roboter und Laptops habe ich selbst bezahlt, um hier im Blog wirklich ohne Kooperationsdruck darüber berichten zu können. Die Ergebnisse der Tests sind komplett subjektiv! Alle dieser Spielzeuge haben Vor- und Nachteile und tun das, was sie versprechen. Manche davon waren für meine Kinder irgendwie ansprechender - es könnte aber sein, dass nun genau diese für eure Kinder langweilig sind. Schaut einfach, und entscheidet dann selbst.
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Geschenke - altersgerechtes Spielzeug für Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren
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Grundsätzlich sagen Kinder ab dem 6. Lebensjahr klar und deutlich, was sie sich zum Geburtstag oder zu Weihnachten wünschen, doch wenn ihr gern noch eine Überraschung zusätzlich schenken wollt, dann könnt ihr euch hier inspirieren lassen. Ihr könntet auch noch in der Liste der 5-6-Jährigen gucken, denn einige Dinge daraus wurden bei uns erst nach dem 6. Lebensjahr interessant, aber ich wollte hier in dieser Liste nicht zu viele Doppelungen auftauchen lassen.
Programmierbare Spielzeuge
Bei uns kam mit Eintritt in die Schule plötzlich das Interesse nach programmierbaren Spielzeugen auf, und wir haben eine ganze Reihe davon getestet: Dash, Osmo, Lego Robot, Kano Computer. In diesem Artikel könnt ihr nachlesen, welche der Spielzeuge bei uns am besten ankamen.
Seifenset
Nintendo DS
Gibt es da draußen noch Kinder ohne Nintendo? Sobald sie in die Schule kommen, verfestigt sich meist der Wunsch nach der kleinen Handkonsole. Da ich selbst auch gern an meinem Gameboy gespielt habe, hatte ich nichts dagegen, als Oma und Opa meinen Töchtern einen Nintendo 3DS XL kaufen wollten. Das 3D ist eine nette Spielerei, braucht man aber eigentlich überhaupt nicht, so dass ein 2DS ausreichen würde, nur könnt ihr darauf keine 3DS- Spiele spielen. Die 3DS Spiele haben nämlich so einen kleinen Gnubbel, der nicht in den Schlitz des 2DS passt. Anders herum geht es aber, d. h. ihr könnt 2DS-Spiele auf dem 3DS spielen. Ganz neu ist aber der New Nintendo 2DS (XL), der nun keine 3D Funktion mehr hat, aber die Spiele des 3DS in den Schlitz nehmen kann. Angaben ohne Gewähr, bitte fragt in einem Fachmarkt nochmal nach, ob das so stimmt. So habe ich es auf jeden Fall verstanden.
Als nächstes kamen bei uns die Jump`n`Run spiele. Meine Mutter hatte sich selbst vor einigen Jahren Biene Maja als Jump`n`Run gekauft, daran aber nie Freude gefunden. (Ich finde es auch eher gewöhnungsbedürftig, da es sehr einfach aufgebaut ist.) Fräulein Chaos hat das Spiel entdeckt und mit mir zusammen begonnen. Die Schwierigkeit bei solchen Spielen ist, dass man "sterben" kann, d. h. wenn die Figur 3 x von einem Gegner getroffen wurde, ist das Spiel zu Ende und man muss erneut beginnen. Das war etwas, bei dem Fräulein Chaos erst einmal schlucken musste und das Fräulein Ordnung in totale Panik verfallen ließ, weshalb sie das Spiel lieber nicht selbst spielen wollte. Fräulein Chaos spielte es aber ausgedehnt mit ihrem besten Freund und die beiden wurden schnell besser als ich.
Alle drei Kinder - der vierjährige Herr Friedlich hat mittlerweile auch seinen eigenen 3DS- lieben "Mario Kart 7" und verlinken sich oft untereinander, um gegeneinander anzutreten. Ja, auch der Kleine kann da schon gut mithalten. Sehr beliebt sind natürlich auch die Pokémon-Spiele für den DS. Die habe ich selbst allerdings noch nicht gespielt, aber Fräulein Chaos und Fräulein Ordnung sind geradezu verrückt nach "Pokémon Ultra Mond" und "Pokémon Ultra Sonne". In diesen Spielen sammelt man kleine (sehr süße) Monster ein, hegt und pflegt sie und kämpft damit gegen andere Monster. Wird ein Gegner besiegt, kann man ihn in die eigene Sammlung aufnehmen. Ich selbst mag die Zelda Spiele eigentlich am liebsten, deshalb ist für mich Ocarina of Time das beste Spiel aller Zeiten.
Nintendo Switch
Noch besser fand Fräulein Chaos allerdings, dass man jedes der Taschenmonster, die man auf der Konsole bereits besitzt, in den Ball ziehen kann. Theoretisch kann man also mit jeweils einem der 151 Taschenmonstern im Ball nach draußen gehen. Und nun kommt es: Je weiter man mit dem Ball im Rucksack läuft, desto mehr Erfahrungspunkte haben die Monster gesammelt, wenn man wieder zurückkehrt. So kann man seine Monsterchen besonders schnell großziehen und die Kinder haben von allein den Wunsch, mal wieder nach draußen zu gehen. Das war ja schon ein großes Plus von Pokémon Go und ich bin froh, dass Nintendo das auch für die Switch übernommen hat. Schüttelt man den Ball kommt ein Schrei des Monsters aus dem Ball. Das ist putzig und führt dazu, dass Fräulein Chaos sehr behutsam mit dem Ball umgeht. Schließlich wohnt ihr geliebter Pikachu darin. Ihr kleiner Freund hat auch gleich mehrere verschiedene Schreie, an denen man ihn erkennen kann. Ich finde es allerdings für uns Eltern etwas ätzend, dass es keine Anleitung für die vielen, vielen verschiedenen Funktionen des Balls gibt. Man muss es selbst herausfinden, was für erwachsene Pokémonspieler sicher super ist und bei Kindern ja auch teilweise klappt (wie man an Fräulein Chaos sieht), aber ich habe das Gefühl, wir schöpfen das Potential des Balles noch nicht aus und würde einfach gern mal irgendwo nachlesen, ob wir etwas noch nicht entdeckt haben. Durch den Ball erhält man auch ein exklusives Pokémon kostenlos (Mew) - wenn man seine Monster-Galerie vollständig haben will, ist das wichtig, sagten mir meine Schüler an der Schule.
Danielle testet diesen Pokéball gerade für das Pokémon Go, das sie auf dem Handy hat. Sie sagt, der Pokéball hilft ganz zuverlässig von selbst dabei, alle Pokéstops unterwegs zu drehen, was sie sehr angenehm empfindet, denn so kann der Ball neben ihr im Auto liegen und sie sammelt ohne viel zu tun allerlei Itens an den Pokéstops und Arenen ein. Sie sagt aber auch, beim Einfangen der Monster nutzt der Ball, wie das Pokémon GO Plus auch, immer nur rote Bälle, so dass Monster, die Superbälle oder Hyperbälle bräuchten, meist nicht eingefangen werden. Je höher das eigene Spielerlevel ist, desto weniger Pokémon fängt man damit dann. Es entgehen eine so womöglich auch Shinys und Beeren füttern ist auch nicht möglich. Wenn man also keine Switch hat, sondern nur Pokémon Go auf dem Handy hat, lohnt es sich nicht unbedingt, 50 Euro für diesen Ball auszugeben. Doch ihr könntet einen gewinnen - nämlich bei uns auf Facebook. Ein Fanpaket gibt es auch zu gewinnen. Schaut mal nach!
Das besondere an der Switch ist übrigens, dass man sie als Konsole für den Fernseher und als Handkonsole (inklusive Bildschirm) nutzen kann. Sozusagen eine Wii und ein Nintendo DS in einem. Ich finde es mega cool, würde es aber eher noch nicht für Sechsjährige empfehlen (obwohl mein Vierjähriger schon damit spielt), weil die Switch als Handkonsole doch ziemlich schwer ist und einen filigranen Monitor hat. Ich hätte Angst, dass das Ding kaputt geht, wenn es mal runter fällt. Wir haben diesen Screenschutz draufgeklebt, für alle Fälle und außerdem eine extra Versicherung abgeschlossen gegen Stürze oder Wasserschaden. Der Riss im Monitor unserer iPads hat mich vorsichtig werden lassen. Unsere Nintendo 3DS XL sind übrigens schon wer weiß wie oft auf den Boden geknallt und lebten unbeschadet weiter. Auch die Spiele, die ich bisher für die Switch gesehen habe, finde ich eher für mindestens Achtjährige geeignet. Das wirklich geniale Zelda Breath of the Wild ist z. B. (zurecht!) USK 12. Wir haben noch Mario Kart 8, Kirby Star Allies, Captain Toad (das gibt es auch fürs Nintendo DS) und Dragon Quest Builders (das ist eine Art Minecraft, man baut genauso Häuser usw., aber die Figuren sehen hübscher aus). Auf meiner persönlichen Wish List steht noch Donkey Kong Country Tropical Freeze, aber erstmal will ich Zelda zu Ende spielen, bevor ich mir das kaufe.
Also, wenn ich mich festlegen sollte: Für 6-8-Jährige finde ich den Nintendo DS als Handkonsole am besten, für 8-10 Jährige könntet ihr vielleicht gleich die Switch kaufen. Bedenkt aber: Die Switch Spiele kosten rund 60 Euro, die für den DS etwa 40 Euro. Das summiert sich nach einer Weile ganz schön. Angesagter ist bei den Kindern aber natürlich die Switch, einfach, weil sie neu ist.
Pokémon Karten
Ich weiß nicht, warum Eltern und Lehrer sich so vehement gegen Pokémonkarten stellen, denn die sind echte Multitalente! Die Kinder lernen die Regeln eines mega komplizierten Spiels mit Leichtigkeit, spielen zusammen mit allen Kompetenzen, die man sich so wünscht, also abwarten, fair sein, Wünsche äußern, verhandeln und dann tauschen. Das geht über alle Klassenstufen, d. h. sie sprechen auch ältere oder jüngere Kinder an und spielen und verhandeln mit denen. Sie üben ihre Gedächtnisfähigkeit, indem sie alle Namen und Entwicklungsstufen und Punktezahlen und was weiß ich noch alles lernen. Sie werden kreativ, weil sie sich oft eigene Regeln für Spiele ausdenken. Sie müssen lesen auf den Karten. Sie lernen, mit Geld umzugehen, wenn sie sich Zusatzpacks kaufen wollen. Sie üben Ordnung (Hallo!!!), wenn sie die Karten in den Hefter ablegen. Pädagogischstes Geschenk ever.
Waveboard
Longboard
Fürs Fahren in der Stadt ist eher ein Longboard geeignet. Das Erlernen ist nicht so schwer, wie beim Waveboard, der Coolness-Faktor ist der gleiche. Mit dem Waveborad kann man besser um Kurven fahren. Mit dem Longboard kommt man schneller vorwärts. Denkt an Schutzkleidung!
Pennyboard
Pennyboards gibt es mittlerweile überall, sogar bei Tchibo, zu kaufen. Sind nicht so groß wie Longboards, deshalb kann man sie zwischendurch besser tragen, haben aber die gleichen großen Rollen und sind deshalb auch eher fürs normale Geradeausfahren geeignet. Wenn man nicht gleich so viel Geld für ein Longboard ausgeben und nicht zu schwer tragen will, ist ein Pennyboard ein guter Einstieg. Und - Schutzkleidung!
Skateboard
Wer eher Tricks lernen möchte, sollte das gute alte Skateboard kaufen. Auch hier unabdinglich: Schutzkleidung!
Stunt Scooter
Apropos Tricks. In diesem Alter werden die normalen Roller gern abgelöst von Stunt-Scootern, mit denen man springen kann und die man in der Luft kreiseln lassen kann etc. Richtig gute Teile sind z.B. der Cox Swain Stunt Scooter X-385 oder der Star-Scooter Freestyle Jump Pro. Schutzkleidung!
Hoverboard
Als ich Jugendliche war, guckten wir Zurück in die Zukunft 2 und waren alle schweeeeer begeistert von den Hoverboards. Was hätte ich dafür getan, so ein cooles Teil zu besitzen! Nun sind wir in der Zukunft und es gibt Hoverboards. ;-) Allerdings sehen die doch ein wenig anders aus. Nicht weniger cool, selbstverständlich. Hoverboards sind elektronische Balance-Boards, die mithilfe von Sensoren in den Standflächen merken, in welche Richtung man fahren möchte (da man sich leicht dorthin neigt) und diese Bewegung dann ausführen. Ich finde die Teile sehr spaßig. Man kann sogar damit tanzen. Wie immer: Schutzkleidung ist wichtig, denn die Teile können richtig schnell werden.
Rollplay Nighthawk Fahrzeug
Wir haben das Rollplay Nighthawk noch nicht selbst getestet, ich habe nur Videos davon gesehen. Ich glaube, wenn man eine glatte Fläche im Hinterhof oder vor dem Haus hat, könnte das hier ein wirklich cooles Geschenk sein. Man hat etwa eine Stunde Fahrspaß, dann muss das Fahrzeug neu aufgeladen werden (12h lang...).
Schutzkleidung
Ich denke, ihr wisst, was ich mit Schutzkleidung meine: Helm, Ellenbogenschützer, Handgelenkschützer und Knieschoner.
Nerfguns
Ich weiß, dass sich Eltern immer nicht ganz sicher sind, ob es okay ist, seinen Kindern Spielzeugwaffen zu kaufen. In unserem Blog habe ich ja schon darüber geschrieben, wie wir das handhaben, und warum. In unserem Haushalt gibt es ein paar Nerfguns vom Flohmarkt und Tatsache ist, dass diese im Sommer mit Abstand das beliebteste Spielzeug aller Kinder im Haus waren. Die Kinder sind 4, 7, 8, 10 und 12 Jahre alt und haben sich nach der Schule in unserem Hinterhof getroffen, um Räuber und Polizisten zu spielen. Augenscheinlich hat das einen Heidenspaß gemacht, und sie waren tagtäglich lange und intensiv damit beschäftigt. Teilweise haben sie unsere Kinderregenschirme mitgenommen, um sich gegen die kleinen Pfeile zu schützen. Ich empfehle auch immer einen Augenschutz (Plastikbrille). Die Pfeile ziepen ein bisschen, wenn man getroffen wird, aber keins der Kinder weinte. Im Auge sollten sie aber trotzdem nicht landen. Es gibt auch Schutzwesten, wir haben auch welche (auch vom Flohmarkt), aber die werden meist nicht angezogen. Herr Friedlich mag übrigens die Modulus Serie der Nerfguns am liebsten, weil er sich damit zusammenstellen kann, wie groß oder klein seine Waffe wird. Ihr werdet eine Menge Pfeile benötigen, weil immer mal welche abhandenkommen oder so knicken, dass sie nicht mehr zu gebrauchen sind, kauft also ein Extrapack (100 oder 200 Stück) dazu.
Harry Potter Malbuch
Wunderschönes Ausmalbuch mit filigranen Bildern, an denen man stundenlang malen kann, wenn man möchte. Nicht nur für Kinder super entspannend, kann auch bei Erwachsenen zu süchtigem Verhalten führen. Die Seiten sind schön dick, so dass auch Filzstifte nicht durchdrücken. Eher für 9-10 Jährige Kinder geeignet, es sei denn, eure 6-Jährigen sind super geduldig und lieben ausmalen.
Illustrierte Harry Potter Bände (Schmuckausgabe)
Bisher gibt es drei Schmuckbände der Harry Potter Bücher - ich liebe, liebe, liebe sie und fiebere schon dem nächsten Buch entgegen. Wunderschön illustriert und sehr hochwertig. Allerdings so schwer, dass man nur zuhause lesen kann.
Siedler von Catan
Ich bin nicht so ein großer Gesellschaftsspiele Fan, aber Fräulein Chaos hat mich mit ihrem Enthusiasmus für die Siedler von Catanüberzeugt, dieses Spiel mal auszuprobieren. Und was soll ich sagen: Ja, es macht Spaß!
Hive
Gesellschaftsspiele mag ich zwar nicht, aber Knobelspiele finde ich super! Hive ist eins, was ich sehr empfehlen kann: Man bekommt etwa 10 kleine Spielsteine, Ziel ist es, die Bienenkönigin des Gegners zu umzingeln. Dabei haben (wie beim Schach) alle Insekten andere Spielzüge. Grashüpfer z. B. springen immer über alle Steine, Ameisen können sich frei bewegen, Käfer gehen nur einen Schritt aber dürfen auf andere Insekten krabbeln, usw. Man muss also ziemlich überlegen und strategisch denken, um die Königin zu umzingeln und damit zu gewinnen. Dabei ist die Spieldauer relativ kurz, so dass man gerne mal eine Partie zwischendurch spielen kann.
Think Fun Laser Maze
Ich habe es noch nicht ausprobiert, nur im Laden stehen sehen und da ich Knobelspiele mag, werden meine Kinder dieses Jahr dieses Laserlabyrinth unterm Tannenbaum finden. Ich schreibe euch dann, ob es ihnen gefallen hat.
Exit Spiele
Exit-Spiele sind der neuste Hit unter den Gesellschaftsspielen. Ein Spiel, bei dem man gemeinsam mit den anderen Mitspielern Rätsel lösen muss, um aus einem Raum auszubrechen. Dabei muss man auch Anleitungen zerschneiden und malen usw., so dass man die Spiele jeweils nur einmal spielen kann. Aber für diese Zeit sollen sie echt richtig Spaß machen. Ich habe es noch nicht ausprobiert, berichtet gern in den Kommentaren, ob ihr solche Spiele kennt!
Gutschein für einen gemeinsamen Ausbruch aus einem Escape Room
Das ist die Reality-Variante der Exit-Spiele. In jeder größeren Stadt gibt es Anbieter von Escape Rooms. Man wird als Familie oder Kollegen in diesem Raum eingeschlossen und man muss nun gemeinsam versuchen, Hinweise zu finden und zu lösen. Nur, wenn man gut zusammen arbeitet und jeder sich einbringt, schafft man es am Ende, alle Geheimnisse zu finden und aus dem Raum herauszukommen. Wenn ihr als Eltern selbst Spaß an solchen Sachen habt, dann schenkt euren Kindern das unbedingt, denn es schweißt euch als Team ungemein zusammen. Vor allem zu empfehlen für Eltern älterer Kids (also 9+), die sich schon manchmal zu cool finden, um mit den Eltern etwas zu unternehmen. Danach seid ihr wieder ihre Helden.
Berlin
Wien
Mannheim
Wernigerode
Köln
Hamburg
uvm.
Besuch bei Indoor-Live-Rollenspielen
Als wir zum Attachment Parenting Congress in Hamburg waren, haben wir auf Empfehlung die Goblinstadt besucht. Ich wusste überhaupt nicht, was mich erwartet und auch nicht, ob es meinen Kindern gefallen würde. Aber es war ein voller Erfolg. Man kommt in ein Rollenspiel-Set voller zu lösender Rätsel. In Hamburg gibt es eben die Goblinstadt - dort kommt man in einen dunklen Raum voller Pappwände. An diesen Wänden stehen allerlei Graffiti und Schilder. Die Kinder dürfen sich aussuchen, wen sie spielen wollen. z. B. den Magier, den Soldaten, das Schlitzohr, den Heiler. Je nachdem, in welche Rolle man schlüpft, wird man mit magischen Gegenständen ausgestattet. Der Heiler bekommt am Anfang eine Tasche mit einem Verband. Der Magier ein klitzekleines Licht, das man braucht, um sich im dunklen Raum zurechtzufinden. Das Schlitzohr bekommt drei Schlüssel, die man braucht, um Türen und Truhen zu öffnen, um dort vielleicht das gesuchte Geheimnis zu entdecken. Der Soldat bekommt ein Schaumstoffmesser. Nun erhält die Mannschaft einen Auftrag: z. B. Finde heraus, wie der verrückte Professor mit Vornamen heißt. Nun läuft man durch die engen Gänge des Raumes, liest aufmerksam Türschilder oder Graffiti, bis man die Werkstatt des Professors gefunden hat. Nun muss nur noch der Schlüssel des Schlitzohrs passen! In der Werkstatt liegen dann allerlei Bücher herum, u. a. vielleicht das Tagebuch des Professors und voilá, dort steht der Vorname. Nun ist die erste Mission beendet, man läuft zum Tresen und verrät die Lösung. Dafür erhält man eine Handvoll Rohstoffe (Papierscheine). Fünf gleiche Rohstoffe bedeuten, dass man sich weiterentwickeln kann. Hat man also zufällig fünf gleiche Rohstoffe seiner eigenen Rolle bekommen, darf man wieder an den Tresen und seine Scheine eintauschen. Der Magier z. B. gibt sein kleines Funzellicht ab und erhält ein großes Kristalllicht, mit dem man viiieeeel besser lesen kann. Auch die anderen Rollen können sich nach und nach "aufleveln", wenn alle zusammen genügend Rohstoffkarten errätselt haben, der Magier bekommt beispielsweise einen Feuerball, den er auf Monster werfen könnte (es tauchen welche in einem extra Raum auf, aber man muss dort nicht rein), der Soldat bekommt ein langes Schwert, das Schlitzohr mehr Schlüssel usw.. Man ist also die ganze Zeit damit beschäftigt, sich neue Aufträge zu holen, diese gemeinsam zu lösen und dann die Belohnungen dafür einzuheimsen. Oft werden Rohstoffe auch mit anderen Kindergruppen getauscht, das fand ich sehr beeindruckend. Wir wollten eigentlich nur kurz bleiben, um es uns anzuschauen, aber am Ende blieben wir vier Stunden und alle Kinder konnten sich in ihrer Rolle mehrmals weiterentwickeln, also hochleveln. Das hat wirklich Spaß gemacht, als ganze Familie.
Lego Technik
Ich denke, Lego hat schon lange bei euch Einzug gehalten, aber was ist mit Lego Technik? Auf jeden Fall schult es das Gehirn unserer Kinder enorm. Kann ich nur empfehlen! Meine Schüler der zweiten Klasse wünschen sich den Kran und das Forschungsschiff - stand auf ihren Briefen an den Weihnachtsmann.
Lego Minecraft
Dein Kind mag Minecraft? Dann mag es auch Lego Minecraft! Sieht aus, wie die Blöcke auf dem PC, nur dass das Kind in Ruhe und ohne Angst vor Critter-Angriffen Häuser bauen kann.
Lego Star Wars
Ich habe keine Ahnung, warum Star Wars schon so viele Jahre bei Kindern so ultra beliebt ist. Ich mag die Filme ja auch, aber oft haben die Kinder die Filme noch nie gesehen, wünschen sich aber UN.BE.DING.T Star-Wars-Merchandising. Bei Lego Star Wars weiß man als Eltern wenigstens, dass es gute Qualität ist und die Auge-Hand-Koordination und das 3-D-Denken unterstützt.
Harry Potter Lego
Schnüff, das ist ja voll was für mich. Habt ihr das gesehen? Harry Potter Lego! Die große Halle von Hogwarts! Der Hogwarts Express! Die Peitschende Weide! Arargogs Versteck! Moment, ich muss kurz zur Bank....
Die Schule der Magischen Tiere
Das ist eine wirklich süße Buchserieüber eine Klasse an der Wintersteinschule, in der nach und nach alle Kinder ein eigenes magisches Tier bekommen, das ihr bester Freund wird. In jedem Buch gilt es, ein Abendteuer zu bestehen, oft helfen die Tiere mit, das Problem zu lösen. Meine Töchter waren wirklich lange fasziniert von den Büchern, und bei meiner zweiten Klasse stehen sie auch hoch im Kurs. Auf jeden Fall ab 6 Jahren geeignet.
Gregs Tagebuch
Auch eine Buchserie, über den Jungen Greg. Die Bücher sind eine Art Comic, in der Greg über sich selbst schreibt. Zu jedem Bild gibt es nur wenige Sätze, so dass das Buch gut für Lesemuffel geeignet ist. Allerdings finde ich die Schrift etwas anstrengend. Inhaltlich finden das meine Dritt- und Viertklässler utralustig, ich verdrehe meist innerlich die Augen. Aber mir muss es ja auch nicht gefallen.
Lotta Leben
Lotta Leben ist vielleicht das "Mädchen"-Pendant zu Gregs Tagebuch, wenn man möchte. In diesem Buch schreibt eben Lotta über ihr Leben, auch als Comics und mit wenigen Sätzen pro Bild. Nicht ganz so lustig wie Gregs Tagebuch, aber durchaus bei meinen Schülern beliebt.
Kiste
Ich liebe, liebe, liebe die Bücher mit Kiste. Kiste ist eine...äh, Kiste. Eine Kiste eines Zauberers, die sehr gerne werkelt und dabei lauter Quatsch anstellt. Sie wird von einem Jungen gefunden und erlebt mit ihm allerlei Abenteuer. Die Bücher sind wunderschön gezeichnete Comics, die zum Lesen anregen und immer eine sehr ansprechende, lustige und spannende Story haben. Insgesamt sind die Bücher aber eher kurz. Fräulein Chaos empfiehlt!
Cajon
Ihr wollt, dass euer Kind mehr Musik macht, habt aber keinen Platz? Kauft eine Cajon. Das ist eine kleine Holzkiste, auf die man sich setzt, und der man Schlagzeugklänge entlocken kann. Ultracool!
Hängesessel oder Sitzsack
Ich stelle fest, dass meine große Tochter Fräulein Chaos (8) nun in ein Alter kommt, in der ein Hängesessel perfekt für sie wäre. Einige Freunde haben so etwas zuhause und sie liebt es, darin abzuhängen. Leider sind unsere Decken dafür nicht geeignet. So muss sie mit einem Sitzsack Vorlieb nehmen. Schaukelt zwar nicht, ist aber super bequem.
Turnringe
Was wir aber haben, sind Ringe, die wir in den Türrahmen einhängen. Als die Kinder kleiner waren, hing dort unsere Schaukel. Nun also Turnringe. Das war wirklich eine der besten Anschaffungen der letzten Zeit. Alle drei Kinder turnen an den Ringen, was das Zeug hält. Dabei trainieren sie Muskeln im Bauch, Rücken und an den Armen und denken sich allerlei akrobatische Übungen aus. Für trübe Wintertage genau das Richtige, um sich auszupowern!
Turnmatte
Wir haben eine kleine Turnmatte von Ikea, die bisher gut ausgereicht hat, aber nun haben meine Töchter das Radschlagen und Kopfstand-Machen für sich entdeckt und wünschen sich eine Turnmatte. Es gibt diese normalen, die man auch aus dem Sportunterricht kennt, und diese klappbare Turnmatte, die etwas größer ist und die ich deshalb gekauft habe. Sie ist etwas weicher als die Matten aus der Sporthalle, was für Kopfstand nicht unbedingt von Vorteil ist, aber Radschlag und Handstand geht gut und vom Sofa auf die Matte springen geht auch. Man braucht aber genügend große Zimmer für den Spaß! Unsere Matte ist 200x200 cm, man kann sie in der Mitte klappen, so dass wir sie gut unters Bett schieben können. Man kann sich die Größe selbst aussuchen, die Farben zum Teil auch. Der Versand hat nur gut eine Woche gedauert und die Matte riecht nicht komisch. Sie kam gerollt in einem großen Paket, und musste sich erstmal eine Weile flach liegen.
Materialien für Schleimherstellung
Seit einem guten Jahr ist Fräulein Chaos immer wieder damit beschäftigt, selbst Schleim herzustellen. Als bestes Rezept hat sich dabei ein sehr einfaches erwiesen. Ihr braucht Flüssigkleber - entweder durchsichtig oder milchig. (Erfahrungsgemäß werdet ihr viel brauchen. Wir kaufen meist 2 Liter Flaschen.) Außerdem Natron und Kontaktlinsenflüssigkeit. Spritzt einfach so viel Kleber, wie ihr den Schleim groß haben wollt, in eine Schüssel. Dann könnt ihr Acryl- oder Lebensmittelfarbe dazutropfen, wenn euer Schleim bunt werden soll, und vielleicht auch kleine Styroporkugeln (bitte an die Umwelt denken...). Alles gut verrühren. Nun eine Messerspitze Natron und einen Schuss Kontaktlinsenflüssigkeit dazugeben und viel rühren. Das war es schon. Ist euer Schleim zu klebrig, benetzt eure Hände etwas mit Kontaktlinsenflüssigkeit und knetet weiter. Danach sollte es besser werden. Ihr könnt nach der Farbe auch noch Rasierschaum dazu geben, dann erhaltet ihr am Ende Fluffy Slime. Da gilt die Faustregel: Je mehr Schaum, desto fluffiger.
Gravitrax
Gravitrax ist ja wohl das Geschenk, was in den letzten Jahren am meisten zu Weihnachten verschenkt wurde, oder? Ich bin erst dieses Jahr auf den Zug aufgesprungen und habe es für meine Kinder gebraucht von einer Freundin übernommen. Ihr Sohn mochte die Kugelbahn gern, ist aber nicht unbedingt der Aufbauer und Tüftler, so dass es immer an ihr hängen blieb, sich neue Bahnen auszudenken. Da sie das nicht mochte, haben sie das Spiel wieder abgestoßen. Ich bin gespannt, wie das bei uns so läuft.
Drohne
Yoah, gibt es ein Kind, das sich keine Drohne wünscht? Ich kenne keins. Mittlerweile gibt es sie in miniklein, fast unkaputtbar und nicht allzu teuer, ich denke, da kann man nicht viel falsch machen. Der Flugspaß ist allerdings immer nur wenige Minuten lang, dann muss das kleine Ding wieder aufgeladen werden. Ich habe mich dem Drohenfieber verweigert, kenne aber durchaus ein paar Familien, in denen selbst die Erwachsenen Spaß am Fliegenlassen hatten. Also warum nicht. Die Sanrock Mini Drohne GD65A RC soll für Anfänger gut geeignet sein, sagt ein befreundeter Familienvater und wenn ihr im Spielzeugladen schaut, findet ihr große Auswahl und könnt euch auch nochmal beraten lassen. Fräulein Chaos hat sich übrigens mal auf dem Flohmarkt so etwas Ähnliches wie eine Drohne gekauft, nämlich einen fliegenden Ball. Den steuert man, indem man, wenn er aus dem Flug herabsinkt, die Hand unter den Ball hält, dann fliegt er wieder nach oben. Das macht durchaus Spaß, selbst mir. Insgesamt gilt: Menschen mit langen Haaren sollten sich von Drohnen und anderen fliegenden Dingern fern halten bzw. eine Mütze aufsetzen (Protipp von Fräulein Ordnung).
Yoyo
Let`s make YoYos cool again! Es gibt Sport-Yoyos, mit denen man auch Tricks einüben kann, die sind qualitativ so hochwertig, dass es sich lohnt, sie zu kaufen. Wir haben eins von Henrys zuhause, mit dem unsere Achtjährige übt, ihr zehnjähriger Freund hat das Magic Yoyo Responsive K7 in Aluminium. Mit den kleinen, zu leichten Plastikyoyos macht das Spielen keinen Spaß.
Abo einer Zeitschrift
Da Fräulein Ordnung gerade massiv auf Schleich- Pferde steht, wird sie von uns ein Abo der Schleich Zeitschrift bekommen. So erhält sie nicht nur jedes Mal ein kleines exklusives Fohlen, sondern kann auch lesen üben. Win-Win würde ich sagen. Wäre ich ein Kind, würde ich mich vermutlich über GEOlino freuen, aber es gibt natürlich noch zig verschiedene Zeitschriften wie Lego oder Playmobil, die ihr wählen könnt. Für (noch) Nicht-Leser eignet sich die Gecko-Kinderzeitschrift.
Heißklebepistole und Kiste mit Zeug
Für die Sommerferien hatte ich zwei kleine Heißklebepistolen besorgt, weil meine Töchter damit in der Schule am liebsten arbeiten. Zusammen mit einer Kiste voller kleiner Holzstücke, entstehen dabei echt die allercoolsten Sachen. Eine selbst gebaute Puppenstube zum Beispiel!
Polaroid Kamera
Ich habe lange überlegt, ob ich die Polaroid Kamera als Tipp aufnehmen kann, weil sie vermutlich nicht die beste Ökobilanz hat. Ich denke aber, ihr seid aufgeklärt genug, um selbst entscheiden zu können, ob ihr das kauft, oder nicht. Ich berichte euch hier nur, dass Polaroid offenbar ein krasses Comeback hingelegt hat und die ganzen Teenies (und Pre-Teens) es plötzlich cool finden, sofort ausgedruckte Fotos in der Hand zu haben. Meine Viertklässler jedenfalls wünschen sich die Kameras durch die Reihe weg zu Weihnachten. Am besten scheint die Fujifilm Instax Mini 9 Kamera anzukommen (so mini ist sie nicht, ich habe sie auf einer meiner Lesereisen mal im Schaufenster stehen sehen!) Dazu braucht man eine Menge Filme, z. B. diese Doppelpackung, vielleicht eine Tragetasche und wenn ihr wollt, noch ein Fotoalbum. Meine Schüler stehen irgendwie auf das durchsichtige Fotoalbum, fragt mich nicht, warum. Chill doch mal, Frau Seide, ey. *Augenrollen*
Spiralschneider
Äh...okay, das ist vielleicht eine etwas seltsame Empfehlung, aber meine Kinder haben überraschend viel Spaß daran, mit dem Spiralschneider Gemüse zu schneiden. (Aber sie essen es trotzdem nicht...) Und ich finde unsere gemeinsame Kochzeit so schön, dass ich euch das Ding empfehle. Aber ich habe auch zwei Kinder, die wirklich gern kochen.... Bei uns auch sehr beliebt: Der Spiralschneider von Tupperware für Kartoffeln! Die werden dann auch gegessen, ehrlich.
Molang
Kennt ihr Molang schon? Den finde selbst ich cool! Molang ist ein ultra süßes Kuscheltier dem niemand widerstehen kann. Wir haben ihn in sehr groß von der Firma Tomy geschenkt bekommen (Danke nochmal!!!) - diesen gibt es noch nicht in den Läden. Es ist aber geplant, dass auch die Riesenversion käuflich zu erwerben sein wird. Bis dahin könnt ihr euch schon mal mit den kleinen Molang anfreunden. Manche haben sogar niedliche Klamotten an.
Nebulous Stars

Feengarten /Einhorngarten
Ich bin sicher, ihr habt die Feen- und Einhorngarten schon in eurem Spielzeugladen gesehen. Eine süße Idee: Die Kinder geben Erde in einen kleinen Blumentopf, schütten Grassamen aus und gießen so lange, bis für die kleine Plastik-Fee, oder ihr Einhorn die dort wohnen eine schöne Wiese gewachsen ist. Ich habe mich ehrlich gesagt lange dagegen gesträubt, dieses Set zu kaufen, weil ich eigentlich nicht noch mehr Feen-Gedöns in der Wohnung haben wollte. Aber Fräulein Ordnung war super entzückt von ihrem Geburtstagsgeschenk und naja, so soll es ja sein. Für verspielte, feenliebende Kinder also eine gute Investition. Hier könnt ihr bei Große Köpfe und bei Sonea Sonnenschein nachlesen, wie deren Kinder die Feensets mochten.
Zoobles
Zoobles sind kleine Bälle, die, legt man sie auf einen Magneten, plötzlich aufklappen, und dann zu tierischen Figuren werden. Ein kleiner niedlicher Hase, ein Fisch, ein Vögelchen, ein Bär, und und und. Es gibt sogar schwangere Zoobles, bei denen ist im kleinen Ball noch ein kleinerer Ball versteckt. Jedes Zooble hat ein eigenes kleines Zuhause, in dem der Magnet versteckt ist. In der Schule meiner Töchter spielen die Kinder gern damit und sammeln sie auch, aber eher die jüngeren.
Was ich euch NICHT raten würde, zu kaufen
Squishies

Squishies sind Tiere und andere Gegenstände aus einer Art PU-Schaumstoff, die auch noch zusätzlich süßlich riechen. Sie sind bei der derzeitigen Generation von 6-10 Jährigen sehr als Sammelobjekte beliebt. Man kann sie quetschen - eigentlich soll das Stress reduzieren. Dummerweise werden die Tierchen meist aus billigsten Materialien und mit hoher Schadstoffbelastung hergestellt. Sie sind gesundheitsgefährdend und nicht für Kinderhände geeignet. Der süßliche Duft nach Vanille, Erdbeere usw. soll einfach den Schadstoffgeruch übertünchen. Die freigesetzten Chemikalien reizen die Augen und sind gefährlich für die Atemwege. Die dänische Regierung hat sogar eine offizielle Warnung ausgesprochen und die Dänen aufgefordert, ihre Squishies wegzuwerfen, wie der Bayrische Rundfunk berichtet. Auch Norwegen, Schweden und Finnland warnen vor Squishies.
Gekaufter Schleim

Danke an Nenalisi für das Aufmerksammachen auf das Problem von Squishies und Slime!
© Snowqueen
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Verlosung im Podcast "Kindheit ohne Strafen" mit Katia Saalfrank
In unserem aktuellen Podcast sprechen wir mit Katia Saalfrank über das Thema Erziehung ohne Strafen. Die neue Folge findet ihr hier:
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Katia hat ein Buch zu diesem Thema geschrieben: "Kindheit ohne Strafen", erschienen beim wunderbaren Beltz-Verlag, das ihr heute bei uns gewinnen könnt. Und das sogar, als signierte Ausgabe!
Im Buch geht es darum, wie wir abseits der klassischen Erziehung neue Wege finden, bei denen die Kooperation und gegenseitige Wertschätzung im Vordergrund stehen. Ohne Machtkämpfe und in einer stabilen, einander zugewandten Beziehung sind erzieherische Maßnahmen wie Drohungen, Erpressungen und Bestrafungen nicht notwendig. Konflikte lassen sich durch wertschätzende Dialoge und genaue Beobachtung von Situationen oft schnell entschärfen. Wie das genau funktioniert, erfahrt ihr anhand vieler verschiedener Alltagsbeispiele.
Um das Buch zu gewinnen, könnt ihr diesen Beitrag hier bei uns im Blog kommentieren und Eure E-Mail-Adresse hinterlassen. Ersetzt dabei das "@" bitte durch ein anderes Sonderzeichen, um zu vermeiden, dass ihr zugespammt werdet. Alternativ ist die Teilnahme auf Facebook möglich - auch dort könnt ihr kommentieren. Wenn ihr mögt, schreibt uns auch gerne, wie Euch die Podcast-Folge gefallen hat.

Katia hat ein Buch zu diesem Thema geschrieben: "Kindheit ohne Strafen", erschienen beim wunderbaren Beltz-Verlag, das ihr heute bei uns gewinnen könnt. Und das sogar, als signierte Ausgabe!
Um das Buch zu gewinnen, könnt ihr diesen Beitrag hier bei uns im Blog kommentieren und Eure E-Mail-Adresse hinterlassen. Ersetzt dabei das "@" bitte durch ein anderes Sonderzeichen, um zu vermeiden, dass ihr zugespammt werdet. Alternativ ist die Teilnahme auf Facebook möglich - auch dort könnt ihr kommentieren. Wenn ihr mögt, schreibt uns auch gerne, wie Euch die Podcast-Folge gefallen hat.
Wir wünschen Euch viel Glück!
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Wenn Eltern schwer erkranken - wie man mit Kindern über Krankheiten und den Tod sprechen kann
Gastartikel

Wenn Mama an Krebs erkrankt
Ich bin im Dezember 2017 im Alter von 32 Jahren während der Stillzeit mit meinem dritten Kind an einer als besonders aggressiv geltenden Form von Brustkrebs erkrankt. Mittlerweile liegen 16 Chemotherapien, eine Mastektomie und 33 Bestrahlungen hinter mir. Als geheilt kann ich mich dennoch nicht bezeichnen, denn das Gefährliche am Brustkrebs ist nicht der Tumor in der Brust, sondern die Möglichkeit, dass Metastasen irgendwo im Körper auftauchen. Sobald Metastasen auftreten sollten, ist Brustkrebs nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft unheilbar und die Behandlung würde dann nur noch palliativ, nicht aber auf Heilung auszielend, aussehen.
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Verlosung zum aktuellen Podcast - Patricia Cammaratas Buch "Sehr gerne, Mama Du Arschbombe"
In unserem aktuellen Podcast sprechen wir mit Medienexpertin Patricia Cammarata über das Thema Medienerziehung. Die neue Folge findet ihr hier:
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Um zu gewinnen, schreibt uns hier einen Kommentar und hinterlasst Eure E-Mail-Adresse (am besten ersetzt ihr dabei das @ durch ein Sonderzeichen). Die Verlosung erfolgt am 01.03.2019. Viel Glück und viel Spaß mit unserer neuen Podcast-Folge.

Patricia hat übrigens ein tolles Buch geschrieben: "Sehr gerne, Mama, du Arschbombe",das ihr bei uns gewinnen könnt.
Um zu gewinnen, schreibt uns hier einen Kommentar und hinterlasst Eure E-Mail-Adresse (am besten ersetzt ihr dabei das @ durch ein Sonderzeichen). Die Verlosung erfolgt am 01.03.2019. Viel Glück und viel Spaß mit unserer neuen Podcast-Folge.
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12 Botschaften, die Eltern vermeiden sollten, wenn ihr Kind ein Problem hat

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Streit zwischen Geschwistern - warum er wichtig ist und wann wir eingreifen müssen
Geschwister können über alles und nichts streiten - warum?

Evolutionsbiologisch betrachtet ist immer der Kampf um Ressourcen der Hauptstreitpunkt zwischen Geschwistern - insbesondere um die Aufmerksamkeit der Eltern. Das ist heute noch so. Im Prinzip konkurrieren die Kinder darum, von den Eltern wahrgenommen und versorgt zu werden. Wenn die Eltern es schaffen, dieses Bedürfnis bei allen Kindern zu befriedigen, gibt es wenig Streit. Haben ein oder mehrere der Kinder aber das Gefühl, auf emotionaler Ebene zu kurz zu kommen, dann fangen sie an, gegen die Geschwister zu pöbeln. Oft wird dann aber um etwas gekämpft, was im ersten Augenblick nichts mit der Aufmerksamkeit der Eltern zu tun hat: Um den blauen Becher, oder um den Platz am Fenster, oder wer das größere Stück Kuchen bekommen hat zum Beispiel. Das liegt daran, dass uns Menschen unsere eigentlichen Bedürfnisse selten klar sind. Wir können eher erkennen, was wir uns wünschen und kämpfen dann darum, diesen Wunsch erfüllt zu bekommen. Wir übersehen dabei aber, dass der oberflächliche Wunsch das tiefergehende Bedürfnis verdeckt. Eine Mutter erzählte mir mal, ihre Kinder hätten einen erbitterten Streit gehabt, weil die Tochter fand, ihre Hälfte der Kiwi hätte zu wenig schwarze Kerne. Ein andere Mutter beschwerte sich seufzend bei mir, ihr großer Sohn sei in Tränen der Wut ausgebrochen, weil sein kleiner Bruder an diesem Tag eine Impfung bekam und er nicht. An der Absurdität dieser Beispiele sieht man schon, dass da etwas ganz anderes dahinter stecken muss. Und fast immer ist das, wie gesagt, das Bedürfnis nach der Aufmerksamkeit, Zeit und Liebe der Eltern.
Das Problem dabei ist, dass mit der Zeit auch "gefühlte Wahrheiten" eine Rolle dabei spielen, ob ein Kind denkt, es sei benachteiligt. Ein kleines Beispiel aus meiner eigenen Familie: Ich nehme meine große Tochter oft auf Reisen mit, weil sie im Alltag eher diejenige ist, die zurückstecken muss, wenn die Geschwister um meine Aufmerksamkeit buhlen. Ich versuche das also mit Exklusivzeit auszugleichen. Auf einer dieser Reisen bekam sie von dem Veranstalter drei Plüschtiere geschenkt. Ein riesiges und zwei kleine. Und ich habe mich schwer zusammengerissen, ihr nicht vorzuschlagen, sie möge die beiden kleinen Kuscheltiere zuhause an ihre Geschwister verschenken. Ich wusste, ich durfte mich nicht einmischen. Also habe ich nichts gesagt. Sie hat die Kuscheltiere auch zunächst für sich behalten. Erst ein paar Wochen später, in einem Moment, in dem sie vor Liebe überschäumte, schenkte sie eines ihrem kleinsten Bruder und eins ihrer Schwester. Als wir beide nun wieder unterwegs waren, erinnerte sie sich an die Situation jedoch anders. Sie meinte, ich hätte ihr damals gesagt, sie solle die beiden Kuscheltiere teilen, so wie sie "immer alles teilen muss". Ihre gefühlte Wahrheit hat also in ihrer Erinnerung den echten Vorgang verdrängt. Das ist ein Problem! Denn dann kommt zu der echten Benachteiligung auch noch eingebildete Benachteiligung und alles wirkt viel, viel schlimmer, als es ist. Sie hat durchaus recht damit, dass ich sie oft bitte, zu teilen, weil ich das Geschrei der Kleinen schlecht aushalte. Ich möchte gern Ruhe und nicht schon wieder ein weinendes Kind begleiten. Aber bei den Kuscheltieren war das, wie gesagt, anders gewesen. Als wir nun darüber sprachen, fiel mir auf, wie sich stark gefühlte Wahrheiten auf das Geschwisterverhältnis und auch auf das Gefühl des Geliebtwerdens auswirken kann. Man muss als Eltern also sehr darauf achten, ob ein Kind "immer muss ich..." oder "nie darf ich..." sagt, denn das kann auf gefühlte Wahrheiten hinweisen. Tatsächlich ist es so, dass man seinen Kindern im Hinblick auf die Geschwister nicht zu viel abverlangen sollte. In meinem Fall heißt das: Meiner Großen nicht so oft zu sagen, sie soll zurückstecken, damit ich mich nicht mit einem weinenden Geschwisterkind auseinandersetzen muss. Sie sollte die Chance haben, selbst zu entscheiden, ob sie sich in dem Moment egoistisch oder sozial verhalten möchte. Erzwungene Rücksichtnahme bringt ja einen Menschen nicht dazu, wirklich rücksichtsvoll zu werden.
Moment - wir sollen einfach dabei zusehen, wenn unsere Kinder sich egoistisch verhalten? Aber es ist doch unsere Aufgabe als Eltern, ihnen zu zeigen, was richtig und was falsch ist. (Gibt es Gründe, warum Streit wichtig sein kann?)
Nun, es ist unsere Aufgabe, ihnen beizubringen, was in unserer Gesellschaft sozial anerkannt ist, das stimmt. Es ist jedoch nicht unsere Aufgabe, ihnen die Entscheidung abzunehmen, sich sozial oder asozial zu benehmen. Sie müssen schon selbst rausfinden, was passiert, wenn sie sich z. B. wie ein Arschloch aufführen. Erst etwa um den vierten Geburtstag herum lernen Kinder, die Sicht eines anderen einzunehmen und sich auch in ihn einzufühlen. Das ist ein kognitiver Meilenstein und nur, wenn diese neuronalen Voraussetzungen geschaffen sind, können Kinder Vermutungen über die Gefühle, Bedürfnisse, Ideen, Absichten, Erwartungen und Meinungen von anderen aufstellen. Die Voraussetzungen für soziales Verhalten sind also gelegt. Es ist demnach nicht verwunderlich, dass Kinder ab diesem Alter anfangen, mit anderen zu diskutieren, zu verhandeln, sie zu bestechen oder zu überreden und natürlich auch mit ihnen zu streiten. Das Alter von etwa 5 bis etwa 10 ist quasi die natürliche Spielwiese, um soziales Miteinander einzuüben und herauszufinden, wer und wie man als Mensch sein will. Demnach ist das Streiten zwischen Geschwistern bzw. auch unter Freunden ein ganz wichtiger Entwicklungsschritt, den wir nicht unterbrechen sollten. Wir sollten unsere Kinder nicht vom Streiten abhalten. Wir sollten ihnen aber helfend zur Seite stehen, um eine positive Streitkultur zu entwickeln. Weder sollten unsere Kinder nach dem Darwinschen Leitsatz "Der Stärkere setzt sich durch" leben, noch unbedingt "Der Klügere gibt nach" verinnerlichen. Eine Balance zwischen Durchsetzen und Nachgeben zu erlernen ist wichtig, und dabei können und sollten Eltern ihre Kinder unterstützen.
Oft reagiert man als Elternteil mit lauter Stimme, man fühlt sich gestört oder ist genervt. Wie greife ich als Elternteil ein, wenn sich Geschwister zoffen? Geht es nicht oft nur darum, einen Schuldigen zu benennen?
Die Antwort auf diese Frage könnte ein ganzes Buch füllen - und wird sie auch, denn wir schreiben ja gerade an einem Geschwisterbuch. Ich kann aber versuchen, einen kleinen Einblick zu geben in das komplexe Thema. Zunächst einmal: Nein, es geht nicht darum, dass Eltern den Schuldigen herausfinden. Den Schiedsrichter zu spielen ist eine schlechte Idee. Denn oft ist der wahre Ursprung des Streites nicht mehr herauszufinden und wenn man dann dem einen Recht gibt, ist der andere sauer, fühlt sich weniger geliebt oder ungerecht behandelt. Das führt auf Dauer zu Unmut. Sowohl dem Geschwisterkind, als auch den Eltern gegenüber. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Streits der Kinder zu lösen. Unsere Aufgabe ist höchstens, sie zu begleiten. Ich sagte ja schon, dass das Alter zwischen 5 und 10 Jahren wichtig ist, um Streiten zu lernen. Insofern ist es wichtig, Streit unter Geschwistern zuzulassen. So können alle Kinder ihre egoistischen Interessen bis zu einem gewissen Grad durchzusetzen versuchen. Sie müssen dann aber eben auch erleben dürfen, was das mit dem anderen macht. Dass der Bruder oder die Schwester vielleicht anfängt zu weinen oder wütend zu werden, wenn ich alle Gummibärchen für mich behalte, ist ja eine immens wichtige Richtschnur für eigenes Verhalten. Und dieser schmale Grad muss für zukünftige Konflikte im Gehirn als Referenzsituationen abgespeichert werden können. Es ist völlig unnötig, sich als Erwachsene da einmischen und das gummibärchen-hortende Kind für seinen Egoismus zu schelten. Das würde den Lerneffekt eher zunichte machen, weil dann die natürliche Scham, das Geschwisterkind zum Weinen gebracht zu haben, übertüncht würde durch die Kränkung, ausgeschimpft worden zu sein. Diese Kränkung kann dem Geschwisterkind zur Last gelegt werden - wenn es nicht um Gummibärchen gebettelt hätte, wären die Eltern schließlich nicht sauer geworden. Mischen wir uns dagegen nicht ein, entsteht ein eher natürlicher Prozess: Das Kind erlebt die Folgen seines Handelns. Wenn es Gummibärchen nicht abgibt, kann es sein, dass der andere traurig wird. Das auszuhalten ist schwer. Deshalb wird es beim nächsten Mal ganz sicher zumindest eine Handvoll Gummibärchen teilen.
Gar nicht einzugreifen ist aber nicht in allen Fällen gut. Negatives Streiten in Form von unzulässiger Gewalt oder degradierenden Aussagen sollte nicht durch Ignorieren normalisiert oder unterstützt werden. Da muss von den Erwachsenen, die die Normen unserer Gesellschaft schon kennen, ganz klar gemacht werden, dass das Kind eine Grenze überschritten hat, die es nicht überschreiten darf. Das muss jedoch nicht schimpfend und zeternd sein. Oft ist das echte geschockte Lufteinziehen der Eltern und ihr entsetzter Gesichtsausdruck schon Rückmeldung genug. Und dann kann man hinterher mit ruhiger Stimme erklären, was an der Aktion des Sprösslings nicht gesellschaftskonform war.
Apropos gesellschaftskonform: Kleinkinder streiten oft handgreiflich. Da wird dem Zwillingsbruder schon mal die Buddelschippe über den Kopf gezogen oder die Schwester gekniffen. Da die neuronalen Bahnen in ihrer Kontrollschleife im Gehirn noch nicht angelegt sind, können sie in dem Alter den Impuls, zuzuhauen, nicht unterdrücken. Man kann also so viel erklären oder schimpfen wie man will, beim nächsten Ärger werden sie trotzdem wieder zuhauen. Weil sie gar nicht anders können. Beim Eingreifen in Streits müssen Erwachsene also auch immer wieder das emotional-soziale Alter der Kinder im Auge behalten und eben ihre Reaktion darauf abstimmen. Ein Einjähriges, das beißt, um den Baustein vom Bruder zu bekommen, kann im Prinzip nur seinem Impuls folgen und Aufgabe der Eltern wäre da, ihm zuvor zu kommen und ihn vom Beißen abzuhalten. Ein Zehnjähriger, der beißt, hat ganz andere neuronale Voraussetzungen und sollte seine Impulse schon so weit unter Kontrolle haben, um eben nicht zuzubeißen. Passiert es doch, wäre Aufgabe der Eltern, mit ihm zu erkunden, welche Wutsignale seines Körpers er gespürt hat und wie diese ihm helfen können, das nächste Mal aus der Situation zu gehen, bevor er zubeißt. Das ist sehr viel mehr wert, als Schimpfen und Bestrafen.
Was kann ich als Elternteil tun, wenn die Geschwister gar nicht miteinander auskommen?
Es ist eigentlich von der Natur so vorgesehen, dass Kinder, die mehrere Jahre zusammenleben, eine Bindung zueinander aufbauen, also sich gewissermaßen lieben lernen. Diese Kinder müssen nicht genetisch verwandt sein - es reicht, dass sie von den gleichen Eltern versorgt werden. Dann sehen sie sich als Geschwister an, Gene hin oder her. Nun gibt es ja unzweifelhaft trotzdem sehr viele Geschwister, die nicht miteinander auskommen oder sich gar hassen. In den allermeisten Fällen ist das zurückzuführen auf eine nicht aufgelöste nachgeburtliche Geschwisterkrise. Diese Krise - auch Enttrohnungsphase genannt - tritt etwa im ersten Jahr nach Geburt eines Geschwisterkindes auf. Ganz kritisch sind dabei meist die ersten drei Monate, aber auch die restliche Zeit ist schwierig. Das erstgeborene Kind hat oft extremen Liebeskummer, wenn ein neues Baby geboren wird. In seinen Augen betrügen seine Eltern es gerade mit dem neuen Erdenbürger. Es hat das Gefühl, nicht zu genügen und nicht mehr so geliebt zu werden, wie vorher. Oft muss es zurückstecken, weil es "doch schon groß" ist. Die Erstgeborenen reagieren dann ganz unterschiedlich. Viele werden aggressiv, manche werden selbst wieder zum Baby, andere ziehen sich zurück und verhalten sich so unauffällig, wie möglich. Wenn die Eltern auf das Verhalten ihres großen Kindes falsch reagieren - wenn sie das aggressive Kind z. B. schimpfen und bestrafen oder das regressive Kind auffordern sich nicht so babyhaft zu benehmen - dann verfestigt sich das Gefühl des Ungeliebtseins und des Weggestoßen-Werdens beim ältesten Geschwister. Es schaut eifersüchtig und neidisch auf das Nachgeborene, welches liebevoll umsorgt wird. Die eigene Verletztheit, das Gefühl der Wertlosigkeit und der scheinbare Verlust der Liebe werden dann natürlich dem kleinen Bruder oder der kleinen Schwester vorgeworfen. Er bzw. sie ist Schuld an der Misere. Der Grundstein für eine möglicherweise lebenslange Antipathie - manchmal sogar für Hass - ist gelegt. Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es also ist, das ältere Kind in der nachgeburtlichen Geschwisterkrise aufzufangen. Egal, wie gemein es sich gebärdet, Eltern sollten immer im Hinterkopf behalten: Diesem Kind wurde gerade das Herz gebrochen und es hat jedes Recht der Welt, wütend zu sein. Die Eltern müssen diese Wut auffangen und dem Kind das Gefühl geben, weiterhin so geliebt zu sein, wie vorher. Sie müssen es unbedingt lieb haben und sich nicht abwenden, weil es sich in ihren Augen falsch verhält. Das ist anstrengend, aber machbar. Und selbst, wenn die Geburt des Geschwisterkindes schon mehrere Jahre zurückliegt und die Kinder sich seitdem ständig in den Haaren hängen, ist es immer noch möglich, die Krise aufzulösen. Das ist natürlich umso schwerer, je älter die Kinder sind, aber zu spät ist es nie. Manchmal bedarf es allerdings professioneller Hilfe.
Kann ich das Verhältnis meiner Kinder positiv beeinflussen?
Neben dem eminenten Punkt, das ältere Kind in der nachgeburtliche Geschwisterkrise liebevoll zu begleiten, ist es wichtig, den Aufbau einer festen Bindung zwischen den Geschwistern zu unterstützen. Meist ist den Eltern gar nicht bewusst, dass das ein Punkt ist, auf den sie achten sollten. Ihnen ist zwar klar, dass sie selbst eine feste Bindung zum Neugeborenen aufbauen müssen - und oft wissen sie sogar sehr gut, wie das geht. Aber dass auch die Bindung zwischen den Kindern unterstützt werden muss, ist vielen Eltern nicht klar. Schon gar nicht wissen sie, wie das geht. Zwischen Kindern entwickelt sich Bindung vor allem durch Körperkontakt und durch Spielen. Die Erstgeborenen wollen ihr Geschwisterkind sehr oft berühren, meist in den unmöglichsten Situationen, z. B. wenn es schläft. Oder sie fassen es unsanft an, wollen es herumtragen, pieken ihm in die Augen etc. Die Eltern sehen das natürlich nicht so gern. Sie haben oft Angst um das Kleine und der Beschützerinstinkt wird stark getriggert, wenn das Baby zu rabiat angepackt wird. Letzten Endes sind das aber alles Versuche des großen Geschwisterkindes, Nähe und Bindung aufzubauen. Man muss ihm viele Gelegenheiten bieten, mit dem Baby zu kuscheln, es zu streicheln usw. Man muss ihm, gerade, wenn das Erstgeborene selbst noch sehr klein ist, zeigen, was sich für das Baby schön anfühlt und wie es es berühren darf. So wird das natürliche Bedürfnis in gute Bahnen gelenkt.
Positiv beeinflussen kann man das Geschwisterverhältnis auch, indem man von Hierarchien Abstand nimmt. Eigentlich sind wir es von früher gewohnt, dass das älteste Geschwisterkind die meisten Rechte, aber auch die meisten Pflichten hat. Zu den Pflichten gehörte oft auch, auf die Geschwister aufzupassen, wenn die Eltern nicht da sind. Heute wissen wir, dass diese Art von Hierarchie eher zu Stress zwischen den Kindern führt. Die Großen finden es verständlicherweise ätzend, immer die Verantwortung zu haben und darauf achten zu müssen, dass den Kleinen nichts passiert. Sie können nicht das tun, was sie wollen, also z. B. frei mit ihren Freunden rumrennen, weil da immer ein Geschwisterkind am Rockzipfel hängt. Die Kleinen wiederum mögen es nicht, vom Ältesten herumkommandiert zu werden. Der menschliche Charakter stemmt sich mit aller Kraft dagegen, beherrscht zu werden, das ist bei Erwachsenen und Kindern gleich. Auch wir Erwachsenen finden es unangenehm, gehorchen zu müssen. So geht es Kindern auch. Sie würden normalerweise ihr älteres Geschwisterkind als natürliche Autorität anerkennen, aber nicht, wenn sie nicht die freie Wahl haben. Wenn sie von den Eltern aufgezwungen bekommen, auf den älteren Bruder oder die ältere Schwester hören zu müssen, werden sie sich nur zähneknirschend fügen und jede Gelegenheit nutzen, es ihm oder ihr schwer zu machen. Günstiger ist eine Familienform, in der jedes Mitglied das Recht hat, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen - also unabhängig vom Alter eigene Entscheidungen zu treffen. Die kleineren Geschwister sind nicht gezwungen, auf das größere zu hören, können sich aber freiwillig dafür entscheiden (und tun es meist auch). Die Größeren sind nicht gezwungen, auf die Kleineren aufzupassen, können das aber freiwillig übernehmen. Für die Eltern ist diese Art des Zusammenlebens ein bisschen anstrengender, weil sie das Nein eines Kindes - z.B. das Nein des Größeren, den kleinen Bruder mit zum Eisladen zu nehmen - akzeptieren müssen. Und dann müssen sie eben überlegen, wie es anders gehen könnte: Gehen sie dann selbst mit dem Kleinen? Kann der Kleine schon allein gehen? Kann der Kleine ein bisschen abwarten und sie gehen später mit ihm? Auf der anderen Seite macht es das für Eltern aber auch leichter, weil so nämlich das ständige Gemaule und Gestreite der Geschwister wegfällt. Wer nicht zu Nähe gezwungen wird, kann entspannter beieinander sein.
Wie kann ich das Geschwisterverhältnis stärken?
Ich hatte gerade schon das gemeinsame Spielen erwähnt, das eine gute Bindung zwischen Geschwisterkindern stärkt. Normalerweise beginnen Kinder sofort mit Spielen, wenn sie von Erwachsenen in Ruhe gelassen werden. Manchmal unterscheiden sich aber die Spieltypen der Geschwister sehr, was es schwierig machen kann, ihre Interessen unter einen Hut zu bekommen. Es gibt ja z. B. Kinder, die eher am Aufbauen von Dingen interessiert sind, diese spielen dann beispielsweise gern mit Lego. Es gibt die Kinder, die gern mit kleinen Figuren und Tieren ganze Welten entstehen lassen, die Püppchen Dialoge sprechen lassen etc. Es gibt solche, die gern draußen klettern und toben und im Matsch wühlen. Und solche, die gern mit einer Freundin sprechen und eher in der Fantasie spielen: "Und ich bin die Königin und war sehr schön und du bist das Einhorn und ich finde dich verletzt im Wald, gut? - "Ja, ich lag dort, weil ich meinen Fuß in einer Schlinge verfangen hatte..." Hat man nun sehr unterschiedliche Kinder, kann das gemeinsame Spielen vielleicht nicht so leicht in den Gang kommen. Sie müssen sich dann sehr aufeinander einstellen und Brücken bauen zwischen ihren Spielwelten. Sind sich die Geschwister im Allgemeinen wohlgesonnen, klappt das aber oft. Ich rate Eltern, dieses gemeinsame Spiel unbedingt zu unterstützen, auch wenn es in ungünstigen Momenten auftaucht. Meine Kinder z. B. spielen am harmonischsten abends um 20 Uhr. Keine Ahnung, warum das so ist, aber kurz vor der Schlafenszeit sind alle drei meist ganz wunderbar zusammen im Flow und es ist eine Freude, ihnen zuzuschauen. Solches Spiel unterbreche ich nicht, auch, wenn ich eigentlich denke, sie sollten ins Bett oder wenn mein aufgeräumtes Wohnzimmer wieder unordentlich wird, weil sie Purzelbäume auf den auf den Boden gelegten Sofakissen machen. Mir ist in dem Moment wichtiger, dass sie gemeinsame entspannte, freundschaftliche Situationen erleben, denn diese stärken das Geschwisterverhältnis und wirken sich auf die Harmonie der gesamten Familie aus.
Oder haben Eltern eine unrealistische Vorstellung vom Zusammenleben der Geschwister?
Es ist ein interessantes Phänomen, dass Eltern auf der einen Seite eine sehr romantisierende Sicht auf Geschwisterschaft haben, auf der anderen Seite aber ungute Geschwisterbeziehungen fatalistisch als "Ist halt so-" annehmen. Das heißt, in den Wünschen und Fantasien der Eltern kommen Geschwisterkinder super miteinander klar, spielen lieb miteinander, halten zusammen wie Pech und Schwefel und beschützen sich gegenseitig. Wenn aber die Realität anders aussieht, also der Bruder beispielsweise die Schwester terrorisiert oder sich zwei Geschwister immer wieder gegen ein drittes zusammenschließen, dann winken Eltern oft ab und begründen das mit "So sind Geschwister halt!" Tatsächlich schreiten Eltern bei echtem Mobbing unter Geschwistern oft viel später und viel weniger intensiv ein, als bei Mobbing in der Schule!
Eine normale Geschwisterbeziehung ist eine akzeptierende. Die Brüder und Schwerstern haben eine Daseinsberechtigung und werden nicht bekämpft. Ob sich Freundschaft, Liebe oder Bindung entwickelt, hängt vielleicht auch vom Charakter der Kinder ab, aber als Eltern kann man zumindest beeinflussen, dass sie sich nicht hassen lernen. Dazu gehört, ihnen Abstand voneinander zu gewähren und darauf zu achten, dass die Grundbedürfnisse aller Kinder ausreichend befriedigt sind, und dazu gehört auch, eine positive Streitkultur vorzuleben.
Die kleine Schwester provoziert den großen Bruder, der sie wiederum haut. Was ist, wenn sie sich gegenseitig mit Absicht provozieren? (Opfer-Täter-Frage = beide fühlen sich als Opfer)
Meine Gegenfrage wäre erst einmal: Wie "provoziert" die Schwester denn den Bruder? Sehr oft ist es gerade bei sehr kleinen Kindern so, dass sie etwas tun - Schubsen z. B. - weil sie es noch nicht schaffen, ihre Wünsche anders auszudrücken. In dem Fall des Schubsens könnte der Wunsch sein, dass der Bruder mit ihr Fangen spielt. Es war also eigentlich eine freundlich gemeinte Aufforderung, die anders vom Bruder anders interpretiert wurde, nämlich feindselig. Deshalb haut er zurück. Und nun sind beide sauer - sie, weil sie doch eigentlich spielen wollte und nun Schmerzen hat, er, weil er aus heiterem Himmel geschubst wurde. Solche Fehlkommunikation ist nicht selten. Das passiert auch unter Erwachsenen. Wir kennen das durch das Vier-Ohren-Modell von Schultz von Thun. So etwas zu erkennen und dann mit den Kindern zu klären ist die ganz hohe Schule von Elternschaft. Aber wenn man sich die Mühe macht, merkt man, wie oft Geschwisterstreit eigentlich auf einem Missverständnis beruht. Mein Rat ist daher - gerade bei sehr kleinen Kindern: Gehen Sie immer vom bestmöglichen, unschuldigsten Motiv für eine Handlung aus.
Was ist, wenn immer das gleiche Kind mit dem Streiten anfängt?
Das ist wunderbar, dann wissen Sie nämlich gleich, welches Ihrer Kinder am meisten Ihrer Aufmerksamkeit und Liebe bedarf. Wenden Sie sich diesem Kind liebevoll zu, gönnen Sie ihm oder ihr Exklusivzeit mit Ihnen. Lesen Sie ihm vor, backen Sie mit ihm, spielen Sie eine Runde Fußball. Vielleicht denken Sie jetzt, dass Sie damit doch sein schlechtes Verhalten unterstützen, aber diese These ist schon lange widerlegt. Mittlerweile sind sich die Pädagogen und Erziehungswissenschaftler einig: "Schlechtes" Verhalten ist begründet in nicht befriedigten Grundbedürfnissen. Wendet man sich dem Kind zu, und erfüllt seine Bedürfnisse nach Liebe, Aufmerksamkeit und Verstandensein, verschwindet das "schlechte" Verhalten von ganz allein.
Wie lässt sich Streit vermeiden? Ist das überhaupt sinnvoll?
Es ist nicht sinnvoll, Streit zu vermeiden. Erstens, weil unsere Kinder ja streiten lernen wollen und sollen. Und zweitens, weil sich Emotionen selten einfach umlenken lassen. Nehmen wir an, unsere Kinder streiten sich laut und sind kurz davor, sich zu hauen. Wir schreiten ein, weil wir keine Handgreiflichkeiten wollen und wir müde von der Arbeit sind und uns Harmonie wünschen. Wir zwingen die Kinder also Kraft unserer Autorität, sich aus dem Weg zu gehen, am besten in unterschiedliche Zimmer. Ist der Streit dann vorbei? Eher nicht. Es ist zwar für den Moment leise, so, wie wir das wollten, aber der Konflikt schwelt jetzt im Verborgenen weiter und flammt an anderer Stelle wieder auf. Meistens sogar mit stärkerer Wucht. Lassen wir den originalen Konflikt dagegen laufen, kann es sein, dass sich die Kinder kurz und heftig in die Haare bekommen. Dass es laut wird, und jemand weint. Aber danach ist die Sache auch bereinigt. Danach können sie sich wieder annähern und oft finden sie nach so einem großen Knall überraschend schnell wieder zusammen. Aber beobachten muss man so einen Streit als Eltern schon. Es sollte nicht immer einseitig ausgehen, mit einem Sieger und einem Verlierer. Dann ist mehr Begleitung notwendig.
Sind Kinder, die sich reibungslos verstehen, "verdächtig"?
Überhaupt nicht. Sie sind nur, wie durchschlafende Babys, eher selten.
Passen Streit unter Geschwistern und ein harmonisches Familienleben zusammen?
Na klar passt das zusammen. Man kann sich ja auch mit seinem Partner oder der Partnerin streiten, und trotzdem ein harmonisches Paar sein. Streit ist doch nicht per se etwas Schlechtes. Streit hat viele gute Seiten! Es kommt nur darauf an, wie man streitet. Destruktiver Streit kann eine Beziehung zerstören - auch eine Geschwisterbeziehung - konstruktiver Streit bereichert die einzelnen Persönlichkeiten. Unser Job als Eltern ist also nicht, Streit zwischen Geschwistern zu vermeiden. Unser Job ist, ihnen beizubringen, ihre Meinung zu sagen, oder ihre Wünsche und Bedürfnisse auszudrücken, ohne den anderen klein zu machen oder zu beleidigen.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Altersunterschied und Konfliktpotenzial? Gibt es Unterschiede zwischen gleich- und gemischtgeschlechtlichen Geschwistern?
Es gibt etliche Untersuchungen, die einen solchen Zusammenhang bestätigen. Ein geringer Altersabstand, also von weniger als zwei Jahren, bedeutet meist ein größeres Konfliktpotential: Die Kinder streiten fast ununterbrochen, sind aber auch emotional sehr eng verbunden und spielen meist auch viel miteinander. Sind sie mehr als 5 Jahre auseinander, streiten sie eher selten, sind sich aber auch emotional nicht mehr so nah und finden selten zusammen ins Spiel. Gleichgeschlechtliche Geschwister streiten mehr, weil sie in größerer Konkurrenz zueinander stehen. Gemischtgeschlechtliche Geschwister streiten weniger, weil es ihnen leichter fällt, Nischen zu finden, in denen sie brillieren können und die von ihrem Geschwister nicht besetzt werden können. Ich finde solche Untersuchungen zwar interessant, aber ich denke, sie helfen den Eltern nicht wirklich weiter. Vielleicht kann man den Altersabstand der Kinder etwas beeinflussen, aber meist beschäftigt man sich mit dem Thema ja erst, wenn die Kinder schon da sind und der Altersabstand und das Geschlecht schon fest stehen. Mir ist eher wichtig, dass Eltern ihre Kinder ganz individuell betrachten. Spannender, als die Frage, wie gut oder schlecht andere Kinder mit dem selben Altersabstand miteinander zurecht kommen, ist doch vielmehr, was meine eigenen Kinder aus dieser Situation machen. Vielleicht passen Sie ja vom Charakter her wunderbar zusammen und streiten sich nie, obwohl die Statistik sagt, sie müssten? Gute Eltern lassen ihren Kinder keine Etiketten aufdrücken: Die Großen sind eben nicht immer die Vernünftigen, die Mittelkinder nicht immer die Störer und die Kleinsten nicht immer die Kreativen. Betrachtet man seine Kinder als Individuen, ist schon viel gewonnen - dann hat man nämlich ihre echten Bedürfnisse im Blick und kann diese gut beantworten. Was bringt es einem Kind langfristig, Geschwister zu haben? Welche Kompetenzen eignen sich Geschwister an, die Einzelkindern womöglich fehlen?
Es wird immer davon gesprochen, dass es wichtig für das soziale Lernen ist, Geschwister zu haben. Dass Geschwisterkinder eher Rücksichtnahme, Teilen und Freundlichkeit lernen als Einzelkinder. Dieser Ansicht bin ich nicht. Soziales Lernen passiert viel eher mit Freunden. Denn bei einer Freundin oder einem Freund kann man sich nicht leisten, ungebremst Wut oder gemeine Worte herauszulassen, ohne Gefahr zu laufen, dass die Freundschaft daran zerbricht. Um Freunde zu bleiben, müssen sich beide Parteien ein Stück weit zurücknehmen, die Wünsche des anderen anhören und einen Konsens finden. Man muss also wertschätzend miteinander umgehen. Unter Geschwistern ist asoziales Verhalten durchaus möglich - daran zerbricht vielleicht die Freundschaft der Beteiligten, aber niemals endet ihr Geschwisterdasein. Egal, wie krass man sich verhält, die Schwester bleibt immer die Schwester, der Bruder immer der Bruder.
Sind Geschwister also eher dazu da, im Sicherheitsmodus der Verwandtschaft Grenzen eines anderen zu übertreten, um herauszufinden, wie weit "zu weit gegangen" bedeutet?
Wie ich vorhin schon kurz erwähnte, braucht das menschliche Gehirn Referenzsituationen, um Impulse sozial angemessen steuern zu lernen. Haut ein kleines Kind ein anderes und dieses fängt daraufhin an zu weinen, wird das im Gehirn des Täters abgespeichert. Diese Referenzen helfen der Impulskontrolle später, in Sekundenschnelle zu entscheiden, ob ein Wutimpuls mäßigend herabgesteuert werden oder ausgeführt werden soll. Eifersucht und Wutgefühle ertragen zu lernen und den Impuls zu unterdrücken, den anderen, der einen stört, zu vernichten, ist sehr wichtig und muss Teil der Kindheit sein. Geschwister helfen dabei, doch auch mit Freunden kann man das erlernen.
Also überlegen wir weiter, ob es einen Vorteil hat, Geschwister zu haben. Geschwisterkinder sind oft sehr unterschiedlich. Darin liegt eine ein evolutionärer Sinn verborgen. Eine Familie hatte in der Vergangenheit eher eine Überlebenschance, wenn alle unterschiedliche Talente, Vorlieben und Charaktere aufwiesen. Denn in einer Krise muss es einen Anführer geben, zur Lösungsfindung braucht es einen kreativen Kopf und oft wird handwerkliches Geschick benötigt. Und sicher ist es nicht schlecht, jemanden dabei zu haben, der mit seiner unerschütterlichen Zuversicht allen Mut gibt. In Familien suchen sich Kinder sehr oft Nischen, die sie besetzen, um nicht in Konkurrenz miteinander stehen zu müssen. Helfen Geschwister also dabei, unsere Vorlieben, unsere Geschmäcker, unsere Individualität zu entwickeln und voneinander abzugrenzen? Bestimmt. Aber auch das funktioniert in einem Freundeskreis.
Und doch ist das Scheidungsrisiko bei zwei miteinander verheirateten Einzelkindern um 11% höher als bei Geschwisterkindern. Woran mag das liegen?
Ich würde sagen, was einen Geschwister lehren ist, dass andere Macken und Gewohnheiten haben. Da man mit diesen Macken und Gewohnheiten aufwächst und das menschliche Gehirn alles, was man täglich sieht als "normal" abspeichert, lernt man so schon früh, andere einfach zu nehmen, wie sie sind. Je mehr Geschwister man hat, desto breiter die Varietät der Macken und desto höher die eigene Toleranzgrenze für individuelles Verhalten. Von einer Freundin, die bei jeder Kleinigkeit in Tränen ausbricht, kann man sich genervt abwenden und die Freundschaft beenden. Bei einer Schwester geht das nicht. Man bleibt mit ihr unter einem Dach leben. Es ist - zumindest in Kindertagen - eine Zwangsgemeinschaft und man muss lernen, sich zu arrangieren. Gelernt zu haben, einen anderen zu nehmen, wie er ist, ohne ihn oder sie ändern zu wollen, kann im Leben ein unschätzbarer Vorteil sein. Es ist nah dran an dem "bedingungslosen Lieben", welches wir uns in der Beziehung zu unseren Partnern und unseren Kindern wünschen. Es ist also eigentlich nicht Gott, der uns die Gelassenheit gibt, Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können; und er gibt uns auch nicht den Mut, Dinge zu ändern, die wir ändern können, oder die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Unsere Geschwister lehren uns das.
© Snowqueen
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"Liebe Katja und liebe Danielle,
Da uns die Hirnforschung - und ganz besonders in Bezug auf Kinder - interessiert, legten wir unser eigenes Manuskript kurz zur Seite und verschlangen dieses Buch. Und es war wirklich so toll, wie versprochen - wir konnten einiges daraus mitnehmen. Heute wollen wir Euch "Hirnzellen lieben Blinde Kuh" vorstellen und auch drei Exemplare davon an Euch verlosen. Wie ihr gewinnen könnt, erfahrt ihr am Ende unserer Rezension.